Kuba 2019 – Unterwegs auf und
abseits touristischer Pfade
Einmal quer durch das Land – von touristischen Ecken bis zum ursprünglichen Kuba
Teil I von Havanna bis nach Trinidad, Hier geht es zu Teil II von Trinidad bis Baracoa und dem Abstecher zur Playa Esmeralda
Traumstrände, Tabakplantagen und Rum, dafür steht Kuba. Aber auch für Revolution, Fidel Castro und Che Guevara. Die Menschen versprühen viel Lebensfreude, trotz der wirtschaftlichen Probleme. Ihre gute Laune lassen sie sich nicht verderben. Was sie wirklich von ihrer Regierung, dem Sozialismus und seiner Zukunft halten, das bekommen wir als Besucher nicht mit – offiziell. Viele Kubaner spiegeln uns einfach unsere Meinung wider. Warum auch nicht. Will er doch soviel Trinkgeld wie möglich heraus leiern. Dass er auch dringend benötigt. Von den offiziellen Löhnen kann man kaum leben. Und schon gar keine Familie ernähren. Deswegen des Kubaners Meinungsflexibilität. Revolutionsnostalgiker mit Che-T-Shirt? Schön. Schon ist er der tapferste aller Revolutionäre. Kritiker der schwierigen Lebensumstände? Ja, auch er leidet, kein Geld, keine Medikamente, keine Kleider für die Kinder. Auch nicht einfach bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 25 bis 30 Euro. Mit seiner wirklichen Meinung hält er meist hinterm Berg, auf jeden Fall, wenn jemand mitthören könnte. Hinter verschlossenen Türen oder im Auto ist er manchmal etwas offenherziger.
Reiseroute und besuchte Orte: Havanna, Vinales, Las Terrazas, Cienfuegos, Trinidad, Sancti Spiritus, Camagüey, Las Tunas, Bayamo, Santiago de Cuba, Guantanamo, Baracoa, Holguin, Playa Esperanza.
Bildergalerie – die subjektiv schönsten Fotos, eine Auswahl
Ein 82-minütiger Film ist als DVD oder hochauflösend als BluRay in meinem Shop erhältlich.
La Habana – Havanna
Havanna ist nicht allein die Hauptstadt Kubas, sondern auch die größte Metropole der Karibik. Und mehr als das Klischee von Oldtimern und verfallenen Kolonialbauten. Hier schlägt das wirtschaftliche wie politische Herz der Insel.
Drei volle Tage verbrachten wir in La Habana, wie die Metropole auf Spanisch heißt. Meist waren wir zu Fuß unterwegs, unsere Privatunterkunft, eine casa particular, lag mitten in der Altstadt, zentral gelegen. Für etwas weitere Strecken nutzen wir ein Cuba tuc-tuc, später auch Fahradtaxis, Bici Taxis genannt oder auch mal ein richtiges Auto, etwa zur berühmtesten Tanzshow des Landes, ins Tropicana. Hier gehört zum Eintritt eine Flasche Rum, für den Herren gibt es zudem eine Zigarre, für die Dame eine Blume und zwei Büchsen Coca-Cola dazu. Da weiß man gleich, woran man ist. Und das bei über 30 °C auch noch um Mitternacht. Dementsprechend ging die Flasche später im Flugzeug mit nach Hause. Wir wollten ja die Show noch erleben.
Bildergalerie zur Tropicana-Show
Eine Stadtrundfahrt mit einem Oldtimer musste natürlich auch sein, mit einem echten, sprich mit dem Original-Motor und keinem eingebauten Diesel wie bei den meisten.
Den ersten Tag verbrachten mit einem kubanischen Reiseleiter, der uns das Wichtigste zeigte. Und der uns nun – kurzfristig ausgemacht, er wäre den restlichen Monat sowieso ohne Arbeit – auf der Reise mit dem bereits vorab gebuchten Mietwagen einmal quer durch Kuba die nächsten 15 Tage begleitet. Erspart mir das Fahren und die „Reiseleitung“, so machen wir halt jetzt eine individuelle Privattour.
