Prolog: Am Sonntag ging es nahezu ausschließlich die Autobahn entlang via Ulm, Augsburg, München und Salzburg und durch den Karawankentunnel nach Slowenien. Mein Ziel war der Ort Lesce, hier bleibeich die ersten vier Tage. Lesce liegt etwa 30 km hinter der österreichischen Grenze. Summa summarum waren es rund 640 km in etwas über sechs Stunden inkl. zweier Tankstopps und einer kurzen Essenspause. Muss man halt durch.
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Montag, der 16. Mai – Julische Alpen und Soća
Meine erste Tagestour am Montag durch die Julischen Alpen und die Soča entlang führte mich Anfangs erst mal nach Italien. Stand als erstes doch die Passfahrt über den Paso del Predil auf dem Programm. Davor noch ein erster Stopp am Lago del Predil. Mit der Drohne gelangen wunderbare Eindrücke der Landschaft hier.
Kaum auf dem Moped, schon wieder ein Stopp. Diesmal ist es ein altes österreichisches Festungswerk, das mich aufhält, die Batterie Predilsattel. Sie diente der Überwachung der italienischen Grenze, ist noch recht gut erhalten, wurde im zweiten Weltkrieg nicht zerstört.
Kurz darauf bin ich auf dem 1156 m hohen Pass und wieder in Slowenien. Kurvenreich geht es kurz bergab, wieder liegt etwas im, respektive am Weg, also Anhalten. Es ist ein weiteres altes österreichisches Festungsbauwerk, das Fort Predel. Während der napoleonischen Kriege spielte es eine wichtige Rolle, so liest man. Auch hier kam die Drohne zum Einsatz, so hat man einen wunderbaren Überblick über die Ruinen und die ganze Gegend.
Kurz darauf wollte ich hoch auf die Mangartstraße, die höchste Straße Sloweniens, die bis auf 2500 m führt. Doch die war noch gesperrt. Also weiter Richung Soča-Tal, kurz darauf ein Halt an der Flitscher Klause. Ein weiteres Sperrwerk, wie die anderen beiden vorher eine der österreichisch-ungarisch alpinen Festungen. Das reicht aber dann aber auch an alten Gemäuern, schließlich ist man ja zum Mopedfahren hier. Also weiter den Fluss Soça entlang Richtung Süden. Der ist nicht nur bei Kanuten und Raftern bekannt und beliebt, sondern auch bei Motorradfahrern. Die Straße am Fluss jedenfalls. So finden sich in jedem Ort immer wieder Pensionen, Gaststätten und kleinere Hotels mit ‚Biker Welcome‘. Auch heute sind nicht wenige unterwegs, meist in Gruppen von fünf bis zehn Fahrern. Ich will nicht wissen, was in der Hochsaison dann abgeht.
Die engen weichen langsam langgezogenen Kurven, jetzt kann man sogar wieder in den sechsten Gang schalten und die erlaubten 90 km/h auch fahren. So macht das Fahren Spaß, aber auch die engen Serpentinen haben etwas. Über Kolbarit geht es nach Tolmino, mein Ziel ist eigentlich Nova Gorica. Eigentlich. Nur bin ich ob der Stops schon etwas in Verzug, zudem ziehen am Himmel dunkle Wolken auf. Für Nachmittags ist Regen angekündigt. Und ich habe noch einen Pass vor mir, das eigentlich fahrerische Highlight mit 50 Spitzkehren, davon bald die Hälfte mit einem Belag aus Pflastersteinen. Besser, wenn die trocken sind. Also wieder Richtung Norden, wieder die Soča entlang, diesmal stromaufwärts.
Bei Kolbarit findet sich der Kozjak-Bach, der in die Soča mündet. Hier stürzt der Bach über sechs Wasserfälle vom Berg Krnčica (2142m) herab und fließt durch mehrere Klammen. Zwei der Wasserfälle sind erreichbar, nach einer halbstündigen Wanderung. Doch in Motorradstiefeln, und die Wolken werden immer dunkler…
Die Drohne schafft das doch in wenigen Minuten. So ist es, damit sind wenigstens Aufnahmen der Wasserfälle im Kasten.
