Raues Patagonien
Patagonien bezeichnet den südlichen Teil Südamerikas bis zum Beagle-Kanal. Manche rechnen noch das davon südlich gelegene Feuerland hinzu. Genaue Grenzen gibt es nicht. Die Landschaft besteht aus zwei durch die Anden getrennte Regionen. Westpatagonien gehört überwiegend zu Chile, Ostpatagonien dagegen zu Argentinien. Patagonien ist sehr dünn besiedelt, es finden sich nur etwa zwei Einwohner auf einen Quadratkilometer. Überwiegend besteht Patagonien aus trockener Steppe, ist aufgeteilt in private Estanzias, Schaffarmen. Durch die Trockenheit benötigen die Estanzias große Flächen, 60.000 bis 100.000 Hektar sind keine Ausnahme. Pro Schaf benötigt man zwei bis über zehn Hektar. Übrigens: Eine 60.000 Hektar große Farm benötigt allen für die Zäune um die 20.000 km Draht.
Während der argentinische Teil Patagoniens im Regenschatten der Anden liegt und im Wesentlichen durch Steppen geprägt ist, herrscht im chilenischen Teil eher ein feuchtes, kühleres Klima – hier findet sich mit dem chilenischen Inlandeis die größte zusammenhängende Eismasse außerhalb der beiden Pole. Beiden Regionen gemein ist der immerwährende, häufig starke Wind, der den Boden austrocknet.
Bekannt ist das Land für seine Natur und Tierwelt. Besonders interessant ist ein Besuch des Nationalpark Torres del Paine auf chilenischer Seite, auf argentinischer Seite der des Nationalpark Los Glaciares (Unesco- Weltnaturerbe) und die Gegend um die Insel Valdés. Vertreter der Tierwelt sind Guanakos, Nandus, Andenkondore, Flamingos, zahlreiche Wasservögel, Pinguine, See-Elefanten und Seehunde, um nur einige zu nennen.
Nur wenige Gegenden dieser Erde können so rau und wild, und zugleich so romantisch sein, wie Patagonien. Natur Pur, weite Landschaften und Gauchos, das ist Patagonien für den Reisenden.
Hier geht es zu einer Linkliste, und hier zu einer kurzen Vorschau vom Film.
Unsere Route:
Ausgangspunkt war Buenos Aires. Hier wurde während des kurzen Zwischenstopps (rund 2 Tage) neben kurzen Stadtbummeln und dem Friedhof, auf dem Evita Peron beerdigt, ist die labyrinthische Wasserwelt des Tigre Delta besucht. Mit dem Flugzeug ging es dann zur Insel Valdez, bekannt u. a. für See-Elefanten und Seelöwen-Kolonien. Von hier aus wurde auch die Halbinsel Punta Tombo besucht, weltweit größte Brutstätte von Magellan-Pinguinen. Weiter ging es ebenfalls per Flugzeug nach Ushuaia. Von hier aus standen u. a. Feuerland und der Beagle-Kanal auf dem Programm bevor es wieder per Flugzeug nach El Calafate ging um die Gletscher Perito Moreno, Upsala und Spegazzini (Nationalpark Los Glaciares) sowie den Gletscher Grey im Nationalpark Torres del Paine zu besichtigen. Es folgten das Gebirgsmassiv Fitz Roy und der hängende Gletscher Huemul, um nur einige Ziele zu nennen. Mehr dazu im folgenden, detaillierten Reisebericht.
Die Metropole
Buenos Aires
Der erste Tag war ganz Buenos Aires gewidmet. Um die zwölf Millionen Einwohner bevölkern die Metropole, das polititische, kulturelle, kommerzielle und industrielle Zentrum des Argentiniens. Die Stadt mit ihren etwa 3 Millionen Bewohnern bildet den Kern einer der größten Metropolregionen Südamerikas, in ihr lebt etwa ein Drittel aller Argentinier.
