Kuba, Teil II – Trinidad bis Baracoa

Kuba 2019 – Unterwegs auf und
abseits touristischer Pfade

Einmal quer durch das Land – von touristischen Ecken bis zum ursprünglichen Kuba

Teil II von Trinidad bis Baracoa und dem Abstecher zur Playa Esmeralda, Hier geht es zu Teil I von Havanna bis nach Trinidad

Weiter ging es Richtung Osten, das nächste größere Ziel hieß Santiago de Cuba. Auf dem Weg dorthin liegt Camagüey, hier machten wir für eine Nacht einen Zwischenstopp, ist die gesamte Strecke bis Santiago für einen Tag doch zu lang, zudem gibt es immer wieder interessante Punkte, die einen etwas längeren Stopp lohnen. Dazu gehört etwa die Stadt Sancti Spiritus. Die Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts liegt im Schatten von Trinidad, wird recht selten besucht. Deswegen ist eine durch und durch kubanische Stadt, die auch einiges zu bieten hat. Sie gehört zu den sieben Gründungsstädten Kubas (gegr. 1514), ist mithin eine der ältesten des Landes. Wäre eigentlich mehr als den etwa zweistündigen Stopp wert gewesen.

Auch Sancti Spiritus wurde immer mal wieder von englischen und französischen Korsaren gebrandschatzt, war es doch eine reiche Stadt. Den Reichtum erlangte Sancti Spiritus wie so manche Stadt auf Kuba durch Zuckerrohranbau unter Ausbeutung afrikanischer Sklaven. Das Stadtzentrum weist einen kolonialzeitlichen Charakter auf, schön ist ein Bummel durch die Stadt allemal. Zumal sie kaum von touristischen Einflüssen cerändert wurde.

BiCi-Taxis in Camagüey

Am späten Nachmittag erreichten wir dann Camagüey, die drittgrößte Stadt des Landes. Sie beeindruckt insbesondere durch ihren noch vorhandenen kolonialen Charme. Es reichte noch für eine Stadtführung auf Bici-Taxis, Fahrradtaxen. Die Hochburg des Katholizismus bietet eine der besterhaltenen historischen Zentren und ist seit 2008 Weltkulturerbe. Als eine der wenigen Städte Kubas ist Camagüey nicht als Schachbrettmuster angelegt, sondern unregelmäßig. Damit wollte man die Piraten verwirren, die die Stadt mehrmals heimsuchten und sogar zur zweimaligen Verlegung derselben zwangen. Viel half das aber nicht.

Bildergalerie Sancti Spiritus und Camagüey

Bayamo und Basilika El Cobre

Der nächste Tag führte uns über Bayamo und die Basilika El Cobre nach Santiago de Cuba. Eine lange Strecke. Der erste Stopp erfolgte in Las Tunas, und zwar zu einem Kaffee bei der Mutter unseres Guides. Er ist in dieser Stadt aufgewachsen. Erichs Mutter war Lehrerin, bekommt heute umgerechnet 18 Euro Monatsrente. Ohne Unterstützung durch den Sohn und Onkel wäre das mehr als schwer.

Nach etwa einer Stunde ging es weiter nach Bayamao. Der große zentrale Platz in der Stadt wirkte wie ausgestorben. Kein Wunder, fehlen hier die schattenspenden Bäume, der Platz wurde erst kürzlich umgestaltet. Um die Mittagszeit stieg die Temperatur in der Sonne auf deutlich über 40° Celsius, und das bei der hohen Luftfeuchtigkeit. Wir schauten uns einige geschichtsträchtige Gebäude an, bummelten kurz dem Boulevard entlang. Dann ging es weiter, es war einfach zu heiß und wir hatten ja schon einige Städte erkundet.

Bildergalerie Bayamao und Fahrt

Kurz vor unserem Ziel noch ein Besuch der Basilica El Cobre, Kubas Zentrum des Katholizismus. Hier findet sich die wichtigste religiöse Kultfigur Kubas. Die 1608 in rauer See entdeckte schwarze Marienfigur sorgte für mehrere Wunder, bekam Heilkräfte zugesprochen und wurde 1916 von Papst Benedikt XV zur Schutzheiligen Kubas erklärt. Auch der deutsche Papst Benedikt XVI und der aktuelle Franziskus besuchten sie schon.

Basilica El Cobre, Kubas Zentrum des Katholizismus

Bildergalerie Fahrt und Basilica El Cobre

Santiago de Cuba

Am späten Nachmittag erreichten wir Santiago de Cuba, aßen in unserer Casa im Garten vorzüglich. Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der heimlichen Hauptstadt. Denn als solche sehen sich die Bewohner, mögen Havanna und die dort lebenden Menschen anscheinend nicht so sehr. Auf jeden Fall ist man Hauptstadt des Karnevals, das liegt an dem afroamerikanischen Erbe, das hier sehr verbreitet ist. Natürlich stand ein Besuch des Militärkomplexes Cuartel Moncada mit dem Revolutionsmuseum an, einer der heiligen Schreine der kubanischen Geschichte.