Bei Bovec verlasse ich die mir bekannte Route und biege nach Osten ab. Weiter entlang der Soča. Es geht hinauf auf den Vršič, den höchsten Gebirgspass Sloweniens. Die Straße hinauf, die hat Gott extra für Motorradfahrer geschaffen. Genau 50 Spitzkehren sind es auf den beiden Seiten des Passes zusammen gezählt, und unzählige enge, 90 Grad-Kurven. Es geht hinauf auf 1611 m und wieder hinunter. Ein paar Autos sind auch auf der Passstraße unterwegs, machen aber schnell Platz, lassen einen gern vorbei. Ein kurzer Stopp an einem Aussichtspunkt, dann ist der Pass schon erreicht. Kein Problem, sofern man Spitzkehren beherrscht. Oben am Pass steht ein kleiner Souvenirshop, Kaffe gibt es aber keinen. Dafür bekomme ich von anderen Motorradfahrern die Antwort auf meine nichtgestellte Frage, warum ich eigentlich nahezu der Einzige war, der den Pass von Bovec aus fährt. Andersrum, sprich mir entgegen, sah es anders aus. Da waren und sind einige unterwegs. Der Grund, die Spitzkehren mit Kopfsteinpflaster finden sich nur auf der Seite von Kranskja Gora aus und sie lassen sich bergauf deutlich besser fahren, so heißt es… Zumal nicht jeder Stein im Pflaster dort ist, wo er sein sollte und Sand von den Felshängen auch noch zu finden ist. Vorab, auch bergab stellten die – noch trockenen Pflasterstein-Spitzkehren auch kein Problem dar.
Also runter den Berg mit zahlreichen Kurven. Macht Spass, man muss ja nicht rasen. Resumee der Passfahrt auf den Vršič: es könnte stimmen, dass es sich um die schönste Passstrecke Sloweniens handelt. Gut, kenne bisher ja nur zwei. und da ist der erste Platz sicher.
Unten angekommen in Kozorog, ein wunderbares Gartenlokal und Hotel direkt am Jasna -See gelegen. Ein Kaffee mit Kuchen ist die Belohnung. Es ist trocken geblieben, auch wenn es in der Ferne donnert. Genau aus der Richtung Lesce. In die ich muss. Natürlich erwischt mich doch noch eine dicke Regenwolke, kurz vor meinem Hotel. Egal, war ein wunderbarer Tag und die Klamotten sind ja Nordkap erprobt.
Dienstag, 17. Mai, Julische Alpen, Burg Bled und Bohinjska jezero
In aller Frühe ging es wieder in Richtung der Julischen Alpen, in den Triglavski Narodni Nationalpark. Hier finden sich einige wunderbare Straßen mit fantastischen Ausblicken, vielen Kurven und Kehren und auch der höchste Gipfel der Julischen Alpen und ganz Sloweniens, der Triglav – absolut lohnenswert seien die Strecken, so sagt man jedenfalls. Zum Besichtigen gebe es auch einiges. Tja, was soll ich sagen, könnte stimmen, oder auch nicht.
Ein erstes kurzes Teilstück durch Wald und Wiesen ist vielversprechend. Nach kurzer Fahrt im Park findet sich am Weg eine Ruine mit einem Mahnmal. Das macht neugierig. Eine traurige Geschichte verbirgt sich dahinter. Als Vergeltung für den Tod zweier Soldaten durch Partisanen brannten deutsche Soldaten im September 1944 alle Häuser des Weilers nieder und töteten die 24 Bewohner. Das jüngste Opfer war elf Monate alt, das älteste 89 Jahre.
Nachdenklich geht es weiter. Etwas weiter durch den Wald findet sich ein altes Sägewerk, das auch eine Inspektion lohnt. Kurz darauf erreiche ich Mojstrane, hier beginnt die Strecke zum 2864 m hohen Triglav. Doch was sehe ich, ein Schild mit der Aufschrift ‚Zufahrt gesperrt‘. Und zwar von Montag bis Freitag, jeweils von 9 bis 17 Uhr. Das verstehe, wer will. Früh morgens und abends ist die Strecke frei und auch das ganze Wochenende über. Hilft nichts, also weiter zu einer Rundtour auf das Hochplateau Pokljuka. Nach einer halben Stunde bin ich am Ausgangspunkt, und was sehe ich? Ein Schild, dass die Strasse komplett gesperrt ist, kein Hinweis warum, keine Umleitung, nichts. Auch online kein Hinweis, nichts. An der Kommunikation müssen die Nationalparkbehörden hier noch arbeiten.