Da wir nur wenig Zeit hatten, Ziel war schließlich Patagonien und nicht Buenos Aires, fokussierten wir uns auf einige wenige Highlights in der Stadt und Umgebung. Etwa eine Stunde entfernt liegt das Tigre-Delta. Es besteht aus geschätzt 5000 Wasserwegen, unzähligen Inseln, umfasst über 21.000 km2 Fläche, halb so groß wie die Niederlande. Mit einem Katamaran erkundeten wir eine der größeren Wasserstrassen, rechts und links bebaut von keinen und mittleren Gebäuden. Für Europäer erschwinglich, so kostet ein Grundstück mit Haus um die 40.000 bis 50.000 USD. Erreichbar sind sie jedoch nur über den Wasserweg, und so müssen die Häuser auch versorgt werden. Und Hochwasser ist auch nicht selten. Es hat halt alles seine zwei Seiten. Je nach Quelle leben hier übrigens 3000 bis 5000 Menschen, überwiegend vom Verkauf von Holz, Möbeln, Weidengeflecht, Obst und Liköre. Hier verbrachten wir einen halben Tag, nicht zu viel. Die Stadt Tigre selber bietet kunsthandwerkliche Betriebe, die ihre Souvenirs und Waren anbieten. Nachmittags folgte eine kurze Fahrt nach San Isidro, ein paar Stationen mit dem Zug weitere wartete dann der Bus auf uns, der uns zurück ins Zentrum nach Buenos Aires zu unserem Hotel ging. Dort erkundigten wir dann zu Fuß ein ehemaliges Hafenviertel, das einen eher an eine große US-amerikanische oder kanadische Metropole erinnert als an eine südamerikanische Millionenstadt. Gut, nicht weit weg davon sind dann wieder Slums, ohne Sie geht es in größeren südamerikanischen Städten nicht. Die sahen wir dann am kommenden Tag.
Apropos Essen. Argentinien steht natürlich für Steaks. Und die schmecken nicht nur, sondern sind riesig. Ein normales Steak (klein) hat um die 400 bis 500 g, eine Entrecote (unseres) 650 g und 1000 g schwere sind keine Ausnahme. Üblich ist aber auch, dass man sich ein Steak teilt und auch die Beilagen. Es wird alles schön angerichtet und aufgeteilt. Und vorzüglich ist auch der Rotwein, natürlich argentinischer. Wie übrigens auch die Preise, sie haben europäisches Niveau. Generell fällt auf, das Argentinien reicher scheint als etwa Peru und Ekuador, die wir in den letzten Jahren besuchten. Aber ein vergleich ist sowieso müßig. Hier geht es übrigens zu den Reiseberichten Peru und zu dem nach Ecuador mit dem Galapagos-Inseln.
Bildergalerie Buenos Aires und Tigre-Delta
Bevor es dann Nachmittags am kommenden Tag weiter mit dem Flugzeug nach Trelew ging, folgte ein strenges Programm: Stadtrundfahrt mit dem Besuch des Friedhofes von Recoletta mit dem Grab von Evita Peron, ein Bummel über den zentralen Platz der Stadt, den geschichtsträchtigen Plaza de Mayo, der Prachtbau Banco de la Nacion , weiter über die 140 m breite Avenida 9 de Julio, vorbei an einem 67 m hoher Obelisk, keine Zeit blieb für den einen Wachwechsel vor der Casa Rosada, dem Regierungsgebäude. Den Nachmittag verbrachten wir noch in den Stadtvierteln La Boca – Geburtsort des Tango und geprägt durch den alten Hafen, allein hier könnte man einen halben Tag verbringen – sowie San Telmo. An der Plaza Dorrego im Viertel San Telmo schlägt Sonntags einer der malerischsten Flohmärkte Südamerikas seine Stände auf. Und in den umliegenden zahlreichen Antiquitätengeschäften finden sich immer noch Sammlerstücke aus alten Zeiten. Besuchenswert auch die Markhalle… Da diese Viertel nur etwa 30 Fußminuten vom Hotel weglegt und wir am Ende der Reise noch fast einen Tag für Buenos Aires Zeit haben, ist klar wohin es geht. Nachmittags jedoch jedenfalls per Flugzeug nach Trelew und weiter nach Puerto Madryn, Ausgangspunkt für den Besuch der Halbinseln Valdez und Punta Tomba. Ab sofort liegt die Natur und Tierwelt im Fokus unserer Reise, nicht ungern ließen wir den Trubel der Hauptstadt zurück.
Insel Valdés und Punta Tomba
An der Atlantikküste gelegen, ist die Halbinsel Valdés für die Kolonien von See-Elefanten und Seelöwen bekannt. Sie lassen sich in Ruhe beobachten, fotografieren und filmen. See-Elefanten sind die größten Robben der Welt, ein Bulle kann deutlich über sechs Meter lang werden und dreieinhalb Tonnen wiegen. Eine Kuh schafft es auf „gerade mal“ dreieinhalb Meter und runde 900 kg. Die Halbinsel ist Weltnaturerbe der Unesco, derzeit sollen um die 2000 Tiere hier leben. An Land lassen während der Fahrt Neuweltkamele wie Guanakos sehen, die gar nicht selten waren, oder auch Nandus, flugunfähige, bis zu 1,40 m große Vögel, sowie Maras, südamerikanische Pampashasen, die sich jedoch nicht für uns blicken ließen. Dafür lief uns ein recht großes Gürteltier vor die Füße. Erstes Ziel war jedoch ein kleines Museum am Eingang zum Nationalpark, hier wird das Ökosystem dieser Gegend anschaulich erklärt.
