Südwest USA – Nevada, Arizona, Colorado, Utah und New Mexiko
Von Wüsten, Canyons und eisernen Feuerstühlen
USA – der Südwesten. Teil 2 – mit dem Auto unterwegs. Hier geht es zum ersten Teil, der Motorradtour.
Unsere Route, Teil II
Route Auto, ges. ca. 4580 km
- Tag 10: Fahrt Richfield via Freemont Indian S.P. (480 km)
- Tag 11: Fahrt Moab via Capitol Reef N.P, Goblin Valley (370 km)
- Tag 12: Arches N.P. (Scenic Drive, 80 km)
- Tag 13: Fahrt Dove Creek via Dead Horse Point, Canyonlands Nationalpark (320 km)
- Tag 14: Fahrt Silverton via Anasazi Heritage Center, Telluride und Ouray (290 km)
- Tag 15: Silverton und Fahrt nach Durango (130 km)
- Tag 16: Zugfahrt Durango nach Silverton und zurück
- Tag 17: Fahrt Truth or Consequences via Albuqerque (580 km)
- Tag 18: Fahrt Tombstone via Hilsboro, Silvercity (480 km)
- Tag 19: Fahrt nach Bisbee und zurück nach Tombstone (80 km)
- Tag 20: Fahrt nach Tucson via Tumacacori, Titan Missile Museum, San Xavier del Bac (330 km)
- Tag 21: Old Town Tucson, Pima Air Museum, Saguaro National Park (240 km)
- Tag 22: Fahrt Phoenix via Glendale und Rawhide (275 km)
- Tag 23: Fahrt Williams via Mayer, Prescott (320 km)
- Tag 24: Fahrt Route 66 – Seligman, Kingman, Oatman und zurück nach Kingman (340 km)
- Tag 25: Fahrt zurück nach Las Vegas (240 km)
Tag 10: Fahrt Richfield
Fremont Indian S.P., Richfield (480 km) Heute als erstes die beiden Harleys zurückgegeben und einen Van abgeholt. Hat alles reibungslos funktioniert. Weiter dann mit dem Van rund 480 km Richtung Norden, eine kurze Stippvisite im Fremont Indian S. P. und jetzt sind wir in Richfield (nur zum Übernachten), bevor es morgen weiter geht ins Gobelin Valley (Tal der Gnome) und zum Arches N. P. Wo wir ein paar Tage bleiben wollen. Im Fremont State Park finden sich Reste einer untergegangenen Indianerkultur. Hinterlassen haben sie Artefakte, Petroglyphen und Piktogramme, die sich etwa in der Nähe des Visitor-Centers an der Interstate 70 anschauen lassen. Entdeckt wurden die Reste und Ruinen während des Baus eben dieser Straße in den 1980er-Jahren. Eröffnet wurde er dann 1987. Dementsprechend günstig liegt der Park an der I 70, lässt sich quasi mitnehmen. Und das lohnt. Genauso gut kann man einen ganzen Tag hier verbringen. Uns blieben jedoch nur etwa drei Stunden. Empfehlenswert ist es übrigens immer, sich den einführenden Film in den Visitor-Centern anzuschauen, gibt er doch einen guten Überblick, was einen so erwartet.
Bilder Tag 10: Fremont Indian State Park
Tag 11: Fahrt Moab
Capitol Reef N.P, Goblin Valley S.P, Moab (370 km) Heute müssen wir ungefähr 410 km Richtung Nordwest zurücklegen. Klingt viel aber bei durchschnittlich 100 respektive 120 km/h entspricht das etwa vier Stunden reine Fahrtzeit. So bleibt ausreichend Zeit um zwei Höhepunkte auf der Strecke ausgiebig mitzunehmen – ohne längere Wanderungen. Zuerst auf dem Programm, der Capitol Reef Nationalpark, verhältnismäßig wenig besucht. Hier finden sich beeindruckende Landschaften, trockene Wüstengegenden, grüne Oasen, zugleich Siedlungsgebiet erster Mormonen.
