Eine Reise nach Japan und Südkorea, Teil 1 – Japan
Knapp drei Wochen geht unsere Reise durch Japan und Südkorea, auf dem Programm stehen moderne Großstädte, mit Tokyo mithin die größte Metropole der Welt, aber auch alte Traditionen mit Schreinen und Tempeln. Übernachtet wird in modernen Stadthotels oder auch in einem traditionellen Ryokan und einem Kloster. Man sieht und erfährt sehr viel über Menschen, Leben, Essen und Kultur, dennoch ist es nur ein Kratzen an der Oberfläche. Zumal man sich auf nur einige wenige Highlights fokussieren muss. Unterwegs waren wir ausschließlich mit Zügen und Bussen.
Unsere Route in Japan: Tokyo, Kamakura, Takayama, Shirakawa-go, Kyoto, Nara, Kõyasan, Fukuoka
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Tag 1,2 – Tokyo, der Welt größte Metropole
Unser Ausgangspunkt für die Reise durch Japan und Südkorea ist die Hauptstadt Japans, Wir sind für drei Tage in einem Hotel im Stadtteil Ginza, Tokyos schillerndstes Stadtviertel. Von hier aus lässt sich vieles zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmittel machen. Ein erster Eindruck, eine sehr saubere und moderne Stadt mit breiten Straßen, Alleen und zahllosen Hochhäusern. Auffallend ist, dass verhältnismäßig viele mit schweren Motorrädern unterwegs sind, gern mit Harleys oder italienischen Fabrikaten.
Wir bummeln erst einmal in der Nähe des Hotels zu Fuß durch die Stadt. Etwa zur Tokyo-Station, dem zentralen Bahnhof der Stadt. Das 1914 errichtete Bahnhofsgebäude fällt zwischen all den modernen Hochhäusern allein durch die rote Backsteinfassade auf. Dahinter liegt einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt, der das Land durch Hochgeschwindigkeitszüge miteinander verbindet.
Die Tokyo Station ist nicht nur ein sehr geschäftiger Verkehrsknotenpunkt, zugleich bietet er eine Fülle von Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und touristische Attraktionen. Man könnte bis zum Umfallen einkaufen, ohne allzu weit laufen zu müssen. Rein theoretisch. Denn die Gänge und Passagen im und um den Bahnhof sollen eine Länge von 20 Kilometern haben und über 1000 Geschäft beherbergen.
Dabei ist es nur einer von sechs großen Bahnhöfen in Tokyo und bei weitem nicht der größte. Hier im Hauptbahnhof Tokyo Station werden Tag für Tag um die 4000 Züge abgefertigt und rund eine halbe Millionen Menschen. Der Bahnhof Shinjuku kommt auf täglich über vier Millionen Fahrgäste, und dass vorwiegend im Nahverkehr. Zu Stoßzeiten sind es rund 500 Menschen pro Sekunde, die in Züge ein- oder aussteigen, raus und rein kommen sie über einem der mehr als 200 Zugänge.
Weiter sind wir etwa einen Kilometer zum Kaiserpalast gelaufen. Inmitten eines grünen Areals lebt der Tennō, der japanische Kaiser mit seiner Familie. Der heutige Palast wurde 1888 auf dem Gelände der ehemaligen 1638 errichteten Burg Edo-jō des Tokugawa-Shogunats errichtet. Edo war der Name des alten Tokyo. Einst war die Burg eine der größten der Welt, es ist aber kaum mehr etwas erhalten. Im zweiten Weltkrieg wurde der Palast zerstört und bis 1968 in modernerem Stil wieder aufgebaut. Der größere Teil des 3,4 Quadratkilometer großen Areals ist wie der Wohnsitz des Kaiser nicht öffentlich zugänglich.
Am Folgetag nutzen wir vor allem die U-Bahn zu den für uns wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dazu gehört der Schrein Meiji Jingu, Tokyos wichtigster Shinto-Schrein. Er ist dem Gedenken an Kaiser Meiji und der Kaiserin Shõken gewidmet, deren Regentschaft von 1868 bis 1912 dauerte und die den Wandel Japans vom einstigen isolationistischen Feudalstaat in eine moderne Nation einleiteten. Deswegen werden sie bis heute verehrt. Zu Neujahr kommen hier an drei Tagen mehr als dreieinhalb Millionen Menschen her.
Der 1920 errichtete Schrein befindet sich in einem Wäldchen, zu dem ein langer, gewundener Kiesweg führt. Ihn betritt man durch mehrere große Torii, den japanischen Toren, die vor Schreinen und Tempeln zu finden sind. Die Torbögen sind das Symbol für den Übergang aus der profanen in die spirituelle Welt. Durchschreitet man das Tor, befindet man sich auf heiligem Boden. Vor einen Torii sollte man sich immer kurz verbeugen, um seinen Respekt zu zollen und immer am Rand hindurchzugehen. Die Mitte ist den Gottheiten vorbehalten. Hinter dem Tor findet sich ein Reinigungsbrunnen für Hände und Mund. Zuerst wird die rechte Hand gesäubert, dann die linke, dann nimmt man etwas Wasser in den Mund, spült ihn aus und reinigt sich noch einmal die linke Hand.
