Vietnam 2024 – Land des Lächelns

Unterwegs in Vietnam – von Hanoi nach Saigon

Tag 1 – Hanoi, der erste Eindruck

Wir sind pünktlich in Hanoi – der Stadt zwischen den Flüssen – gelandet, brauchten für Ausstieg, Grenzkontrolle und Koffer holen gerade mal fünfzehn Minuten . Schon gegen acht Uhr standen wir in der Hotellobby mitten in der Altstadt Hanois, einchecken ging natürlich erst gegen Mittag.
Also Koffer ins Eck gestellt und ab in die Altstadt. Man kann von hier aus alles wichtige zu Fuß machen oder mit der Rischka, einem Moped oder auch mit dem Taxi. Der erste Eindruck, eine junge Stadt von den Menschen her. Die Hauptstadt Vietnams hat derzeit zehn Millionen Einwohner, viele davon sind recht jung. Vor sechs Jahren waren es noch unter vier Millionen in der zweitgrößten Stadt des Landes und die meisten fuhren Fahrrad. Heute hat fast jeder ein Moped und auch Autos sind nicht mehr selten. Entsprechend ist die Luftqualität. Elektromobilität ist hier auch noch lange ein Fremdwort, aber es gäbe eine ökologische Lösung: eFuels, also synthetischen Treibstoffe. Aber die will im reichen Europa ja niemand. Wirtschaftlich geht es in Vietnam deutlich aufwärts. Zumal sich das kommunistische Regime wirtschaftlich liberaler gibt und den Menschen hier etwas Freiheit. Nur der Regierung unangenehme (politische) Gedanken sind nicht gestattet.
Da viele Menschen inzwischen motorisiert sind, ist der Verkehr recht chaotisch, Regeln gibt es anscheinend kaum. Dafür läuft es aber erstaunlich flüssig. Regeln gibt es, um als Fußgänger die Straßen zu überqueren, egal ob kleine Seitengasse oder mehrspurige Straße: immer ruhig und bestimmt bleiben; immer rechts und links schauen – auch bei Einbahnstraßen, die spielt für die Rollerfahrer häufig keine Rolle, genauso wenig wie die Richtung einer Spur; immer langsam und kontinuierlich laufen; niemals zurücktreten, damit rechnet hier niemand. Zudem läuft man meisten sowieso auf der Straße, die Gehsteige stehen voll mit Rollern, Garküchen oder sonst irdend etwas.
Viele Gebäude in der Altstadt stammen aus der französischen Kolonialzeit – jedenfalls was der Vietnamkrieg verschont ließ. Die Franzosen rissen Ende des 19. Jahrhunderts die alten Gebäude ab, schütteten Seen und Kanäle zu und legten breite, baumgesäumte Alleen mit Oper, Kirchen, öffentlichen Bauten und Luxusvillen an, zerstörten damit große Teile der Stadt, machten sie zum Verwaltungszentrum von Französisch-Indochina. Selbst die etwa tausend Jahre alte kaiserliche Zitadelle und den Kaiserpalast schliffen sie zum großen Teil, so dass kaum mehr etwas übrigblieb. Der Rest schaffte es aber immer noch zu einem Weltkulturerbe der Unesco.
Zwischendurch checkten wir in unsere Zimmer ein, weiter in der Altstadt umrundeten wir den Hoan Kiem-See mit dem Turtle-Tower und besichtigten den Ngoc Son-Temple aus dem 19. Jahrhundert, einem wichtigen Heiligtum. Das taten auch viele Vietnamesen. Er ist dem größten Militärstrategen Trang Hung Dao aus dem 13. Jahrhundert gewidmet, einem Nationalhelden.
Abends suchten wir dann noch ein landestypisches Restaurant nahe dem Hotel auf. Zwei Hauptmahlzeiten (einmal Nudelgericht und eine Terrine Nudelsuppe mit Rind und Geflügel) sowie die Getränke kosteten umgerechnet 7,84 Euro. Recht teuer, eine Flaschen Hanoi-Bier für 94 Cent…

Hier geht es zu dem Reisebericht auf meinem Blog auf FindPenguin mit den täglichen Berichten – auf meiner Website hier findet sich eine etwas kürzere Zusammenfassung.

Tag 2 – Die Altstadt, Konfuzius und der Markt

Hanoi ist die älteste der noch existierenden Hauptstädte Südostasiens. Belegt ist sie in ihrem Gründungsjahr 1010 als Zitadelle Thăng Long. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Hanoi wiederholt erobert, verlor dabei seinen Status als Hauptstadt und man hat die Stadt mehrfach umbenannt. Zwischen 1946 und 1954 war die Stadt im Indochinakrieg Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Franzosen und den Việt-Minh. Im Vietnamkrieges bombardierten die Amerikaner Hanoi zwischen 1966 bis 1972 mehrmals. Ein Angriff zum Weihnachtsfest 1972 zerstörte bald ein Viertel der Stadt. Je nach Quelle zwischen 20.000 und 36.000 Tonnen Bomben wurfen die Amerikaner damals über der Stadt ab, in Dresden waren es 2.660 Tonnen.
Dennoch kommt man bei einem Spaziergang durch die Altstadt an vielen Pagoden und Tempeln vorbei. Hier im alten Quartier lässt sich das vietnamesische Stadtleben wunderbar beobachten. Man teil die engen Gassen mit vielen Menschen, Motorrollern, Autos, Verkaufsständen und Straßenküchen, gesessen wird auf kleinen Plastikstühlen.


Unser erster Gang führte uns zum Tempel des Konfuzius, auch Literaturtempel genannt. Erbaut um 1070 handelt es sich um die erste Akademie des Landes. Hier unterrichtete man die Eliten des Landes von 1076 an bis 1915. In jüngerer Zeit adelte man das bedeutende Heiligtum als Weltkulturerbe der Unesco.
Ein konfuzianischer Tempel ist ein Ort der Weisheit, eine Idee, die auf die Traditionen von Konfuzius mit seinen Schüler zurückgeht. Die Lehren des Konfuzius basieren auf vier Säulen: Menschlichkeit, Sittlichkeit, Rechtschaffenheit / Gerechtigkeit sowie Riten. 
Dann ging es mit einer Rischka ans andere Ende der Altstadt, hier bummelten wir durch enge Gassen mit zahllosen Geschäften und Straßenläden sowie und über einen lebhaften Markt. Eingekauft wird nicht selten gleich vom Moped aus, auf dem auch ein/zwei Kinder sitzen. Ohne abzusteigen. So teilen sich die engen Markgassen Menschen und Menschen auf Mopeds, in etwa gleich in der Zahl. Erhältlich ist vom Gemüse über Kräuter, Obst, frischem Meeresgetier und Fisch – der teilweise noch zappelt – bis zum Fleisch eigentlich alles.