Einzig bewohnter Ort mit 400 Einwohnern und beliebtes Ziel der Argentinier auf der Halbinsel ist Puerto Pirámides, er stand gleich im Anschluss auf dem Programm. Hier könnte man es auch etwas länger aushalten, beim Schwimmen, Sonnen oder einfach auf einer Veranda mit einem Cafe oder kühlem Weißwein. Es hat zur Zeit übrigens um die 35 °C, eigentlich keine Abkühlung nach dem heißen Buenos Aires mit 37 °C.
Bildergalerie Halbinsel Valdes
Im Anschluss ging die Tour nach Punta Norte, ganz im Norden der Halbinsel zu den Seelöwen. Sie unterscheiden sich von den Seeelefanten auch dadurch, dass sie auf ihren Flossen „gehen“ können und Ohrmuscheln haben. Wir bekamen sie auch zahlreich zu sehen und zu hören, auch wenn man zum Schutz der Tiere nicht zu nah hin gehen kann. Beeindruckend.
Weiter auf der Piste in den Süden der Insel kamen wir auch an kleinen Pinguinkolonien vorbei, eine davon besuchten wir. Hier saßen die Tiere nur wenige Meter entfernt und ließen sich nicht im Geringsten von uns beeindrucken. Ziel war jedoch eine Kolonie von Seelöwen, die wiederum machten sich jedoch rar. Gut, auf zwei Dutzend Tiere kam man, leider oder Gott sei Dank – je nach Ansicht – ebenfalls aus gebührendem Abstand. Dennoch lohnenswert, wenn der Tag auch 420 km Fahrt bedeutete – davon über die Hälfte auf gut ausgebauten Pisten.
Der nächste Tag war zu einem großen Teil den Magellan-Pinguinen in Punta Tombo gewidmet. Dafür müssen 180 km mit dem Bus zurückgelegt werden, einfache Strecke. Doch es lohnt. Von Oktober bis März versammeln sich hier tausende und abertausende Pinguine, mithin die größte zugängliche Pinguinkolonie der Welt. Ein unvergessliches Naturerlebnis, den Tieren watschelnd auf der Suche nach ihren Nestern zuzuschauen. Zwischen Büschen, auf Kiesbänken, am Strand, in Erdbauten, überall tummeln sich die Pinguine, Jungtiere schreien und betteln nach Futter oder liegen einfach rum. Absolut ein Höhepunkt einer jeden Patagonienreise, die den zweitägigen Zwischenstopp Richtung in Puerto Madryn allemal wert ist. Auf der etwa 3 km langen, 600 m breiten felsigen Landspitze finden sich zudem zahlreiche Kormorane, Möwen und weiteren Seevögeln ein.
Bildergalerie Pinguinkolonie Punta Tombo und Gaiman
Anschließend lohnt ein Besuch des in dem Ort Gaiman, gegründet von Walisern. Im Cafe gibt es Tee, süsse Stücke unterschiedlichster Ausprägung und als walisische Spezialität, die Torte Negra. Einen Besuch wert wäre auch der Parkes ´Geoparque Paleontologico Bryn Gwyn´ gewesen, doch reichte die Zeit nicht mehr. Ein Spaziergang durch die Erdgeschichte hätte einen Interessantes über die letzten 40 Mio. Jahre der Entstehungsgeschichte Patagoniens erfahren lassen.
Torta NegraIn Gaiman sollte auch ein Besuch in einem alten traditionellen Teehaus mit Verkostung einer Torta Negra, einer schwarzen Torte, ins Auge gefasst werden. Generell lieben die Argentinier Süßes, sehr Süßes. Zucker gibt es im Überfluss. Und sehr beliebt ist Dulce de Leche, gegessen als Brotbelag oder auf Kuchen verwendet. Dabei handelt es sich um eine Art Milchmarmelade. Man nehme dazu 4 l Vollmilch, 2 kg Zucker und vier Vanilleschoten, bringe alles zusammen in einem Topf langsam zu Kochen und dickt es ein, bis eine sehr süße, cremig braune Masse entsteht. Dass es ausnahmsweise jedoch auch ohne Dulce de Creme geht, zeigt die Torta Negra, durch walisische Einwanderer nach Argentinien gekommen. Waliser gründeten 1848 den Ort Gaiman, kein Wunder, dass man diese Torte hier noch nach alter Tradition mit braunem Zucker, Nüssen und Johannisbeeren backt. Inzwischen gibt es sie auch landesweit in zahlreichen Geschäften und Supermärkten, eingeschweißt in Folie, damit lange haltbar.