Der Nationalpark, in Utah gelegen, wurde 1971 eröffnet. Zuvor war er aber schon seit 1937 National Monument. Die Waterpocket Fold ist das Kernstück des Parks, eine markante Faltung, etwa 150 km lang, entstanden vor 50 bis 70 Millionen Jahren. Neben den faszinierenden Landschaften ist der Ort Fruita ein weiterer Höhepunkt – gegründet im 19. Jahrhundert mitten im wasserreichen Teil des Gebirges von mormonischen Siedlern. Erst 1966 wurde der Ort aufgegeben. Bekannt ist er vor allem für die Obstplantagen, die bis heute vom Nationalpark Service gepflegt werde. Es finden sich hier rund 2700 Obstbäume wie Apfel-, Birn-, Aprikosen- und Kirschbäume. Sie wachsen direkt am Fremont-River. Erhalten sind neben einigen Scheunen und Farmgebäuden auch das alte Schulhaus von 1896. In der alten Glifford-Farm finden sich heute ein kleines Museum und ein Laden. Und besonders wichtig bei unseren Temperaturen. Hier gibt es schöne schattige Plätze, an denen man einen Kaffee und Kuchen genießen kann. In früheren Zeiten war auch diese Gegend von Indianern der Fremont-Kultur besiedelt, tags zuvor hatten wir ja den Fremont State Park besucht. Später lebten dann Paiute-Indianer in dieser Region. Der Name des Flusses und der Kultur kommt übrigens von John Charles Fremont, ein US-Offizier, der diese Gegend als erster vermaß. Nächstes Ziel: der Goblin Valley State Park. Ein Kleinod, nur wenig bekannt, lohnt einen Besuch auf jeden Fall. Goblin steht für Kobold, und es wirkt, als sei das ganze Tal von Gnomen besiedelt. Jedenfalls wenn man die Fantasie etwas spielen lässt. Entdeckt – von Weißen – wurde das Tal in den 1920er-Jahren und zuerst der Steinformationen wegen als Mushroom-Valley (Pilztal) benannt. Die faszinierenden Sandsteinformationen entstanden natürlich wie immer durch Erosion mittels Wind und Wasser im Laufe von Jahrmillionen und erinnert an Pilze oder Kobolde – daher der Name. Ein Muss ist auf jeden Fall durch die Formationen zu wandeln, wichtig dabei wie immer, ausreichend Wasser mitzunehmen. Denn Schatten gibt es kaum und die Hitze ist gnadenlos.
Unsere Tagesetappe ist Moab, Ausgangspunkt für den Besuch des Arches- und Canyonland-Nationalparks sowie des Dead Horse Point State-Parks. Dazu später mehr. Der Ort lebt vom Tourismus und ist besonders auf Tagesbesucher eingerichtet. Man sollte jedoch mindesten zwei Tage dort verbringen, Das allein ist der Arches N.P. wert. Gegründet haben Moab die Mormonen, in Bergwerken wurden einst Uranerze abgebaut. Auch als Filmkulisse musste die Gegend schon herhalten: Gedreht wurde hier etwa Thelma & Louise sowie Indiana Jones und der letzte Kreuzzug. An Aktivitäten bieten sich Wildwasser-Rafting, zahllose Mountainbike-Strecken, Quad- und Motocross-Touren an sowie natürlich der Besuch der Parks mit vielen Wandermöglichkeiten.
Bilder Tag 11: Capitol Reef N.P und Goblin Valley S.P
Tag 12: Arches N.P
Scenic Drive + Anfahrt (80 km)
Heute ist der ganze Tag dem Arches Nationalpark gewidmet. Er ist bekannt für seine zahlreichen Naturbrücken. So um die 2000 sollen es sein, mithin die weltweit größte Konzentration an derartigen Steinbögen (arches). Natürlich verteilt über ein riesiges Gelände von rund 300 km2. Unterirdische Salzlager, der Sandstein und das extreme Klima sind für die Entstehung der Steinbögen ursächlich (hier die Erklärung auf Wikipedia).
Am bekanntesten dürfte der Delicate Arch sein, zugleich Wahrzeichen Utahs. Der 14 m hohe, alleinstehende Bogen ist nach einer etwa knapp einstündigen Wanderung von der Wolfe-Ranch aus zu erreichen. Eine Anekdote am Rande: Um ihn vor weitere Erosion zu bewahren – die im Laufe der Zeit zu seinem Einsturz führen wird – wollte man ihn in den 50er-Jahren mit einer Art Plastiküberzug versehen. Dann aber ist man jedoch zu der Einsicht gelangt, die Natur Natur sein zu lassen.