Nicht weit weg liegt die Stadt Bleg mit einer sehenswerten Burg. Die dürfte ja wohl offen sein. Also dort hin, und ja, man kann sie besuchen. Es ist schon Mittag, also bietet sich erstmal ein Cappuchino und ein Stück Kuchen an, bevor ich mit der Besichtigung beginne.
Die auf einem weißen Felsen hoch über einem smaragdfarbenen See thronende Burg geht auf das Jahr 1004 zurück und ist eine der ältesten Sloweniens. Ihre heutige Form und Aussehen erhielt sie durch die Renovierung nach einem Erdbeben im Jahr 1511. Charakteristisch für die Burg ist die Doppelstruktur: innen der befestigte zentrale Teil für die feudalen Herren, außen der Teil mit Mauern und Räumlichkeiten für die Diener. Auf der Burg gibt es u. a. ein Kaffee mit einer wunderschönen Terrasse mit Blick über die Bergwelt und den See, allein dafür lohnen die 13 € Eintritt. Weiter finden sich ein gehobenes Restaurant, ein Museum und ein Weinverkauf im alten Weinkeller sowie eine Buchdruckermanufaktur. Und zwei Souvenirshops. Der Besuch lohnt.
Wieder auf dem Moped fahre ich einem Hinweisschild Richtung Pokljuka nach, der Hochebene im Nationalpark, die ich morgens nicht erreichte. Nach einigen Irrungen und Wirrungen erreiche ich tatsächlich wieder den Nationalpark, nur nicht die Hochebene. Dafür geht es durch dunkle Wälder, Bärenland. Ich sehe aber keinen der Gesellen, sie scheuen Menschen und Fahrzeuge sowieso. Dennoch, die Berge hoch und runter, wie Achterbahnfahren, nur dass man selbst steuert. Wieder den Berg runter geht es einen Fluss entlang zum See Bohinjska jezero.
Auf dem Wasser zahlreichen Kanufahrer, StandUp-Paddler und auch Badende. Man sollte seine Badesachen dabei haben, liegen im Hotel. Zumal das Wetter mitspielt: Sonne und 28 Grad, nur die Wetterapp prognostizierte für heute eine Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent. Tatsächlich hatte es mal ganz kurz oben auf den Bergen geregnet, das war es aber dann schon.
Weiter ging es Richtung Süden wieder hoch auf die Berge, bin bald allein unterwegs. Oben gibt es größere Skigebiete, jedenfalls im Winter. Durch weite Waldstrecken komme ich dann auf eine wunderschöne Hochebene, die tiefstehende Sonne und die Landschaft ist Balsam für die Seele. Hier kann ich auch mal die Drohne aufsteigen lassen, in den Nationalparks ist es ja verboten. Im Tal unten hat mich dann die Realität wieder. Stadtverkehr, Lastwagen, Ampeln, es geht im Stopp an Go vorwärts. Also ab auf die Autobahn und zurück nach Lesce in mein Hotel. Alles in allem wieder ein gelungener Tag, trotz der Streckensperrungen im Nationalpark. Ich weiß ja nicht, was ich versäumt habe. Am Ende kamen rund 280 Kilometer auf dem Tacho hinzu.
Mittwoch 18. Mai, Begunje, Bohinjska und ein Absturz
Heute Morgen machte ich mich erst mal zu einer nahegelegenen Ruine, der Burg von Begunje auf. Ich bin hier fast der Einzige. Nur auf dem kleinen, schattigen Parkplatz steht noch ein niederländischer Camper, das junge Paar übernachtet hier. Das alte Gemäuer lässt sich wunderbar erkunden, bis hoch in den Bergfried. Nur ein kleiner Teil ist abgesperrt, wegen Steinschlaggefahr durch sehr hohe, freistehende Mauern. In dunklen Räumen sieht man eine Fledermäuse umherflattern.
Die Burg Kamen, so der deutsche Name, wurde auf einem Felsvorsprung im 12. Jahrhundert von den Ortenburger Grafen erbaut und diente als wichtiger Stützpunkt auf dem alten Frachtweg über den Bergpass Preval nach Kärnten. Ihre größte Ausdehnung hatte sie im 15. Jahrhundert, zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlor sie endgültig ihre Schutz- und Verteidigungsfunktion. Fenster und Türen wurden zur Renovierung des Schlosses Katzenstein verwendet, die Dachziegel sollen heute die Pfarrkirche St. Ulrich in Begunje decken. Den Verfall stoppte man erst ab 1959.