Quelle: Ingrids-Welt
Ushuaia, Feuerland
Von Trelew ging es dann mit dem Flugzeug in die südlichste Stadt Argentiniens, nach Ushuaia. Nicht die südlichste der Welt, da gibt es noch einige andere etwa im benachbarten Chile oder auf den Falkland-Inseln. Heute leben um die 60.000 Menschen in der Stadt 1980 waren es gerade mal 10.000. Ein Grund für das Wachstum sind zahlreiche Touristen, die Jahr für Jahr hierher kommen, ans Ende der Welt. Trotz des Wetters. Die vier Jahreszeiten passen problemlos in einen Tag, mehrere Tiefdruckausläufer an einem Tag sind keine Seltenheit. Auch im Sommer fegen Schneestürme durch die Gassen, Minuten später braucht man die Sonnenbrille bei einem blau strahlenden Himmel. Und im polaren Sommer – also zu unserer Zeit im Februar – scheint die Sonne 17/18 h Stunden am Tag, wenn sie denn scheint. Die Temperatur liegt zwischen 5 und 14 °C, im Sommer, im Winter unter 0 °C bis hin zu -20 °C. Also alles im Rahmen. Von Buenos Aires nach Ushuaia sind es übrigens rund 2340 km, nach Berlin 14106 km.
Tags drauf ging es dann zuerst in die Stadt, ins Museo Fin del Mundo, das Museum vom Ende der Welt. Ein kleines interessantes Museum, dass Zeugnisse zur Vergangenheit der Stadt, der Ureinwohner der Region und der Besiedelungsgeschichte bietet. Stadtteile wie Mission, Brow und Solier – hier siedelten sich die ersten Einwohner von Feuerland an – standen weiter auf dem Programm sowie der alte Flughafen mit einem schönen Blick auf die Stadt. Mit dem Sessellift ging es anschließend zum Fuße des über Ushuaia thronenden Gletscher Glacier Martial. Doch er hat sich um einiges zurückgezogen, war nur von der Ferne aus zu sehen – wenig spektakulär. Auf jeden Fall sollte man sich auf dem Sessellift warm anziehen, dauert die Fahrt doch um die 15 Minuten einfach. Und der Wind, der bläst ganz schön kalt, oder auch der Nieselregen. Oben kann man dann kleinere Wanderungen machen, zum Teil durch vom Wind geformte bizarre, kleine Laubwälder.
Nächste Etappe war der etwa 20 km entfernt liegende Tierra del Fuego, den Feuerland Nationalpark. Den 63.000 Hektar großen Park begrenzt im Süden der Beagle-Kanal. Im Park finden unzählige windschiefe Bäume und seltene Pflanzenarten wie die 3 cm große Fleisch fressende Drosera uniflora aus der Gattung Sonnentau – die wir jedoch nicht entdeckten. Dafür brütende Magellan-Gänse, zahlreiche Hasen – von den Europäern eingeführt sind sie inzwischen regelrecht eine Plage –, Rotgänse und einen sogar ein Biber ließ sich blicken. Sein riesiger und wunderbar gebauter Damm war allein die Fahrt wert. Er hat ein großes Areal unter Wasser gesetzt, die abgestorbenen Bäume, der Damm und die Sonne – ja sie schien gerade – bildeten eine beeindruckende Landschaft.
Insgesamt 25 km Wanderwege führen durch den Nationalpark. Wir entschieden uns für einen etwa 40 Minuten langen Weg am Rio Pipo bis zur Lapataia Bucht. Hier endet die Panamericana mit dem Schild „Fin Ruta 3“ Alaska 17848 km und kündet das „Ende der Welt“ an (Feuerland in Wikipedia).
Übrigens: Das Essen in Argentinien ist meist gut, ebenso der Wein. Auf italienische Pasta und Vegetarisches sollte man aber verzichten. Steak oder Fisch dagegen sind gut, die Preise bis auf Buenos Aires (europäische Großstadtniveau) in Ordnung, jedenfalls für Europäer (Stuttgarter). Getrennt zahlen sollte man bleiben lassen, einfacher ist, bei mehreren untereinander die Rechnung aufzuschlüsseln. Geht deutlich schneller.
Am nächsten Morgen ging es dann per Boot auf den Beagle-Kanal zu den Bridges Inseln, gelegen in der Nähe des Hafens von Ushuaia, benannt nach Thomas Bridges, einem englischen Missionar der Ushuaia Ende des 19. Jahrhundert gründete. Beobachten ließen sich hier zahlreiche Seelöwen und Vögel wie Kaiser- und Königskormorane sowie Felskomorane. Ganze Felsen voll mit Vögeln boten Gelegenheit für zahlreiche Fotos vom Treiben und Leben. Zumal der Kapitän mit dem doch recht großen Katamaran elegant zwischen den Felsen navigierte und sehr nach an die Vögel und Seelöwen-Kolonien heranfuhr. Die 2 ½ Stunden lohnten allemal. Zumal die Sonne schien, der Himmel blau war und der Wind verhältnismäßig flau, für Ushuaia ein Traumtag, Sommer eben. Ohne weitere Jahreszeiten im Tagesverlauf. Generell konnten wir uns über das Wetter nicht beschweren, eigentlich war es viel zu schön und lieblich für das Ende der Welt. Und Nachmittags hatten wir noch runde fünf Stunden Zeit für Stadtbummel, Shopping, Cafes und so weiter.
