Auf der Rückfahrt vom Nordkap und Norwegen habe ich vier Tage Halt in Hamburg gemacht (hier geht es zum Reisebericht Nordkap und Skandinavien). Die Stadt ist aber mehr als nur eine Stippvisite wert.
Tag 23 – Durch Dänemark nach Hamburg
Pünktlich um acht Uhr ist die Fähre in Hirtshals angekommen, fünf nach acht bin ich schon draußen, es geht direkt auf die Autobahn Richtung Hamburg. Meist mit 130 km/h manchmal nur 110. Und das bei fast leeren Straßen. Da kommt man vorwärts. Sehenswürdigkeiten in Dänemark stehen nicht auf dem Programm, so erreiche ich nach einem kurzen Frühstücksstopp schon gegen 12 Uhr die deutsche Grenze. Coronakontrollen gibt es keine in Richtung Deutschland, umgekehrt schon. Einige Stunden später, Hamburg ist in Sicht, empfängt mich mit einem Stau, Stop and Go ist angesagt. Also durchgeschlängelt mit der breiten Maschine, denn Stopp and Go mag eine hohe, beladene Enduro gar nicht. Letztendlich komme ich gegen 14 Uhr im Hotel an. Eingecheckt, das Motorrad via Lastenaufzug ins Parkhaus ins Untergeschoss geparkt, abgeladen, ausgepackt und geduscht. Jetzt geht es zum nahegelegenen Bahnhof, meine Frau abholen.
Der Zug ist pünktlich. Ungewohnt ist für mich, man muss wieder Maske tragen. Das war in ganz Skandinavien und auch Dänemark – jedenfalls wo ich unterwegs war – kaum der Fall. Gut, am Hamburger Hauptbahnhof waren wohl mehr Menschen, als ich in drei Wochen in Skandinavien gesehen habe.
Tag 24 – Ein sonniger Tag in der Elbmetropole
Heute haben wir einen wunderbaren sonnigen Tag in Hamburg (26 ° Celsius). Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es auf eine erste Stadttour, die vom Tourismusverband empfohlen wird. Alles zu Fuß, etwa zwei Stunden reine Gehzeit. Gelaufen sind wir am Ende über 12 Kilometer in etwa acht Stunden. Zuerst geht es zum Rathaus, dann zu den Ruinen der Kirche St. Nikolai. Sie dienen heute als Mahnmal an der zweiten Weltkrieg. Der Turm steht noch, mit einem Aufzug geht es hinauf, wo man einen schönen Blick über Hamburg hat. Unterirdisch befindet sich noch ein Museum, auch das besuchen wir. Es folgt eine Kaffeepause in einer Rösterei am Sandtorhafen.
Nächstes Ziel mit einem längeren Aufenthalt ist dann logischerweise die Elbphilharmonie. Derzeit dürfen wegen Corona aber nur eine begrenzte Anzahl Menschen in das Gebäude und auf die Plaza, entsprechend gibt es eine längere Warteschlange für den Ticketkauf. Kann man aber problemlos umgehen: Einfach online ein Ticket für je 2 € gekauft, dann kann man direkt hinein gehen und die Schlange auslassen. Auf die Idee kommen aber anscheinend nur wenige, obwohl am Eingang auf den Online-Ticketverkauf hingewiesen wird und zahlreiche Leute sich die Wartezeit mit dem Handy vertrieben. Wir jedenfalls sind nach wenigen Minuten drinnen. Kurz gesagt, der Besuch der Elbphilharmonie lohnt, auch wenn man die Konzertsäle nicht sehen kann.
Weiter geht es zum Überseequartier und die HafenCity zum nächsten längeren Stopp, dem Maritimen Museum. Ich habe schon viele derartige Museen in der Welt besucht, aber das war sicherlich mit das größte und umfangreichste. Tausende Schiffsmodelle auf neun großen Etagen von Miniatur bis Metergroß, eine Schatzkammer mit Modellen aus Bein, Elfenbein, Bernstein, Gewürznelken (Ja, richtig gelesen), Silber und einem aus reinem Gold – nicht nur vergoldet. Auch zu Schifffahrt, Logistik, Schiffsbau, Geschichte, Militär, der Hochseeforschung und der Antarktis und vielen mehr gibt es Ausstellungen und natürlich einen wunderbaren Museumsladen und ein Cafe. Man könnte Tage hier verbringen, bei uns sind es über zwei Stunden.
Die letzten Stationen für den heuzigen Tag sind die Speicherstadt und das Chilehaus (beides Weltkulturerbe). Zurück im Hotel eine kürzere Ruhepause und mit der S-Bahn dann zu den Landungsbrücken.