Einer der größten Bögen der Welt ist der Landscape Arch, ebenfalls nach einer etwa halbstündigen Wanderung zu erreichen. Die Spannweite beträgt über 90 m. 1991 brachen größere Stücke ab, deswegen darf man nicht mehr direkt zu ihm hin. An der dünnsten Stelle ist er nur noch drei Meter dick.
Fast an der Straße gelegen: der Balanced Rock. Der Stein oben auf der Säule wiegt 3500 Tonnen, etwa so viel wie 2000 Mittelklassewagen. Die Höhe insgesamt beträgt ungefähr 39 m.
Tag 13: Fahrt Dove Creek, Colorado
Dead Horse S.P. und Canyonlands N.P. ( 320 km)
Heute geht es von Moab aus ein Stück zurück. Und zwar zuerst in den Dead Horse Point State Park, anschließend weiter in den Canyonlands Nationalpark. Beides weniger besuchte Parks. Traumhafte, grandiose Landschaften, die zum Verweilen einladen. Aber auch die kleinen Dinge können beeindrucken, zum Beispiel die Kaktus-Blüte.
In Dead Horse Point-Park bietet sich an der südlichen Spitze ein grandioser Ausblick auf den rund 600 m tiefer liegenden Colorado, der hier zugleich eine 180 Grad-Kehre macht. Seinen Namen hat der Park seit dem späten 19. Jahrhundert, damals nutzten Cowboys das nur über einen schmalen, 27 m breiten Bergrücken an die Hochebene angebundene vorstehende Hochplateau als Koppel. Da alle Seiten steil abfallen, ließen sich die Wildpferde leicht einsperren. Geeignete Pferde, etwa für die Zucht wurden aussortiert. Die übrigen ließ man zurück. Sie verendeten teilweise, weil das Hochplateau kaum Nahrung, keine Wasserquellen und auch keinen Schatten bietet.
Der Canyonlands Nationalpark hat mehrere Hauptzufahrten, die nur über eine Piste für Allradfahrzeuge verbunden sind. Für deren komplette Befahrung (160 km) sind zwei Tage einzuplanen. Diese Zeit haben wir nicht, und auch nicht das geeignete Fahrzeug. Wir besuchen den nördlichen Teil, dies lässt sich gut mit dem Dead Horse Point verbinden. Die weitläufige Hochebene ist durch den Colorado und den Green River eingeschlossen. Hier finden sich spektakulärer Aussichten auf das White Rim, einer Steinabbruchkante etwa 360 m tiefer gelegen und auf die beiden Flüsse, weitere 300 m tiefer gelegen. Übernachtet haben wir mitten in der endlosen Weite rund zwei Fahrstunden weiter südlich, in Dove Creek, Colorado. In einem einfachen, aber sauberen Motel (dem einzigen). Und gegessen haben wir landestypisch in einem kleinen (ebenfalls dem einzigen) Restaurant. Hierher verschlagen sich kaum mal Besucher aus fernen Landen – auch nicht aus den USA. Junge Menschen wie unsere Bedienung (ihr erster Tag) wissen noch nicht einmal, dass es ein Land wie Deutschland gibt.
Bilder Tag 13: Dead Horse S.P. und Canyonlands N.P.