Tag 3 – Vespatour und Puppenspieler

Morgens ging es erst mal mit zwei Vespas und Fahrern als Sozien in das Umland Hanois. Unsere Fahrer schlängeln sich gekonnt und flott durch den morgendlichen Verkehr – Einbahnstraßen, rote Ampeln und was auch immer werden komplett ignoriert. Wir überqueren die spektakuläre Long Bien Brücke, die die Franzosen zwischen 1899 und 1902 von rund 3000 Vietnamesen erbauen ließen. Zu nutzen nur für Fußgänger, Fahrradfahrer, Mopeds und dem Zug. Mit Zufahrten 2,3 Kilometer lang überquert sie den an dieser Stelle 900 m breiten Roten Fluss. Im Vietnamkrieg 14 Mal bombardiert, reparierte man sie nach dem Krieg.
Weiter ging es entlang großer Reisfelder. Vietnam ist einer der größten Reisproduzenten und auch Exporteure mit 8,13 Millionen Tonnen in 2023. Aber die Arbeit ist schon recht schwer, das Sähen und Ernten erledigen eigentlich nur die Frauen. Gelegenheit sich dies näher anzuschauen. Die Landwirtschaft begleitete uns auch weiterhin auf der Tour durch die ländlichen Dörfer, obwohl kaum mehr als zehn Kilometer von Hanoi entfernt.


Auch zwei Tempel wurden besichtigt, etwa der vom König An Duong aus dem Jahr 257 v. Chr. Unterwegs gab es natürlich auch eine Teepause sowie ein frühes Mittagessen in einer kleinen dörflichen Garküche. Zurück in Hanoi ging es nach rund fünf Stunden wieder durch den wuseligen Verkehr. Für Stopps an den Zuggleisen quer durch die Altstadt, in einem Cafe – Spezialität hier in Hanoi ist Eierkaffee mit einer dicken Schicht aus frisch geschlagenem Eigelb – und bei einer Seidenstickerei reichte es ebenfalls. 
Nachmittags trafen wir uns dann mit einem örtlichen Guide, der uns noch einmal durch die Altstadt und besonders den Markt führte und vieles erklärte, bevor wir uns ins Wasserpuppentheater aufmachten. Derartiges gibt es nur in Vietnam und es soll schon im 11. Jahrhundert fester Bestandteil des kulturellen Lebens gewesen sein. Ein kleines Orchester begrüßt das Publikum und begleitete die ganze Aufführung. Die Bühne ist ein Wasserbecken, darin stehen hinter einem geflochtenem Bambusvorhang die Puppenspieler. Mit drei bis vier Meter langen Stangen bedienen sie die 30 Zentimeter bis einem Meter großen und ein bis fünf Kilogramm schweren Wasserpuppen – nicht zu sehen, befinden sich die Stangen doch unterhalb des Wasserspiegels, die Puppen oberhalb. Bewegliche Gliedmaßen und den Kopf steuert man mittels Seilzügen.

Tag 3, Abends – Mit dem Chapa-Express nach Lao Cai im Norden

254 Kilometer lang ist die Strecke mit dem Nachtzug nach Lao Cai, direkt an der chinesischen Grenze gelegen. Den nehmen wir. Besonders spektakulär ist die Fahrt ganz am Anfang, direkt durch schmale Gassen in der Altstadt nur ein/zwei Meter von den Häusern, Cafe´s und Läden entfernt. Mehrmals am Tag und in der Nacht rattert ein Zug durch die enge Train Street. Ertönt der Pfiff der Lokomotive, räumen die Straßenhändler in Windeseile ihre Waren von den Schienen, springen Touristen zur Seite und fotografieren, was das Zeug hält. Auch wenn das Betreten der engen Gasse unter Strafe steht. Solange keine Polizei in der Nähe ist, interessiert das niemanden. Die ist nur selten da. Offiziell sind die Cafe´s und Läden seit Ende 2019 aus Sicherheitsgründen geschlossen, wir saßen aber selbst in einem und genossen den Trubel. Und es gibt Dutzende, voll mit Menschen.


Es folgt die Long Bien-Brücke, die wir tags zuvor mit den Vespas befuhren. Dann schläft man, ist es doch dunkle Nacht, nichts mehr groß zu sehen. Außerdem startet der Zug um 22 Uhr, Ankunft morgens um 6.45 Uhr. Der Chapa Express Train – so der Name – wurde im Juni 2014 in Betrieb genommen und ist damit einer der neuesten Züge in Vietnam. Der Zug ist pünktlich, unser Fahrzeug mit Fahrer und Guide – einer Angehörigen eines regionalen Bergstammes für die Weiterfahrt nach Bac Ha und Sapa sind auch schon da. Ein kurzes Stopp am chinesischen Grenzübergang, weiter geht es zum etwa 90 Fahrminuten entfernten Markt von Bac Ha.

Tag 4 – Der Markt von Bac Ha

Immer sonntags findet der Markt von Bac Ha statt, herrscht lebhafter Trubel, treffen sich hier viele Einheimische, häufig aus den umliegenden Bergen. Besonders am ersten Markt nach Neujahr, wo er während des Tete-Festes ausfiel, ist besonders viel los. An jedem Sonntagmorgen geöffnet, ist dieser bunte Markt ein Ort, an dem sich die Ethnien dieser Region treffen, um Waren zu kaufen und zu verkaufen. Hier spiegelt sich die Fülle der an Kulturen der Bergstämme wider. Im Kreis Bac Ha leben Mitglieder von 14 verschiedenen ethnischen Minderheiten, darunter die Hmong, die Dao, die Tay und die Nung. Die farbenfrohen gekleideten Frauen vermitteln ein wunderschönes Bild in all dem geschäftigen Trubel. Gehandelt wird alles: Lebensmittel, Tiere, Werkzeug, Spielwaren, Chinaware, Handarbeit, Kleidung und auch Souvenirs, entdecken doch immer mehr ausländische Besucher diesen Ort. Der Markt in Bac Ha ist deshalb nicht nur ein Ort, an dem Waren gehandelt werden, sondern er ist auch Treffpunkt der verschiedenen Kulturen.
Weiter ging es am Nachmittag dann rund 2 ½ Stunden in die Bergregion nach Sapa im Norden Vietnams, hier bleiben wir zwei Tage.