Bildergalerie Ushuaia, Beagle-Kanal und Feuerland
Abends war dann wieder ein Flug angesagt, nach El Calafate. Die Entfernungen sind für Busse einfach zu groß. El Calafate. Liegt in der Provinz Santa Cruz, die „Hauptstadt der Gletscher“ liegt am Lago Argentino.
El Calafate und Provinz Santa Cruz
El Calafate ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Waren es vor zehn Jahren noch rund 5000 Bewohner, sind es heute um die 20.000. Und die leben vor allem eben vom Tourismus. Eine schöne Stadt mit zahlreichen handwerklichen Geschäften und guten Lokalen. Auch hier lässt sich einige Zeit verbringen. Gut dass die Läden oft bis 8, 9 oder sogar 10 Uhr offen haben. Erstes Ziel der Besucher ist jedoch der Perito-Moreno-Gletscher, er befindet sich im als Unseco-Weltnaturerbe eigestuften Nationalparkes Los Glaciares und ist Teil eines riesigen kontinentalen Gletschergebietes in den Südamerikanischen Anden, rund 80 km von El Calafate entfernt.
Für uns stand jedoch erst einmal eine 8-stündige Schifffahrt auf dem Lago Argentino an – immerhin drei Mal so groß wie der Bodensee und bis zu 700 m tief. Er speist sich ausschließlich aus den Gletschern, ist entsprechend milchig türkis, hervorgerufen durch die Gletschermilch. Der Gletscher mahl das Gestein so fein, dass es mit dem Wasser eine Suspension bildet, an der Oberfläche bleibt und für diese Farbe sorgt. Die Schifffahrt, ausgehend von Puerto Bandera, ging erst mal zum nördlichen Arm des Sees mit dem Ziel Uppsala-Gletscher. Mit seiner 60 km langen Zunge und einer Fläche von 902 km⊃2; ist der Upsala Gletscher viermal so groß wie der Perito Moreno und somit der breiteste Eisriese des Nationalpark Los Glaciares. Aber nicht nur der Gletscher, sondern auch die vorbeidriftenden, manchmal bis zu 70 m hohen abgebrochenen Eisblöcke des Upsala, lassen sich gut beobachten. Nur leider nicht die Gletscherzunge des Upsala, denn eine Eisbarriere hinderte die Schiffe daran, sich der Gletscherzunge zu nähern. Ein Hinweis: Auch hier sind starke Winde allgegenwärtig, also warm anziehen, besonders auf dem Schiff.
Bildergalerie Lago Argentina und Calafate
Durch die Barriere ließ sich zudem eine Anlegestelle nicht erreichen, somit fiel die geplante Wanderung durch den Wald von Onelli, einem urzeitlichen Regenwald mit Moosen, Flechten, Farnen und Scheinbuchen dem Eis zum Opfer. Am Ufer des Lago Onelli hätten sich zudem hunderte kleiner Eisberge, bizarr geformt, im glasklaren und ruhigen Wasser des Sees beobachten. Natur ist nicht qplanbar, gut so.
So ging es gleich weiter zum Spegazzini Gletscher, benannt nach einem italienische-argentinischen Botaniker. Hier ließ sich die Gletscherzungen wunderbar beobachten, eine Barriere aus 60 bis 80 m hohem Eis, einzelne Spitzen sollen 135 m in den Himmel ragen. Einfach beeindruckend. Und die „gewonnene“ Zeit durch den Wegfall der Wanderung reichte für einen Abstecher mit dem Boot zum nördlichen Teil des Perito-Moreno-Gletscher, dem Höhepunkt einer Patagonien-Reise. Eine Eiswand, die sich weder mit Worten oder Bildern beschreiben lässt. Man muss sie erleben, erfahren.
