Von Wüsten, Naturvölkern und wilden Tieren
Trockene Wüsten, mit die höchsten Sanddünen der Welt, ursprüngliche Landschaften und naturnahe Völker wie Himbas, Herero und San, eine faszinierende Tierwelt mit den Big Five, die Mischung aus Afrika und Europa, all das macht Namibia zu einem sehenswerten Reiseziel. Und natürlich über 300 Sonnentage im Jahr. Auf dieser Reise in den Norden Namibias verlassen wir immer wieder die üblichen touristischen Pfade, suchen nach Wüstenelefanten, besuchen die Himbas im Kaokoveld und gehen mit den Buschleuten, den San, in der Kalahari auf Pirsch. Auch der wilde und schwer erreichbare Khaudum Nationalpark stand auf dem Programm.
Namibia, der Name ist Programm. Er leitet sich von der Wüste Namib ab, die den gesamten Küstenraum einnimmt. Zu Kolonialzeiten hieß das Land noch Deutsch-Südwest. Das Land ist mit 2,2 Mio. Einwohnern nur dünn besiedelt, Amtssprache ist Englisch, der größte Teil der Bevölkerung spricht neben Bantu- oder Khoisan-Sprachen, Afrikaans, manche auch Deutsch. Unabhängig wurde das Land nach mehr als 100-jähriger Fremdbestimmung am 21. März 1990.
Hier findet sich der Reisebericht zum Herunterladen (ohne Bilder), und hier geht es zum kurzen Trailer zum Film (1.30 min.)
Unsere Route:
Vom Flughafen aus ging es erst einmal zu einem kurzen Bummel in die Hauptstadt Windhoek und dann zur Farm Heimat südöstlich gelegen. Von dort aus ging es dann nordöstlich in die Namib-Wüste zu den Dünen von Sossusvlei und zum Sesriem-Canyon. Die sehr deutsch geprägte Stadt Swakopmund war das nächste Ziel, von dort aus ging es zu den Robbenkolonien ans Kreuzkap. Es folgten der Brandberg mit den Felsmalereien und die Tour zu den Wüstenelefanten im Damaraland sowie die Gegend um Twyfelfontain. Über Sesfontain erreichten wir dann die Himbas im Kaokoveld. Allein drei Tage verbrachten wir anschließend im Etosha-Nationalpark bei vier der Big Five. Die Buschjäger, die San besuchten wir bei Tsumkwe. Wenig besucht ist auch der ganz im Norden gelegene Khaudum Nationalpark. Wieder südlich Richtung Windhoek passierten wir den Waterberg und Okahandja bevor wir wieder in Windhoek ankamen – nach 17 Tagen Norden pur.
Hier findet sich hier eine Linkliste zu Namibia
Die Hauptstadt Windhoek
Die Hauptstadt sowie wirtschaftliches und politisches Zentrum, liegt ziemlich genau im geographischen Mittelpunkt des Landes. Der Name leitet sich von Windecke oder windige Ecke ab. Rund 400.000 Menschen leben in der sehr sauberen und überschaubaren Stadt. Kleine Straßencafes und Biergärten vermitteln den Charakter einer mitteleuropäischen Stadt. Viele moderne Gebäude teilen sich das Stadtbild mit wilhelminischer Kolonialarchitektur. Windhoek gilt aufgrund sozialer Sicherheit und dem Nebeneinander der namibischen Volksgruppen als vorbildhaftes Sozialmodell einer afrikanischen Großstadt. Besuchen kann man die alte Festung der Schutztruppen mit Reiterdenkmal und Museum, das Arts- and Craftcenter mit allem was so in Namibia an Souvenirs und Kunsthandwerk hergestellt wird, die Christus-Kirche und das Zentrum Windhoeks. Wer will – wir machten es in Form einer kurzen Rundfahrt – kann auch die Township Katutura besuchen, eine ärmere Gegend, aber kein Slum. Die Stadt tut viel, verlegt Wasser- und Stromleitungen, baut feste Häuser, aber dem Zuzug der Landbevölkerung kommt man nicht hinterher. Unser Ziel war jedoch nicht Windhoek, sondern der Norden Namibias. Deswegen brachen wir nach der Ankunft am Flughafen gleich in die weite Natur Namibias auf, erst am Ende nahmen wir uns einen Tag Zeit für die Hauptstadt Namibias.
Die erste Etappe ging zu der südöstlich, etwa 120 km Fahrstrecke gelegenen Farm Heimat, an den Ausläufern der Kalahari. Hier wurden wir als erstes mit einem ausgiebigen „Frühstück (um 12 Uhr) mit vorwiegend eigenen Produkten der Farm empfangen. Nach dem Essen fuhr uns der Farmer Rainer Seifart zu einem Rinderposten auf seinem weitläufigen Farmland in einem top geflegten, offenen PickUp, der ungefähr 60 Jahre auf dem Buckel hat. Und auch schnell eine Panne hatte, so dass wir auf einen anderen umstiegen, der erst um die 35 Jahre alt war. Allein das war schon ein erster Höhepunkt, dem noch viele folgen werden. Rainer gab uns intensive Einblicke in die Arbeit der namibischen Farmer, handelt es sich bei der Farm nicht um eine reine Gästefarm, sondern um einen echten Farmbetrieb, der für interessierte Reisende vier Gästezimmer bereit hält. Er konnte uns das Farmleben – und den Einfluss der EU – sehr gut und anschaulich erzählen.
Übrigens hatte es in diesem Jahr mit über 900 mm Niederschlag in Namibia in der Regenzeit soviel geregnet, wie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nicht. Etwa viermal so viel wie normal (um die 250 mm). Dementsprechend „grün“ war die Landschaft, sogar kleine Bachläufe existierten noch und ab und an auch Wasserstellen, die sich nicht durch eine Quelle speisen. Und auch die Temperaturen waren nicht ganz „normal“. Dass es im Winter auch in Südafrika kalt wird, nichts Neues. Aber -11 °C sind doch etwas happig (natürlich Nachts). Auch für die Namibier. Die kühlen Temperaturen Nachts und am Morgen begleiteten uns die ganze Reise, also ist warme Kleidung angesagt. Während es Tagsüber doch recht angenehm warm ist. Nicht zu unterschätzen sind aber tagsüber auch die später durchgeführten Pirschfahrten im offenen Geländewagen. Der Fahrtwind kühlt doch ganz enorm, besonders am frühen Morgen und in der Dämmerung. Zwiebelschalenprinzip ist also angesagt.