Der Shintōismus ist neben dem Buddhismus die wichtigste Religion in Japan. Bei dem Volksglauben werden die Kräfte der Natur verehrt er setzt sich aus vielen regionalen Kulten und Glaubensvorstellungen zusammen. Die Kami, die Götter, können Menschen, Tiere, Gegenstände oder abstrakte Wesen sein. Übersetzt bedeutet Shintõ ´Weg der Götter´.
Unser nächster Besuch gilt dem Stadtteil Harajuku, ein lebendiges Viertel mit Boutiquen und Geschäften, beliebt vor allem bei jungen Japanern. Das Viertel gilt mit seinen vielen Läden und Boutiquen als ein wichtiges Modezentrum. Die hier vorwiegend angebotene, etwas punklastige Jugendmode gilt als eigener Stil, der Harajuku-Kei. Hier soll auch von Mode-Ikonen wie Lady Gaga eingekauft werden.
Weiter geht es zum Koishikawa Korakuen-Garten. Der Landschaftsgarten im chinesischen und japanischen Stil hat der Landesfürst Ikeda Tsunamasa gegen Ende des 17. Jahrhunderts errichten lassen. Er zählt zu den Nihon-Sanmeien, den drei berühmten Gärten Japans. Ein Rundweg führt einen vorbei an Teichen, Bächen, Büschen und Bäumen mit immer wechselnden Ansichten. Er diente einst dem Fürsten und seiner Familie zur Entspannung.
Zu guter Letzt sind wir in Asakusa, in diesem Stadtteil findet sich Tokyos ältester buddhistischer Tempel, der Sensoji-Tempel. Er ist der meistbesuchte Tempel der Stadt, was man anhand der Menschenmassen auch schnell spürt. Hinein geht es durch das rote Kaminari-mon. Entlang des Weges finden unzählige Stände, verkauft wird alles Erdenkliche, von touristischem Kitsch bis hin zu Kunsthandwerk im Edo-Stil.
Betritt man einen Tempel, muss man über eine erhöhte Schwelle treten und darf niemals direkt auf diese treten. Hier gibt es neben dem Reinigungsbrunnen auch Räucherstäbchen, die man zur Heilung oder Reinigung verbrennt. Die gibt es nur in Tempeln, nicht in Shinto-Schreinen. Dabei darf man niemals ein anderes Räucherstäbchen verwenden, um seines anzuzünden. Ansonsten übernimmt man die Sünden des anderen.
Tag 3 – Kamakura, unterwegs im alten Japan
Etwa eine Stunde dauerte die Zugfahrt von Tokyo nach Kita-Kamakura. Von der Station aus machten wir eine 13 km lange Wanderung entlang einiger Sehenswürdigkeiten bis zum großen Buddha. Die Stadt war während des Kamakura-Shogunats von 1185 bis 1333 die Hauptstadt Japans.
In und um Kamakura finden sich fünf Tempelanlagen, die dem Zen-Buddhismus angehören. Zwei davon besichtigen wir. Der älteste, 1252 gegründet und wichtigste von ihnen ist der Kenchō-ji mit dem Zen-Garten. Er liegt nahe der Bahnstation Kita-Kamakura. Der Tempel wird bis heute genutzt. In der zentralen Buddhahalle steht eine Jizō-Botsatsu-Statue, etwas ungewöhnlich für einen Zentempel. Sie spiegelt jedoch die alte Funktion des Tales wider, als Hinrichtungsstätte. Jizō spendet verlorenen Seelen Trost.
Etwa 1,5 Kilometer entfernt liegt der Tempel Engaku-ji. Ihn hat man 1282 gegründet, vermutlich zur Ehrung der Krieger, die ihr Leben bei der Verteidigung des Landes 1274 und 1281 gegen Kublai Khan verloren hatten. Alle Tempelbauten hier wurden in Laufe der Zeit erneuert, das aktuell älteste der Bauwerke, die Shariden-Halle hat man zuletzt im 16. Jahrhundert überholt. Hier soll ein Zahn Buddhas aufbewahrt werden. Zu sehen bekommt man ihn aber nicht.
Der Tsurugaoka-Hachiman-gu Schrein, das nächste Etappenziel ist Kamakuras wichtigster Shintō-Schrein und dem Gott des Krieges Hachiman geweiht. Er wurde ursprünglich im Jahr 1063 dem 15. Tennō Ojin und seiner Frau gewidmet und 1180 an den jetzigen Standort verlegt und vergrößert. Er gilt als die Seele der Stadt Kamakura. Die Schreingebäude stammen teilweise aus dem frühen 19. Jahrhundert und wurden historisierend im Stil der Momoyama-Zeit errichtet.
Es folgt die Wakamiya-Õji, die etwa zwei Kilometer lange Hauptstraße durch Kamakura, gesäumt von vielen Souvenirgeschäften und Restaurants. Besonders hervorzuheben sind die Kamakura-bori, Schnitzereien im Kamakura-Stil.
Etwas über zwei Kilometer die Straße entlang geht es zum Hase-dera Tempel, gelegen an einem Berghang nahe der Küste. Von hier aus hat man einen guten Ausblick über die Stadt Kamakura. Zentrum des Hase-dera ist die große Halle mit der elfköpfigen Statue der Kannon, der Göttin der Barmherzigkeit. Die neun Meter hohe, aus Holz geschnitzte Statue hat man vergoldet. Die elf Köpfe repräsentieren die Stufen der Erleuchtung.