Eine gute Gelegenheit und Location, um die Drohne einzusetzen. Doch beim Rückflug zum Landeplatz passierte es. Im Rückflugmodus (in diesem Fall mal nicht manuell, sondern im automatischen Modus) „übersieht“ die Drohne einen hohen Baum, respektive einen Ast. Eigentlich dürfte sie gar nicht so nah daran vorbeifliegen, dafür sorgen Antikollisionssensoren – theoretisch. Der Ast aber bringt die Drohne zum Absturz. Sie sendet weiterhin das Bild, liegt irgendwo in der Pampa. Also per GPS den Standort lokalisiert und auf den Weg gemacht. Sie müsste im Innenbereich der Ruine abgestürzt sein, da steht auch ein hoher Baum, direkt an einem steilen Abhang. Wo Burgen halt so stehen. Hier, beim Baum müsste sie laut GPS auch liegen. Doch nichts ist zu finden. Noch mal das Bild von der Drohne genauer betrachtet, da sind doch Zapfen zu erkennen. Kiefernzapfen. Ich stehe unter einer Kiefer. Hängt sie etwa irgendwo im Baum? Der ist gut und gerne 20/25 m hoch, absolut nichts zu sehen. Da ich keine Chance habe und wenigstens den Chip mit den Aufnahmen retten möchte – eine neue Drohne, die Mavik 3 liegt ja schon zuhause – starte ich kurzerhand die Motoren. Sie starten auch, doch werden sofort wieder gestoppt, da die Propeller blockieren. Aber ich konnte oben im Baum etwas hören. Nach einigen Versuchen ließ sie sich lokalisieren, aber immer noch nicht sehen. Zu hoch. Sie hängt ganz oben in der Spitze des Baumes. Genial. Mit Steinwürfen erreiche ich etwa die halbe Höhe. Aussichtslos. Aber man hat ja nichts zu verlieren, also immer mal wieder den Motor gestartet, der sofort blockiert. Dennoch, kurz drehen die Propeller. Mal sehen, ob sie das Geäst der Kiefer nicht klein kriegen und die Drohne dadurch freikommt. Oder das Akku vorher leer ist. Es hat noch 15 % Kapazität.
Tatsächlich, nach dem vielleicht zehnten/fünfzehnten Versuch tut sich etwas, auf einmal kommt sie frei, fällt im Geäst etwa 15 m tiefer, bleibt dann wieder hängen. Aber diesmal in etwa sechs Meter Höhe. Schon besser. Praktischerweise ist genau hier ein Geländer zum Abhang, wo sonst eigentlich nichts groß gesichert ist. Also rauf und ich bekomme den untersten Ast des Baumes zu fassen, schüttle kräftig so dass auch die darüber wackeln und ja, die Drohne fällt die letzten Meter auf den Boden. Nicht den Abhang hinunter. Der Chip ist gerettet. Nur der Chip? Nein. Die Drohne nahm keinen Schaden, nicht mal ein Propeller ist beschädigt. Gut, hätte ich ja einige dabei, aus Erfahrung. Robust sind die Dinger von DJI schon. Auch wenn beim Kollisionsschutz und den Automatikfunktionen eindeutig Nachholbedarf besteht.
Also etwas später als gedacht geht es mit dem Moped weiter, heute frei Schnauze. Einfach mal losfahren, weg von den Städten Richtung Julische Alpen, nur kleine Seitenstraßen gewählt, hoch in die Berge. Einfach treiben lassen und schauen, wohin mich das Motorrad respektive die Straße und Abzweigungen so führen und was es da zu entdecken gibt. Teilweise wusste ich gar nicht wo ich bin. Einige kleine Dörfer durchfahren, zahlreiche kurvenreiche Strecken mitgenommen, auch einen Pass, irgendwann kommt mir ein Ort bekannt vor. War ich gestern schon, aber aus der anderen Richtung. Also weiter, eine Rast gemacht, dabei einen landestypischen Eintopf genossen, noch zweimal die Drohne aufsteigen lassen und am späten Nachmittag im Hotel gewesen. Morgen geht es ja weiter, über Ljubljana in den Süden des Landes. So waren es heute gerade mal 120 km, was auch reicht. Tja ohne die Drohne hätte es ja kaum was zu erzählen gegeben. Und die Region um die Julischen Alpen sind immer einen Besuch wert, auch ohne Motorrad.