 

Tag 5 – Fansipan, der Gipfel Indochinas

Die Bergregion Sapa rund um die gleichnamige Stadt ist bekannt für die grünen Reisterrassen und hohen Berge. Wir entschieden uns zuerst auf den Fansipan zu gehen, dem höchsten Berg Indochinas mit 3143 Meter Gipfelhöhe. 2016/17 baute man eine gigantische, moderne Infrastruktur auf, um bequem hoch zu gelangen. Zuerst nimmt man einen Zug zu einer Zwischenstation. Es ist eher ein ganzer Freizeitpark, wunderbar angelegt und gepflegt, zu sehen gibt es auch traditionelles Handwerk und natürlich gibt es an verschiedenen Stellen zu Essen und Trinken. Von hier aus führt eine 6292 Meter lange Seilbahn zu der Bergstation und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 1410 m. Die Seilbahnfahrt dauert 15 Minuten und endet auf einem Hochplateau in der Nähe des Gipfels. Pro Stunde und Richtung lassen sich 2000 Menschen hoch und runter transportieren. Es ist derzeit weltweit die Dreiseilbahn mit dem größten Höhenunterschied. Zu Fuß benötigt man als geübter Wanderer etwa zwei Tage hoch auf den Berg.


Oben an der Bergstation auf 2900 Meter Höhe mit großem Cafe, Restaurant und Shoppingmöglichkeiten befindet sich ein kompletter kultureller Komplex, der von der Bergstation bis zum Dach von Indochina erstreckt. Die Gebäude weisen die typischen Architektur vietnamesischer Pagoden des 15. bis 16. Jahrhunderts auf und simuliert die Aussicht der einstigen Tempel, die vor hunderten von Jahren am heiligen Rand des Berges standen. 
Und nun stelle man sich das in Deutschland vor: Bestehend aus über 100.000 Tonnen grünem Granit, mehr als 2000 Kubikmeter Eisenholz und Tausenden restaurierter Ziegel – alles war von Hand auf den Gipfel zu transportieren, bei in diesen Höhen extremen Wetterbedingungen und den schwierigen topografischen Gelegenheiten benötigten die Vietnamesen gerade mal 800 Tage für den Bau.

Wieder zurück vom FanSiPan in Sapa reichte es noch gut für einen Stadtbummel und auch die sechs Kilometer zu unserer etwas außerhalb gelegenen Laxsik Ecolodge machten wir auch noch zu Fuß. So ließ sich die Lebensweise der Vietnamesen außerhalb der größeren Städte etwas beobachten.
Die Stadt selbst gilt als wichtige Marktstadt für die vielen Bergvölker und ist mit den rund 42.000 Einwohnern die Hauptstadt der Region Lao Cai. Das Klima hier ist gemäßigt, eher europäisch aufgrund der Höhe von etwa 1600 Metern. Im Winter kann es auf den Bergen schneien und sie sind häufig in den Wolken versteckt. Pullover und Jacke schaden nicht, sonst eher unnötig in Vietnam im Februar und März.

Sapa ist heute ein wahrer Touristenmagnet wegen den Bergvölkern und Reisterrassen sowie fester Bestandteile ein jeder Reiseroute. Das zeigen auch die unzähligen Hotels und Restaurants. Im Frühjahr kommen die ausländischen Besucher, im Sommer die aus Hanoi um der Hitze zu entfliehen.

Am frühen Nachmittag holte uns dann unser Fahrer am Hotel ab, es geht mit dem Auto zurück Richtung Hanoi zu unserem ersten Hotel und dann weiter Richtung Halong-Bucht. Etwas nach 20 Uhr haben wir dann Hanoi erreicht, so reichte es noch für einen Stadtbummel zur Train-Street, um etwas zu Essen und die Durchfahrt des Chepe-Express aus nächster Nähe zu beobachten. (siehe Post vom gestrigen Tag)

Tag 6 – Fahrtag

Am frühen Nachmittag holte uns ein Fahrer vom Hotel ab, es geht mit einem Van zurück Richtung Hanoi zu unserem ersten Hotel und dann weiter Richtung Halong-Bucht. Etwas nach 20 Uhr haben wir Hanoi erreicht, so reichte es noch für einen Stadtbummel zur Train-Street, um etwas zu Essen und die Durchfahrt des Chepe-Express aus nächster Nähe zu beobachten. (siehe Tag 3)

Tag 07 – Mai Chau

Am frühen Morgen ging es gleich weiter, nordöstlich wieder in die Berge nach Mai Chau. Die Provinz ist Heimat mehrere ethnischer Minderheiten und Bergstämme wie die Dzao, Muong und Thai. So richtig in Fahrt kam der Tourismus in Vietnam erst seit etwa 2005, in dieser Region noch etwas später. Vorher noch hatten die meisten Menschen hier vielerorts kein fließend Wasser, manchmal sogar keinen Strom. Und die Infrastruktur war sehr schlecht. Das ändert sich durch die Besucher, mit ihnen kommt mehr Wohlstand. Heute leben in Mai Chau noch rund 90 Prozent der Menschen von der Landwirtschaft, vorwiegend dem Reisanbau und etwa zehn Prozent vom Tourismus. Aber auch die Bauern verdienen sich etwas dazu, etwa Tanzgruppen, die abends entsprechende Vorführungen machen.

Tagsüber in den Felder, abends die Vorführungen und die Familie will auch noch versorgt werden. Dennoch sind die Menschen hier glücklicher und zufriedener als viele bei uns. Die Anspruchshaltung ist bei weitem auch nicht so hoch.

 

Tag 08 – Mit dem Fahrrad unterwegs um Mai Chau

Wir radeln gemütlich durch die Gegend, entlang zahlreicher Reisfelder, umgeben von hohen Bergen. Die Atmosphäre ist friedlich, immer wieder erreichen wir kleine Dörfer. Einige Wasserbüffel und Kühe laufen gemächlich umher oder liegen faul rum – die Büffel dienen heute meist der Fleischgewinnung, ihre Arbeit in den Reisfeldern erledigen motorisierte, handgeführte Pflüge, Hunde bellen, Kinder spielen im Schatten der großen Bäume – wir haben jetzt in der kühleren Trockenzeit rund 34 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit selbst hier auf 800 bis 900 m Höhe, die Menschen arbeiten auf den Feldern, dazwischen wie immer die Mopeds, und alle sind wirklich freundlich zu den Besuchern, lächeln einen an. Sie freuen sich über das Interesse der Ausländer. Kurz darauf probt eine Tanzgruppe der Bauern hier für die abendlichen Auftritte, lädt uns gleich zum Mittmachen ein. Die Kinder um uns herum drücken einen die Hände, freuen sich wirklich über uns Fremde. Eine alte Frau zeigt uns eine alte Tradition des Kauens von Bebel. Das verursacht tiefschwarze Zähne, früher mal ein Schönheitsideal bei den hiesigen Thai. Ohne schwarze Zähne bekamen die Frauen kaum einen Mann. Das ist Geschichte, heute gelten weiße Zähne als schön. Kurz darauf stoppen wir bei einem Schneider, der zeigt uns sein Tun. Und so geht es weiter. Alle freundlich und ohne dass man die Leute vorher kennt oder jemals wieder sehen sollte. Geld fließt hier nicht, wäre eher eine Beleidigung. Die ländliche Gegend versprüht eine ganz andere Atmosphäre als das hektische Hanoi oder das touristische Sapa.