Die berühmteste Attraktion der Stadt ist sicherlich der 1252 errichtete große sitzende Buddha Kamakura Daibutsu. Der Daibutsu – übersetzt großer Buddha – von Kamakura ist das Symbol oder Wahrzeichen der Stadt und die am meisten besuchte Attraktion. Gefertigt ist er aus Bronze und ohne Sockel 11,4 m hoch. Die Statue wiegt 121 Tonnen und stand einst in einer riesigen Halle. Die jedoch hat ein Tsunami 1498 weggespült, seitdem steht der Buddha im Freien. Nach der Buddha-Statue des Todai-ji in Nara ist der Daibutsu von Kamakura die zweitgrößte Buddha-Statue in Japan.
Tag 4 – Zugfahren in Japan
Wir verlassen Tokyo nach drei Tagen, es geht mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen nach Nagoya und weiter mit einem Schnellzug nach Takayama, einer kleinen Stadt in der Hida-Alpenregion. Zugfahren in Japan bedeutet schnelle, saubere und pünktliche Züge. Die Mitarbeiter sind alle freundlich. Ja, auch mehrere Schaffner pro Zug gibt es hier, nicht um Fahrkarten zu kontrollieren, sondern um den Fahrgästen zu helfen. Fahrkarten braucht man nicht kontrollieren, ohne kommt man gar nicht auf die Bahnhöfe oder U-Bahn-Stationen. Japans Schienennetz ist sehr gut ausgebaut. Egal ob Nahverkehr oder Hochgeschwindigkeit mit den Shinkansen. Sie eilen mit Geschwindigkeiten von durchschnittlich 260 bis 320 km/h durch das Land. Für die gesamte Strecke von etwa 480 km benötigen wir rund vier Stunden inklusive Umstieg in Nagoya und Wartezeit auf den dann von uns benutzen Eilzug.
Wir machen in Japan alle Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmittel, auf eigene Faust mit dem Zug durch das Land zu reisen, ist im Grunde keine komplizierte Angelegenheit. Man sollte auf den größeren Bahnhöfen nur genügend Zeit einplanen, um auch die richtigen Gleise zu finden. Besonders in Tokyo.
Beim Nahverkehr nutzen wir eine Suica-Wellcome Card, eine Prepaid-Smartcard, die man auflädt und bei der bei jeder Fahrt die Fahrtkosten automatisch an den Schranken abgezogen werden. Es wird dann auch immer angezeigt, wieviel Geld noch auf den Karten ist, um sie rechtzeitig an Automaten aufzuladen. Nutzbar ist sie in vielen Metropolen für den Nahverkehr, in Bussen und U-Bahnen. Die Karte fungiert zudem als elektronische Geldbörse, man kann kleine Einkäufe in Zügen, an Verkaufsautomaten, Läden und Restaurants mit dem entsprechenden Suica-Zeichen tätigen oder auch Taxen bezahlen.
Tag 4 – Angekommen in Takayama
In Takayama verbringen wir die kommenden zwei Nächte im Honjin Hiranyoka Kaochan, einem charmanten Ryokan, das traditionelle Atmosphäre mit modernem Komfort vereint. Das Ryokan bietet exzellente Gastfreundschaft, köstliche Mahlzeiten und entspannende heiße Quellen.
In einem Ryokan zu übernachten, bedeutet , sich mit der Etikette in einem traditionellen Haus zu befassen. Hier lernt man die japanische Kultur mit ihren Sitten und Gebräuchen von einer sehr persönlichen Seite her kennen. Ein paar Beispiele: Die Schuhe zieht man bereits beim Betreten des Foyer aus, Hausschuhe liegen bereit. Die Hausschuhe trägt man im Inneren des Ryokans. Vor Betreten des Zimmers zieht man diese wieder aus, den Raum mit den Tamati-Matten betritt man nur in Socken oder barfuß. Für Spaziergänge stehen extra Holzsandalen bereit.
Nachdem man sich im Zimmer eingerichtet hat, bringt der Gastgeber Tee sowie kleine Süßigkeiten. Dann erfährt man auch die Zeiten für das Abendessen. Serviert wird in kleinen separaten Räumen typisch japanisches Essen. Relativ kleine Portionen aber viel Gänge. Die Mitarbeiter tragen traditionelle Kimonos.
Auch wir tragen im Haus traditionelle Kleidung. Bereit gestellt wird etwa ein Yukata, ein einfacher Kimono. Man trägt ihn im Zimmer oder in der Stadt. Den Samue wiederum trägt man ebenfalls im Haus, und auf dem Weg zum Onsen, dem Thermalbad oder als Schlafkleidung. Wichtig beim Kimono ist, die linke Seite über die rechte zu schlagen – andersherum legt man das Gewand traditionell Leichen an. Ein Band hält alles zusammen.
Nutzen sollte man auf jeden Fall den Onsen, das Thermalbad. Japanern finden sich bis zu dreimal am Tag darin: morgens, nach dem Sightseeing und abends. Dabei ist ein Onsen eine Art Gemeinschaftsbad. Man legt seine Kleidung im Vorraum ab und duscht gründlich, traditionell im Sitzen, ehe man in das Wasser steigt. Da man den Onsen ohne Badebekleidung betritt, sind die Bäder für gewöhnlich für Männer und Frauen getrennt.