Tag 14: Fahrt Silverton
Anasazi Heritage, Telluride, Ouray (290 km)
Von Dove Creek geht es morgens erst mal weiter südöstlich zum Anasazi Heritage Center in Dolores, ein wirklich sehenswertes und modernes Museum zur Geschichte der Anasazi. In dieser Region soll es um die 6000 archäologische Fundstellen geben. Das Museum selber liegt nahe an zwei ehemaligen Pueblos aus dem 12. Jahrhundert, deren Ruinen man ebenfalls besichtigen kann. Das Museum besitzt um die drei Millionen Artefakte der indianischen Kultur, von denen natürlich nur eine kleine Auswahl zu besichtigen sind. Der Besuch lohnt und man sollte auf jeden Fall um die zwei Stunden einrechnen. Nächstes Ziel auf dem Weg nach Silverton, Telluride, eine ehemalige Bergbausiedlung. Die auf rund 2700 m Höhe liegende Stadt ist heute ein Wintersportzentrum, die Altstadt lohnt aber auch einen Besuch im Sommer. Heute leben im Umfeld der Stadt mit den rund 2400 Einwohnern zahlreiche prominente Amerikaner, das sieht man auch an den Immobilienpreisen. Vorher noch an einem Antiquitäten-Mall in einer kleinen Siedlung Stopp gemacht, viel gestöbert und auch ein paar Sachen gefunden. Nicht zum ersten Mal. Weiter in Ouray, hier müssen wir einen fast vierstündigen Zwangsstopp machen. Ist die Passstraße nach Silverton wegen Straßenbauarbeiten doch morgens und nachmittags komplett gesperrt, eines Bergrutsches wegen. Nur ab 18.30 bis in den kommenden Morgen ist sie derzeit einspurig zu befahren, ansonsten wird an der Strecke gearbeitet. So kommen wir erst später am Abend in Silverton an. Doch der Stopp lohnt. Ist Ouray doch eine hübsche Stadt die vorwiegend vom Tourismus lebt. Hier bieten sich Jeeptouren, Wanderungen, Klettern, Mountain-Biking und Fototouren an. Wir jedoch nutzen die Zeit zum Bummeln durch den Ort, zumal sich auch hier ein Antikgeschäft fand, mit überraschend niedrigen Preisen. Besonders Artefakte aus der Bergbauzeit waren im bisherigen vergleich fast zu Schnäppchenpreisen zu bekommen. Also auch hier zugeschlagen.
Bilder Tag 14: Fahrt Silverton, Anasazi Heritage, Telluride, Ouray
Tag 15 Silverton und Durango
Silverton und Fahrt nach Durango (130 km)
Den Donnerstag widmen wir zuerst Silverton, einer alten Bergbausiedlung auf etwa 2800 m Höhe gelegen. Die Stadt wurde nach Silberfunden in den 1870er-Jahren gegründet. Das besondere und der Grund warum es die Stadt heute noch gibt ist die Eisenbahnlinie von Durango nach Silverton, eine der spektakulärsten der Welt, knapp zehn Jahre nach der Gründung fertiggestellt. Dazu später mehr. Neben der Eisenbahnlinie ist der Ort zudem über den Million Dollar Higway (Teil der US Route 550 von Ouray nach Silverton) angebunden. Der Grund für den Namen: Zum einen seien es einfach die enormen Baukosten durch das Gebirge gewesen, so die eine Variante, zum anderen der Inhalt des bewegten Gesteins, dass silberhaltig ist, so die andere. Die Stadt lebt heute vor allem vom Tourismus, der historische Kern ist seit 1961 National Historic Landmark. Silverton hat sich zu einem schönen Ort gemausert – besonders die Hauptstraße und eine parallele Straße. Ihn prägen viele Läden, touristisch geprägt oder auch wirklich schöne Galerien, Restaurants und Kaffees. Kommt der Zug an ist recht viel los, ist der letzte abgefahren hat man wieder seine Ruhe. Nur ohne den Zug gäbe es die Stadt wohl nicht mehr, wie gesagt.
Rund um Silverton liegen zudem um die hundert alte Minen (u.a. Gold, Blei, Zink), in Betrieb ist nur noch eine einzige. Wir besuchen – bevor es nach Durango weiter geht – außerhalb noch eine alte Erzmühle, die 1991 fluchtartig (so scheint es) eingestellt wurde. So stand und lag alles noch so herum, wie am letzten Tag, ohne auf- oder auszuräumen. Auch Arbeitspläne, Pin-Up-Fotos oder halb volle Flaschen.
In Durango selber reichte es noch zu einem Stadtbummel, anschließend ging es in einem Saloon zum Essen. Die Stadt ist größer, hat ein schönes Zentrum und natürlich viele Läden, darunter auch eine Antikmall.
Bilder Tag 15: Silverton und Umgebung
Tag 16: Zugfahrt Durango – Silverton
Heute bleibt das Auto stehen. Fahren wir doch mit einer alten, in der Saison bis zu drei mal täglich verkehrenden Dampfeisenbahn der Durango and Silverton Narrow Gauge Railroad zurück nach Silverton. Diese Strecke (etwa 95 km lang, Fahrdauer einfach dreieinhalb Stunden, Aufenthalt in Silverton um die zwei Stunden) gehört für mich einfach zu den schönsten der Welt – deswegen sind wir sie jetzt zum dritten Mal gefahren.