Am zentralen Platz in Santiago de Cuba – Blick auf die Kirche

Es folgte die Altstadt, man merkt schnell, warum Santiago als die hügeligste Hafenstadt der Welt bezeichnet wird. Deswegen fehlen auch die Pferdekutschen als Taxis, sie werden (illegalerweise) durch Motorräder ersetzt, was aber keinen interessiert.

Bildergalerie Santiago de Cuba

Ein Höhepunkt der Stadt ist sicherlich der Cementerio Santa Ifigenia, der Friedhof. Hier liegt alles was Rang und Namen hat. Darunter José Marti, der geistige Führer der Unabhängigkeitsbewegungen sowohl gegen die Spanier als auch posthum gegen Diktator Batista. Ein monumentales, 22 m hohes Mausoleum hat man für ihn errichtet, in der offen einsehbaren Krypta finden sich seine Gebeine. Alle 30 Minuten findet tagsüber ihn zu Ehren die Zeremonie der Wachablösung statt. Ansonsten sind hier viele Generäle der Revolution, alle beim Angriff auf die Moncada-Kaserne Gefallenen, aber auch Emilio-Bacardi aus der Rum-Dynastie oder Buena-Vista-Legende Compay Segundo begraben. Natürlich wurde hier auch Fidel Castro bestattet, in einem auf eigenen Wunsch relativ schlichten Grab. Für mich einer der schönsten Friedhöfe, die ich bis dato besucht habe. Das waren nicht wenige.

Wachwechsel tagsüber alle 30 Minuten zu Ehren von Jose marti

Bildergalerie Cementerio Santa Ifigenia

Am früheren Nachmittag ging es die rund 10 Kilometer raus aus der Stadt zum Castillo de San Pedro del Morro, einer auf einem Kalkfelsen thronenden Festung aus dem 17. Jahrhundert. Sie zählte einst zu den sichersten der neuen Welt, ist Weltkulturerbe der Unesco. Rund 170 Treppenstufen – in der Sonne – führen fast bis zum Meer herunter, nur die muss man bei der abartigen Hitze auch wieder hoch. Habe es aber überlebt.

Bildergalerie Castillo de San Pedro del Morro

Zu guter Letzt besuchten wir noch ein Herbarium eines auf Farne und Orchideen spezialisierten Biologen. Er baute den privaten Garten rund um sein Haus seit mehr als 50 Jahren auf, dieser hat heute internationale Bedeutung und ist Teil der Universität. Fehlt dennoch in jedem Reiseführer. Über 400 Farnarten und 330 Orchideen finden sich hier, darunter sehr seltene. Der Institutsleiter Dr. Calzado ließ es sich nicht nehmen, uns beide selbst zu führen.

Bildergalerie Herbarium Dr. Calzado

Fahrt nach Baracoa und Stadt

Unser nächstes Ziel, Baracoa, lag weit im Osten der Insel. Wir nahmen die Küstenstraße, fuhren durch die Provinz Guantanamo und die gleichnamige Stadt, versuchten die Basis der Amerikaner aus der Ferne auszumachen. Gepachtet seit 1903 für 99 Jahre Nutzung kündigte Kuba den Vertrag schon länger. Da gibt es aber einen Haken. Beide Vertragspartner müssen die Kündigung akzeptieren, was die Amerikaner nicht machen. Also bleibt er bestehen, auf unbestimmte Zeit. Bekannt ist die Guantamo Bay Naval Base durch das Gefangenenlager. Wer mehr wissen will, den verweise ich hier auf Wikipedia.

Es folgte ein Abstecher an den östlichsten Punkt Kubas (Punta de Maisi) und ein Halt an einem wunderschönen Canyon (Boca de Yumuri) bevor wir Baracoa erreichten. Auffallend war, dass die Küste im Osten eher einer Halbwüste gleicht, ist landschaftlich völlig unterschiedlich zu weiten Teilen Kubas.  Für den wenigen Regen ist eine direkt an der Küste liegende Bergkette verantwortlich. Wenige Kilometer weiter im Landesinneren hat man dann wieder eine wunderschöne tropische Bergwelt.

Inmitten der üppigen Tropenlandschaft direkt an einer Bucht gelegen liegt Baracoa. Die älteste Stadt Kubas, deswegen auch Primera Villa genannt, gehört mit zu den sieben Gründungsstädten des Landes. Kolumbus machte hier seinen zweiten Landgang in der neuen Welt. Doch die Geschichte reicht viel weiter. Schon 500 v. Christus lebten hier Indianer, es war einst deren Hauptansiedlungsgebiet. Für kurze Zeit, für vier Jahre war Baracoa auch die Hauptstadt Kubas, bevor Santiago de Cuba die Rolle übernahm.