Beim Handwerk spielen Textilien eine wichtige Rolle. Die hier lebenden Ban Lac sind eine traditionelle Volksgruppe der „Weißen Thai“. Neben ihnen finden sich auch Stämme aus Laos und China. Die Frauen sind talentierte Weberinnen, die traditionelle Kleidung und Souvenirs in Handarbeit herstellen. Die alltägliche Kleidung stellt man aber nicht mehr in den Familien selbst her, es ist billiger sie fertig zu kaufen. Gewebt werden vor allem Schals und Tücher für die Besucher auf alten traditionellen Webstühlen. Die Muster sind schon eine Kunst für sich. Für so einen handgewebten Schal benötigt eine Weberin, mit der wir uns unterhalten rund drei Tage. So ein handgewebter Schal kostet dann 150.000 Vietnam Dong, rund 5,65 €. Da müssen zwei Schals mit und die Weberin freut sich sichtlich. Wäre ein guter Umsatz und viel Geld, zumal der Wettbewerb hier groß ist. 

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Die kleine Stadt Mai Chau selbst ist nicht besonders schön, vielmehr besticht die Gegend durch die Natur, den Menschen und die ländlichen Geräusche von gurgelnden Bächen und Vogelgezwitscher und nachts dem Zirpen der Grillen. Abseits ausgetretener Pfade lässt man sich hier auf das Land und Leben der Bergvölker ein. Die Dörfer der Volksgruppen und Minderheiten sind eine der Sehenswürdigkeiten der Gegend – und immer noch relativ unbekannt.

Tag 09 – Hoa Lu, des Kaisers erstes Reich

Es geht rund 150 km südöstlich nach Ninh Binh, auch als trockene Halong-Bucht bezeichnet. Obwohl es eine wasserreiche sumpfige Gegend ist mit vielen in die Höhe strebenden Kalksteinstotzen. Auf dem Weg besuchen wir die antike Hauptstadt Vietnams aus dem 10. Jahrhundert: Hoa Lû. Erbaut von der ersten und zweiten Kaiserdynastie Vietnams der Dinh- und der Lê-Dynastie. Kurz zusammengefasst schaffte es ein charismatischer und bei den Menschen beliebter Bauernsohn die Menschen zu einigen, scharte zwölf verschiedene Armeen um sich, besiegte die chinesischen Besatzer und wurde der erste Kaiser. Doch er entwickelte sich zu einem grausamen Despoten, der Andersdenkende und Gegner seinen in den künstlichen Kanälen zahlreich vorhandenen Krokodilen zum Fraß vorwarf. Und wurde dann selbst ermordet. Seine Witwe heiratete nach den vorgeschriebenen drei Trauerjahren wieder, damit begann die zweite Dynastie.

 

Hua Lû war aber nur 41 Jahre, nämlich von 968 bis 1009, die Hauptstadt. Im Jahr 1010 verlegte der Kaiser die Hauptstadt ins heutige Hanoi. Die aus dem elften Jahrhundert stammenden Tempel und Anlagen sind Weltkulturerbe. Hoa Lû ist ringsum von Bergen umgeben, dadurch sehr gut geschützt und eine der wichtigsten und wertvollsten kulturellen und historischen Stätten in Vietnam.

Weiter ging es nach Ninh Binh, ein einstmals armes Bauerndorf, bevor Obama die Sanktionen gegen Vietnam aufhob und der Tourismus Einzug in die Region hielt. Er sorgte für bessere Lebensbedingungen der Menschen, erst dann kamen Strom und fließendes Wasser, eine bessere Infrastruktur. Inzwischen ist Ninh Binh eine Stadt mit 15.000 Bewohnern und recht moderner Industrie. 
Die Besucher kommen nach Ninh Binh aber der fantastischen Landschaft wegen. Im Zentrum der Stadt liegen um die 2.000 Ruderboote, die Besucher entlang der Karstfelsen auf einem ruhigen Fluss entlang schippern. Entsprechend viel ist los, obwohl es leicht regnet. Gerudert wird mit den Füßen von den Bäuerinnen und Bauern, für sie ein kleiner Nebenerwerb. Von den in vielen Reiseführen und Prospekten versprochenen Bootsfahrt in die ruhige Natur abseits des Massentourismus ist hier nichts mehr übrig. Dennoch lohnt die Fahrt entlang den Felsen und den Reisfeldern.

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Schließlich besuchen wir die auf einem nahe gelegenen Hügel gelegenen Tam Côć Bich Dong- Pagode. Hoch geht es rund 300 Stufen, teilweise durch eine Höhle. Wörtlich übersetzt heißt Tam Côć drei Höhlen. Erbaut wurde die Anlage um 1428 von zwei Mönchen, die „durch die Ansicht des Flusses und der Berge bezaubert wurden“.

Tag 10/11 – die Halong Bucht

Tags darauf ging es östlich zur Halong-Bucht, etwa 200 km von Ninh Binh entfernt. Auf dem Weg dorthin besuchten wir noch eine Perlenzucht. Hier konnte man alles über die Entstehung von Zuchtperlen erfahren und sich auch anschauen. Und natürlich auch in zahlreichen Variationen erwerben. Ich bin mir sicher, angesichts des Touristenansturms machen sie hier auch gute Geschäfte.

Die nahe gelegene Halong Bucht ist eines der beliebtesten Reiseziele Vietnams. Die einzigartigen Naturlandschaften verhalfen ihr zu großer Bekanntheit. Riesige Kalksteinfelsen reihen sich inmitten des tiefgrünen Ozeans aneinander. Spektakuläre, dicht bewachsene Inseln mit Höhlen, geheimnisvollen Grotten, Wasserfällen und Sandstränden, runden das paradiesische Bild ab. Umrahmt ist alles von dichter, tropischer Dschungelvegetation. Seit 1994 ist die Halong Bucht Weltnaturerbe der Unesco. Vin Ha Long bedeutet Bucht des untertauchenden Drachens. 
Wir gingen an Bord eines Schiffes, haben auf ihm auch übernachtet und diverse Ausflüge gemacht. Auch hier lebt eine ganze Region vom Tourismus, das sieht man an den unzähligen Schiffen. Bei der Ausfahrt reihen sie sich wie eine Perlenkette aneinander. An den verschiedenen Hotspots liegen Dutzende der Schiffe vor Anker, bringen die Menschenmassen an die Ausflugsziele. Die immer noch versprochenen hölzernen Dschunken mit Segeln gibt es schon länger nicht mehr, aus Sicherheitsgründen kommen modernere Schiffe zum Einsatz.