Eine spektakuläre Streckenführung in traumhafter Landschaft. Entlang eines Flusses (bei Hochwasser ist die Strecke auch schon mal überschwemmt), direkt an senkrechten Abgründen und über alte Brücken zuckelt der Zug so vor sich hin. Zwischendurch muss Wasser aufgetankt werden (bergauf). Zurück kann man auch in etwa einer Stunde mit dem Bus fahren, aber der Zug ist einfach schöner. Auch wenn man summa Summarum dann sieben Stunden in eben diesem sitzt. Es wird nie langweilig. In Betrieb genommen wurde die Eisenbahnstrecke im Juli 1882, nach nur neun Monaten Bauzeit. Sie diente dem Transport von Fracht – vor allem Gold- und Silbererz, aber auch Passagieren. Denn schon früh erkannten Besucher die grandiosen Aussichten auf dieser Strecke. Die Durango Silverton Railroad verkehrt nun seit 132 Jahren ununterbrochen (außer bei Überschwemmungen und Erdrutschen), auch im Winter.
Bilder Tag 16: Zugfahrt Durango nach Silverton
Tag 17: New Mexiko
Fahrt Albuqerque und Truth or Consequences (580 km)
Heute sind wir in New Mexiko unterwegs. Und machen Strecke, ist unser nächstes Ziel im Süden Arizonas doch über eintausend Kilometer entfernt. Wir haben uns entschieden, die zahlreichen Sehenswürdigkeiten hier auszulassen, benötigte man doch allein für New Mexiko mindestens zwei Wochen – das ist eine eigene Reise wert. Einige Höhepunkte kennen wir ja auch schon von früheren Reisen, seien es u. a. Alamorgordo, Roswell, Santa Fee, White Sands, die Carlsbad Caverns und einiges mehr. Einen längeren Stopp machten wir in der Altstadt von Albuquerque. Neben Bummeln und Einkaufen blieb Zeit für einen Friseurbesuch – dringend erforderlich. Übernachtet haben wir dann in einem Motel in Truth or Consequenses. Eine Region New Mexikos, kaum bekannt, in keinem Reiseführer erwähnt, die dennoch viel bieten soll. Ghosttowns, Weltraumbahnhöfe – von hier kann man privat ins All fliegen für 250.000 USD – Teleskopanlagen, Wellnessoasen… So jedenfalls der Inhaber des Motels, zugleich Präsident der regionalen Handelskammer. Zeit dafür blieb uns nicht, aber der Vorsatz, sich mit dieser Region mal näher auseinander zu setzen.
Tag 18: New Mexiko, Tombstone
Fahrt via Hillsboro und Silver City nach Tombstone (480 km)
Auch heute heißt es Strecke zu machen, also schnurstracks auf die Interstate 25 South. Die wir aber nach einer Weile verlassen, zugunsten einer deutlich schöneren, kurvenreichen Strecke (durch die Berge. Außerdem liegen an eben dieser einige kleinere, interessante Orte, die wir nicht kennen. Soviel Zeit muss sein. So stoppen wir zum Beispiel in der Ghost-Town Hillsboro mit einem kleinen Laden, der aber geschlossen hat. Es ist erst elf Uhr, zu früh. Einen Stopp wert ist auch der Emory-Pass mit wunderbaren Ausblicken über die waldreiche Gegend. Wenn auch Waldbrände ihren Tribut zollten. Nächster größere Ort und Grund für eben diese Strecke ist dann Silver City. 1878 gegründet und nach einer Silbermine in der Nähe benannt. Besucht haben wir Old Town. Aber auch hier sollte man erst gegen Mittag eintreffen, vorher haben viele der paar Läden noch zu. Und die Antikmalls lohnen. Die Auswahl ist gut und die Preise wirklich unschlagbar in Vergleich zu Europa. „Schnäppchen“ halt.