Donnerstag 19. Mai, Ljubjana und fahrt nach Postojna
Knapp eine Stunde dauerte die Fahrt auf der Autobahn am Morgen nach Ljubjana, der Hauptstadt Sloweniens. Sie ist wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes, dennoch überschaubar mit ihren rund 290.000 Einwohnern. Es ist eine der kleinsten Hauptstädte Europas, was nicht schlecht ist. Und, so mein Eindruck, sie ist sehr lebhaft und grün. Im Zentrum herrscht südländisches Flair, unzählige Restaurants und Kaffee haben ihre Sitzplätze im Freien entlang des Flusses Ljubljanica. Ich halte mich im Zentrum und der Altstadt auf, schaue mir den Marktplatz an, wandele die berühmte Drachenbrücke entlang, die aber etwas enttäuscht und schlendere über den zentralen Platz der Stadt, den Prešernov Trg. Hier steht die dominante Franziskanerkirche und besonders beeindruckend ist die dreiteilige Tromostovje-Brücke. Fotomotive zuhauf. Nach zwei Stunden mache ich mich wieder auf den Weg zum Motorrad und hoch zur Burg, es ist heute in der Motorradkluft einfach zu heiß, um länger durch die Stadt zu bummeln.
Das Schloss ist schnell erreicht, es liegt direkt an der Altstadt auf einem Hügel. Das Laibacher Schloss, so der deutsche Name ist Wahrzeichen Ljubjanas und thront geradezu über der Innenstadt, entsprechend wunderbar ist der Blick auf die Hauptstadt Sloweniens. Irgendwann gebe ich aber mit der Besichtigung auf, es ist einfach zu heiß. Lieber genieße ich noch einen Kaffee und mache mich dann auf den Weg zu meinem nächsten Domizil – wieder für vier Tage, einem Campingplatz nahe Postojna. Hier habe ich eine Hütte reserviert. Die Fahrt dauert nur gute 30 Minuten, dann bin ich am Ziel. Auch heute kamen nur runde 100 km mit dem Moped zustande. Hier kostet der Liter Super übrigens um die 1,55 €. Da sieht man, wer in Deutschland beim Benzin der größte Preistreiber ist, der Staat.
Freitag, 20. Mai, die Höhle von Postojna und die Höhlenburg Predjama
Nur rund vier Kilometer vom Campingplatz entfernt befindet sich eine der größten Touristenattraktionen Sloweniens, die Höhle von Postojna. Ich habe mit gestern schon online ein Ticket besorgt, da die Höhlengänge nur stündlich stattfinden und einiges los sein könnte. Liegen die Besuchszahlen doch bei fährlich um die 500.000 bis 600.000 Menschen. Es war dann doch nicht so voll, bin ja noch recht früh im Jahr hier. Die allersten Besucher stammen von 1213, darauf deuten Wandmalereien hin, die man zeitlich einordnen konnte. Sprich, die Höhle ist schon sehr lange bekannt, jedoch nicht in ihren Ausmaßen.
Erforscht sind 24, besuchen kann man bei der normalen Tour rund 5 Kilometer, wobei man etwa 3,5 davon in einem Zug zurücklegt. Ich habe schon sehr viele Höhlen besucht, diese jedoch gehört sicherlich mit zu den Sehenswertesten, für mich bis dato nur mit der Mammoth Cave in den USA vergleichbar. Das System besteht aus drei Hauptebenen, in der untersten fließt heute noch der Fluss Pivka, der dieses System schuf. Prächtige Tropfsteinskulpturen wechseln sich mit großen Hallen ab, wie der weiße Saal, der Spaghetti-Saal und der rote Saal. Der Name ist dabei Programm. Manche der Stalagtiten sind reinweiß, manche gelblich oder rötlich. Im größten Saal, der Konzerthalle, sollen zehntausend Menschen passen. Es gibt Führungen in Englisch, Italienisch, Slowenisch und Deutsch, ebenfalls zu jeder Stunde. In der Höhle verlaufen sich die Gruppen aber. Bevor es mit dem Zug wieder rausgeht, darf natürlich ein Souvenirshop nicht fehlen. Und außerhalb gibt es mehrere Kaffees, Restaurants ein großes Hotel, einen Parkt und ein Vivarium, das sich mit der Tierwelt in der Höhle befasst.