Faszinierend ist der morbide Charakter der Stadt. Er kommt nicht von ungefähr, auch wenn heute versucht wird, viele Gebäude wieder instand zu setzen. Rechtzeitig zur 500 Jahr-Feier im Oktober. Gut, das wird schwierig, eigentlich eine Aufgabe für Generationen. Überließ man die städtebauliche Pracht nach der Revolution doch sich selbst. Geprägt von der maurischen Kultur Andalusiens sind die Arkaden, die manchmal ganze Straßenzüge überdecken und der Patio, ein meist üppig bepflanzter Innenhof typisch für die Altstadt.
Den Rhythmus der Stadt, den gibt die Musik vor. Straßenfeger tanzen nach der Musik aus den Bars und Restaurants. Davon gibt es inzwischen viele, lockerte die Regierung doch viele Regelungen um privates arbeiten zu erleichtern. Der Rest läuft über eine gut funktionierende Schattenwirtschaft. Der Film „Buena Vista Social Club“ verschaffte der kubanischen Musik Weltgeltung. Der Wechselgesang zwischen Chor und Sänger, der macht die kubanische Musik aus. Entstanden ist er aus der Verschmelzung afro-kubanischer Rhythmen und der Gitarrenmusik spanischer Farmer. Beliebter ist inzwischen jedoch der Salsa. Zu dem schnellen Mix aus kubanischen Rhythmen, Rumba, Cha-Cha-Cha und Mambo lässt es sich einfach besser tanzen. Und das liegt den Kubanern im Blut. So wie der Umgang mit den nicht immer einfachen Verhältnissen.
Vinales
Am fünften Tag sind wir zuerst Richtung Westen gefahren, rund 120 Kilometer nach Vinales. Nicht viel, aber in Kuba können das schon mal vier Stunden bedeuten. Nein, nicht der Staus wegen. Die gibt es hier nicht. Aber Schlaglöcher. Dazu später mehr. Richtung Vinales jedoch ging es hauptsächlich auf einer guten „Autobahn“ voran, die man sich mit Radfahrern, Pferdkutschen, Fußgängern oder Ochsenkarren teilt. Die kommen einem auch mal entgegen. Nur an Autos und Lastern herrscht außerhalb der größeren Städte Mangel. Denn die sind in Kuba recht selten, wegen den Boykottmaßnahmen seitens der US-Amerikaner seit Anfang der 60er Jahre. Auch deshalb stammen viele Fahrzeuge noch aus den 50ern. Sie werden gefahren und repariert und gefahren und repariert. Keine Elektronik, Starrachsen, Blattfedern, dicker Stahl und einfachste Motorentechnik lassen sie sehr, sehr lange leben. Neufahrzeuge gibt es kaum und wenn für die Behörden. Ihrer Seltenheit entsprechend hoch sind die Preise für Privatpersonen. Ein 30 Jahre alter Lada soll um die 30.000 US-Dollar kosten. Unerschwinglich für die meisten. Aber auch im Sozialismus ist nicht jeder gleich. Das stellt man recht schnell fest.
Nahe Pinar del Rio machten wir noch einen einfach etwa 20 Kilometer langen Umweg zu dem besten und berühmtesten Tabakanbauer Kubas, wie es heißt. Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, auch dem ´Oscar´ der Tabakbauern. Sein Name: Hector Luis Prieto, die Farm: Quemado de Rubi la Finca in San Juan y Martinez.
Die Zigarrenmarke bekam den Namen Robaina nach dem ehemaligen Hausherren der 1845 gegründeten Farm. Er schaffte es, so erzählt man, dem Maximo Leader Fidel Castro zu überzeugen, den Tabakanbau in privater Hand zu lassen. Sein Enkel führt heute die Geschäfte weiter. Kaufen kann man die Zigarren hier natürlich auch. Rund neun Euro das Stück, in Europa etwa 55 bis 65 Euro. 90 Prozent der Tabakernte gehen an den Staat, den Rest dürfen sie selbst verarbeiten und vermarkten. Natürlich bekommt man alles um den Tabakanbau und die Verarbeitung gezeigt, ein Mitarbeiter nimmt sich ausgiebig Zeit. Die Nebensaison hat was Gutes, wir waren die einzigen, als eine kleinere niederländische und eine deutsche Gruppe abfuhren. Auch der Hausherr ließ sich mit uns ablichten.
