Von Cusco nach Manaus – Unterwegs in Peru, Bolivien und Brasilien
Teil 1 von Cusco bis zur bolivianischen Grenze
Eine Expedition in touristisch unerschlossenes Gebiet, besonders zwischen Puerto Maldonada in Peru und Riberalta in Bolivien, das war unsere Tour im November und Dezember 2013 in den Regenwald Amazoniens. Wir durchquerten dabei Peru, Bolivien und Brasilien. Schon die Grenzübertritte sind eine eigene Geschichte wert. Kaum Straßen und Wege, unterwegs ist man meisten auf dem Wasser. Kaum Infrastruktur, Camping im Freien auf Feldbetten unter Moskitonetzen oder in einfachen Lodges und Ranger-Stationen verlangten ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Zwei Köche sorgten für die notwendige Kalorienzufuhr, unterwegs war man auf Trampelpfaden und den im Amazonasbecken typischen, überdachten langen Booten mit Außenborder. Manches ging schief, häufig musste improvisiert werden, aber das gehört einfach zu so einer Reise dazu. Dennoch bei weitem nicht so „extrem“ wie unsere Expedition im Sommer 2012 in den Dschungel von West-Papua. Hier geht es zum zweiten Teil des Reiseberichtes und hier findet sich der Film-Trailer zur DVD.
Eine Reisereportage in Buchform ist übrigens auf Amazon und Co. sowie im Buchhandel erhältlich. Auch als eBook. Mehr dazu hier.
Zur Bildergalerie der – subjektiv betrachtet – schönsten Aufnahmen der Reise, eine kleine Auswahl
Der Lohn für die Anstrengungen: Natur pur, exotische Tiere, Papageien-lecken, Goldsucher und Eindrücke aus einer anderen Welt, besonders im armen Bolivien. Teilweise ein Kontrast und richtig erholsam dagegen Brasilien. Wir badeten in Flüssen, fuhren Motorrad-Taxis und auf der Ladefläche eines LKW mit einer Beinahe-Katastrophe, überquerten Ländergrenzen mitten im Regenwald, lernten Bürokratie von einer anderen Seite lernen. Ohne den Einsatz unserer Guides Marco und Brian wären wir wohl daran gescheitert. Startpunkt war Cusco in den peruanischen Anden, Ziel Manaus, bekannt durch das Teatro Amazonas.
Die Route
Ausgangspunkt war Cusco, die alte Inkahauptstadt in den Anden. Von hier aus ging es mit einem Kleinbus über die Anden und weiter eine spektakuläre, aber nicht ungefährliche Piste die Anden den Bergnebelwald hinunter bis nach Pillcopata im Manu Nationalreservat. Weiter mit dem Boot in sechs Tagen auf dem Madre de Dios und dem Tambopata bis nach Puerto Maldonado, unterbrochen von diversen Exkursionen. Die letzte Etappe bis zu der Goldwäscherstadt mit Taxen, einer Fähre und dem Bus. Hier wurde eine (ungeplante) Ruhepause von zwei Tagen eingelegt, da vorgesehene Touren entfielen. Wieder auf dem Boot den Madre de Dios weiter, einen 2-tägigen Abstecher auf dem Rio Heath gemacht, ein Grenzfluss zwischen Bolivien und Peru, und rein nach Bolivien. Nach weiteren sechs Tagen Sena erreicht, von hier aus ging es auf der Pritsche eines LKWs und mittels einer abenteuerlichen Fähre nach Riberalta. Es folgte Porto Velho in Brasilien, Manaus (mit dem Flugzeug) und ein dreitägiger Abstecher an den Urubu. Alles in allem rund 3000 km ohne Flug.
Dieser Reisebericht ist nur eine Kurzversion. Eine ausführliche Reisereportage mit viel Erlebtem und Hintergrund gibt es ab Herbst/Winter in Buchform zu erwerben.
Interaktive Karte über die Route
Der Startpunkt: Cuzco – die Hauptstadt des alten Inkareiches
Schon 2008 waren wir mehrere Tage in Cuzco. Deswegen hielten wir diesmal nur einen Tag auf. Alte Kulturen standen auf dieser Reise nicht im Fokus, mich zog es in den Regenwald. Also den Markt San Pedro besucht, etwas durch die alte Innenstadt gebummelt, den Placa de Armas, den Waffenplatz genossen. Auch stand ein Kennenlernen der Expeditionsteilnehmer an, die ich nicht schon von früheren Reisen her kannte. Es regnete immer wieder kräftig, quasi als Einstimmung auf die Tour, die ja zu Beginn der Regenzeit stattfand.