Tattoos sind verpönt, manche Ryokans verweigern tätowierten Personen sogar den Zutritt, wie unseres. Assoziiert man sie doch mit der Zugehörigkeit zu den Yakuza, der japanischen Mafia.
Gegen später sind wir zu Fuß in der nahe gelegenen Shitamachi unterwegs, der Altstadt. Takayama bezaubert durch alte Holzhäuser, zahlreiche Sake-Brauereien, einem Tempelbezirk und Freilichtmuseum. Natürlich gibt es zahlreiche Handwerksläden, teilweise mit hochwertigen Souvenirs. Landesweit besonders bekannt sind die hiesigen Tischler und Holzschnitzer. Nur mit dem Bummeln sollte man sich beeilen. Machen die meisten Läden doch schon zwischen 16.30 und 17.30 Feierabend.
Tag 5 – Shirakawago, gebaut wie Hände im Gebet
Wir machen uns mit dem Bus zum Dorf Shirakawago auf, seit 1995 Weltkulturerbe seiner einzigartigen Hauskonstruktionen wegen, den Gassho-zukuri-Bauernhäuser. Das bedeutet so viel „wie gebaut wie Hände im Gebet“. Der Baustil mit den steilen Strohdächern entwickelte sich über Generationen hinweg. Die Dächer müssen großen Schneemengen standhalten, sind ohne Nägel gebaut. Anders als bei Freilichtmuseen sind hier die meisten Häuser bewohnt und privat. Einige sind jedoch für Besucher offen. Beispielsweise das Nagase- oder das Wada-Haus. In den größeren Gassho lebten bis zu dreißig Personen unter einem Dach.
Tag 6 – Kyoto, die kulturelle Hauptstadt Japans
Mit dem Zug geht es von Takayama nach Kyoto, etwa 310 km entfernt. Kyoto ist die kulturelle Hauptstadt des Landes mit über 2000 Schreinen und Tempeln, davon allein 17 Unesco-Weltkulturerbestätten. Wir bleiben drei Nächte.
Am Nachmittag machen wir eine kurze Stippvisite zum Bezirk Nene-no-Michi, einem historischen Stadtviertel und Touristenmagnet. Das Viertel grenzt an die Einkaufsstraße Sannenzaka. Hier treffen sich die Besucher aus aller Welt, entsprechend viel ist los. Nicht selten sieht man Männer und Frauen in den traditionellen Kimonos, meistens handelt es sich um Touristen. Japaner tragen auf der Straße kaum einen Kimono, ist viel zu unbequem und aufwändig. Sie tragen ihn nur zu besonderen Anlässen. So sieht man immer wieder Geschäfte, bei denen man sich einen Kimono leihen und sich ankleiden lassen kann.
Sannenzaka ist eine gepflasterte Fußgängerzone, gesäumt von traditionellen Gebäuden und Geschäften – es sollen um die 60 sein – und grenzt an die Straße Ninenzaka, ebenfalls ein Einkaufsparadies. Beide Straßen führen zu zwei berühmten Tempeln, die, als wir gegen 18 Uhr ankamen, schon geschlossen waren. So wie die meisten Geschäfte trotz der Touristenhorden ebenfalls gegen 18 Uhr schließen.
Tag 6 – die Teezeremonie, eine jahrhundertealte Tradition
Eine Teezeremonie folgt seit Jahrhunderten den immer gleichen Regeln. In einem traditionellen Teehaus weiht uns ein Zeremonie-Meister in die Kunst eben dieser ein. Sie hat ihre Wurzeln im Zen-Buddhismus. Die Tradition reicht in Japan bis ins 8. Jahrhundert zurück. Buddhistische Mönche brachten sie aus China nach Japan. Damals konsumierten Priester und Adelige das kostbare Getränk vor allem aus medizinischen Gründen.
Die ersten in Japan angelegten Teeplantagen gab es ab dem 12. Jahrhundert. Damals soll der Zen-Meister Eisai Samen die Teepflanze Camelia sinensis aus China mitgebracht und damit den Grundstein für den Teeanbau in Japan gelegt haben. Sehr wichtig bei einer Teezeremonie ist die Begegnung zwischen Gastgeber und Gästen, die von Harmonie, Ruhe und Respekt geprägt ist. Deswegen sollte jede Begegnung einmalig sein, sprich jede Teezusammenkunft darf mit ihren Teilnehmern nur ein einziges Mal zu dieser Zeit an diesem Ort stattfinden und nicht wiederholt werden. Dahinter steckt das Bewusstsein für die Vergänglichkeit.
Die Teezeremonie zählt zu den Wegkünsten des Zen, zu denen etwa auch Ikebana oder Kalligrafie gehören. Neben den strengen Regeln zeichnen sich die Wegkünste dadurch aus, dass es nicht auf das Ergebnis ankommt, sondern auf das Erreichen eines meditativen Zustandes. Ein Teemeister zu werden dauert viele Jahre, doch abgeschlossen sei das Lernen und Perfektionieren der einzelnen Schritte niemals. Den Meisterstatus erlangt man nach etwa 15 Jahren.
Nach der Teezeremonie sind wir auf dem Weg zum Hotel noch am Yasaka-Schrein vorbeigekommen. Besonders schön wirkt er nachts, wenn die roten Tore angeleuchtet werden. Er ist einer der größten Schreine ganz Japans, wurde im Jahre 656 erbaut und ist dem Wind- und Meeresgott Susanoo und dessen Ehefrau gewidmet. Das Aushängeschild des Schreins ist das rote Eingangstor Romon.