Bildergalerie Perito Moreno und Flug über das Eisfeld bei traumhaftem Wetter
Eben dieser Gletscher stand auch für den ganzen nächsten Tag auf dem Programm, zuerst wieder mit einem Katamaran zum südlichen Teil der Gletscherzunge. Und von Land aus kann man erst den ganzen Gletscher überblicken, einfach faszinierend. Angesichts dieser natur wird man eher nachdenklich, genießt den Blick, schaut dem Gletscher beim Kalben der etwa 60 bis 80 m hohen und 5 km breiten Eiswand zu, was sich in lauten Knacken, Knirschen, Schlägen ankündigt. Dann geht es schnell. Pro Tag schiebt sich die Eismasse am Rand und am Boden durchschnittlich 40 cm vorwärts in der Mitte um 2 m. Das Ergebnis des Kalbens können Hochhausgroße Eisberge und meterhohe Flutwellen sein. Schwer zu fotografieren oder zu filmen, denn hört man die Geräusche und lokalisiert sie an der gigantischen Wand, ist es eigentlich schon vorbei. Doch beobachten kann man es, und genießen. Beobachten lässt sich alles von einem mehrere Kilometer langen, wunderbar angelegten Wanderweg – besser von durchgehend angelegten Stegen und zahlreichen Plattformen aus. Auch wenn ich mich wiederhole: allein dieser Blick, dieser Gletscher ist eine Patagonienreise wert, beeindruckend, gigantisch, wunderbar. Und das macht Lust auf mehr, auf die Antarktis, eventuell Anfang 2013. Das ist aber eine andere Geschichte…
Eine Besonderheit zeichnet den Perito Moreno übrigens aus: Ein Teil des Gletschers trifft auf einen Gegenhang und blockiert so etwa alle vier bis zehn Jahre einen Nebenarm des Lago Argentino, den Brazo Rico. Dadurch steigt der Seespiegel im südlichen Teil dieses Arms an, quasi ein natürlicher Stausee auf Zeit. Der Höhenunterschied kann bis zu 30 m betragen. Irgendwann wird der Druck des Wassers jedoch zu hoch, die Barriere wird unterspült und bricht irgendwann zusammen. Das dauert jedoch mehrere Tage und lässt sich kaum vorhersagen. Der Zusammenbruch dieser Barriere ist ein eindrückliches Naturschauspiele und lockt jedes mal viele Touristen und Dokumentarfilmer zum Gletscher, halt nur alle vier bis zehn Jahre, wobei die letzten Male geschah es 2006 und 2008.
Heute war übrigens Regen angesagt. Was war: ein traumhafter Sommertag mit Sonne, blauem, wolkendurchsetztem Himmel, alles, eben nur kein Regen. Sogar der Wind war nicht allzu stark.
Chile, Torres del Paine
Von El Calafate aus ging es nun für zwei Tage nach Chile in den Nationalpark Torres del Paine. Das bedeutet eine sieben bis achtstündige Fahrt durch monotone Landschaften mit einigen Nandus – straussähnliche Vögel –, Schafen und Pferden am Wegesrand und Grenzübertritt mitten in der Steppef. Zuerst kommt der argentinische Grenzposten, gegen Mittag kamen wir an und nach gerade mal rund eineinhalb Stunden war der Grenzübertritt geschafft. Fast. Denn sieben Kilometer später folgt der chilenische Grenzposten, hier wurde auch das gesamte Gepäck kontrolliert. Der Grund: es dürfen keinerlei frische Lebensmittel eingeführt werden. Das alles dauerte jedoch nur gut eine viertel Stunde. Nach der Grenze stieg unser chilenischer Guide zu, argentinische dürfen in Chile nicht arbeiten – und umgekehrt. Nach weiteren fünf bis sechs Stunden inklusive zahlreicher Stopps war dann unsere Lodge erreicht, Unterkunft für die nächsten zwei Tage. Gelegen in traumhafter Landschaft, inmitten des Nationalparkes, umgeben von einer wirklich gigantischen Bergwelt. Auf der Fahrt bis zum Hotel konnten wir schon zahlreiche Guanakos beobachten, einige Nandus, einen Graufuchs, Stinktiere, Pelikane, Magellangänse, Caranchas, Weißhals-Ibise und zahlreiche Vögel mehr.
Bildergalerie Torres del Peine und Lago Grey
Der Nationalpark im Süden Chiles und ist ein Teil Patagoniens. Der gut erschlossene Park bietet zahlreiche Wandermöglichkeiten, ist mithin der am meisten besuchte Park Chiles. Die abwechslungsreiche Landschaft ist das Ergebnis vulkanischer Aktivitäten und tektonischer Verschiebungen. Es gibt große vergletscherte Bereiche, hohe Berge, viele Seen, Tundra und große Wälder aus Zypressen, Lenga- und Olivillo-Bäumen, außerdem viele Blumenarten, unter anderem auch Orchideen. Vielfältig ist auch die Tierwelt. So finden sich zahlreiche Guanakos, Darwin-Nandus, Andenkondore, Rot- und Graufüchse, eine kleine endemische Hirschart namens Huemul, Pumas und viele kleinere Vogelarten. Viele davon konnten wir in den Folgetagen beobachten, leider keinen von den rund 60 im Park lebenden Pumas. Einzig ein von einem Puma frisch gerissenes Guanako konnten wir entdecken, an dem labte sich gerade ein Graufuchs.