Unser erster Stopp ist Titov-Island, benannt nach dem russischen Kosmonauten Gherman Stepanovich Titov. Etwas über 400 steile Stufen führen hinauf zu einer kleinen Pagode. Kurz darauf bringen uns Tenderboote zur Luon-Höhle oder Luon-Grotte. Sie lässt sich nur mit kleineren Booten befahren und führt in eine paradiesische von Felsen umschlossene Bucht. Auch hier ist ordentlich was los, man hat für die zahlreichen Besucher eine umfangreiche Infrastruktur geschaffen.  Am kommenden Morgen besuchen wir noch die Sun Sot Cave. Es soll die schönste und längste Höhle in der Halong-Bucht sein. Sie ist schon gewaltig, das stimmt. Aber auch hier schiebt sich eine Menschenmasse die Wege entlang. Man muss etwas zurückbleiben, dann wird es besser. Die Tenderboote zum Schiff, die erreicht man schon noch. Zurück im Hafen geht es dann gleich nach Hanoi zurück, für den Flug nach Vietnams Kaiserstadt Hue.

Tag 12 – Hue, die Metropole der Kaiser

Hue liegt zentral in der Mitte Vietnams, war während der Nguyen-Dynastie zwischen dem 17. und 19 Jahrhundert die Hauptstadt des Kaiserreiches. Sie liegt im ehemaligen Südvietnam. Hue bedeutet übersetzt Harmonie. So soll das Leben hier anders als in anderen vietnamesischen Städten eher gelassen und entspannt vonstatten gehen. Nur für den verkehr gilt das eher nicht.
In der heute rund 600.000 Einwohner zählenden Stadt finden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten aus der Kaiserzeit, teils auch Weltkulturerbe der Unesco. Vieles wurde während des Krieges mit Frankreich etwa 1946 und dann im Vietnamkrieg zerstört, seit der Öffnung Vietnams 1991 für Besucher und internationaler Unterstützung durch die Unesco und weiterer Länder wie Deutschland wird werden Teile wieder aufgebaut, renoviert und archäologisch untersucht.

Ein Muss ist der Besuch der kaiserlichen Zitadelle mit der Verbotene Stadt. Nicht umsonst Weltkulturerbe der Unesco seit 1993. Die Zitadelle ist die frühere Residenz der Kaiser der vietnamesischen Nguyen-Dynastie. Etwa 80 der einst 300 Gebäude sind heute noch erhalten. Besonders während der sogenannten Tet-Offensive im Jahr 1968 wurde vieles zerstört. Dennoch reicht es aus, um die Pracht von früher zu erahnen. Innerhalb der Festungsmauern lebte der gesamte Hofstaat. Darin eingebettet liegt die Verbotene Stadt nach dem Vorbild der kaiserlichen Anlagen in Peking. Sie war einst nur für die Kaiserfamilie zugänglich – Normalsterblichen war der Zutritt strengstens verboten. Rein durften auch die Konkubinen des Kaiser, einer schaffte es auf 500 und rund 140 Kinder in 20 Jahren. Wobei das Leben der Konkubinen eher schlicht war, verglichen mit der kaiserlichen Familie. Zudem durften sie das Areal lebenslang nicht verlassen. Eine Wahl hatten die jungen Mädchen (ab 13) auch nicht. Wer zur Konkubine auserwählt wurde hatte zu gehorchen. Sonst war sie einen Kopf kürzer. Einen Besuch lohnt zudem die Thien-Mu-Pagode. Diese siebenstöckige Pagode gehört zu einer Jahrhunderte alten buddhistische Klosteranlage. Errichtet wurde sie um 1601, um 1665 wurde die Anlage erweitert. Der 21 m hohe Phước Duyên-Turm, den hat man 1844 nachträglich errichtet. Der Legende nach fand man nachts auf dem Hügel am Parfümfluss eine alte Frau, die ein langes, rotes Kleid und grüne Hosen trug und behauptete, dass dieser Ort einer Gottheit gehört. Sie verlangte, dass im Namen dieser Gottheit eine Pagode gebaut werden müsse, woraufhin sie in einer Wolke verschwand. Deswegen wird die Pagode als „Die Pagode der alten Himmelsgöttin“ oder „Pagode der himmlischen Frau“ bezeichnet. Derzeit leben noch um die 80 Mönche hier.

Auch etwas Ungewöhnliches findet sich hier: ein alter blauer Austin. Am Auto findet sich ein Foto, das um die Welt ging: Es zeigt die Selbstverbrennung des Mönches Thích Quảng Đức am 11. Juni 1963 aus Protest gegen die Buddhistenverfolgung und Unterdrückung durch den katholischen Diktator Ngô Đình Diệm. In dem besagten Auto ließ sich der Mönch zu einer Straßenkreuzung in Saigon fahren, mit Benzin übergießen und anzünden. Das sorgte auch in den USA für große Diskussionen. Fünf Monate später ließ Amerika den Diktator Diem fallen.

Zurück in die Stadt ging es über den Parfümfluss auf einem Boot. Seinen Beinamen bekam er, da er oftmals angenehm riechen soll. Dafür sorgen viele Blüten und Pollen, die im Wasser treiben. Auch treiben Stämme vom Sandelholz des Zimtbaumes auf dem Fluss, diese sollen ebenso einen wohligen Geruch abgeben. Wir besuchten unter anderem dann noch den Dong Ba-Markt, hier lässt sich das Leben und Treiben wunderbar beobachten. Oder auch das eine oder andere einkaufen und probieren. Und das Gewusel auf den Straßen zieht einen immer wieder in den Bann, besonders die Mopeds, mit denen wirklich alles transportiert wird.

Besuchen sollte man natürlich auch die monumentalen Kaisergräber. 13 Kaiser brachte die Dynastie hervor, für sieben von Ihnen gibt es monumentale Grabanlagen. Drei davon sind recht gut erhalten, zwei besuchten wir. Sie liegen etwas außerhalb der Stadt und sind schon beeindruckend. Das Kaisergrab des Kaisers Tu Duc, dem vierten der Dynastie, wartet mit über 50 Denkmälern auf, wurde zwischen 1864 bis 1867 noch zu seinen Lebzeiten – er starb 1883 – von dreitausend Soldaten und Arbeitern auf einer Fläche von zwölf Hektar erbaut. 

Die zweite Grabanlage, die wir besuchten, stammt von Khai Dinh, dem vorletzten Kaiser. Die Anlage ist in einen Hang eingebettet, man muss um die 127 Stufen hinauf schreiten. Die Anlage ist verglichen mit den anderen recht klein, aber die Grabkammer ist besonders prunkvoll. Der Kaiser regierte nur von 1916 bis 1925 und suchte sich wie alle anderen auch, schon zu Lebzeiten seine Grabstätte aus. So begann man 1920 mit dessen Bau, der dauerte aber elf Jahre.