Anschließend fanden wir noch ein kleines typisch japanisches Restaurant, in dem Teppanyaki angeboten wird. Das ist das Zubereiten von Speisen auf einer heißen Platte, die direkt in den Gästetisch oder am Tresen integriert ist. Teppan heißt wörtlich eiserne Platte. Wir entschieden uns diesmal für ein Nudelgericht mit Rind, Fleisch, Scampi und Tintenfisch. Schmeckte vorzüglich.
Tag 7 – Unterwegs in Kyoto
Die einstige japanische Hauptstadt ist bekannt für die zahlreichen buddhistischen Tempel, die Gärten, Kaiserpaläste, Shintō-Schreine und traditionellen Holzhäuser. Wir beginnen unsere Tour am majestätischen Fushimi Inari Shinto-Schrein, der dem Shintōismus gewidmet ist. Hier ziehen sich tausende orangefarbene Torii-Tore den Berghang hinauf. Will man den ganzen Weg bis oben gehen und wieder runter, benötigt man über zwei Stunden. Wir begnügen uns in Anbetracht der Temperatur von rund 33 Grad schon am Morgen und der hohen Luftfeuchtigkeit mit einem etwa einstündigen Abschnitt. Man läuft stellenweise durch einen orangefarbenen Tunnel aus den Toren, unterbrochen von einigen Schreinen. Man sagt, es sollen bis zu 11.000 Torii sein. Der Fushimi Inari-Schrein ist ein absolutes Muss bei einem Besuch in Kyoto.
Der Schrein ist Inari gewidmet, der Kami des Reises, der Fruchtbarkeit, des Sake und Tees, des Wohlstands und des Glücks. Sie wird normalerweise als weiblich angesehen und ist eine wichtige Gottheit im Shinto-Glaubenssystem. Orangerot sind die Tore des Schreins, weil man sie mit Füchsen in Verbindung bringt. So sieht man überall auf dem Gelände Bilder und Statuen von Füchsen. Sie gelten als Inaris Boten und manche Menschen glauben, dass sie selbst ein Fuchs ist. Dies hängt vermutlich mit einer Legende über Inari zusammen. Demnach kam die Göttin in einer Zeit der Hungersnot auf einem weißen Fuchs vom Himmel herab. Sie brachte Körner mit, die ausgesät wurden und wuchsen. Es war der Reis. Ine ist das japanische Wort für Reis, und ine-nari, von dem sich der Name der Kami ableitet, bedeutet „wachsender Reis“.
Die Verehrung von Inari geht vermutlich auf das 8. Jahrhundert zurück, als der Schrein in Fushimi errichtet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte weitete sich die Rolle von Inari in der japanischen Gesellschaft aus, sie wurde im 16. Jahrhundert auch die Schutzpatronin der Schmiede und Krieger; später war Inari die Kami der Fischer, verhinderte Brände und beschützte Prostituierte. Man betete zu Inari, damit sie einem Glück bringe, Kinder beschere und Krankheiten wie Zahnschmerzen und Syphilis heile. Als der Reichtum nicht mehr in Reis, sondern in Geld gemessen wurde, wurde Inari für Finanzen und Geschäfte zuständig.
Es folgt die Besichtigung des Sanjusangendo, der buddhistische Tempel ist in Japan legendär, allein durch den zentralen Buddha und die 1001 lebensgroßen goldenen Statuen, die ihn flankieren. Zudem ist die Tempelhalle mit 120 Meter Länge das längste Holzgebäude Japans. In der Mitte der Haupthalle befindet sich eine große hölzerne Statue einer 1000-armigen Kannon, die auf jeder Seite von 500 Statuen in Menschengröße flankiert wird, die in zehn Reihen stehen. Alle Statuen sind über 700 Jahre alt und werden heute als wichtige Kulturgüter eingestuft, wobei die riesige sitzende Statue als Nationalschatz Japans gilt. Der Buddha, die 1000-armigen Kannon ist mit elf Köpfen ausgestattet, um das Leiden der Menschen besser sehen zu können, und mit 1000 Armen, um ihnen im Kampf gegen das Leiden besser helfen zu können.
Fotografieren und Filmen dieser heiligen Statuen ist verboten, also muss man hier mit Postkarten oder den wenigen Bildern auf Wikipedia leben.
Der Nishiki-Markt, auch bekannt als Kyotos-Küche, war der nächste Stopp. Auf dem Markt werden frische und haltbar gemachte Lebensmittel angeboten. Man findet ferner ausgezeichnetes Kochgeschirr und elegante Keramiken sowie Gewürze und Papierwaren. Der Markt existiert seit 1310, heute finden sich hier rund 130 Läden, die sich in einer schmalen Passage tummeln, die etwa 400 Meter lang und vier Meter breit ist.
Weiter ging es zu der prächtigen Nijo-Burg. Dieser repräsentative Bau wurde vom Gründer des Edo-Shogunats als Residenz in Kyoto erbaut. Das Hauptgebäude hat man 1603 fertiggestellt und es ist bekannt für die „zwitschernden“ Nachtigallenböden, die den Haushalt auf die Anwesenheit von Eindringlingen aufmerksam machen sollten. Der Shogun hatte sieben Vorkoster aus Angst vor einer Vergiftung. Bis das Essen bei ihm ankam, dürfte wohl alles kalt gewesen sein. Die Burg ist Weltkulturerbe und wohl eine der bekanntesten ganz Japans. Die Heimstätte des ersten Tokugawa-Shoguns Ieyasu überragt den nahe gelegenen Kaiserlichen Palast, um die Macht zu verdeutlichen, die der Shogun über den schwächer werdenden Kaiser hatte. Shogun lässt sich in etwa mit „Barbaren unterwerfender großer General“ übersetzen.