Bildergalerie Farm Heimat und Fahrt in die Namib-Wüste
Vor dem Abendessen ging es dann hinaus in die Buschsavanne zu einem Sundowner, ein typischer afrikanischer Sonnenuntergang (mit einem Glas Wein oder Bier) in der Steppe. Anschließend genossen wir noch ein Abendessen vom Grill. Lamm und Warzenschwein wurde geboten mit Polenta, Reis und Salat als Beilagen. Und dann erfuhren wir noch interessantes über den südlichen Sternenhimmel, der hier so zu beobachten ist, wie es nur in dünn besiedelten Gebieten ohne Fremdlichter durch Städte möglich ist.
Die Namib-Wüste und Sossusvlei
Die Namib, die älteste Wüste der Welt, war das nächste Ziel und begleitete uns die kommenden Tage. Je röter die Farbe des Sandes, desto älter sind die Dünen. Unsere Lodge, die Namib Desert, liegt etwa 60 km von dem Eingang zum Namib-Naukluft Nationalpark entfernt, direkt an uralten, inzwischen zu Sandstein gewordenen Dünen. Namib bedeutet der Ort wo nichts ist. Ein Streifen von 2000 km Länge, ins Landesinnere reicht die Wüste rund 160 km. Die Wetterbedingungen sind extrem, tags im Sommer bis zu 60 °C, Nachts unter 0 ° C. Stellenweise hat es 70 Jahre nicht mehr geregnet. Nicht jedoch dieses Frühjahr, selbst die Dünnen am Rand der Namib sind am Fuß mit Gras bewachsen, die uns von einer früheren Reise bekannten, trockene Geröllwüste in der Ebene ist ebenfalls „grün“, nicht selten sind Springböcke, Strauße und Schakale, wir konnten auch Gnus und Oryx-Antilopen beobachten. Darüber hinaus ließen sich neben zahlreichen Vögel, auch Raubvögel, zudem Ludwigs-Trappen und sogar zwei Löffelhunde blicken, am Tage nur selten zu sehen.
Um zu der Namib Desert Lodge zu gelangen, führen wir von der Farm Heimat aus Richtung Westen etwa 280 km durch Buschsteppen und das zentralnamibische Hochland. Sanddünen, ausgetrocknete Flussbetten, einsame Farmen und schwarz-braune Felsen begleiteten uns die Tage. Im Hochland ließ sich auch ein Bergzebra blicken, sie sind größer als ihre Verwandten im Buschland und haben engere und zahlreicherer Streifen. Es fehlt auch der braune Zwischenstreifen, sie sind nur schwarz und weiß. Die Namib beherbergt zahlreiche Tiere, die sich an diese extrem trockene Wüste angepasst haben. Dazu gehören Schlangen – eine hochgiftige Puffotter hatten wir bereits gestern entdeckt – weiter Geckos, Insekten, aber auch größere Tiere wie Hyänen, Oryxantilopen, Springböcke, Strauße und Schakale. Die lebensnotwendige Feuchtigkeit in der Namib kommt vor allem durch Nebelschwaden vom Atlantik her, die Niederschlagsmenge beträgt durchschnittlich gerade mal rund 60 mm. In der Wüste findet sich auch die berühmte Welwitschia, dazu später mehr. Typisch ist auch die orangene Farbe des Sandes, ein Zeichen für das hohe Alter. Die Farbe entsteht durch Oxidation der im Sand enthaltenen Eisenionen.
Mit die höchsten Sanddünen finden sich in Sossusvlei, unserem Etappenziel am dritten Tag. Sossus bedeutet in der Sprache der Nama blinder Fluss, und Vlei ist eine Senke, ein Sumpf oder eine Pfanne. Hier finden sich Dünen mit bis zu 380 m Höhenunterschied gegenüber der Senke, mithin die höchsten der Welt. Und die höchste davon ist Big Daddy oder auch Crazy Dune genannt.
Nahe dem Parkeingang besuchten wir auf der Fahrt zum Sossusvlei jedoch erst einmal den Sesriem Cañon, der sich etwa ein bis zwei Kilometer in das Sedimentgestein gegraben hat. Sesriem kommt von sechs Riemen, das entspricht der Tiefe des Canyon, bis zu 36 m. Die Breite beträgt stellenweise nur 2 m, er hat zudem eine permanente Wasserstelle, die viele Tiere nutzen. Sechs Riemen, bestehend aus den Fellen von Oryxantilopen, waren einst erforderlich, um einen Wassereimer auf den Grund des Canyons hinabzulassen. Gebildet hat ihn über zwei Millionen Jahre der Tsauchab, heute die meiste Zeit ein Trockenfluss, der auch Sossusvlei in seltenen, regenreichen Jahren mit Wasser versorgt. Und dorthin ging es jetzt auch geradewegs.
Die von den Dünen umschlossene beige Salz-Ton-Pfanne führt in den seltenen guten Regenjahren für kurze Zeit Wasser, vier mal im letzten Jahrhundert. Und dieses Jahr, man könnte sogar baden. Wobei, in diesen Jahrzehnt steht dort auch schon zum vierten Mal Wasser, der Klimawandel lässt grüssen. Am Ende des Vlei bildete sich sogar ein mehrere Meter tiefer See. Es bietet sich an, eine der näheren Dünen zu besteigen oder um den Vlei herum zu wandern. Ein etwa halbstündiger Marsch führt zum Dead Vlei, eine alte, durch eine Düne abgeschnittene Senke, in dem bizarre abgestorbene Bäume stehen. Die toten Bäume sind teilweise sehr alt, sie verrotten in dem Klima nur sehr langsam. Früh am Morgen oder am späten Nachmittag ist das Licht- und Farbenspiel auf den Dünen am schönsten. In unserem Fall waren wir am Nachmittag unterwegs. Das hat den Vorteil, dass kaum noch Menschen unterwegs sind, die sind meist morgens dort, müssen weiter auf Ihrer Rundreise. Übernachtet man zweimal, ist der Nachmittag die bessere Wahl.