Tag 13 – Fahrt nach Hoi An via Da Nang

Es geht über eine – so heißt es der schönsten Routen Vietnams nach Hoi An. Nur das Wetter macht nicht mit, und deswegen sehen wir von der Gegend und den Pässen, die wir queren nicht viel. Wobei der Name Hai Van-Pass, der Pass der Meereswolken schon stimmt. Wir sind mittendrin. Zwischendurch noch ein Stopp bei einer Perlenzucht, sehr viel kleiner als die in der Halong-Bucht. Die Salzwasserperlen sind aber nicht minder schön und kosten nur etwa ein Viertel. Hier haben wir dann auch zugeschlagen. Einen Halt machen wir auch bei einem größeren Betrieb für Steinmetzarbeiten, vorwiegend für Marmor aber auch Jade und andere schöne Gesteine. Werden bearbeitet Man merkt schnell, dass die Lohnkosten in Vietnam sehr niedrig sind. So kostet eine schöne, filigrane Steinfigur aus Marmor, etwa 30 Zentimeter groß, gerade mal umgerechnet 40 Euro. Handgearbeitet, poliert sowie bemalt. Zwischendurch machten wir auch eine Stopp in Da Nang und schauten uns die Drachenbrücke an. Unser Ziel erreichten wir dann am frühen Nachmittag, die Altstadt in Hoi An. Hier bleiben wir drei Tage.

Tag 13 – Hoi An, die Altstadt

Hoi An war einer der größten Handelshäfen Südostasiens, was vor allem der Lage an der Seidenstraße geschuldet ist. Mit den 75.000 Einwohnern gehört sie zu den kleineren Städten Vietnams. In diesem charmanten Städtchen bewahren sich die Einflüsse von verschiedenen Kulturen aus der Vergangenheit noch bis heute. Die historische Altstadt Hoi Ans ist die Einzige, die im Vietnamkrieg nicht zerstört wurde. Sie ist Weltkulturerbe der Unesco.


Wir machten am Nachmittag noch eine Tour durch die Altstadt, besuchten das alte Haus Tan Ky, hier sieht man wie die Menschen früher hier lebten und besichtigten die chinesische Versammlungshalle Phuc Kein. Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten zählt die japanische Brücke, Wahrzeichen Hoi Ans. Nur ist sie letztes Jahr eingestürzt, wird gerade neu aufgebaut was etwa vier bis fünf Jahre dauern dürfte. Sie wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts erbaut und verband das japanische mit dem chinesischen Viertel.
Viel mehr noch als die Sehenswürdigkeiten machen in Hoi An die vielen Gassen, zahllosen kleinen Läden und netten Restaurants aus, und die Unmenge an Touristen, die die Stadt entdeckt haben. Man lebt heute nahezu ausschließlich von ihnen. Hier gibt es alles, von exzellenten Kleidern – gerne auch maßgeschneidert über Nacht, man redet auch von der Stadt der Schneider, über Lederwaren, Gemälde, handgearbeitete und hochwertige Kunstgegenstände, Traditionelles bis hin zu Nippes und Chinakram aller Art.

Mit am auffälligsten an Hoi An sind die Unmengen an Laternen, die überall herumhängen oder schwimmen. Deswegen ist ein Bummel am Abend viel schöner als Tagsüber, zumal alle Geschäfte bis weit in die Nacht geöffnet haben, die Cafe´s, Restaurants und Bars sowieso. Früher noch feierte man jeden Monat immer zu Vollmond das Laternen Festival. Die Straßenbeleuchtung ist ausgeschaltet, des Nachts erleuchten dafür tausende Laternen den Fluss und die Altstadtgassen. Dann ist die Stadt besonders beeindruckend und auch die Menschenmengen, die sich hier tummeln. Hier tobt das Leben in einer bald unwirklichen Umgebung. Hoi An bedeutet übersetzt ruhige Gemeinschaft oder friedlicher Versammlungsort. Welche Paradoxon. Trotz der Menschenmengen kann man aber problemlos durch die Gassen schlendern, das Tempo gibt man sich selbst vor. So lässt sich auch eine Bootsfahrt auf dem Fluss mit den Laternenbooten unternehmen, zusammen mit wahrscheinlich hunderten anderen. Wartet man bis etwas später in den Abend hinein, sind es deutlich weniger. Und man steht nicht in der Schlange zu den Booten an. Inzwischen ist die Stadt nicht mehr nur zu Vollmonde mit den Laternen beleuchtet, sondern eigentlich jeden Tag. Dennoch, es lohnt sich und die Stimmung ist schon einmalig.

Tag 14 – Mit dem Boot flussabwärts und dem Fahrrad zurück

Früh geht es los zu einem in der Nähe liegenden Boot. Die Flussfahrt dauert etwa eine Stunde bis wir das Dorf Cam Thanh erreichen, hier bekannt für seine Wasser-Kokosnusspalmen und die einzigartigen runden Korbboote. Sie sollen sich besser für die Brandung eignen und werden hier schon lange so gebaut. Heute dienen sie aber vorwiegend touristischen Zwecken, so gibt es in Vam Thanh inzwischen 2000 davon, die den Tag über im touristischen Einsatz sind. Das gibt über deutlich über 2000 Menschen etwas Arbeit. Die Boote gehören einem Privatunternehmer aus Vietnam, rudern tun die Bauern aus der Umgebung, verdienen sich etwas hinzu. Man sollte recht früh hier sein, bevor die größeren Gruppen eintreffen. Vor allem bei Chinesen und Koreanern ist dann Party angesagt, selbst Karaoke-Boote sind unterwegs. Den größeren Massen kann man etwas ausweichen, sie bleiben in einem größeren Flussarm. 

Anschließend ging es mit dem Fahrrad zurück, unterwegs machen wir Rast bei einem Biobetrieb und kosten diverse vietnamesische Gerichte. Abends ist dann wieder Altstadt angesagt, unser Hotel liegt nur wenige Gehminuten entfernt. Übrigens waren bisher alle unsere  Hotels wirklich gut und schön, sauber, modern eingerichtet und vom Service und der Freundlichkeit hier können wir in Europa nur träumen. Hätten bei uns daheim alle problemlos vier Sterne. Morgen haben wir noch einen ganzen Tag im Hoi An, ohne irgendein Programm, bevor es Übermorgen in aller Frühe mit dem Flieger nach Saigon geht.

Tag 16 – die Grauen des Krieges und die Weltpolitik

Wir sind nun etwa 900 km südlicher in Saigon. Zuerst beschäftigten wir uns mit der traurigen Vergangenheit Vietnams und besuchten das War Memorial Museum. Es beinhaltet vor allem Dokumentationen und zahlreiche Fotos vom Indochinakrieg und besonders vom Vietnamkrieg. Ein dunkles Kapitel des Landes, das noch bis heute in Form von Behinderungen bei Neugeborenen (Agent Orange, Napalm), von zahllosen Blindgängern und mit Dioxin verseuchter Erde nachwirkt. Dabei ist das Museum eher Mahnmal als Anklage, es werden Schicksale anhand zahlreicher Fotos dokumentiert, dem Grauen der Bombardierungen und der chemischen Kriegsführung, aber auch die Kriegsverbrechen und Folterrungen der Amerikaner.