40-Kuba-2019-Barracoa-1464Besonders erwähnenswert. Hier in Baracoa findet sich das einzig erhaltene Kreuz (von 29), die Christoph Columbus bei seinen ersten Landgängen in der neuen Welt in die Erde steckte. Es findet sich ganz unscheinbar in einer Ecke in der Kirche am zentralen Platz. An der ursprünglichen Stelle steht eine Kopie. Radiocarbonmethoden bestätigten das Alter.

Bildergalerie Fahrt Barracoa und Stadt

Die Landschaft rund um Baracoa

Unsere Tour nähert sich dem Ende. Zuvor waren wir noch in der tropischen Landschaft um Baracoa unterwegs und besuchten eine staatliche Kakaoplantage. Hier wurden der Anbau und die manuelle Verarbeitung sehr gut durch einen Führer erklärt. Auch wieder nur für uns beide. Die Reisezeit ist eigentlich ideal, wenn nur die hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit nicht wären. Aber im Schatten einer Plantage ist es besser auszuhalten. Natürlich wurde auch noch Kakao (mit Kokosnussmilch) gekostet und auch einiges mitgenommen. Handgefertigt, eine Kugel zum Abschaben, etwa 300 bis 400 g, umgerechnet jeweils etwa 1,80 Euro. Mussten mehrere mit.

Auch ging es mit dem Ruderboot auf eine Insel am Fluss Toa, hier leben Bauern ganz ursprünglich. Wie viele Menschen im Osten. Ein örtlicher Kundiger begleitete uns die insgesamt etwa drei Stunden lange Bootsfahrt und Wanderung, erklärte Lebensweise und Pflanzen. Wir luden ihn und unseren Fahrer anschließend noch zu einem Flusskrebsessen ein. Flusskrebse aus dem Toa gibt es nicht immer. Ich denke, das Foto sagt alles. Zusammen für vier Personen mit Getränken knapp 20 Euro.

Bildergalerie Region um Barracoa

Playa Esmeralda

Über eine halben Tag Fahrtzeit  benötigten wir mit dem Auto bis zu unserer letzten Unterkunft, ausnahmsweise ein Hotel. Die Fahrt ging dabei durch die Region um die Stadt Moa, etwas, was man nicht unbedingt benötigt. Der Abbau von Nickel hat die Natur hier fast zerstört, man findet eher eine verwüstete Mondlandschaft. Halden und Spülkippen prägen das Gebiet. Umweltschutz ist hier kein Thema. Zwar werden die Mitarbeiter der Fabriken jährlich untersucht, die hier lebenden Menschen aber nicht. Verbesserung soll der Neubau von Aufbereitungsanlagen durch ein Joint Venture mit Kanadiern bringen, die hier auch eine Nickelfabrik betreiben. Eine weitere große läuft zudem unter der Regie der Kubaner, andere sind Ruinen, die nie fertig gestellt wurden. Das verhinderte der Zusammenbruch der Sowjetunion. Fotografieren ist hier überall streng verboten. Könnte Industriespionage sein. Ist aber sicherlich der Umweltschäden wegen.

Kurz nach Moa gewinnt aber die Natur und das normale Kuba wieder die Oberhand. Über Holguin erreichten wir dann drei Stunden später unser Hotel an der Playa Esmeralda. Eine Fahrstunde von der Provinzhauptstadt entfernt.  Ein sehr luxuriöses Hotel mit allem was man sich vorstellen kann, geht auch im Sozialismus. Der Komplex ist meines Wissens nach Teil einer Firma, die dem Militär gehört. Das ist der größte Tourismusbetreiber Kubas. Deswegen die aktuellen, durch Trump wieder verschärften Reaktionen der Amerikaner, die den Tourismus hier treffen wollen, und damit das Militär. Leiden wird aber nur die Bevölkerung. Aber das ist Politik, anderes Thema. Generell wäre es gut, wenn der Sozialismus sich hier weiter öffnet, in Richtung soziale Marktwirtschaft. Genauso schlecht wäre aber eine komplette Öffnung in Richtung Kapitalismus westlicher Prägung. Das wäre der Untergang des schönen Landes. 

Zurück zur Playa Esmeralda: Die Anlage liegt direkt am weißen Strand mit Kokospalmen – Karibik pur. Entspannung ist angesagt, das Erlebte Resümee passieren lassen, Bilder und Filmmaterial sichten, lesen, den Strand und das gute Essen und Trinken genießen. Auch mal eine kubanische Zigarre. Und die Ruhe. Juni ist Nebensaison, wie geschrieben. Im Juli und August ist es noch heißer, dann machen aber die Kubaner Urlaub. Es sind Schulferien. Auch so lässt es sich in Kuba leben. Hier bleiben wir bis zum Rückflug noch zwei Tage. Ein dritter wäre auch nicht schlecht gewesen.

Bildergalerie Fahrt und Playa Esmeralda

Hier geht es zu Teil I von Havana über Vinales nach Trinidad

Quellen: Eigene Erlebnisse, Gespräche mit Kubanern, Internetrecherche

Das Forum für Reisende ob Nah oder Fern