Bildergalerie Namib Wüste mit Sesriem-Canyon, Sossusvlei und der Fahrt Richtung Swakopmund
Am kommenden Tag ging es dann über 300 km weiter Richtung Nordosten, über den Kuiseb-Canyon durch karge Landschaft zum Welwitschia-Drive. Neben mehreren uns schon bekannten Tieren sahen wir auch vier der seltenen Klippspringer. Ansonsten war es über längere Strecken eine eher monotone Fahrt. Am Kuiseb endet die Sandwüste der Namib, Geologen erklären das damit, dass der Trockenfluss die Weiterverbreitung der Sanddünen Richtung Norden unterbindet. Nur an der Küste übersprungen die Dünen diese Hürde, da der Kuiseb seit der Anwesenheit der Weißen nur einmal die Küste erreichte, und das war 2011. Nördlich des Kuiseb ist die Namib eine trockene Geröllwüste. Vor Swakopmund zweigten wir noch ab, auf den Welwitschia Drive. Durch die „Mondlandschaft“ ging es zu Stellen, an der die sicherlich berühmteste Pflanze der Namib, die Welwitschia zu finden ist, ein lebendes Fossil. Sie ist im Wappen Namibias zu finden und Wappen der Stadt Windhoek. Obwohl sie mehrere Jahrhunderte alt wird, manche sagen sogar bis zu 2000 Jahre, besitzt sie nur ein einziges Blattpaar. Das jedoch wächst das ganze Leben lang und verwittert dabei an den Blattspitzen. Das Blattpaar wird bis zu 2,5 m lang, der Stamm ist verholz, reicht vier Meter in den Boden, überirdisch ist er bis zu 50 cm hoch, in Ausnahmefällen auch bis zu 1,50 m. Die ältesten oberirdischen Teile erreichen ein Alter um die zehn Jahre. Ihr weit verzweigtes Wurzelwerk mit einer tief reichenden Pfahlwurzel ermöglicht das Überleben in dieser trockenen Landschaft. Es breitet sich über einen Radius von 15 m aus. Ob die Wurzeln den Grundwasserhorizont erreichen ist wahrscheinlich, aber nicht gesichert.
Swakopmund
Durch die bizarre, nahezu vegetationslose Landschaft erreichten wir am Ende des fünften Tages die Stadt Swakopmund, eine von zahlreichen Kolonialbauten geprägte, sehr „deutsche“ Ortschaft. Hier leben die meisten deutschstämmigen Einwohner des Landes, es gibt auch eine deutsche Schule. Knapp 35.000 Einwohner bevölkern Swakopmund heute, es ist zugleich auch ein Seebad und Hauptstadt der Region Erongo im Westen Namibias am Atlantik gelegen. Zu Kolonialzeiten war Swakopmund der wichtigste Hafen für Einwanderer aus Deutschland.
Die Seebrücke am Hafen stammt aus der Zeit um 1902, ursprünglich als Landungsbrücke konzipiert und aus Holz errichtet. 1912 wurde die heutige Stahlkonstruktion erstellt. Das Wasser ist aufgrund des Benguela-Stromes recht kalt, auch im Hochsommer kostet es Überwindung, in die Fluten zu steigen.
Die Mischung aus deutsch geprägtem Seebad – etwa zehn Prozent der Einwohner sind deutschstämmig –, afrikanischer Bevölkerung und der imposanten Landschaft machen Swakopmund zu einem beliebten Ziel für Reisende und – besonders in der heißen Sommerzeit – für die Hauptstädter. Von hier aus lassen sich Panoramaflüge zu den Dünen von Sossusvlei und zur Skelettküste machen oder auch eine Bootsfahrt zu den Robben der Walfischbucht. Die aber werden wir am Kreuzkap noch in ausreichendem Maße zu sehen bekommen.
Bildergalerie Swakopmund, Robbenkolonie Cape Cross und Brandberg
Womit wir bei unserem nächsten Etappenziel wären, dem Robbenreservat am Kreuzkap, rund 120 km nördlich von Swakopmund gelegen. Als erster Europäer betrat der portugiesische Seefahrer Bartholomeus Diaz 1487 die namibische Küste beim Kreuzkap, errichtete dort ein mitgebrachtes Steinkreuz und benannte die Stelle Terra de Santa Barbara. Das Robbenreservat ist eines der größten zugänglichen Sammelgebiete der Südafrikanischen Seebären. Die Kolonie zählt bis zu 100.000 Zwergpelzrobben, die Jungen werden im Oktober und November zur Welt gebracht. In dieser Massierung sollen die Robben ein Problem für die Fischerei darstellen, weil Robben täglich etwa acht Prozent ihres Eigengewichts an Fischen fressen. Wobei, ein einziger europäischer Trawler schafft mehr. Zumal sich Robben und Menschen von der Fischarten her nur 20 % teilen. Dennoch werden eine gewisse Zahl an Robben jährlich getötet (um die 6.000), um eine Überpopulation zu vermeiden. Natürliche Feinde sind Schabrackenschakale und Hyänen, sie leben hier am Rand der Wüste und ernähren sich von Robbenjungen und Nachgeburten. Rund ein Drittel aller Jungrobben sterben, bevor sie das Erwachsenenalter erreicht haben – häufig werden sie von Erwachsenen verletzt oder erdrückt. Beeindruckend ist die Geräuschkulisse, die schiere Menge an Tieren, und, der stechende Geruch von Ammoniak.
Brandberg-Massiv
Anschließend hieß es zum zweiten mal die Namib zu durchqueren, diesmal von West Richtung Nordosten, etwa 120 km. Ziel war das Brandberg Massiv, kurz Brandberg genannt, rund 90 km Luftlinie vom Atlantik entfernt. Hier liegt Namibias höchster Berg, der Königsstein mit 2.573 m Höhe. Scheint die Sonne von Westen her auf das Brandberg Massiv, erscheinen die Berge in einer glühenden Farbe. Daher der Name. Die Herero nennen den Brandberg auch Omukuruwaro (Berg der Götter). Das Damaraland ist Stammesland, so groß wie Österreich und Schweiz zusammen und hat etwa 120.000 Einwohner. Zäune gibt es nicht. Die Gegend ist recht arm, Wellblechhütten sind keine Seltenheit. Viele Menschen lebten und leben vom Bergbau, an vielen Stellen stehen Steinverkäufer, die Mineralien anbieten. Im Damaraland werden wir uns die nächsten Tage aufhalten.