Zur Einstimmung ging es zudem in das kleine Museo de Plantas Sagradas, Magicas y Mediciales. Hier lässt sich ein erster Eindruck von der Pflanzenvielfalt im Amazonas gewinnen, im speziellen bei den Heil- und Zauberpflanzen.
Da wir diesmal direkt von Lima aus in die auf knapp 3500 m Höhe liegende Stadt flogen, fand keine Akklimatisierung an die Höhe statt. Dennoch überstanden alle den Höhenwechsel ohne größere Probleme.
Hier geht es zum Reisebericht aus 2007 u. a. mit sechs Tagen Cusco und Umgebung.
Fahrt in das Amazonas-Becken
Am Montagmorgen ging es dann richtig los. Ein Kleinbus für die Expeditionsteilnehmer und ein zweites Fahrzeug für unser Gepäck, trotzdem war es sehr eng. Daran würden wir uns noch gewöhnen müssen, an die Enge, was Busse, Taxen und dergleichen anging.
Also raus aus Cuzco mit den in Lateinamerika üblichen Straßenverhältnissen. Schon kurz, etwa 30 km nach Cuzco, ein Stopp. In Coroposa finden sich eine ganze Reihe von Bäckereien die ihre Waren vorwiegend nach Cuzco liefern. Gebacken wird in Lehmöfen. 220 km, davon etwa das erste Viertel der Strecke geteert, geht es insgesamt bis zu unserem ersten Tagesziel, Pillcopata. Es folgt eine Schotter- und Lehmpiste, die es später noch in sich hat. Unser Ziel Pillcopata ist die einzige etwas größere Ansiedlung im Manu-Nationalreservat. Kurz danach im Hafen von Atalaya endet die Straße.
Der erste Teil ging durch die Anden auf einer verhältnismäßig guten, wenn auch engen Piste. Immer wieder fantastische Ausblicke in die Landschaft. Ein Muss ist der Stopp im hübschen Andendorf Paucartambo. Mittags erreichten wir dann den Pass Abra Ajanaco, zugleich Grenze zum Manu-Nationalreservat auf knapp 3850 m NN.
Nach dem Pass ging es also die nebeligen Hänge bergab. Denn dieser Teil des Parks ist ein Bergnebelwald. Die folgenden sechs Stunden benötigten wir für die vielleicht 70 km (geschätzt), inklusive rund zwei Stunden Pause. Und den größten Teil davon für die 50 km den Bergnebelwald herunter. Auf einer engen einspurigen Piste, stellenweise direkt am senkrechten Hang gelegen ohne irgendeine Begrenzung, das hat schon was. Enge Kehren, Erdrutsche, schmale Tunnels, eigentlich Löcher im Fels, manchmal hängt das Rad am Abgrund, atemberaubende Schluchten. Immer wieder notdürftige Baustellen, die Straße auch mal für eine halbe Stunde durch einen Bagger gesperrt der gerade einen Erdrutsch wegräumt. Diese Piste bei strömenden Regen zu fahren dürfte ein enormes Wagnis sein, schon bei trockenem Wetter ist sie nicht ohne.
Ausblicke laden immer wieder zu Stopps ein. Hier konnten wir während einer Essenspause den Nationalvogel Guatemalas, einen Quetztal beobachten. Im Gallito de las Rocas‐Rerservat, auf der Strecke gelegen, ließ sich dann von einer Beobachtungsplattform der seltene Nationalvogel Perus beobachten, der „Gallito de las Rocas“, ein Felsenhahn, auch Andenfelsenhahn genannt.
Bildergalerie über die Fahrt in das Amazonas-Becken bis nach Pillcopata
In der Dunkelheit kamen wir dann deutlich später als geplant in Pillcopata an, nachdem die Straße kurz davor noch einmal etwa eine halbe Stunde gesperrt war. Das Manu-Nationalreservat, in dem die Siedlung liegt, gilt als das wichtigste Perus. Auf einer Fläche von über 1,8 Millionen Hektar und Höhenlagen zwischen 365 und 4000 m bietet er Lebensraum für mehr als 1000 Vogelarten, 200 Säugetiere, darunter 13 Affenarten, eine Vielzahl bunter Schmetterlinge aller Größen und 15.000 bekannte Pflanzenarten. 1973 gegründet, war der Park einer der ersten Nationalparks Perus. Die Unesco hat ihn 1987 zum Weltnaturerbe der Menschheit ernannt.