Eines davon ist der Grottenolm, in einem Aquarium am Ende der Tour kann man einige sehen. Die bis zu 30 cm großen Schwanzlurche sind weiß, blind und können um die 100 Jahre alt werden. Und kommen bis zu zwölf Jahre ohne Nahrung aus. Insgesamt finden sich in den Höhlen um die 150 verschiedene Tierarten. Doch lassen wir nun die Bilder sprechen.
Wenige Kilometer weiter findet sich hier ein weiteres Highlight, die Höhlenburg Predjama, zu deutsch Lueg. Mithin die größte und am besten erhaltene Höhlenburg überhaupt und auch hier gilt, ich habe schon zahlreiche Burgen gesehen und besucht, aber diese ist etwas Besonderes. Wurde sie doch in eine 123 Meter hohen, senkrechten Felsenwand auf halber Höhe in eine Höhle gebaut. Kein Wunder, dass sie über 800 Jahre uneinnehmbar war, wenn man die Zeit bis heute rechnet, stamm sie doch aus dem 12. Jahrhundert. Die heutige Form stammt aus dem Jahr 1570. Hinter der Höhlenburg befinden sich geheime Höhlengänge, so dass man sich auch bei einer beispielsweise über ein Jahr lang andauernden Belagerung problemlos versorgen konnte. So geschehen als man den Raubritter Erasmus von Predjama (von Luegg) ergreifen wollte, der hier residierte. Er verspottete seine Belagerer sogar, indem er Nahrungsmittel wie gebratenes Schweinefleisch von der Burg warf. Und für klares, sauberes Wasser sorgte der Berg selber. Was ihm letztendlich doch nicht half, durch den Verrat eines seiner Diener soll er 1484 dann doch getötet worden sein. So erzählt man sich, dass er während eines Ganges zum Abort mit Steinkugelgeschossen erschlagen worden sein soll. Vermutlich aber nur eine Legende, die für die Touristen aufrechterhalten wird.
Unterhalb der Burg findet sich das zweitgrößte Höhlensystem Sloweniens, mit einer Ganglänge von immerhin 14 Kilometern, die Höhle unter der Burg genannt.
Man zählt die Burg zu den zehn faszinierendsten der Welt und sie ist auch im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet, eben als der Welt größte Höhlenburg. Doch komfortabel war das Leben hier nicht, der musste der Sicherheit weichen. Natürlich bietet sich so eine Burg auch für Filme an. So war sie Schauplatz mehrerer Dokumentar- und Spielfilme.
Samstag 21. Mai, ein Tag Fahrspaß
Heute habe ich mal einen ganzen Fahrtag mit dem Motorrad eingelegt, nach den Besichtigungen der letzten zwei Tage. Außerdem ist es einfach zu warm, um in der Motorradkombi rumzulaufen. Ich habe zwar eine speziell für heiße Regionen, damals für meine Wüstentouren in Namibia und Südafrika angeschafft, doch die ist zu Hause. So geht es erst schöne Landstraßen entlang, dann über die Berge durch endlose, dunkle Wälder durch Bärenland auf Schotterpisten, weiter durch ein Region mit Weinanbau. Schöne Dörfer, ein Schloß, eine Burg und eine weitere Höhle – sogar Weltnaturerbe, lasse ich links liegen. Kann man sich ja mal für einen späteren Besuch mit Auto oder Wohnmobil merken. Summa summarum ging es über kurvenreiche Landstraßen, viele Kilometer auf Schotter und am Schluß recht zackig auf gut ausgebauten Straßen mit langgezogenen Kurven. Meist war kaum Verkehr. Zusammen kamen rund 270 km Fahrspaß.