Sehenswert im Brandbergmassiv ist die Felsmalerei der 45 cm großen „Weißen Dame“, entdeckt 1917. Das Gemälde auf Stein inspirierte Wissenschaftler zu den kühnsten Theorien über die Ureinwohner des südlichen Afrika. Inzwischen herrscht soweit Einigkeit, dass es wohl keine Frau ist, die dargestellt wird, sondern ein Krieger oder Schamane mit Jagdausrüstung. Daneben finden sich zahlreiche weitere Jäger mit Speeren und Bögen und typisches Jagdwild wie Oryxantilopen und Zebras. Das Alter der Zeichnungen wird auf 2000 bis 4000 Jahre geschätzt. Man erreicht die „Weiße Dame“ nach einer rund einstündigen Wanderung durch eine faszinierende Bergwelt, die von einem Bach durchschlängelt wird. Schilfartige Pflanzen, manches erinnert mehr an Feuchtgebiete als an eine Halbwüste. Dieses Jahr wenigstens, geschuldet den ausgiebigen Regenfällen. Aber auch in normalen Jahren (80 mm Niederschlag) gelten die Granitberge als Wasserspeicher, das Fauna und Flora schon immer anzog. Und auch die Menschen. Am Brandberg wurden bis heute rund 50.000 Felsmalereien an über 1000 Fundorten entdeckt. Sie liegen zumeist geschützt an Überhängen in unzugänglichem Gelände. Die Zeichnungen zeigen auf, dass früher hier ein hoher Tierreichtum vorhanden gewesen sein muss. Hier zeigt sich auch ein Nachteil des Tourismus, so wurden viele Malereien überschmiert und zerstört, die weiße Dame ist inzwischen durch ein Gitter geschützt. Besuchen kann man die Malereien inzwischen nur noch mit Führer. Weitere Felsmalereien gibt es an der Spitzkoppe und in Twyfelfontein, das wir am übernächsten Tag besuchen werde,.
Am nunmehr siebten Tag stand ein Höhepunkt bevor, mit offenem Ausgang – eine Tour im offenen Unimog ins Reich der Wüstenelefanten. Zuerst ging es jedoch Richtung Norden weiter durchs Damaraland etwa 180 km zur Twyfelfontein Country Lodge – unterbrochen von mehreren Stopps bei „Läden“ der Damaras, die Steine, Mineralien und typische Stoffpuppen feilbieten. Reetdächer, Naturstein und -farben sorgen dafür, dass die Logde wunderbar in die Landschaft passt. Am frühen Nachmittag ging die Suche dann los. Wobei Suche, die Lodge-Angestellten wussten in etwa, wo sich die Elefanten zu dieser Zeit aufhalten. Also war die Chance gut, die Wüstenelefanten auch zu finden. Nur, sie ließen sich nicht blicken, so ist halt die Natur: Spuren gab es genug, Trittspuren, Kothaufen en massé, nur nicht die Verursacher. Dennoch war es eine lohnende Fahrt, wir sahen Oryx, Strauße und eine große Herde an Springböcken und lernten von unserem Guide und Fahrer Siggi, einem in Österreich geborenen Namibier, viel über die Natur und auch die Elefanten.
Einiges Wissenswertes: In Wüsten leben Elefanten gewöhnlich nicht, einzige Ausnahme, eben die in der Namib. Die Wüstenelefanten haben sich ihrem Lebensraum speziell angepasst, etwa durch eine Verbreiterung der Sohlenauflage um auf dem Sand besser voranzukommen. Zudem ist ihre Haut ledrig und hitzeresistenter, und die Tiere sind verhältnismäßig klein – im Vergleich zu ihren Brüdern in der Etosha-Pfanne. Ihnen reicht auch alle vier Tage eine Wasserstelle, alle anderen Elefanten müssen einmal täglich eine aufsuchen.
Übrigens, das Essen in Namibia ist vorzüglich, sei es Fisch an der Küste, Wild in einer Vielfalt wie wir es in Europa nicht kennen, und auch nicht im restlichen südlichen Afrika, oder der Wein – der zugegebener Weise aus Südafrika stammt. Keine Probleme mit dem Essen, und auch nicht mit Salat oder Eis. Ohne Gewähr natürlich, in unserem Fall hat es wunderbar geklappt.
Twyvelfontain
Von der Lodge aus ging es am nächsten Tag rund 5 Minuten Fahrtstrecke in die Twyfelfontein-Region, bislang einziges Weltkulturerbe der Unesco in Namibia. Grund dafür sind einige der besten Felsgravuren im südlichen Afrika. Twyfelfontain ist der Name einer Quelle und eines Tales im Damara-Bergland. Von den früheren Einwohnern Uri-Ais, springende Quelle genannt, benannten sie weiße Farmer 1947 in Twyfelfontain um, da sie nicht mehr zuverlässig Wasser spendete (Twyfel bedeutet Zweifel). Und heute heißt das ganze Tal so, die Farmwirtschaft wurde übrigens 1964 aufgegeben.
In der Gegend wurden bis heute etwa 2.500 steinzeitlichen Gravuren auf glatten Sandsteinplatten gefunden. Viele Tiere, Menschen und Tier-Mensch-Gestalten sowie abstrakte Muster und Punktreihen lassen sich entdecken. Am bekanntesten ist ein Löwe mit senkrecht abgeknicktem Schwanz. Die Bestimmung ihres Alters ist schwierig, da es nur anhand indirekter Anhaltspunkte wie der Oberflächenverwitterung geschätzt werden kann. Als gesichert gilt nur, dass die ältesten etwa 5000 Jahre alt sind. Von wem sie stammen und welche Bedeutung sie hatten, das alles bleibt ein Mysterium und der Spekulation überlassen. Auch die Archäologie hilft nicht weiter.
Weiter Richtung Norden, insgesamt etwas über 200 km. Unterwegs konnten wir mehrere große Herden an Springböcken, zahlreiche Bergzebras, einige Strauße, Schakale und die ersten Giraffen beobachten und fotografieren. Hier leben sie noch ursprünglich, nicht in einem abgesperrten Nationalpark, sondern wie früher schon in einem freien Areal, in dem auch Menschen leben. Nur die Elefanten ließen sich nicht blicken, ihre Spuren waren jedoch zahlreich, Kot und Trittspuren. Sollen doch um die 1000 wieder hier leben, aber über die riesige Fläche relativiert sich das wieder. Abends erreichten wir dann unsere Lodge Fort Sesfontain, eine Oase in afrikanischer Wildnis, gelegen im Kaokoveld. Sie wurde authentisch aus der Ruine eines historischen Forts aus dem Jahre 1896 detailgetreu errichtet. Der Einsatz landestypischer Bauweisen wie Lehmbau, Natursteinböden und Holzunterdecken vermitteln eine besondere Atmosphäre von Ursprünglichkeit.