Bildergalerie Fahrt nach Vinales und Tabakfarm
Am frühen Abend kamen wir in Vinales an. Von einem Aussichtspunkt eröffnete sich ein fantastischer Blick auf das Valle de Vinales, zugleich eine der ältesten Landschaften Kubas. Vor rund 170 Millionen Jahren stieg die Gegend aus den Meeresfluten auf. Wasser wusch aus den Kalksteinfelsen Höhlen, diese stürzten ein und die stehen gebliebenen Säulen bilden durch Wind und Wetter geformt die heutigen sanften, bis zu 400 m hohen Hügel.
In dieser tropischen Karstlandschaft ist die Natur eng mit dem Tabakanbau verbunden. Die Unesco adelte dieses Gebiet 1999 mit der Auszeichnung ´Kulturlandschaft der Menschheit´, 2001 entstand hier ein Nationalpark.
Wir machten am Folgetag natürlich eine Wanderung zu Fuß durch diese schöne Landschaft, es heißt, sie sei mithin die schönste Kubas. Bei über 33° C und 95 % Luftfeuchtigkeit nicht ohne. Deswegen machen die meisten der Besucher das auf dem Rücken eines Pferdes. Da ist Schatten aber noch seltener. Auch besuchten wir mit der Cueva del Indio eine der vielen Höhlen hier, davon 300 m auf dem Boot, führt sie doch noch Wasser.
Abends schlenderten wir durch die Stadt Vinales, waren gut Essen. Und schauten uns den Sonnenuntergang von der Finca Paul Reyes aus an. Auch hier übernachteten wir die drei Nächte in einem Privatquartier, was absolut empfehlenswert ist. Und das Geld bleibt bei den Menschen. Inzwischen soll es 600.000 Privatinitiativen geben, Unterkünfte, Restaurants, Künstler… Allerdings unterliegt hier alles strengen Kontrollen und Auflagen.
Bildergalerie Valle de Vinales
Las Terrazas
Die nächste Etappe führte uns nach Soroa für zwei Nächte. Von dort aus besuchten wir die Kommune Las Terrazas. Auf dem Weg dahin ging es aber zuerst nördlich zu einem Traumstrand al la Karibik.
Hier erfuhren wir, was kubanische Nebenstraßen bedeuten. Schlagloch an Schlagloch, diesen Strand suchen vorwiegend Einheimische auf. Man benötigt die gesamte Straßenbreite und mehr, fährt nicht selten in Schrittgeschwindigkeit, bremst bis zum Stillstand ab und eruiert den Weg, um nicht ein zu tiefes Schlagloch zu übersehen. Zumal sie teilweise mit Wasser gefüllt sind. So benötigen wir für die 43 km lange Etappe deutlich über zwei Stunden. Weiter nach Soroa, unserem nächsten Etappenziel ist die Straße Anfangs ebenso, dann wird sie besser. Für die etwas mehr als 100 km benötigten wir noch einmal 4 ½ Stunden.
Der Strand selber, ein Traum. Und wenig los. Gut, der Service in den wenigen Strandbuden lässt zu wünschen über, ist staatlich. Motivation, Fehlanzeige. Aber das Wasser, der Strand, das Wetter.
Bildergalerie Fahrt und Strand
Abends im Hotel Castello en las Nubes. Es ist unser erstes Hotel auf der Tour, auch staatlich. Aber hier passt der Service (fast). Traumhaft gelegen auf einem Berg, wunderbar in Schuss, großes, schönes Zimmer und Bad, eine Bar, Terrasse und Pool. Wir sind die einzigen Gäste. Eine Flasche kubanischer Wein ist inbegriffen, also auch getrunken. Für den gibt es jedoch keine Empfehlung. Aroma, nahezu Fehlanzeige. Nun wissen wir auch das, obwohl uns Erich, unser Guide vor kubanischen Weinen gewarnt hatte.