Zu guter Letzt sind wir noch in die östlichen Ausläufer Kyotos bis an den Fuß der Higashiyama-Berge, zum Nanzenji Zen-Tempel gefahren, eine Oase der Ruhe. Die weitläufige Anlage umfasst ein Aquädukt und mehrere Tempelgebäude. Im Nanzen-ji Tempel gilt es mehrere schöne Gärten zu erkunden. Steingärten des Zen. Sie dienen der Meditation und der inneren Ruhe. Den Tempel hat 1291 Kaiser Kameyama gebaut, er wuchs im Laufe der Zeit stetig, bis mehrere Feuer alle Gebäude zerstörten. Schließlich wurden der Tempel 1597 wieder aufgebaut.
Tag 8 – Nara, die Stadt der Rehe und Tempel
Rund 90 Minuten brauchen wir bis Nara, von 710 bis 784 das einstige Zentrum und die Hauptstadt Japans. Von der Pracht zeugen große Tempelanlagen, Schreine und Ruinen und machen den Ort mit rund 350.000 Einwohnern zu einem der wichtigsten touristischen Ziele Japans. Zumal Nara während des zweiten Weltkrieges nicht bombardiert wurde – wie Kyoto auch. Die meisten der alten Gemäuer sind Weltkulturerbestätten der Unesco.
Beim Spaziergang durch den Nara-Park warten zahlreiche frei herumlaufende Hirsche und Rehe nur darauf, dass sie gefüttert werden. Es sollen um die 1000 sein und sie laufen mitten unter den Menschen herum, als würden sie dazugehören. Verschiedene Stände bieten Kekse zum Füttern der Tiere an, dann ist man sofort von Rehen umlagert. Besonders witzig, verbeugt man sich vor Ihnen, machen sie das gleiche und senken den Kopf. Manche der Tiere stehen am Wegesrand und verbeugen sich von allein an vorbeilaufenden Leuten, um einen der Kekse zu ergattern. Dennoch, es sind frei wildlebende Tiere inmitten des Parkes und der Stadt, besonders in der Brunftzeit heißt es vor den Hirschen mit ihrem Geweih auch aufzupassen. Einer Überlieferung zufolge soll zum Schutz der neu gegründeten Stadt um 710 ein aus Westjapan herbeigerufener Kriegsgott auf einem Hirsch erschienen sein. Die Rehe gelten seitdem als heilig und leben hier mit den Menschen seit Jahrhunderten zusammen.
Wir starten unseren Besuch am Tõdai-ji-Tempel, den der dem Buddhismus tief ergebene Kaiser Shõmu zu Beginn des 8. Jahrhunderts errichten ließ. Die Einweihung um 752 herum soll mit Tausenden von Gästen aus China, Korea und Indien der alles überbietende Höhepunkt der gesamten buddhistischen Welt im 8. Jahrhundert gewesen sein. Der heutige Bau stammt aus der Edo Zeit um 1692. Inmitten der Haupthalle findet sich eine über 16 Meter große Buddha-Statue aus Bronze, mithin die größte des Landes. Die Halle des großen Buddha ist 57 Meter lang, 50 Meter breit und 49 Meter hoch. Damit hat sie nur noch zwei Drittel der einstigen Größe, gehört dennoch zu den größten reinen Holzbauwerken der Welt, wenn es nicht sogar das größte ist.
Etwas östlich des Todai-ji-Tempels findet sich mit Nigatsu-do ein kleinerer Tempel. Der Name Nigatsu-dô oder Halle des Zweiten Monats leitet sich von einer jährlich im zweiten Monat des Mondkalenders abgehaltenen Zeremonie ab. Das Gebäude soll ursprünglich zwischen 760 und 820 errichtet worden sein und brannte 1667 dann ab. Die heutige Halle ist eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1669.
Beim Bummel durch den Park folgt der Kasuga-Taisha-Schrein, errichtet um 768 mit zahlreichen steinernen und metallischen Laternen. Es soll sich um Naras bedeutendsten Schrein mit vier Hauptgöttern und vielen Glücksgöttern handeln und er gilt als eine der heiligsten Stätten von Japans. Als Schrein zahlreicher Götter lockt er Gläubige und Touristen gleichermaßen an. Der Kasuga Taisha ist für seine Farbenpracht und seine fotogene Kulisse berühmt.
Als letztes statteten wir noch dem Kõfuku-ji-Tempel einen Besuch ab, ursprünglich erbaut 669. Er besteht aus mehreren großartigen Gebäuden, etwa der fünfstöckigem Pagode – die bei unserem Besuch von einem riesigen Gerüst ummantelt war, mit 50,1 m Höhe die zweitgrößte Holzpagode in Japan und ein Symbol für die alte Hauptstadt Nara. Die zentrale Goldene Halle, ursprüngliche von 710 bis 724 erbaut, brannte sechsmal vollständig nieder und wurde zwischen 2010 und 2018 hinsichtlich der Dimensionen und des Architekturstils exakt dem Bau aus dem Jahr 710 angepasst.