An der Schönheit dieser Landschaft arbeiten unablässig gewaltige Eismassen, sie verbergen teilweise das Paine-Massiv und graben sich in den Stein, schleifen den Fels und sprengen ihn auf. Natürlich in geologischen Zeiträumen. So entstanden die „Cuernos“, die drei über 2600 Meter hoch in den Himmel ragenden Hörner des Gebirgsmassives, eines der Wahrzeichen Chiles und einer der Höhepunkte einer Patagonientour. Unsere Unterkunft befindet sich direkt im Nationalpark, unterhalb der „Cuernos“ in herrlicher Umgebung. Der Blick ist einzigartig, sicherlich ein weiterer Höhepunkt einer Patagonientour. Wobei, die meisten Touren lassen diesen Teil aus, scheuen den Grenzübertritt und die lange Fahrten. Das aber ist ein Fehler, ein großer.
Im Park selber besuchten wir u. a. den Wasserfall „El bello Salto“ an. Hier zeigte sich auch die stürmische Seite des Landes. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit lag an diesem Tag bei 75 km/h, Böen erreichten über 100 km/h. Herrlich, sich gegen den Wind zu stemmen, wenn auch das Wandern gegen den Wind etwas beschwerlich ist, dafür ist es bei Rückenwind umso einfacher. Generell bläst in Patatgonien fast immer ein weniger oder meistens stärkerer Wind. Das hängt mit der nahem Antarktis zusammen. Dementsprechend ist es im Windschatten sogar relativ mild, der wind kühlt jedoch sehr stark. Warme Kleidung (Zwiebelschalen) sind deswegen immer angesagt (Ausnahme Valdez). Was übrigens das Wetter betraf: Nur selten sind die herrlichen Berge in ihrer ganzen Pracht zu beobachten, die Gipfel sind häufig in Wolken gehüllt. Wir hatten dagegen an beiden Tag eine herrliche Sicht, keine Wolken verdeckten die Gipfel. Selten in diesem Land, überhaupt bei zwei Tagen in Folge. Überhaupt, wie konnten uns über das wechselhafte patagonische Wetter nicht beschweren, es war halt einfach meisten gut.
Weiterhin besuchten wir im Park den Mirador Salto Chico mit einem herrlichen Blick auf das Paine-Massiv. Am Lago Grey, der Name kommt von dem milchigen grauen Wasser, hervorgerufen durch das feine Gesteinsmehl der Gletscher, ließen sich schon vom Ufer des Sees aus die Eismassen des gleichnamigen Gletschers erkennen. Ran mit dem Schiff, man kann von Gletschern einfach nicht genug bekommen, gut der See war etwas rau, aufgewühlt durch den Wind, nahe der Gletscher wird es jedoch wieder ruhig. Nicht so gigantisch wie die bereits besuchten Gletscher, aber Formen, Farben, einmalig und wirklich sehenswert. Auch wenn dieser Teil weniger besucht wird, muss man doch erst mit einem Motorboot auf das Schiff übersetzen und die Fahrt dauert insgesamt rund dreieinhalb Stunden. Aber das ist es allemal wert.
Die Hosteria selber bietet einfache Zimmer, hohe Preise auch für Essen und Trinken, dafür etwas kleinere Portionen, aber die Lage und der Ausblick, das ist es allemal wert, auch wenn ich mich wiederhole. Am kommenden Tag ging es dann per Bus zurück nach Argentinien, nach El Chalten, ein kleines Dorf, erst 1985 gegründet. Es liegt im nördlichen Teil des Parque Nacional Los Glaciares. Eine lange Fahrt (rund 650 km, 8 h ohne Stopp), unterbrochen von ein paar Fotostopps und Tierbeobachten sowie mehrerer Kaffeepausen. Ein Tag für den Reisebericht, Foto- und Filmbearbeitung.
Bildergalerie Rückfahrt nach Argentinien
El Cahlten, Fitz Roy, Argentinien
„What a day „, so der knappe Kommentar unserer Leitering durch den Nationalpark. Für uns fast Normalität. Klare Sicht, blauer Himmel und diesmal sogar kaum Wind. Temperaturen von über 20 °C im Schatten, und die Sonne ist in diesen Breiten sehr intensiv. Wobei, derartige Tage gibt es im Sommer höchstens vier/fünf Mal pro Monat. Dieses Kontingent haben wir mehr als ausgeschöpft.