Sonntag 22 Mai, Sloweniens Küste und Kroatien
290 km sind es heute geworden. Hatte ich eigentlich gar nicht vor. Aber vielleicht ist es keine so gute Idee an einem Wochenende bei Sonnenschein an die Küste zu fahren. Machen viele andere auch. Der erste Versuch war die Stadt Koper mit Sloweniens einzigen Seehafen. Schon von weitem dominiert die Hafenanlage mit mächtigen Kränen und Containerplätzen. Auf dem Wasser dümpeln große Frachtschiffe vor sich hin. Die schöne Altstadt liegt direkt daneben. Einmal umrundet und weiter, diese Menschenmassen will,ich mir nicht antun.
Also weiter nach Izola, schon der Weg die Küste entlang, Stop and Go. Einmal,durch das Küstenstädtchen gefahren, auch hier einfach zuviel los, also weiter nach Piran. Soll auch der schönste der drei Küstenorte sein. Dort ist etwas weniger los und direkt im Zentrum nahe dem Strand gibt es Motorradparkplätze. Also einen Stopp gemacht und etwas durch die Gegend geschlendert. Und für einen Cappucchino und ein Blaubeereis hat es auch gereicht.
Wieder los gleich Richtung Landesinnere, der Küstenstreifen Sloweniens umfasst gerade mal etwa 50 km. Bei der Anfahrt heute morgen war ich nur einige Kilometer vom italienischen Triest entfernt und jetzt ist es nicht weit zur kroatischen Grenze. Es geht an Weinstöcken und Olivenhainen entlang auf kleinen Sträßchen, teils geteert, teils auf Schotter. Die Dörfer abseits der größeren Routen scheinen ausgestorben. Auf einmal, mitten in der Pampa, ist die Straße gesperrt. Der letzte Abzweig liegt gut acht Kilometer zurück, also umgedreht und eine Umfahrung gesucht. Denn eigentlich wollte ich hier weiter. Mein Navi führt mich dann über teils abenteuerliche Pisten, mit meinen bescheidenen Offroad-Kenntnissen komme ich fast an meine Grenzen. Schmale, sehr steile Pisten mit Haarnadelkurven, grober Schotter oder Steine, meterhohes Gras, und das kilometerlang. Aber irgendwann ist es geschafft, ohne Sturz. Mit der Zeit wird man immer sicherer, was gefährlich ist. Denn jede kleinste Unaufmerksamkeit wird sofort bestraft. Derartige Strecken begleiten mich den Tag immer wieder, bei manchen hat man den Eindruck, dass hier schon jahrelang niemand mehr entlang gefahren ist, wahrscheinlich nicht mal gelaufen. So komme ich aber an einzelne Gehöfte, die wirklich noch in der Vergangenheit stehengeblieben sind. Die auch nur über solche Wege erreichbar sind.
Irgendwann stehe ich vor der kroatischen Grenze. Gut, dass ich den Pass dabei habe, denn Kroatien gehört zwar zur EU, aber nicht zum Schengenbereich. Ist also Schengen-Außengrenze. Und es wird kontrolliert. Auf der kroatischen Seite geht es kilometerweit durch eine Bergwelt, dann eine größere Stadt und später durch Wälder und auf einer wunderbaren Hochebene entlang, die an eine Heidelandschaft erinnert. Nur fast überall sind gerade mal 40 km/h erlaubt. Ätzend. Denn die Straßen sind gut. Kurz fahre ich auf kroatischer Seite an der Grenze zu Slowenien entlang, ein meterhoher Zaun mit Nato-Stacheldraht sichert die Grenze. Auf einer kleinen Seitenstraße sehe ich auch eine kleine Flüchtlingsgruppe auf dem Weg in den Schengenbereich.
Nach etwa einer Stunde verlasse ich Kroatien wieder, nehme die letzen 40 Kilometer dann eine schnellere Verbindung nach Postojna. Bin ja schon den ganzen Tag unterwegs und muss morgen zurück nach Winnenden.
Epilog, Montag 23. Mai. Heute ging es zurück nach Winnenden. 750 km Autobahn. Morgens um 8.30 Uhr losgefahren, war ich mit zwei Tankpausen schon gegen 16 Uhr in Winnenden. Meist freie Autobahnen, und das am Montag. Trocken blieb es auch, trotz angekündigtem Regen. Auch wenn es stellenweise nass war. Es war ein schöner Urlaub, Wetter, Straßen und das Land mit den Menschen haben gepasst. Und zu sehen gibt es auch vieles, nicht nur für Motorradfahrer.