Wir verlassen Kyoto mit dem Zug nach Gokurakubashi und mit einer Standseilbahn weiter nach Kõyasan. Das auf einer Höhe von 860 m auf einem Hochplateau liegende Kōyosan erreichen wir um die Mittagszeit. Von den rund 4000 Einwohnern dieses mystischen Ortes sind etwa 600 Mönche.
Unser erster Besuch gilt dem Okuno-in, den größten und bedeutendsten japanischen Friedhof. Hier ruhen hochrangige Persönlichkeiten der japanischen Geschichte: Kaiser, Shogune, Landesfürsten. Es findet sich auch das Mausoleum von Kobo Daishi. Laut einer Legende soll er immer noch in einem Zustand ewiger Meditation im Mausoleum verharren. Das weitläufige Tempelgelände beherbergt über 200.000 Grabstätten. All diese Seelen wollen sich Kobo Daishi nähern und hoffen, dass sie ihren Weg zur Erlösung finden.
Der zwei Kilometer lange Kopfsteinpflasterweg, der nach Okuno-in führt, ist von jahrhundertealten riesigen, moosbewachsenen Zedern gesäumt. Entlang des Weges finden sich aber nicht nur Gräber sondern auch neuere Denkmäler und Monumente von japanischen Unternehmen. Auch sie gedenken hier den Ahnen und Kobo Daishi.
Die Ichi-no-hashi-Brücke kennzeichnet den offiziellen Eingang zum Tempelgelände und ist das Tor zwischen zwei Welten: der weltlichen und der geistlichen. Es wird erwartet, dass Besucher Kobo Daishi mit einer Verbeugung ihren Respekt erweisen, bevor sie das heilige Gelände des Okunoin betreten. Etwas weiter überquert man die Gobyo-no-hashi-Brücke und betritt nach einigen Metern das Innere des Tempels. Fotografieren ist hier natürlich nicht erwünscht.
Die Torodo-Halle – die Halle der Laternen – liegt vor dem Mausoleum von Kobo Daishi und ist das Zentrum der Verehrung. Das schimmernde spirituelle Heiligtum ist nach den mehr als 20.000 Laternen benannt, die im gesamten Tempelareal ständig beleuchtet sind. Der Zutritt zum eigentlichen Mausoleum ist generell und immer untersagt, um Kobo Daishi nicht zu stören, in seinem Zustand ewiger Meditation. Mönche, Pilger und alle anderen beten vor dem Mausoleum.
Anschließend ging es zum Kongobu-ji, dem Herzen von Koyasa. In der Edo-Zeit um 1593 erbaut, ist er das Hauptheiligtum des Shingon Buddhismus und mehr als nur ein Ort der Anbetung. Er dient als Hauptverwaltung der Shingon-Schule, einst von Kōbõ Daishi gegründet. Der sich auf dem Gelände befindliche Banryū-tei, der Garten des Tempels soll mit einer Fläche von 2340 Quadratmetern der größte Steingarten Japans sein.
In Kōyasan bleiben wir eine Nacht, wohnen auf dem Areal des etwa 1000-Jahre alten Ekoin-Tempels. Unser Zimmer ist im japanischen Stil eingerichtet mit einem eigenen, kleinen Garten, recht modern und ziemlich neu. Es ist ein Nebengebäude, im eigentlichen Tempel gibt es natürlich keine Zimmer.
Teilnehmen darf man auch am buddhistischen Morgenritual, dem Goma-Feuerritual und an Meditationen. So findet jeden Morgen um 7 Uhr in der Haupthalle das Morgenritual statt. Dabei werden den Geistern jeden Morgen Opfergaben dargebracht. In einem kleinen nahegelegenen Tempel folgt das Feuerritual, man verbrennt kleine Holzlatten mit Wünschen, sie steigen mit dem Rauch auf zum Himmel.
Tag 10,11 – Fukuoka, das Tor zum Festland
Der heutige Tag ist ein Fahrtag. Es geht 626 km von Kōyosan nach Fukuoka in den Süden mit Bus, Seilbahn, Expresszug, U-Bahn und Shinkansen. Alles war pünktlich und hat reibungslos funktioniert.
Fukuoka zählt etwa 1,5 Millionen Einwohner und hat eine 2000-jährige Geschichte. Hier findet sich der älteste Hafen Japans, mithin schon immer ein Tor zum asiatischen Festland. Schon die Mongolen versuchten im 13. Jahrhundert über Fukuoka Japan zu erobern. Und scheiterten.
Am zweiten Tag in der Stadt machen wir uns zu Fuß zuerst mal auf zum Shofukuji Tempel, er gilt als der erste in Japan errichtete Zen-Tempel und wurde 1195 von dem Priester Eisai gegründet, der die Rinzai-Sekte des Zen-Buddhismus aus China nach Japan brachte. Die Tempelgebäude dürfen nicht betreten werden, aber man kann durch die Tempelanlage des Shofukuji schlendern und die Gebäude von außen betrachten.