Tag 19: Bisbee, Tombstone
Fahrt nach Bisbee und zurück (80 km)
Wir sind jetzt im tiefen Süden, es ist nicht weit zur mexikanischen Grenze. Bisbee, 1880 gegründet, ebenfalls eine alte Bergbaustadt (Königin der Kupfer-Lagerstätten), die wir vor einigen Jahren schon mal besuchten. Damals machten wir auch eine Tour ins Bergwerk, weswegen wir diesmal darauf verzichten. 1975 schloss jedoch das letzte Bergwerk. Wir sind aber auch aus einem anderen Grund hier. Damals gab es zahlreiche Antikläden, hier fand sich so ziemlich alles, sehr viel Krempel aber auch preisgünstige gute Stücke. Die Stadt hat sich jedoch deutlich verändert in den letzten vierzehn Jahren. Damals recht heruntergekommen sind heute zahlreiche Gebäude renoviert, es gibt schöne Läden, nur einige der alten Antikmalls sind leider verschwunden. Bei den zwei übrigen haben die Preise angezogen und alles wirkt sehr aufgeräumt. Die Stadt hat sich wieder erholt, hat anscheinend eine Zukunft gefunden. Durch zwei Aktionen wurde die Stadt auch international bekannter: Zum einen hat man Plastiktüten verboten und zum anderen erlaubt die Stadt das Zusammenleben homosexueller Paare, die rechtlich wie bei einer Eheschließung behandelt werden – erfolglos bekämpft vom Justizminister Arizonas.
Zurück in Tombstone steht die Innenstadt auf dem Programm. Läden durchstöbert, gemütlich gespeist und das örtliche Museum in dem Gerichtsgebäude von 1882 mit dem alten Galgen besichtigt – sieben Menschen ließen hier ihr Leben. Bei dem Galgen handelt es sich um einen alten Nachbau, das Original verbrannte einst. Alles in allem ein ruhigerer Tag, bei inzwischen wieder um die 40 °C.
Tombstone selbst ist besonders durch eine Schießerei bekannt. Das legendäre Feuergefecht am O. K. Corral zwischen den Clantons und McLaurys sowie den Earp-Brüdern und Doc Holliday – Vorbild zahlreicher Western-Filme und „ein Symbol für den ständigen Kampf zwischen Recht und Gesetz auf der einen sowie offenem Banditentum auf der anderen Seite in den Grenzstädten des Wilden Westens, wo die Spannungen des Sezessionskrieges nachwirkten und Strafverfolgung oftmals nur spärlich stattfand“ (Quelle Wikipedia) – geschehen am 16. Oktober 1881. In der halben Minute fielen 30 Schüsse, beide McLaurys und Billy Clanton starben. Heutzutage wird das alles nachgespielt, täglich mehrmals und gleich an drei verschiedenen Orten – einmal davon am Originalschauplatz. Aber gegen gepfefferten Eintritt. Wir verzichten darauf, vor 14 Jahren kostete es noch einen Bruchteil.
Tag 20: Fahrt Tucson
Tumacacori, Titan Missile Museum, San Xavier del Bac (330 km)
Heute geht es von Tombstone via Nogales an der mexikanischen Grenze nach Tucson. Auf dem Weg: eine alte spanische Missionskirche, heute Nationaldenkmal. Tumacacori ist ein schönes Beispiel der spanischen Missionsarbeit im 18. Jahrhundert. Hier sind die Missionare jedoch gescheitert, auch Angriffen der Apachen wegen. Deswegen wurde der Standort aufgegeben und der Kirchturm nie fertiggestellt. Vieles ist jedoch noch verhältnismäßig gut erhalten. Sehr gut erhalten ist auch der einzige noch vorhandene Abschussbunker einer Titan 2 Missile-Rakete nicht weit vor Tucson gelegen. Die Rakete trug die stärkste Wasserstoffbombe des kalten Krieges. 20 Megatonnen – mehr als die tausendfache Sprengkraft einer Hiroshima-Bombe. Heute ein Museum und Mahnmal für den kalten Krieg. Zwei Menschen und ein im Radio verschlüsselt gesendeter Code – ohne ihn ging nichts – wären das Ende der Welt, der dritte Weltkrieg gewesen. 1986 endete dieser Spuk. Und heute können sich Schulklassen alles genau anschauen – Touristen natürlich auch – und sich die Gefahren dieser Zeit bewusst machen.