Den Tag darauf verbrachten wir dann in der Kommune Las Terrazas, nicht weit weg gelegen. Sie liegt inmitten Kubas ältestem Biosphärenreservat, ist mithin dessen Basis. 1971 war die Region vorwiegend Ödland. Kahlschlag, Waldbrände und falsche Anbautechniken hatten die Gebirgshänge entwaldet. Also kaufte die Regierung die an die Bauern früher verteilten Flächen zurück (wer nicht wollte wurde enteignet), und errichtete auf 50.000 ha eine Modellsiedlung. Die Bauern legten unzählige Terrassen an, pflanzten Millionen an endemischen Bäumen und bauten den Ort auf, in den sie dann einzogen. 1985 nahm die Unesco die Region unter ihre Obhut und heute zieht die Öko- und Künstlerkommune Naturliebhaber mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt in ihren Bann.
Hier ist alles sauber und geregelt, die 1200 Einwohner leben vom Tourismus, Kaffee und Viehwirtschaft. Es finden sich Schule, Kindergarten Arztpraxis, Apotheke, Läden, Bibliothek, Gemeinschaftsräume. Nur keine Kirche. Sehr wohl aber einen Pfarrer. Es gibt zudem diverse Künstlerwerkstätten.
Was Sonnenseiten hat, hat aber auch Schattenseiten. Darüber wird aber kaum gesprochen – nur hinter der Hand. So herrscht über die Kommune ein einzelner, sagen wir mal ´Partron´, ein Bruder eines in der Revolution ausgezeichneten Kommandanten. Er hat das Sagen. Paare finden sich auch nicht von selbst, sondern würden verheiratet. Alles werde streng überwacht. Stasi 0.5. Der Preis der Sicherheit und des bescheidenen Wohlstandes ist die Freiheit des Einzelnen.
Später besuchten wir dann noch die Reste einer ehemaligen Kaffeefarm in der Nähe gelegen.
Cienfuegos
Zwei Tage später hatten wir dann eine längere Etappe vor uns, 320 km östlich nach Cienfugos. Vorwiegend leere Autobahn und bessere Straßen. Eine Weile fuhren wir durch das größte Sumpfgebiet der Karibik und die Schweinebucht entlang. Die erfuhr weltweite Bekanntschaft durch die misslungene Schweinebucht-Invasion durch Exilkubaner mit Unterstützung der CIA im April 1961. Sie scheiterte kläglich nach drei Tagen, 151 Kubaner und rund 200 der Invasoren verloren dabei ihr Leben. Dies soll die Revolution, bei der es um die Befreiung Kubas von der Diktatur Batistas ging, endgültig in die Arme der Sowjetunion getrieben haben. Heutzutage finden sich in der Schweinebucht neben Mahnmalen natürlich zahlreiche schöne Strände und auch ein Tauchzentrum, dass wir kurz besuchten.
Vorher aber stoppten wir an einer Krokodilfarm, der Criadero de Cocodrilos, mit rund 10.000 Tieren der größten des Landes. Hier werden die zwei vom Aussterben bedrohten kubanischen Krokodilarten gezüchtet. Wobei einige in der Pfanne des angrenzenden Lokals enden oder in Teilen (Kopf) oder als Ganzes (präpariert) im Souvenirshop zu erwerben sind. Es ist aber beeindruckend zuzusehen, wie die bis zu fünf Meter großen Panzerechsen gefüttert werden.
In keinem Reisführer zu finden, ein privater Garten, in dem sich gut Kolibris beobachten lassen. Auch der kleinste unter Ihnen, die Bienenelfe. Kaum drei Zentimeter groß. Aber unser Guide kannte den Besitzer, also hin.