Die meisten dieser Bilder stammen von internationalen, vorwiegend amerikanischen Fotojournalisten, von denen sehr viele im Krieg fielen. Die Bilder sorgten für ein Umdenken bei den Menschen, zeigten weltweit und auch in den USA die Grausamkeit der Kriegsführung. So trugen die Fotografen letztendlich auch zum Ende des Krieges im April 1975 bei, Zensuren wie heute und manipulierte Bilder gab es damals nicht. Die Kriegsverbrechen der Nordvietnamesen sind kein Thema, dennoch klagt man hier kaum an – eher indirekt, sondern zeigt die Folgen auf, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Inzwischen ist Vietnam der zehntwichtigste Handelspartner der USA und die USA wiederum der größte Exportmarkt für die Vietnamesen. Alle Embargos sind aufgehoben (die letzten unter Obama), es gibt sogar eine engere militärische Zusammenarbeit. Vietnam vermeidet es jedoch, sich zu eng an irgendeine Macht zu binden, um China nicht zu verärgern. Das hat ein Militärbündnis mit den USA bisher verhindert. 

Tag 17 – das Cu Chi Tunnelsystem

Morgens sind wir die 60 Kilometer zum Cu Chi-Tunnelsystem mit dem Bus gefahren. Dauert etwas über zwei Stunden bei diesem Verkehr hier. Und mit so einem Bus durch die Massen an Mopeds und Autos zu kurven, wäre nicht mein Job. Unterwegs machten wir einen Stopp bei einem sozialen Projekt, hier werden von den Kriegsfolgen geschädigte Menschen beschäftigt. Behinderungen durch das Dioxin in Agent Orange treten noch in der vierten Generation auf.

Weiter ging es dann zu den Tunneln. Das Cu Chi System wurde von 1948 an ausgebaut und diente als Versteck für die Vietcong-Kämpfer während des Vietnamkrieges. Der Aufbau dauerte 25 Jahre, am Schluss existierte eine unterirdische Stadt mit Wohnbereichen, Küchen, Feldkrankenhäuser, Waffenfabriken und Kommandozentralen. Das System beherbergte bis zu 10.000 Menschen, die jahrelang unter der Erde lebten, heirateten, und Kinder erzogen. Zugleich bombardierte man das Gebiet schwer.
Die Tunnel existieren auf drei Ebenen, sind bis zu zehn Meter tief und erstrecken sich auf rund 250 Kilometer. Wir besuchen einen kürzeren Gang auf der ersten Etage. Ab 1988 hat man zwei Abschnitte der Tunnel für Besucher geöffnet. Schon auf der ersten Ebene müssen wir kriechen, weiter unten muss man durch die Verbindungsgänge robben. 

Ich persönlich bin, was den Besuch hier betrifft, zwiegespalten. Man sollte auf jeden Fall zuerst das War Memorial Museum besuchen, um alles besser einordnen zu können. Sonst driftet ein Besuch zu schnell zu einem Event ab. So klettern die Menschen auf alten gesprengten US-Panzern herum, machen eine Fotoschau an den versteckten Eingängen und das meiste Geld verdienen die Vietnamesen hier wohl nicht mit dem Eintritt und Souvenirs (auch aus Patronen gebaute Panzer gehören dazu oder Stahlhelme) sondern mit ihrem Schießplatz. Für umgerechnet zwei Euro kann man mit schweren Kriegswaffen unterschiedlichster Gattungen aus dem Vietnamkrieg herumballern, mit scharfer Munition. Dazu gehören auch schwere Maschinengewehre auf einer Lafette. Diese Geräuschkulisse begleitet einen auf dem nicht gerade kleinen Gelände und in der Nähe des Platzes wird es martialisch laut. Besonders wenn die Maschinengewehre ihren Salven verballern. Scheint den Menschen Spaß zu machen, denn es wird rege genutzt. Das System gehört zu dem meistbesuchten Touristenattraktionen ganz Vietnams, täglich kommen jetzt in der Saison mehrere tausend Menschen. Dass allein hier je nach Quelle bei den Kämpfen in und um dem Tunnelsystem 45.000 Menschen starben, scheint weit weg.

Abends sind wir dann noch zu Fuß vom Hotel aus durch die Innenstadt von Saigon geschlendert-  Die Stadt ist und bleibt für die Menschen Saigon. Auch wenn offiziell Ho Chi Minh-City verwendet werden muss. Wir selbst nächtigen im Savona Saigon, selbst auf den Flugtickets wird das Kürzel SGN verwendet. Saigon ist eine elf-Millionen Einwohner-Metropole mit ebenfalls deutlich mehr Rollern als Autos. Der Verkehr ist noch chaotischer als in Hanoi. An einer größeren Straßenkreuzung hielten wir uns mindestens eine Viertelstunde auf, um den Verkehr zu beobachten. Ist schon faszinierend. Und eines merkt man recht schnell, wie es schon ein Guide im Norden uns erzählte. Auch 50 Jahre nach dem Krieg gibt es noch spürbare Unterschiede zwischen den Menschen in Nord und Süd. Auch, wie er es ausdrückte, eine gedankliche Grenze. Hier ist alles geschäftsmäßiger und oberflächlicher. Viele Menschen scheinen weniger freundlich, eher wie in Deutschland. Jedenfalls in der Großstadt. Saigon ist eine Stadt der Kontraste: Reichtum und Armut, Kommunismus und Kommerz pur, prächtige Gebäude und dritte Welt, Hektik und Orte, an denen, an denen die Zeit stillzustehen scheint. Überfüllte Straßen führen an gigantischen Shopping-Malls, Wolkenkratzern und luxuriösen Hotels vorbei. Dazwischen die Straßenküchen und davor unzählige Roller.  Die einstige Hauptstadt von Südvietnam ist heute die größte Stadt Vietnams, gilt als Kultur- und Wirtschaftsmetropole. Ho Chi Minh ist riesig, bunt, schrill, chaotisch. Hier tobt das vietnamesische Großstadtleben.