Der Zugang zum Nationalpark ist sehr eingeschränkt. Die Kernzone, die 81,5 Prozent ausmacht, darf nicht betreten werden. Ausgenommen davon sind kleine Indianerstämme, die keinen Kontakt zur Außenwelt wünschen. Weitere 13,5 Prozent dürfen nur mit Erlaubnis für Forschung und eingeschränkten Tourismus betreten werden, sind zugleich Puffer zur Kernzone. Die restlichen 5 Prozent dienen menschlicher Besiedelung, wobei die Fläche meist den Indios vorbehalten ist.
Auf dem Madre de Dios
Der Río Madre de Dios (spanisch für „Muttergottes-Fluss“) begleitete uns die nächsten 14 Tage immer wieder durch Peru und Bolivien, erreicht nach etwa 460 Kilometern bei der Stadt Puerto Heath die Grenze nach Bolivien. Nach weiteren 480 km vereinigt er sich bei Riberalta mit dem Río Beni. Der Fluss mäandriert auf seiner gesamten Länge und verändert seinen Lauf und seine Länge ständig. Er ist die Hauptverkehrsader eines sehr wenig erschlossenen Gebietes, unterbrochen von kleineren Stromschnellen. An seinen Ufern ist noch wenig Land unter Kultur genommen. Auch für uns ist er Fortbewegungsmittel (respektive das Boot) Nummer Eins. Insgesamt ist er 1400 km lang.
Vor der Flussfahrt verbrachten wir erst noch die Nacht in Pillcopata. Die Ortschaft ist eine der wenigen Siedlungen im Manu Nationalpark. Etwa 2000 Menschen leben hier und in der Umgebung. Typische Holzbaracken prägen die Ansiedlung, vielleicht 100 an der Zahl. Immer mal wieder ein Laden, Werkstätten, eine breite von Schlamm-Pfützen und Schlaglöchern übersäte Lehmstraße.
Es regnete die ganze Nacht sehr kräftig, ohne Unterlass. Vorbote für unsere Dschungeltour? Das Trommeln auf dem Blechdach ließ einen zuerst kaum schlafen, zudem die Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit auch nicht gerade sehr förderlich waren. Nach dem Frühstück und einem Bummel durch den Ort ging es dann die letzten 30 km auf der dann endenden Straße zum Hafen Atalaya.
Nach zehn/fünfzehn Minuten ein erster Stopp an einer Art privaten Hilfsstation mitten im Regenwald für verletzte Tiere. Zugleich betreibt der Besitzer eine genehmigte Coca-Plantage für medizinische Zwecke. Zu sehen waren Aras, ein Dreifinger-Faultier, ein Zwergameisenbär, ein Kapuzineraffe, Wasserschwein und Hühnervögeln. Alle übrigens frei herumlaufend, sie könnten den Ort verlassen.
Kaum eine viertel Stunde später wieder ein Stopp, hier fand sich eine Art botanischer Garten in Sachen Orchideen. Des Inhabers Profession ist der Schutz seltener Arten. Auf seinem Gelände hütet er momentan ungefähr 220 Arten, ein Eldorado für Orchideensammler.
Dann, nach weiteren 30 Minuten der Hafen Atalaya. Ein paar Bretterbuden, ein paar kleine, für die Region typische überdachte Holzboote mit Außenborder. Wir benötigten zwei davon, eines für unsere Köche, Gepäck, Lebensmittel, Feldbetten und der Expeditionsausrüstung, das andere für uns und das Tagesgepäck.
Weiter ging es nun sechs Tage auf dem Rio Madre de Dios bis Puerto Maldonado, unserem nächsten Etappenziel. Zwischen hier und der Stadt liegt nichts außer Regenwald, keine Infrastruktur, keine Straßen, keine größeren, nur einige wenige kleinere Siedlungen, einzelne Ranger-Stationen, alles nur über den Wasserweg zu erreichen.