Bildergalerie Unterwegs im Damaraland und bei Twyvelfontain
Am folgenden Tag ging es in das Kaokoveld. Es gilt als eine der letzten einsamen und wilden Gegenden Namibias. Besonders der Westen ist dünn oder gar nicht besiedelt. Vorankommen geht nur mit einem Geländewagen auf teilweise abenteuerlichen Naturpisten. Die rund 50.000 Quadratkilometer große trockene Region im Nordwesten Namibias grenzt im Westen an die Skelettküste, im Norden an den Kunene, dem Grenzfluss zu Angola. Weniger als 350 mm jährlicher Niederschlag machen Ackerbau nicht möglich, dementsprechend leben die hier ansässigen Himbas und Hereros als Jäger und Sammler oder auch Viehzüchter – und von den Touristen, auf die sie sich eingestellt haben ohne jedoch ihre Traditionen zu opfern.
Bekannt ist die Region durch einen inzwischen wieder reichen Wildbestand, Wilderei wird konsequent bekämpft. So finden sich hier Nashörner und auch die Wüstenelefanten. Mancher Orten sind die Elefanten sogar wieder zu einem „Problem“ herangereift, einzelne Tiere mussten sogar geschossen werden.
Von der Sesfontain Lodge aus ging es mit einem Himba am folgenden Morgen dann ins Kaokoveld, den Lebensraum der Himba. Sie gehören zu den letzten afrikanischen (halb) – nomadisch, nach traditionellen Formen lebenden afrikanischen Völkern. In einem Dorf der Himbas kamen wir mit ihrer Kultur und Lebensweise in Berührung. Etwa 7000 Menschen soll dieses Hirtenvolk noch umfassen. Sie leben in materiell extrem einfachen Verhältnissen und mussten schon in frühen Zeiten um Almosen bitten, daher der Name Himba, ein Wort, das sich von Ovahimba ableitet und Bettler bedeutet. Dennoch, arm sind sie eigentlich nicht, des Viehbestandes wegen.
Bildergalerie Kaokoveld mit Fort Sesfontain und den Himbas
Besondere Bedeutung haben bei den Himba Kleidung, Haartracht und Schmuck, sie sind Teil einer alten Tradition. Wobei, ihre Bekleidung – sowohl die der Männer wie die der Frauen – beschränkt sich auf den ersten Blick auf knappe Lendenschurze aus Kalbsleder und Fell und gelegentlich selbst angefertigte Sandalen (aus alten Autoreifen). Anders sieht es bei Haartracht und Schmuck aus. Schon Neugeborene tragen Perlenketten, später kommen Armreifen aus getriebenem Kupfer und Muscheln hinzu.
Bemerkenswert ist, dass es die Frauen sind, welche die alten Traditionen aufrecht erhalten. Die sind jedoch gefährdet, kommen Kinder in die Schule, müssen sie sich den „normalen“ Regeln unterwerfen und „verlernen“ die Traditionen. Viele Männer haben sich sowieso dem Westen angepasst und lassen sich auch nicht mit ihren Frauen fotografieren. Für uns führten die Himbafrauen einige traditionelle Tänze auf, ihr Lohn war der Kauf einiger handwerklicher Arbeiten. Zudem brachten wir der Familie aus etwa 20 Leuten einen Sack Hirsemehl, Vaseline für ihre Hautcreme, Zucker und diverse andere Grundnahrungsmittel mit.
Vom Himba-Dorf aus ging es noch auf einer etwas schwierigeren Piste zum Ongongo-Fluss, der ganzjährig Wasser führt und sogar einen kleinen Wasserfall ausbildet. Der Pool davor eignete sich wunderbar zum Erfrischen in Form eines Bades. Kristallklares Wasser, in dem wir sogar eine Wasserschildkröte entdeckten, und das mitten in einer Halbwüste. Anschließens ging es zurück zur Sesfontain-Lodge um am nächsten Tag in aller Frühe die rund 520 km, unsere längste Tagesetappe, zu unserem nächsten Ziel zurückzulegen, dem Etosha Nationalpark. Deswegen hieß es sehr früh los, um die ersten 340 km über Opuwo, die „Hauptstadt“ des Kaokovelds, bis zu der westlichen Grenze des Parkes möglichst früh zu erreichen. Den westlichen Teil darf man nur mit einer Sondergenehmigung und Führer durchqueren.
Etosha-Nationalpark
Über 22.000 Quadratkilometer umfasst der Etosha-Nationalpark. Der Name stammt aus dem Oshivambo und bedeutet so viel wie „großer weißer Platz“, entsprechend der etwa 6.000 km⊃2; großen Salzpfanne im Zentrum des Parks. Sie ist von Gras- und Dornsavannen umgeben, dem Mopane-Buschland, sowie einem Trockenwald im Nordosten. Der östliche Teil ist für Touristen mit dem Pkw frei zugänglich. Einlass ist immer ab Sonnenaufgang, hat man keine Unterkunft im Park, muss man ihn bis zum Sonnenuntergang verlassen haben. Das Verlassen der Fahrzeuge ist aus Sicherheitsgründen verboten. Vor der Einzäunung des Parks konnten die Tiere bei Trockenheit Richtung Kunene ziehen. Heute gibt es künstliche Wasserstellen, die das Überleben ermöglichen und gerade in der Trockenzeit, im Winter (unser Sommer), sich gut eignen um die Tiere zu beobachten. Früher – vor zwei Millionen Jahren – gab es hier einen riesigen See, die heutige Salzpfanne. In seltenen Fällen füllt sie sich bei stärkeren Regenfällen mit Wasser, und das war bei uns der Fall. Auch war alles recht grün, dennoch fanden sich die meisten Tiere in der Umgebung der Wasserstellen wieder.