Kurz darauf noch ein katholische, ebenfalls von den Spaniern gegründete Mission angeschaut, San Xavier del Bac, eine auch heute bedeutende Mission und dann in Tucson ein gutes Motel entdeckt. Ein Motel-Tipp (nicht nur für Tucson): Red Lion, günstig, mit Frühstück und kostenfreien Getränken in der Happy Hour am Nachmittag, schöne Zimmer und das für rund 65 USD pro Zimmer. Nur addiert man beim Auschecken neben den üblichen Steuern noch 5 USD Servicegebühr hinzu die man vorher verschwieg. Dennoch eine Empfehlung. Zum Schluss noch ein Bild, das uns in den USA leider immer begegnet und wohl auch notwendig ist. Im Titan Missile Museum gibt es sogar Schließfächer für Waffen.
Bilder Tag 20: Tumacacori Bilder Tag 20/21: Titan Missile Museum, Pima Air Museum
Tag 21: Tucson
Old Town Tucson, Pima Air Museum, Saguaro N.P. (240 km)
Am Mittwoch einen ruhigen Tag in Tucson verbracht, sind dennoch rund 150 Meilen durch die Gegend gefahren. Wir sind ungeplant einfach einen Tag länger in Tucson geblieben, haben zuerst die Old Town durchstreift. Hier gibt es einen kleinen Bereich mit mehreren Kunsthandwerkern, aber ansonsten, halt eine Großstadt. Sehenswert ist auf jeden Fall das Pima Air Museum. Hier finden sich in fünf größeren Hangars zahlreiche Flugzeuge, vorwiegend aus dem militärischen Bereich ab dem WK II und später, auch bekannte Experimental-Flugzeuge wie die Thunderbird (rund 4000 km/h), aber auch die Präsidentenmaschinen von Kennedy und zahlreiche andere Flieger, große wie kleine. Es war nur wenig los, wir haben wieder um die 40 °C. Auf dem riesigen und staubigen Flugfeld ist es in der Sonne kaum auszuhalten.
Rund um die Militärbasis stehen übrigens tausende Flugzeuge in der Wüste, die Scheiben und alle Öffnungen gut verpackt und warten auf ein weiteres Leben. Auch Düsenjets großer Fluggesellschaften werden hier wegen der trockenen Luft und dem fehlenden Regen zwischengeparkt, für eine spätere Verwendung – oder auch nicht.
Abends dann noch eine Tour durch den Saguaro N.P. Nur hier finden sich die bis gut und gerne zehn Meter hohen Säulenkakteen, im Norden Mexikos und auf der Baja California erreichen sie sogar 19 Meter.
Tag 22: Fahrt Phoenix
Glendale und Rawhide (275 km)
Die nächste Etappe, Phoenix respektive Glendale Old Town nahe der Stadt gelegen. Hier finden sich zahlreiche schöne Geschäfte und Antiquitätenläden, die zum Bummeln einladen. Und das haben wir dort dann auch getan, so dass wir die ursprünglich geplanten Down Towns von Phoenix und Scottsdale einfach gestrichen haben. Abends sind wir dann nach Rawhide gefahren, einer Westernstadt. Zurzeit ist kaum etwas los, anscheinend einfach zu heiß. Wir haben wieder an der 44 °C-Marke gekratzt. Läden, etwas Show… und ein gutes Steakhouse. Aber so richtig gelohnt hat sich das nicht. Ist eher etwas für die Kleineren. Gut dagegen das Steak, und Eintritt kostet es auch nicht.
Bilder Tag 22: Glendale und Rawhide
Tag 23: Fahrt Williams
Fahrt via Mayer, Prescott (320 km)
Prescott ist das heutige Tagesziel. Denken wir jedenfalls. Auf dem Weg via Cave Creek – diese Region wäre auch eine Übernachtung wert, kannten wir bis dato nicht – ein Mineraliengeschäft entdeckt, so was habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Riesige Drüsen, mehrere Meter groß, Bergkristalle die eine normale Wohnung nicht passen würden – wegen der Höhe… einfach fantastische Dinge, die jedem Museum alle Ehre machen würden. Und ich habe schon viele derartige gesehen. Alles zum Kaufen, aber unbezahlbar. Dennoch wunderbar zum Anschauen und Filmen sowie Fotografieren, hat uns die Besitzerin anstandslos erlaubt. Zwischenstopps erfolgten in einer kleinen verfallenen Ortschaft Namens Mayer (mit Antiquitätenladen) so dass wir mittags in Prescott ankamen. Zuerst die Old Town durchstreift, nach zwei Stunden war alles abgeklappert und auch genüsslich ein Eis verspeist und Kaffee getrunken.