Nach 20 Minuten Fahrt flussaufwärts ein erster Halt. Auf gut ausgetretenen Pfaden ging es teilweise durch Wasser (Wichtig: Gummistiefel mit guten Sohlen sind ein Muss im Dschungel, nicht nur wenn man die Boote auf den schlammigen Ufern verlässt) zu einer kleinen Lagune Namens Machu Cocha (Cocha steht für See). Auf einfachen Holzflössen ließen sich am Rand der Lagune Hoatzine beobachten, quasi Urzeitvögel. Jung besitzen sie noch Krallen zum Klettern und ein an Wiederkäuer erinnerndes Verdauungssystem. Avisiert waren auch Riesen-Fischotter, die aber ließen sich nicht blicken.
Zurück auf dem Boot wechselten wir quasi nur das Flussufer, suchten eine Kiesbank. Zeit für das Mittagessen. Gekocht wurde von Genaro und Hipolito auf dem schwankenden zweiten Boot, für die richtige Temperatur sorgte ein Gaskocher. Da Kiesbänke an Ufern eines Dschungelflusses recht selten sind, wurde übrigens meist in der Flussmitte gespeist, auf den miteinander vertäuten Booten.
Von unserem Rastplatz aus wollten wir in einer einstündigen Wanderung durch den Regenwald einen riesigen Kapokbaum besichtigen. Der Marsch war aber nach etwa zehn Minuten schon wieder beendet. Ein Fluss ließ sich nicht mehr durchwaten und im Gegensatz zu der Expedition in West Papua hatten wir diesmal keine Träger mit Äxten dabei, die schnell mal ein paar Bäume fällten und Übergänge schufen. Denke wäre hier auch nicht erlaubt, da wir uns ja im Manu Nationalreservat befinden.
Also weiter auf dem Madre de Dios zu unserem geplanten Tagesziel, einer einfachen, kleinen Lodge namens Sogade Oho. Abends dann noch eine Nachtwanderung, aber wie sich zeigt wurde es dann schnell hektisch für mich als Filmer, denn fünf Minuten warten bis die Technik bereit und gerichtet war, war anscheinend zu viel. Also hinterher gehetzt. Obwohl ausreichend Zeit da war, ging es in diesem Tempo weiter so dass Filmen und Fotografieren nur sehr eingeschränkt möglich war. Schade. Zumal diese Eile auch tagsüber immer wieder vorkam um dann am Tagesziel mehrere Stunden Zeit totzuschlagen. Wäre auch anders machbar gewesen. Hätte man die folgenden Etappen richtig eingeschätzt.
Am Morgen ging es mit dem Boot weiter, unser heutiges Ziel war eine kleine Siedlung Namens Boca Manu. Etwa sechs Stunden mit dem Boot entfernt. 90 Minuten entfernt fand sich etwas Besonderes für einen Regenwald: heiße Quellen, die zum Baden einladen. Das Wasser kommt mit etwa 76 °C aus der Erde, wird mit Holzrinnen zu einem kleinen Bassin geleitet. Die Temperatur betrug um die 35 °C. Ähnlich wie im Dschungel. Das Wasser riecht stark nach Schwefel und hinterher auch der ganze Körper. Bei uns wäre das Wellness und müsste teuer bezahlt werden.
Weiter mit dem Boot. Übrigens hat es seit Pillcopata kaum mehr geregnet, nur ein paar Tropfen, mehr nicht. Am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich Bocu Manu, eine Siedlung mit etwa 150 Einwohnern die von der Landwirtschaft und Fischerei leben. Holzbaracken, Läden, eine Schule und sogar eine Art Krankenhaus finden sich hier. Ein Generator produziert von etwa 19 bis gegen 22 Uhr Strom. Gelegenheit die Akkus zu laden. Übernachtet wurde in einfachen, sauberen Holzhütten. Innen zwei Betten mit Moskitonetzen, die braucht man hier generell, wie guten Insektenschutz.
Am nächsten Morgen starteten wir gegen sechs Uhr, Ziel der kurzen Fahrt und Wanderung war eine kleine Lagune. Hier sahen wir kurz auch zwei der großen Fischotter, wenigstens deren Köpfe. Das nächste Ziel war dann nach weiteren zwei Stunden erreicht, Maquisapoy, Ausgangspunkt für den Marsch zu einer Tapir-Plattform. Heute Nacht wollen wir die seltenen, scheuen Tiere beobachten. Immerhin die größten Säugetiere Südamerikas, wie es heißt. Etwa 30 bis 40 Minuten Fußmarsch im Dschungel entfernt befindet sich eine Lehmlecke, die die Tiere des Nachts gern aufsuchen. Vorher ging es aber noch zu einer metallenen Plattform, quasi einem Stahlturm mit 35 m Höhe, von dem man aus über das Dach des Dschungels blicken kann.