Bildergalerie durch den Westen des Etsoha-Nationalparkes bis Okaukuejo
Bildergalerie Etosha-Nationalpark, Löwen, Elefanten und mehr
Zu finden sind im Park vier der klassischen Big Five: Darunter verstanden früher die Afrika bereisenden Großwildjäger die fünf großen Säugetiere Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard, deren Trophäen das Hauptziel ihrer Jagdsafaris waren. Büffel finden sich hier jedoch nicht.
Wir sahen bei der gemütlichen Fahrt zu unserem Domizil Okaukuejo schon recht stattliche Herden von Berg- (ganz im Westen) und Steppenzebras, Springböcken und Kudus, auch Oryx-Antilopen, Kuhantilopen und Giraffen ließen sich blicken. Natürlich auch Schakale. Aber ein Höhepunkt bot sich uns gleich am Morgen des folgenden Tages auf einer Pirschfahrt im offenen Geländewagen. Zwei Löwen hatten ein Zebra gerissen und verspeisten es genüsslich. Und das mal gerade etwa sieben bis acht Meter neben unserem Fahrzeug. Ein sehr seltener Glücksfall, nicht unbedingt für das Zebra, aber für uns. Und kurz darauf zerlegte eine ganze Meute von Schakalen einen Springbock. Dann sichteten wir eine Herde von 24 Elefanten. Generell hatten wir viel Glück in den drei Tagen in der Etosha-Pfanne. Insgesamt sahen und filmten wir auch einige seltene Tiere. Alles in allem kamen vor unser Objektiv und unsere Augen folgende Tiere: Springbock, Berg- und Steppenzebra, Kudu, Impallas, Oryx-Antilopen, Kuhantilope, Streifengnu, Elen-Antilope, Steinbock, Giraffen, Löwen, Elefanten, Spitzmaulnashorn, Schakale, Warzenschweine, Löffelhund, ein sehr seltener Erdwolf, an kleinen Säugetieren Fuchsmangusten, Zebramangusten, eine Schlanke Manguste und Erd- sowie Streifenhörnchen. Mehr als erwartet. Und ja, auch ihn sahen wir, wenn auch nur sehr kurz, einen Leoparden. Auch die Reste einer Leopardenmahlzeit ließ sich entdecken, hoch oben im Baum, sicher verwahrt vor Löwen. Abends an der beleuchteten Wasserstelle von der Lodge aus fanden sich u. a. Elefanten, Spitzmaulnashörner, Giraffen, Zebras… ein. Was fehlte noch: zum Beispiel Breitmaulnashörner und Geparde. Aber das wäre zu viel verlangt.
Für die Vogelkundigen: Identifizieren konnten wir Strauße, Perlhühner, Fleckenflughuhn, Sekretäre, Riesentrappen (mit die schwersten flugfähigen Vögel), Rotschopf- und Gaggeltrappen, Webervögel, Raub- und Kampfadler, Ohren- und Weißrippengeier, Falken, den Hellen Singhabicht, Sperber, Tokus, Kron- und Waffenkiebitz, Kapkrähen, Doppelband-Rennvogel, Gabelraken (Botswanas Nationalvogel) und Blauraken, grauer Toko, Rotschulterglanzstar, Bienenfresser, Enten, Pelikane, Grau- und Kuhreiher sowie Flamingos in der Ferne.
Bildergalerie Tiere der Namib, die schönsten Aufnahmen
Besucht wurde natürlich auch die Salzpfanne, eine sich endlos vor dem Auge ausbreitende absolut ebene weiße Salzfläche mit flimmernden Fata Morganen, normalerweise. Aber was war dieses Jahr normal. Diesmal war es ein großer, bis zu zwei Meter tiefer See. Am frühen Abend verließen wir den Park am östlichen Ausgang Fort Namutoni Richtung Tsumeb, einen kleinen Ort, Ausgangspunkt für die Fahrt zu den Buschleuten.
Kalahari
Im hohen Norden des Landes ändert sich auch die Landschaft. Die Region zwischen dem Etosha Nationalpark und Angola ist flach, grün und dichter besiedelt. Der Boden ist sandig, Felsen und Steine selten. Die Ebene ist von Senken durchzogen, die sich in der Regenzeit mit Wasser füllen. Ursprünglich gab es auch Wälder, die jedoch wurden abgeholzt. Zu finden sind noch vereinzelte mächtige Affenbrotbäume, markante Makalani-Palmen und im Nordwesten Mapone-Wälder. Die Tiere sind in den südlich gelegenen Etosha-Park abgewandert, Wild ist hier nicht mehr zu finden.
Am folgenden Tag ging es dann in den äußersten Nordosten Namibias rund 360 km weit in die Kalahari. Die Kalahari ist eine Sandwüste aus überwiegend feinpulverigem, rotem Sand und erstreckt sich von der nördlichen Kapprovinz in Südafrika durch Namibia und Botswana hindurch – hier findet sich der größte Teil, die Zentral-Kalahari – bis nach Angola und Sambia, umfasst etwa eine Fläche von über als 1,2 Mio. Quadratkilometer.
Unsere Unterkunft war die rustikale Tsumkwe Country Lodge kurz vor der Grenze von Botswana. Es ist eine sehr selten bereiste Region und ein Platz der Stille, wo sich die Bekanntschaft mit einer fremden Kultur machen lässt, den Buschleuten. Sie nennen sich selber San. Die Juhoansi sind ein seltener Stamm der Buschleute, die noch weitgehend autonom leben und im Rahmen eines behutsamen Projekts mit der Tsumkwe Lodge, Besuchern einen einmaligen Einblick in ihre heutige Lebensweise, und das traditionelle Leben als Jäger und Sammler bieten.
Die San gelten mit als die ersten Bewohner Afrikas, sollen sogar möglicherweise an der Wurzel des menschlichen Stammbaumes stehen, wie genetische Untersuchungen zeigten. Vor 2000 Jahren lebten noch geschätzt 300.000 bis 400.000 San im gesamten südlichen Afrika, heute sollen es noch um die 100.000 sein, davon 30.000 in Namibia. Ein Großteil arbeitet auf Farmen als Arbeiter, nur noch wenige leben auf traditionelle Art und Weise, vorwiegend in der Kalahari, ein wichtiges Rückzugsgebiet. Es gibt auch Quellen, nach denen die Zahlen deutlich niedriger seien.