Eine Warnung für Kubareisende: Auf dem Weg dorthin versuchte ein Kubaner uns den Weg auf der offiziellen Straße zu versperren, sprang fast vor das Auto. Er schüttelte energisch den Kopf, machte mit der Hand die Bewegung eines Neins. Geschah übrigens später an anderer Stelle noch einmal. Hier heißt es klar weiterfahren, die wollen einen umleiten, nach dem Motto, hier geht es nicht weiter, ist gesperrt, ihr müsst ein Taxi nehmen – und das Kilometer weit entfernt – oder vorher einen Laden besuchen oder was auch immer. Sie erkennen die seltenen Mietwagen an dem Buchstaben T (für Turismo) auf dem Nummernschild. Es geht um Abzocke. Manchmal haben sie auch noch Uniformähnliche Kleider an. Das aber war einer der seltenen Fälle, in denen uns Kubaner unangenehm auffielen. Ansonsten sind sie sehr freundlich, zumal Kuba ein sicheres Reiseland ist.
Zurück zu der Farm. Von hier aus kann man auch eine 20-minütige Bootstour machen – was wir auch taten – sie führt in die Laguna del Tesoro, der Schatzlagune. Sechs künstliche Inseln bilden ein im indianischen Táino-Stil nachgebautes Hoteldorf mit lebensgroßen Indianerskulpturen der verstorbenen Künstlerin Rita Longo. Es heißt, die Indianer sollen ihre Schätze auf den Grund des Sees versenkt haben, damit sie nicht in die Hände der Spanier fielen. Daher der Name.
Bildergalerie Fahrt nach Cienfugos
Abends dann erreichten wir unser casa particular in Cienfuegos, direkt am Meer gelegen. Und dann fing es erstmals auch an zu regnen, so ein richtiger tropischer Regen mit kräftigem Gewitter. Schön von der Terrasse aus. Jedenfalls von Stellen aus, an denen das Dach dicht war. Bisher harte uns der Regen noch nicht erwischt, obwohl gerade Beginn der Regenzeit war. Entweder es regnete nachts oder wenn wir gerade im Auto waren. Das bleib bis zum Schluss so, es war eigentlich für diese Jahreszeit viel zu trocken. Dennoch herrschte immer tropische Hitze und Schwüle.
Cienfuegos selbst mit rund 160.000 Einwohnern machte bei der Anfahrt einen nicht gerade schönen Eindruck. Zahlreiche Zuckerfabriken, eine Raffinerie, Kraftwerk, Kubas größte Zementfabrik und viele weitere industrielle Bauten luden nicht gerade ein. Doch das täuschte. Nicht umsonst nennt man die Stadt Perla de Sur, finden sich im schönen Zentrum doch zahlreiche Prachtbauten des Neoklassizismus, Art nouveau und Art déco sowie die längste Allee Kubas. Das historische Zentrum der wohlhabendsten Stadt Kubas ist seit 2005 als Kulturerbe der Menschheit deklariert. Dennoch wird sie weit weniger besucht als etwa Havanna oder Trinidad. Am kommenden Tag nahmen wir uns die Stadt dann etwas genauer unter die Lupe.
Einen Besuch lohnt auch der alte Friedhof, etwas abseits vom Zentrum gelegen und selten besucht.
Nachmittags fuhren wir etwa eine Stunde nach Santa Clara um das Mausoleum Che Guevara´s zu besuchen. Etwa 200.000 Menschen pilgern jährlich dorthin. Wir waren nahezu die einzigen an diesem Tag. Unser Guide konnte uns sehr viel über das Werden und die Geschichte des Volkshelden und Widerstandskämpfers erzählen – aus Sicht der Kubaner (alle Erklärungen im dazugehörenden Museum sind in Spanisch). Die Gebeine des Revolutionärs wurden 1997 in einem Massengrab in Bolivien gefunden und in einem feierlichen Umzug von einer Million Kubanern hierher überführt. Fotos darf man im Mausoleum nicht machen. Für einen Bummel durch das Stadtzentrum Santa Claras reichte es auch noch. In der Sonne stieg das Thermometer auf über 40° C, im Schatten sind es jeden Tag deutlich über 30° C bei 95 % Luftfeuchtigkeit.