Auf der etwa vier/fünf Meter hohen hölzernen Plattform befanden etwa 15 Matratzen (60 cm breit) eng nebeneinander, auf ihnen lag man bäuchlings unter einem Moskitonetz und konnte die Tapirlecke in etwa 50 m Entfernung beobachten. Die Tapire benötigen die Minerale in dem Lehm um Gifte in den häufig unreifen Früchten zu neutralisieren. Deswegen kommen sie immer wieder an solche Stellen und fressen eben diesen Lehm. Genauso wie Sittiche, Amazonen und Aras, die wir später noch beobachten konnten
Gegen acht Uhr erschien in der Dunkelheit tatsächlich der erste Tapir. Ein gewaltiges Tier, einem Wildschwein ähnlich mit einem Rüssel. Bis gegen 24 Uhr sahen wir fünf Mal Tapire, es dürfte sich dabei um insgesamt zwei verschiedene Tiere gehandelt haben.
Ara-Lecke Blanquillo
Viertel vor Vier früh Morgens der Aufbruch. Nur wenige Minuten zum Packen der Videoausrüstung, in Dunkelheit mit der Stirnlampe. Zum Glück nichts übersehen. Zurück durch den dunklen Regenwald zu der Lodge, und nach einer kurzen Pause weiter mit dem Boot. Unser Ziel, die Ara-Lecke in Blanquillo. Da der ganze Bereich überschwemmt war, konnten wir sogar mit dem Boot über einen Seitenarm des Flusses bis zu der Plattform fahren und stiegen direkt dort aus. Ob erlaubt oder nicht, keine Ahnung.
Das Boot verließ die Plattform anschließend, sollte uns etwa drei Stunden später gegen neun Uhr wieder abholen.
Die Geräuschkulisse war schon beeindruckend. Zahlreiche Aras, Amazonen und Sittiche saßen in den Bäumen über der Lehmwand, flatterten durch die Gegend, machten einen Lärm, stritten sich und schmusten. Meistens traten sie paarweise auf. Salz-/Lehmlecken sind ideale Stellen, um Papageie zu beobachten. Sie suchen die Lecken auf um den Lehm zu fressen. Darin enthaltene Stoffe neutralisieren die ungesunden Alkaloide und Tannine etwa unreifer Früchte und mancher Samen, die die Papageien fressen.
Bildergalerie Manu Nationalpark
Nach einer Weile ließen sich die Aras, Amazonen und Sittiche zu dem Lehmufer herunter. Das Schauspiel dauerte um eine Stunde, endete erst, als unser Boot kam. Erst vor ihm wichen sie mit lautem Geschimpfe. Vorher schien kaum etwas die Vögel wirklich zu stören, eigentlich sind sie scheu und sehr empfindlich. Doch selbst Toilettengänge auf der Plattform ignorierten sie. Ungewöhnlich.
Weiter ging es auf dem Madre de Dios mit dem Ziel Puerto Maldonada. Mit dem Boot zuerst etwa zweieinhalb Stunden bis Boca Colorado. Hier hieß es dann, sich von den Bootsbesatzungen zu verabschieden. Weiter mit mehreren PKWs über eine Dschungelpiste bis zum Rio Inambari, mit Booten über den Fluss und die letzte Strecke mit einem sehr engen Kleinbus knapp drei Stunden durch eine von Menschenhand deutlich veränderte Landschaft. Gerodete Flächen mit Viehhaltung und Plantagen dominierten an der Straße. Ziel war die Anaconda-Lodge nahe der Stadt. Hier verbrachten wir dann zwei Nächte, denn der am Folgetag vorgesehene Beginn unsere Tour in den Tambopata-Nationalpark mit Besuch und Übernachtung bei einem Schamanen wurde gestrichen. Sollte ein Höhepunkt der Tour sein. Und die Alternative war keine wirkliche: ein kurzer Besuch eines Schamanen in einer Stadtwohnung. Dann lieber in der Stadt unterwegs gewesen, zwei Gramm Amazonasgold eingekauft.