Die San jagen mit Wurfspeeren sowie Pfeil und Bogen. Die Pfeile, mit denen sie zum Beispiel Antilopen jagen, sind mit einer braunen Flüssigkeit aus dem Körper gesammelter Diamphida-Larven vergiftet. Die San zählen 55 Arten von Säugetieren, auch Giraffen, sowie Vögeln, Reptilien und Insekten wie Termiten zu den jagdbaren Tieren. Im Laufe eines Jahres legen sie bei ihren Jagdzügen bis zu 4000 km zurück. Die Ausdauerjagd ist übrigens die älteste Form der menschlichen Jagd und beruht auf der gegenüber fast allen Säugetieren überlegenen Ausdauer des Menschen beim Laufen. Die San erlegen noch heute schnelle Tiere wie Steinböcke und Zebras ohne weit reichende Waffen, indem sie so lange hinter diesen herlaufen, bis diese entkräftet zusammen brechen. Bis zu 40 Stunden dauert die Verfolgung einer großen Kudu-Antilope bis zu deren Erschöpfung. Die Beute reicht von Termiten bis zu Giraffen. Während der Jagd kauen sie oft auf Stücken der Hoodia, dies unterdrückt das Hunger- und Durstgefühl. Gegessen wird während der Jagd wenig. Allerdings greifen die San-Jäger gelegentlich auf vorher im Jagdgebiet vergrabene und mit Wasser gefüllte Straußeneier zurück. Das Wasser wird auch durch Abschöpfen des morgendlichen Taus gewonnen.
Die Frauen fangen gelegentlich kleine Tiere wie Hasen, tragen durch das Sammeln von Nüssen, Wurzeln und Beeren dennoch den größten Teil zur Ernährung bei. Immerhin sammeln sie hier in Namibia 85 essbare Pflanzenarten.
Am Nachmittag gingen wir mit etwa zwölf San auf eine Wanderung. Die Sprache der San besteht aus Schnalzlauten, als wenn ein Xylophon leise seine Holztasten klopft. Bei so einer Wanderung suchen sie nach Wasserwurzeln, von der eine Familie einen ganzen Tag satt wird. Dabei stießen wir auf diverse andere saftige Knollen – wer wollte, konnte sie probieren. Der Geschmack erinnerte etwas an Rettiche. Alles in allem eine hochinteressante Wanderung über drei Stunden, in dem sich viel über die Lebensweise der San erfahren ließ. Der Lohn für die Buschmenschen: ein „guter“ Preis für die anschließen angebotenen Handarbeitswaren, benötigen sie das Geld doch für ihre Kinder und die Schule.
Khaudum-Nationalpark
Am nunmehr 15. Tag ging es in den Khaudum-Nationalpark, dem wildesten und am schwersten erreichbaren in ganz Namibia. Das zeigte schon die Anfahrt. Für die 60 km von der Lodge in Tsumkem aus sollte man ruhig 2 ½ Stunden einfach einrechnen. Er liegt südlich des Eingangs zum Caprivi-Streifen und wird nur selten besucht. Hier kann man auch das Fahrzeug verlassen, es gibt keine diesbezüglichen Vorschriften. Auf eigenes Risiko natürlich. Der Park umfasst etwa 4000 km⊃2; und ist touristisch praktisch nicht erschlossen. In dem Park sind ausgedehnte Trockenwälder mit riesigen Affenbrotbäumen zu finden sowie eine zahl- und artenreiche Fauna.
Wir besuchten den südlichen Teil, die Sikereti Sektion. In den Wintermonaten wie jetzt sind die Chancen groß, an den Wasserlöchern zahlreiche Großtiere zu beobachten. Theoretisch. Bei uns kam an der Parkgrenze leider ein Lagerschaden am Geländewagen in die Quere, und das Ersatzfahrzeug, welches der Fahrer per Sattelitentelefon angefordert hatte, ließ drei Stunden auf sich warten. Wir schafften es zwar vorher noch an ein Wasserloch, um die Zeit wenigstens mit Tierbeobachtungen zu verbringen, blicken ließen sich aber nur zwei Warzenschweine. Das Ersatzfahrzeug von der Lodge für diese Tour, ein alter umgebauter Armeelaster, jedoch machte einen solchen Lärm, dass alle Tiere schon von weiten verjagt wurden. Selbst eine stattliche Elefantenherde suchte das Weite, so sahen wir wenigsten Elefanten einmal etwas schneller unterwegs. Also brachen wir die Tour ab und fuhren zurück in die Lodge. Was mit dem Armeelaster gut 3 ½ Stunden dauerte, für rund 70 km. Gut, in der Dämmerung sahen wir Hyäenhunde, die seltener als Leoparden seien. Sie sind nahezu ausgestorben und gelten als die seltensten Raubtiere des südlichen Afrikas.
Landschaftlich ist der Park dennoch grandios, er kann ja nichts für ein defektes Radlager und ein mieses Ersatzfahrzeug. Geben soll es in dem Park große Herden von Elefanten (eine sahen wir ja), weiter Giraffen, Gnus, viele Antilopen Arten, Tüpfel-Hyänen, Löwen und Leoparden. Um den Park herum gibt es keinen Zaun, so können die Tiere ihre angestammten Routen zwischen Namibia und Botswana sowie in den Caprivi folgen.
Zurück Richtung Windhoek
Von jetzt an ging es südlich zurück Richtung Windhoek durch weite Savannen und Buschmannland. Erstes Etappenziel war Grootfontain. 20 km westlich lässt sich mit dem Hoba-Meteoriten der bislang größte auf der Erde gefundene Meteorit bestaunen. Die Angaben über das Gewicht schwanken zwischen 50 und 60 Tonnen, die Abmessungen betragen 2,70 m × 2.70 m × 0,90 m. Es handelt sich um einen Eisen-Nickel-Meteorit. Er schlug vor etwa 80.000 Jahren auf der Erde ein.
Etwa 100 km entfernt lag dann unser nächstes Ziel, die Gabus Game Ranch, eine Wildtierfarm, geführt von einem deutschstämmigen Ehepaar in vierter Generation. Vor 16 Jahren gaben die heutigen Inhaber Heinz und Heidi Kuehl die Landwirtschaft auf und setzten auf einen ökologischen Tourismus. Auf den 6000 ha Farmgelände ist eine größere Artenvielfalt anzutreffen, als in der Etosha-Pfanne. Natürlich nicht von de Menge her. Die Lodge ist eine absolute Empfehlung was Zimmer, Küche, Ambiente und auch die Inhaber selbst betrifft. Ein Ort, an dem man mehrere Tage verweilen sollte.