Trinidad
Zwei Tage später ging es auf der Fahr gen Osten erst mal zu einem nahe Cienfugos gelegenen botanischen Garten. Eine Rangerin erklärte uns in Sachen Bäume erstmal das Wichtigste, bevor wir sie zu einem Kaffee einluden. Es war einfach zu heiß und der Geist zu schwach. Sie hatte nichts dagegen. Weiter ging es etwa 30 Minuten zu dem rund 36 Quadratkilometer großen Stausee Lago Hanabanilla, hier setzte uns unser Guide ab. Ein dieselgetriebenes kleines Fischerboot (mit Dach – Sonnenschutz!) tuckerte mit uns zweien rund 80 Minuten gemütlich über den See, bis zu einer kleinen Anlandestelle. Das `schönste Gewässer` Kubas wirkt wie eine Mischung aus norwegischer Fjordlandschaft und Schweizer Bergsee, nur halt mit Regenwald ringsherum.
Zehn Fußminuten später erwartete uns Erich mit dem Auto, weiter ging es zu einem kubanischen Hotspot, dem Naturpark El Nicho. Mehrere, bis zu 15 m hohe Wasserfälle inmitten Dschungelartiger Vegetation stürzen in Kaskaden herab, dazwischen idyllische Naturschwimmbecken. Letztes Jahr kamen an einem einzigen Tag bis zu 500 meist kubanischen Gäste zum Baden hierher, heute hat man die Zahl auf täglich 140 begrenzt, theoretisch jedenfalls. Und was passierte? In dem schönsten Naturbecken etwas oberhalb direkt an einem Wasserfall gelegen waren wir die einzigen Besucher. Das hat unser Guide noch nie erlebt, obschon er dutzende Male hier war. Einfach wunderbar in dem kristallklaren Wasser zu schwimmen, sich vom Wasserfall massieren zu lassen, nur irgendwann ist Ende, wir mussten ja noch weiter nach Trinidad, auch wenn es keine so große Etappe war.
Bildergalerie botanischer Garten, Lago de Hanabanilla, El Nicho
Trinidad ist eine der am meisten besuchten Städte Kubas mit zahlreichen kolonialen Bauten aus dem 19. Jahrhundert. Um deren Aufstieg zur einst reichsten Stadt Kubas nachvollziehen zu können, begannen wir erstmal mit einem Ausflug in das Tal der Zuckermühlen.
Das Valle de los Ingenios und ihre 48 Zuckermühlen sowie das Sklaventum waren die Basis für den Reichtum der Zuckerbarone. Eine einzige Zuckerfarm ist noch in Teilen erhalten, unter anderem der imposante Turm Torre Manaza Iznaga mit 43 m Höhe. War wohl ein Wachturm, um das Heer der Sklaven zu überwachen. Der Niedergang der Region begann mit der Dampfmaschine. Sie ließ den Mechanisierungsgrad wachsen und die Bedeutung der Sklavenarbeit sinken, die 1886 schließlich abgeschafft wurde. Auch auf Druck der Engländer, die schließlich ihre Maschinen verkaufen wollten. Wohl weniger aus humanitären Gründen. Trinidad und das Tal der Zuckermühlen ist heute Weltkulturerbe.
Bildergalerie Tal der Zuckermühlen
Anschließend ließen wir uns in Trinidad die wichtigsten Gebäude und Plätze erklären bevor wir gemütlich durch die Stadt von Café zu Café bummelten, die Musik und das Leben genossen und zahlreiche Galerien und Souvenirshops einen Besuch abstatteten. Von hochwertiger Kunst bis zu Massenware, fündig wurden wir jedoch nicht. Unser Hotel lag mitten im Zentrum, hier blieben wir drei Nächte.
Tags darauf ging es von Trinidad zu einer kurzen Wanderung in die Sierra del Escambray, einem großen Waldgebiet in den Bergen gelegen. Ziel war auch hier wie schon zwei Tage zuvor, ein Wasserfall mit Naturbecken. Das natürlich wieder zum Baden einlud. Nachmittags stand der Strand Ancón an, zum Baden, Lesen, Relaxen.
Bildergalerie Sierra del Escambray und Strand Ancón
Hier geht es zu Teil II von Trinidad bis Baracoa und dem Abstecher zur Playa Esmeralda
Quellen: Eigene Erlebnisse, Gespräche mit Kubanern, Internetrecherche