Transportmittel der Wahl sind hier die dreirädrigen Mopeds, die Platz für 2 oder 3 Mitfahrer bieten und hier neben Motorradtaxen das Hauptverkehrsmittel stellen. Autos sind eher rar. Die Stadt erlebt die letzten Jahre einen richtigen Boom, heute leben um die 80.000 Menschen hier. Der Grund: Gold. Das Waschen ist zwar illegal, dennoch leben nach Schätzung unseres Guides etwa 50.000 Menschen direkt und indirekt davon.
Bildergalerie Fahrt nach/ und Puerto Maldonado
Am Sonntag, dem achten Tag ging es dann wieder weiter. Es stand die nur selten von Besuchern bereiste Etappe am Rio Heath und durch Bolivien an. Geschlafen wird auf Feldbetten unter Moskitonetzen im Freien unter einer Plastikplane oder in einfachen Unterkünften, sofern vorhanden. Sieben Tage dauerte die Etappe bis Riberalta in Bolivien, inklusive Abstechern in den Tambopata-Nationalpark und dem Rio Heath. Heute lagen etwa 120 km vor uns, bis zu dem Lager im Regenwald. Morgen ging es dann die gleiche Strecke wieder zurück, weiter auf dem Madre de Dios Richtung Bolivien.
Unser Lager hatte schon bessere Zeiten gesehen. Ein paar Holzpflöcke, einige Querbalken, löchrige blaue Plastikplanen darüber, das war´s. Aber der Boden war eben und picobello sauber. Hier fließt des Öfteren Wasser durch. Unsere Helfer besserten die Folie aus, bauten zwei neue Unterstände und darunter kamen die Feldbetten und darüber die Moskitonetze an Schnüren aufgehängt. Auf der Nachtwanderung entdeckten wir diesmal eine kleine Baumechse, Spinnen, auch eine größere, Frösche, eine Taube, eine Fledermaus und weiteres kleines Getier.
Um 5 Uhr am kommenden Morgen ging es dann zu einer weiteren Papageienlecke. Beobachten konnten wir hier ebenfalls diverse Aras, etwa Blue and Yellow Macaws, Scarlet Macaws oder den Red and Green Macaw, um nur ein paar zu nennen.
Sechs Stunden Bootsfahren stand dann auf dem Programm bis zu unserem nächsten Lager auf dem Weg zum Lago Valencia an der bolivianischen Grenze. Erst zurück auf dem Tambopata nach Puerto Maldonado, hier wurden die Vorräte und das Benzin aufgefüllt für die nächste, 5-tägige Etappe. Im Schatten hatte die Temperatur inzwischen 37 °C erreicht. Weiter dann auf dem Madre de Dios, knapp eine Stunde bis zu einer Lodge – sogar mit Dusche.
27,2 °C war übrigens die tiefste Temperatur in dieser Nacht. Morgens ging es erst um neun Uhr los – außergewöhnlich, der erste Stopp folgte auf der Insel der Affen. Hier sollen fünf verschieden Arten an Affen leben und sich auch beobachten lassen. Was uns aber erwartete waren Unmengen an hungrigen Moskitos. Nur keine Affen. Und Moskitosprays, die ignorierten viele der Viecher einfach. Also nach einer Stunde weiter mit dem Boot, ohne auch nur einen Affen gesehen zu haben.
Die letzte halbe von den folgenden drei Stunden ging durch einen engen Seitenarm, bis wir den See erreichten. Erst mal einen Platz zum Übernachten gesucht dann ab zum Piranha-Angeln. Ganz zum Abendessen reichte der Fang dann doch nicht, gegrillt gaben sie jedoch eine gute Vorspeise ab.
Es ist 3.40 Uhr am nächsten Morgen. Auch hier gibt es Hähne. Einen direkt neben dem Lager. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Also halbwach weitergedöst und gegen sechs Uhr viel zu früh aufgestanden. Denn auch heute sollte es erst um neun Uhr weitergehen. Es hat immer noch 28 °C. Früher als geplant ging es dann die 12 km durch den Seitenarm zurück und weiter auf dem Rio Madre de Dios die zwei Stunden bis zur bolivianischen Grenze.
Am peruanischen Kontrollpunkt müssen wir nicht einmal aus dem Boot raus. Unser Guide Victor – er kam in Puerto Maldonado zusätzlich an Bord für Bolivien – erledigte die Formalitäten. Ging recht flott, offiziell habe wir die Ausreiseformalitäten schon vor ein paar Tagen in Puerto Maldonado erledigt. 200 m weiter dann der bolivianische Kontrollpunkt, ein kleiner Militärposten…