Am Abend noch ging es gleich mit einem Jeep Baujahr 1973 in die Berge zu einer kleinen Wein- und Essensprobe mit einem wunderschönen Ausblick. Hier im Karstgebirge um Otavi gibt es einzelne Weinbauern, die für einen Wüstenstaat wie Namibia ungewöhnlich sind. Dieses Unterfangen ist eine Seltenheit und auch Risiko. Probiert haben wir einen weißen Colombard (Rebsorte), einen roten Cuvee und eine Shiraz – von der Kristallkellerei Omaruru. Und man muss sagen, die Weine waren vorzüglich. In Deutschland sind sie jedoch direkt nicht zu bekommen, da sind die Mengen zu gering. Und dieses Jahr fiel die Weinlese sogar aus, wegen dem regenreichen Frühjahr. Die Trauben sind schlicht verfault.
Am Morgen ging es mit Heinz dann noch zu einer Pirschfahrt, die so ganz anders war als in der Etosha-Pfanne. Zwar sah man weniger Tiere als in der Etosha-Pfanne, die zudem noch scheuer waren. Aber die Fahrt allein und die Landschaft, einfach Genuss pur. Auch konnte man aussteigen und filmen wie es beliebte. Zu sehen bekamen wir Weißschwanzgnus, Kudus, Kuhantilopen, Springböcke, Giraffen, Warzenschweine, Paviane, einen Klippschliefer und erstmals Damara dik-diks, die kleinste Antilopenart in Namibia, sowie Wasserböcke, die in Südafrika heimisch sind und eingeführt wurden. Spuren von Leoparden und Geparden konnten wir auch entdecken, jedoch keine leibhaftigen Tiere. Zum anschließenden Brunch, die Pirschfahrt begann recht früh, wurden wieder landestypische Speisen aufgetischt. Der Abschied fiel diesmal recht schwer, sollten wir aber wieder mal in dieser Gegend sein, hier werden einige Tage eingeplant.
Weiter ging es zurück Richtung Windhoek. Nahe Okahandja liegt das Waterberg-Massiv. Leider reichte die Zeit nicht, um in zu besuchen. Der Waterberg ist ein markanter Tafelberg, der etwa 200 m aus seiner Umgebung herausragt. Das Massiv ist rund 48 km lang und 15 km breit, umfasst mithin über 40.000 ha. Auf dem Plateau ist ein Nationalpark eingerichtet. Bekannt ist das Massiv durch die Schlacht am Waterberg am 11. und 12. August 1904 während des Aufstands der Herero und Nama. Die Schlacht endete in einem Völkermord, mehrheitlich waren Frauen und Kinder die Opfer. Insgesamt kamen in Namibia bis zu 80 Prozent des Hererovolkes während der deutschen Kolonialzeit um. Auch Okahandja ist eng mit der Geschichte der Hereros verknüpft. Auf dem Friedhof in der Nähe der Missionskirche sind die Gräber ihrer Häuptlinge Tjamuaha, Maharero, Samuel Maharero und Hosea Kutako zu finden. Besuchens wert ist die Stadt auch wegen ihrer zwei Märkte mit afrikanischem Kunsthandwerk. Hier ist alles zu finden, was in Namibia aus Holz hergestellt wird. Handeln ist ein Muss, die Stände unterscheiden sich kaum. Findet man hier die richtigen Souvenirs, heißt es kurz vor Windhoek zuzugreifen, sind die Preise doch niedriger als in der Hauptstadt. Was natürlich nicht den Bummel in Windhoek ersetzt.
Am nunmehr 18. Tag ging es dann zurück Windhoek. Bevor es abends wieder zurück nach Deutschland ging, bot sich noch die Gelegenheit, die auf 1650 m Höhe liegende namibische Hauptstadt wie am Anfang beschrieben zu besichtigen.
Resümee
Abseits der üblichen touristischen Highlights bietet Namibia besonders viel Ursprünglichkeit, insbesondere was den hohen Norden betrifft. Wenngleich es nicht immer einfach ist, an die jeweiligen Stellen zu kommen und dafür auch ausreichend Zeit einzuplanen ist. Dem fiel der ebenfalls zu empfehlende Süden zum Opfer. Aber die Dünenlandschaften, die Tierwelt, die Menschen, auch die indigenen Stämme wie die Buschmenschen und die Himbas, die wir besuchen durften, sind eine Reise allemal wert. Wir waren nun zum zweiten mal in Namibia, es wird nicht das letzte mal sein. Wobei generell das südliche Afrika für Reisen lohnt. Und weniger ist mehr. So sollte man ab und zu einen Tag Ruhezeit einplanen, schön wäre es zum Beispiel auf der Gabus Game Ranch, etwa 370 km nördlich von Windhoek. Reist man im Winter, ist warme Kleidung angesagt. Es kann nachts schon bitterkalt werden, Heizungen gibt es nicht. So betrug die Temperatur in der Tsumkwe Country Lodge in den Zimmern morgens gerade mal 12 °C. Hier ist auch gut zu überlegen, ob man die 60 km in den Park fahren will. Auf jeden Fall sollte es ein besserer Geländewagen sein, als uns zur Verfügung gestellt wurde – eine Sache der Lodge. Auf der anderen Seite erlebten wir durch die Panne, wie schnell man festsitzen kann, und dann wandelt sich die faszinierende Natur und Tierwelt schnell in einen „Gegner“. Für uns Reisende ohne Auto oder Wasser eine lebensfeindliche Umgebung, für die San Heimat, die in und mit der Natur leben können. Die San lohnen auf jeden Fall eine Fahrt in diese Region, auch ohne den Khaudum-Nationalpark. Pirschfahrten in den offenen Geländewagen verlangen auch bei wärmerer Witterung warme Kleidung im Zwiebelschalensystem. Aber auch die klassischen Höhepunkte lohnen immer wieder: Sossusvlei, Swakopmund, Cape Cross, Twyvelfontain, Brandberg, und natürlich die Etosha-Pfanne.
Quellen: Internetrecherche, Wikipedia, Eigene Erlebnisse, Werner Götz, Juli 2011, Winnenden