Unser Ausgangspunkt ist El Cahlten, erst 1985 gegründet und komplett auf den Tourismus mit Schwerpunkt Wandern und Bergsteigen ausgerichtet. Vorher gab es nur einige wenige Gebäude, vor allem als Ausgangspunkt für Bergsteiger, die den Fitz Roy besteigen wollten. Und vor uns steht in voller Pracht der 3406 m hohe Granitberg, keine Wolke trübt die Sicht. Er wurde erst im Jahr 1952 durch französische Bergsteiger unter Leitung von Lionel Terray bezwungen. Die erste Alleinbegehung schaffte der Österreicher Thomas Bubendorfer erst 1986. Der zweite Granitobelisk, der Cerro Torre bringt es immerhin auf 3128 Meter, dessen Westwand fast ständig in Eis gehüllt ist. Durch das Chorrillo del Salto geht es für uns zuerst in Richtung Fitz Roy. Die kurze Fahrt geht durch eine wald- und lagunenreiche Gebirgswelt, die immer wieder von grandiosen Aussichtspunkten unterbrochen wird. Ziel ist ein kleiner Parkplatz namens El Pillar. Die 16 km lange Wanderung lohnt und ist eigentlich ein Muss für jeden, der hier in der Region unterwegs ist und nicht gerade die Berge besteigen will. Immer wieder bieten sich grandiose Ausblicke auf den Fitz Roy, und auch der märchenhafte Wald und die wunderschöne Landschaft fordert immer wieder Fotostopps. Ziel ist ein Campingplatz, Basislager für Wanderer und Bergsteiger. Auf dem Weg lag die Lagune Capri, und das geschätzt 8 bis 10 °C kalte Wasser hielt nicht von einem Sprung ins Nass ab. Baden in Patatgonien, am Fuß des Fitz Roy mit seinen Gletschern. Das hat schon etwas. Sicherlich ist diese Wanderung ein weiterer Höhepunkt einer Patagonien-Tour.
Idylle pur: Der Fitz Roy bei blauem Himmel
Den nächsten Vormittags nutzen wir für eine Wanderung zum Gletscher Huemul, ausgehend vom Lago Desierto. Etwa zwei Stunden und 40 km Anfahrt auf Schotterpiste muss man dafür insgesamt einplanen. Der Anstieg schlaucht obwohl es nur 200 Höhenmeter sind, aber er ist sehr steil, was dann natürlich auch für den Abstieg gilt. Natur pur, in der sich der gleichnamige Eisriese von den Bergen in den grünfarbenen See Lago Huemul hinunter schlängelt. Festzustellen ist, dass der Gletscher gegenüber früheren Aufnahmen deutlich zurückgegangen ist, wie so viele weltweit.
Am Nachmittag ging es dann über Cahlten nach Calafalte und per Flugzeug nach Buenos Aires. Eigentlich wäre jetzt das Resumee gekommen, doch der Linienflug mit Aerolineas Argentina war doch etwas außergewöhnlich. Wie immer strahlend blauer Himmel, und das animierte den Kapitän einen kleinen Umweg zu fliegen. In nur 3000 m Höhe flog er mehrere Schleifen über den Perito Moreno-Gletscher. Schön einmal nach rechts und einmal nach links geneigt – und das mit einer großen Boeing, so dass jeder den Gletscher und einen Teil des Eisfeldes wunderbar beobachten und fotografieren konnte. Und das rund 15 Minuten lang. Großer Applaus und vereinzelte Jubelschreie waren die Antwort der Passagiere. Darauf hin ließ sich sogar der Kapitän später kurz sehen. Einmalige Eindrücke, die auch bei unserer Reiseleiterin, die uns spät Nachts in Buenos Aires am Flughafen abholte, für Erstaunen sorgte. Sowohl das Wetter als auch dieser Flug wären wohl etwas Außergewöhnliches, und das war auch so.
Bildergalerie Huemul-Gletscher und der Fitz Roy
Resümee
Alles in allem: Patagonien bietet grandiose Landschaften, eine fantastische Bergwelt, Gletscher die ihresgleichen suchen… Auch wenn 98 Prozent Patagoniens Steppe sind, die restlichen zwei Prozent lohnen. Auch der zeitaufwändige Abstecher in den chilenischen Teil ist ein Muss. Und man sollte sich genug Zeit nehmen, in fünf oder sieben Tagen durch Patagonien wie es häufiger angeboten wird, kann man auch gleich bleiben lassen, es fehlt Zeit zum Genießen, zum Beobachten, zum Wandern. Es sollten schon um die vierzehn Tage sein, lieber Buenos Aires abkürzen. Die Distanzen legt man – wo möglich – am besten mit dem Flugzeug zurück, man verliert so am wenigsten Zeit und die Abwicklung ist recht zügig. Die Strassen sind gut ausgebaut und meisten geteert, außer in den Nationalparks. Wer Landschaften, Natur, Gletscher und Berge liebt, kommt hier auf seine Kosten. Und das wechselhafte patagonische Wetter? In unserem Falle zeigte es sich von seiner besten Seite. Selbst der immer währende starke Wind machte des Öfteren eine Pause. Aber das lässt sich nicht beeinflussen.
Quellen: Wikipedia, Reisebeschreibung TWR-Latino-Tours, Internetrecherche, eigene Erfahrungen und Erlebnisse