Zu früh eigentlich um hier zu übernachten also weiter in die nächste Ortschaft nach Chino Valley. Nur dort war das einzige Motel belegt. Und in Paulden gab es gleich gar keins. Also bis nach Ash Fork rund 80 km von Prescott entfernt an der Route 66 gelegen, aber auch dort ausgebucht respektive, gut ich drücke mich vornehm aus, etwas einfach geartet, die Zimmer. Bleibt noch Williams, rund 50 km östlich – sprich für uns ein Umweg müssen wir morgen doch in Richtung Westen. In Williams im vierten Motel noch Zimmer bekommen, für den höchsten Preis der ganzen Reise. Es war Freitag und ein Rodeo-Wochenende angesagt.
Tag 24: Fahrt Kingman
Fahrt via Seligman, Kingman, Oatman und zurück nach Kingman (340 km)
Die Reise neigt sich dem Ende. Wir sind wieder dort (fast), wo wir mit den Mopeds anfingen zu touren – auf der Route 66. Und sie fasziniert immer wieder, insbesondere Orte wie Williams, Seligman, Kingman, Oatman… (auf der von uns befahrenen Strecke). Auch wenn vieles nur mehr Geschäft, Business ist, die Mother Road hat ihren Flair. Wobei, die Route 66 existiert nur mehr in Teilen, los ist nur was in bestimmten Zentren, dazwischen muss man Meilen herunterreißen. Aber es lohnt sich. Heute haben wir übrigens unseren persönlichen Temperaturrekord dieser Reise erlebt: 114 ° Fahrenheit, rund 45 °C. Wir fangen inzwischen schon bei unter 30 °C an zu frösteln. Williams, Seligman und Kingman hatten wir schon am Anfang der Tour mit den Motorrädern besucht. Hinzu kommt jetzt noch Oatman, mit einem der schönsten, kurvenreichen Streckenabschnitte zwischen Kingman und der ehemaligen Goldgräberstadt. Der Ort hatte im Laufe der Zeit verschiedene Namen, den heutigen erhielt der Ort nach Olive Oatman, einem kleinen Mädchen, das Apachen entführten, die Eltern und der Bruder starben dabei, ihre Schwester später in der Gefangenschaft. Sie selbst konnte 1857 befreit werden. 1921 brannte ein Großteil der kleineren Gebäude ab, stehen blieb das 1902 erbaute Oatman Hotel Es erlangte einst Berühmtheit, weil Clark Gable und Carole Lombard 1939 hier ihre Flitterwochen verbrachten. Zahlreiche Geschäfte und Galerien leben heute von den rund einer halben Million Touristen, die Oatman jährlich besuchen. Dennoch hat es seinen Charme einigermaßen behalten.
Ein Wahrzeichen des Orts sind die zahlreichen wilden Esel, die es sich hier gemütlich machen. Sie stammen von Lasteseln ab, die einst freigelassen wurden und verwilderten. Überall gibt es Karotten und „Eselfutter“ zu kaufen, damit die Touristen die Tiere füttern können. Weiter geht es nach Bullhead City, hier ist nur eine Übernachtung vorgesehen. Aber auch hier muss einiges los sein, jedenfalls gibt es keine freien Motelzimmer mehr. Also weiter die 55 km auf dem Interstate nach Kingman, zum dritten Mal. Ansonsten hatten wir übrigens während der gesamten Reise keine Probleme passende Motels zu finden. Nur die letzten zwei Tage waren problematisch. Während der Motorradtour hatten wir die Motels jedoch vorgebucht.
Bilder Tag 23: Kingman, Seligman, Oatman – Route 66
Tag 24: Fahrt zurück nach Las Vegas
Via Boulder (240 km)
Zurück in Las Vegas, zugleich das Ende der Tour. Noch einen Besuch mit viel Gepäck im Premium Outlet Las Vegas und bei einem von zwei Harley-Händlern. Unterwegs waren wir insgesamt mit dem Moped rund 2150 km, mit dem Van 4550 km. Nicht zu viel für fast vier Wochen. Tausende Bilder und rund 2200 einzelne Clips mit den Videokameras sprechen für sich. Viel Arbeit für daheim, aber es lohnt. Auch von dieser Reise wird es wieder einen Film auf DVD geben.
Hier geht es zum Teil I des USA-Reiseberichtes, unterwegs auf der Harley