 

Tag 18 – Im Mekong-Delta, dem Fluss der neun Drachen

Wir sind jetzt in Cãn Thó, im Mekong-Delta, etwa 130 km von Saigon entfernt. Hier in Vietnam nennt man den Fluss Cu Long, die neun Drachen. Der Name basiert auf den neun Nebenflüssen des Mekong. Der Fluss hat seine Quellen im Himalaya in Tibet, durchfließt sechs Länder und gehört mit rund 4900 km Länge zu den längsten Flüssen weltweit. Das Mekong-Delta ist die Reisschüssel Vietnams und eine vielfältige Landschaft aus üppigen Grünflächen, Mangrovenwäldern und Wasserstraßen. Es ist eine Welt aus Booten, Häusern, Restaurants und Märkten, die auf den Flüssen, Kanälen und Bächen schwimmen. Zugleich ist das Delta eine der am dichtesten besiedelten Regionen Vietnams, in der fast jeder Hektar festes Land agrarwirtschaftlich genutzt wird.
Wir sind mit einem motorisierten Boot unterwegs, welches uns zu verschiedenen Orten bringt. erstes Ziel ist die Insel Tan Phong, wo wir mit dem Fahrrad auf Dorfpfaden das tägliche Leben der Einheimischen beobachten können. Zuerst aber gibt es Tee mit frischen Früchten. Mango isst man hier gewürzt mit einer Salz-Cilly-Mischung, schmeckt vorzüglich.  Wir legen wir einige Stopps ein, schauen den Menschen bei ihrem Handwerk zu und lassen es uns erklären. Auch wenn Sonntag ist, das macht keinen Unterschied. So zeigt man uns zum Beispiel wie Reispapier hergestellt wird, oder wie man getrocknete Wasserhyazinthe verarbeitet, etwa zu Körben, Taschen, Hüten, Brieftaschen oder Schuhen. Auch eine Whiskey-Brennerei wird besucht – natürlich alles mit Verkostung. Eine Besonderheit ist ein Whiskey, der mit Schlangen versetzt ist. Glaubt man doch, dass das Gift in kleinen Dosen heilend wirkt. Ich habe jetzt mal keinen Unterschied ob mit oder ohne Schlange bemerkt. Weitere Themen, die uns nahegebracht werden, sind die Verarbeitung von Kokosnussblättern für Hüttendächer oder weitaus interessanter, die Herstellung von Puffreis (ja, Reis nicht Mais) oder von Süßwaren auf Basis von Kokosnüssen wie Kokosnussbonbons. 

 

Zurück mit dem Fahrrad geht es mit einem kleinen Ruderboot weiter die Kanäle entlang, bis uns unser Boot wieder aufnimmt und uns zur Insel An Bình bringt. Es folgt ein üppiges Mittagessen mit lokalen Produkten, darunter auch ein ganzer Elefantenfisch. Irgendwie meinen sie hier, dass die größer gewachsenen Europäer auch große Portionen benötigen. Und das bei 36 Grad, die derzeit hier herrschen. Es ist Frühling.
Wieder auf einer anderen Insel schauen wir uns noch eine Töpferei an, in der große Terrakotta-Vasen und Statuen für den Export hergestellt werden, ganz traditionell und das ist sicherlich kein touristischer Ort. Der Lehm kommt von Reisfeldern, die für die Fischzucht vertieft werden. Nachbarn verdienen sich hier etwas dazu, für acht Stunden schwere Arbeit unter einfachsten Bedingungen ohne irgendeine Versicherung erhalten Männer 400.000 Dong, Frauen 350.000. Das entspricht etwa 15 respektive 13 Euro Tageslohn.

Tag 19 – Der schwimmende Markt und die Mangroven

Am frühen Morgen sind wir schon unterwegs auf dem größten schwimmenden Markt im Mekong Delta, dem Cai Rang Markt. Hier verkaufen die Bauern und Händler aus dem Delta ihre saisonalen Waren. Dutzende motorisierte Sampans, die mit Reis, verschiedenen Früchten, Kartoffeln und vielen mehr beladen sind, tummeln sich auf dem Fluss. Eingekauft wird von kleineren Booten aus. Der Markt auf dem Wasser ist günstiger als die auf dem Land. Mittendurch fahren dann größere Schiffe mit Kies, Baumaterial und vielen mehr, in etwa so groß wie die Binnenschiffe auf dem Rhein. Und das mit wenigen Metern Abstand. Von hier aus machen wir noch einen Abstecher mit unserem Boot zu einem tropischen Garten und schauen uns die Produktion von Reisnudeln an.

Wir sind wieder im Auto unterwegs, Richtung Chau Doc. Unterwegs legen wir eine Rast bei einer Krokodilfarm ein, von der es im Delta mehrere gibt. Früher tummelten sich die Panzerechsen im Mekong-Delta, das aber ist Vergangenheit. Heute gibt es sie nur noch in Farmen, hier sind es mehrere tausend, dienen der Fleischproduktion und das Krokodilleder geht nach China.
Nahe Chau Doc machen wir zwei Bootsfahrten durch den Mangrovenwald von Tra Su. Die 1982 bis 1984 aufgeforstete Landschaft umfasst etwa 850 Hektar, von denen 150 von Touristen erforscht werden können. Hier lassen sich Vogelarten beobachten oder blühender Lotus. Man paddelt teilweise durch eine Wasserlandschaft, wo vor lauter Pflanzen die Wasseroberfläche gar nicht mehr zu sehen ist. 70 Vogel- und Störcharten sollen hier zu finden sein, weiter 22 Reptilienarten, 11 Säugetierarten und 23 Wassertierarten. Der Wald Tra Su Melaleuca ist zudem ein Paradies für Pflanzen. Allein 80 Heilpflanzen sollen hier wachsen.

 

Tag 20, Vietnam – das Land des Lächelns

Wir verlassen Vietnam, sind per Boot auf dem Mekong unterwegs, Richtung Kambodscha. Die Fahrdauer bis zur Hauptstadt Phnom Penh wird so um die fünf Stunden dauern. Der Rückblick auf Vietnam zeigt uns ein spannendes Land mit vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten, vielen positiven Überraschungen, schönen Landschaften, den Reisterrassen und Menschen, die auf ihnen arbeiten, wuseligen Großstädten und gastfreundlichen, lächelnden Menschen. Vietnam, das Land des Lächeln. Es zeigt den Optimismus der Menschen hier, ihre Zufriedenheit. Die Schrecken der Kriege sind Vergangenheit, jedenfalls für die jungen und gesunden Menschen. Man zählt die Vietnamesen mit zu den zufriedensten und glücklichsten Menschen der Welt.
Wir sind von Nord bis Süd gereist, vom Bergland an der Grenze zu China bis zum Delta des Mekong. Und eines war trotz der Unterschiede in dem 100 Millionen-Land spürbar: Respekt, Freundlichkeit und Offenheit sind mehr als nur Schlagworte. Man sollte mit offenen Augen und Armen durch das Land reisen und wird dann auch entsprechend belohnt.

Hier geht es zum Teil II der Reisereportage, nach Kambodscha

Quellen: eigene Erfahrungen, Internetrecherche, Bilder Werner Götz

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