Die nächste Etappe führt uns zum etwas über einen Kilometer Fußmarsch entfernten Sumiyoshi Schrein. Der Schrein ist der älteste aller 2.000 Sumiyoshi Schreine in Japan, gilt als deren Geburtsstätte. Hier verehrt man Uwatsutsuo-no-kami, die Reisende, Fischer und Seeleute beschützen sollen. Deswegen ist er in der Nähe des Meeres gelegen. Der Ursprung des Schreins soll auf das Jahr 221 zurückgehen. Den heutigen Schrein baute Feudalherren Kuroda Nagamasa am Anfang der Edo Zeit um 1603 wieder auf, nachdem er mehrfach zerstört wurde.
Zurück an der Hakata Station, dem zentralen Bahnhof der Stadt, treffen wir uns mit einem Guide für eine Food-Tour. Ist die Stadt doch für ihre Restaurants und Speisen bekannt, hat sogar eine eigene Touristeninfo für alles rund ums Essen. Mit dem Bus geht es zu unserem ersten kulinarischen Stopp, dem Yanagibashi Rengo Ichiba fish market mit rund 40 Läden. Dieser vor allem morgens belebte Markt ist bietet nahezu alles aus dem Meer und wird von den Einwohnern als „Speisekammer von Hakata“ geschätzt. Im Jahr 1916 wurde ein einzelner Stand, der frischen Fisch vom Ohama-Markt verkaufte, so populär, dass sich andere Stände um ihn scharten. Jetzt am Nachmittag ist schon einiges zu, die Läden bereiten sich auf den Feierabend vor.
Weiter geht es in das Untergeschoss eines Kaufhauses von denen es hier Unmengen gibt. Viele in Dimensionen, die für uns unvorstellbar sind. In vielen dieser Einkaufszentren finden sich im ersten Untergeschoss Delikatessengeschäfte, Konditoreien und andere Essensstände. in Japan depachika genannt. Man muss erstmal auf die Idee kommen wie unser Guide Norry, bei einer Foodtour einen Supermarkt einzubeziehen. Doch das ist genial, denn hier findet sich wirklich alles, was die japanische Esskultur erklärt. In dem Supermarkt klapperten wir die Themen Tee, Fleisch, Fisch und Obst ab. Allein die Fischauswahl und -Fischtheken werfen einen fast um. Es gibt eigentlich alles, was man sich vorstellen kann oder auch nicht. Egal ob vom Wal oder getrocknete Seegurke, die erst mal mehrere Tage gewässert werden muss, bis sie genießbar ist. Nicht selten auch exklusive Waren, deren Preise einen blass werden lassen. Beispiele gefällig:Japanische Bananen, einzeln verpackt in Karton mit Sichtfenster, das Stück rund zehn Euro. Oder Zuckermelonen, in einem abgeschlossenen Schrank aufbewahrt, etwa 10 Zentimeter im Durchmesser, das Stück 205 Euro. Das Stück und nein, ich habe mich nicht verschrieben oder falsch umgerechnet. Oder eine Rispe mit Weintrauben, kosten gerade mal 170 Euro. Derartiges Luxusobst dient gern als Geschenk, wandert eher nicht in Salate.
Es folgt der Besuch einer traditionellen Sushi Bar, das Besondere an dieser Art Restaurant. Man isst im Stehen, beliebt besonders bei vielbeschäftigten Angestellten, die keine Zeit haben, sich für eine Mahlzeit hinzusetzen. Man kann sich aber auch Zeit lassen, zumal die Sushi köstlich sind. Zu lange sollte man sich in dieser Art Restaurants aber keine Zeit lassen, warten draußen doch schon die nächsten Gäste auf freie Stehplätze an der Theke. An der auch das Essen frisch zubereitet wird.
Den letzten Halt machten wir ein Stück weiter an einem Yatai-Straßenstand, die Teil der Kultur von Fukuoka sind. An den Ständen soll es das beste Streetfood geben, dass die Stadt zu bieten hat. Wir entscheiden uns für gegrilltes Schwein und dazu einen Pflaumen-Reiswein, der vorzüglich schmeckt. Es ist schon ein Genuss, dem Koch bei seiner Arbeit mit dem offenen Feuer zuzuschauen. Nicht ohne Grund gibt es einen halbhohen Plexiglasschutz, hinter dem es dennoch schön heiß wird, da der Koch schon mal die eine oder andere hohe Stichflamme mit verdampfendem Öl produziert.
In Fukuoka solle es fast 100 Yatai geben, die am frühen Abend öffnen und sowohl traditionelle japanische Gerichte wie Tempura und Oden als auch die lokale Küche von Fukuoka anbieten.
Alles in allem war die gelungene Foodtour ein guter Abschluss unserer Japanreise, bevor es morgen früh nach Südkorea weitergeht. Auffallend ist, das Japan ein sehr sauberes und modernes Land mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen ist. Die sich selbst gerne zurücknehmen und immer hilfsbereit sind. Hier finden Moderne und Tradition problemlos zusammen, so wie etwa 80 Prozent der Einwohner dem Buddhismus zugewandt sind und weitere 80 Prozent dem Shintoismus. Es kann ja nicht schaden, sich mit beiden gut zu stellen. Aber alles in allem sind viele auch sehr realistisch und nicht unbedingt streng gläubig. So jedenfalls wurde es uns geschildert. Für uns Besucher heißt es, sich mit den Traditionen vertraut zu machen und sich als Gast eines fremden Landes zu fühlen und entsprechend zu verhalten.
Hier geht es zum Teil II der Reisereportage, nach Südkorea