Tag 25 – Giganten und Geistliche
Es regnet. Also mit der S-Bahn an die Landungsbrücken gefahren und kurzfristig eine Hafentour gebucht, der Regen wird immer stärker. Auf dem Schiff bleibt man trocken – jedenfalls solange man draußen keine Bilder macht. Zuerst geht es zu den Container-Terminals im Hamburger Hafen, und was wird da gerade ent- und beladen? Die Ever Ace, derzeit noch der Welt-größtes Containerschiff. Es ist das Schwesterschiff der Ever Given, die durch die kürzlich erfolgte Havarie im Suez-Kanal Berühmtheit erlangte. Stellte sie sich doch im Suez-Kanal quer und blockierte ihn für mehrere Tage. Rund 400 m lang und knapp 62 m breit kann die Ever Ace etwa 240.000 Tonnen Fracht aufnehmen, mithin fast 24.000 Schiffscontainer. 6000 sollen in Hamburg umgeschlagen werden. In zwei Tagen. Die Antriebsleistung, bescheidene 80.000 PS. Es ist schon beeindruckend, an solch einem Giganten wenige Meter entfernt vorbei zu schippern. Und es ist nicht der einzige Gigant, bei denen mit den riesigen und unzähligen Kränen Container umgeschlagen werden.
Weiter geht es zur Werft von Blohm + Voss, hier wird u.a. gerade eine Yacht für einen 25-jährigen Saudi fertig gestellt, Kaufpreis 100 Mio. € plus. Und natürlich geht es an der Elbphilharmonie vorbei.
Zurück hat es aufgehört zu regnen, also ein paar Meter weiter den alten Elbtunnel von 1907 besichtigt, hier wurden Autos noch mit Lastenaufzügen nach unten und oben gefahren, um die Elbe zu unterqueren. Auch heute noch nutzen ihn Fußgänger und Radfahrer. Er ist inzwischen ein Hamburger Wahrzeichen und gern genutzt für Hochzeitsfotos, wie wir feststellen.
Nächstes Ziel an den Landungsbrücken ist die Cap San Diego, ein fast 60 Jahre alter Stückgutfrachter. Er liegt als fahrtüchtiges Denkmal am Kai und ist Museumsschiff, Hotel, Restaurant und an etwa 20 Tagen im Jahr noch unterwegs. Mithin der größte, noch fahrbereite Museumsfrachter weltweit. Fahrbereit halten ihn fünf festangestellte Mitarbeiter und rund 40 Freiwillige. Denen geht aber der Nachwuchs aus, besonders an Ingenieuren mit entsprechenden Seepatenten mangelt es. Absolut lohnenswert der Besuch, für mich besonders der Maschinenraum über mehrere Stockwerke mit dem MAN-Schiffsdiesel und die Brücke.
Weiter zu Fuß zum Michel, dem Hamburger Wahrzeichen. Besser die evangelische Hauptkirche St. Michaelis, nach dem Erzengel Michael benannt. Hier die Kirche und Krypta besichtigt, vorher direkt daneben in den alten Krameramtswohnungen, Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert, einen Kaffee getrunken und eine Kleinigkeit gegessen.
Zurück durchs Komponistenquartier, dem Jungfernstieg – die Luxusstraße überhaupt in Hamburg – und dem Rathaus geht es dann wieder zum Hotel.
Tag 26 – Kaffee, Basis für den Reichtum Hamburgs
Der dritte und letzte volle Tag in Hamburg. Jetzt steht das Chokoversum bei Hachez, ein Schokoladenmuseum als erster Tagespunkt auf dem Programm. Vorher schaue ich aber noch bei einem Antikhändler in der Innenstadt vorbei, und er hat einiges, was mich interessiert. Ist selten geworden. Am Ende war es ein kleiner chinesischer Kompass aus Bein, etwa aus 1800 bis 1820. Der kam mit.
Zurück zum Schokoladenmuseum, bei der Führung stellt man am Ende eine eigene Schokolade her. Leider sind heute schon alle Führungen ausgebucht. Corona reduziert die Teilnehmerzahlen doch erheblich.
Also weiter zum nahegelegenen Zollmuseum und sich über Schmuggelverstecke schlau gemacht, weiß man nie, ob man es mal brauchen kann. Und mit dem Thema Kaffeekrieg Anfang der 50er beschäftigt. War etwas später auch ein Thema, als wir eine hervorragende Führung im nahegelegenen Kaffeemuseum machten. Eine wunderbare Sammlung und Führung, lohnt auf jeden Fall. Es basiert auf der privaten Sammlung von Jens Burg. Das Kaffeegeschäft und die Rösterei bestehen bereits seit 1923 und Burgs Leidenschaft für das Genussmittel verdankt die Stadt eine wunderbare Sammlung rund um dem Kaffee in den Speichern des Block R, St. Annenufer, heute Genuss Speicher genannt. Hier wurde schon seit 1896 Kaffee gelagert und bearbeitet.
Hamburg selbst hat kein Kaffeemuseum – obwohl die Stadt ihren Reichtum und ihre Größe dem Kaffee verdankt – sowie einer gefälschten Bulletin von Kaiser Barbarossa aus 1189, das der Stadt ein Zollprivileg bescheinigte. Dies gilt als die Geburtsstunde des Hamburger Hafens. Nur entstand das Dokument erst nach seinem Tod, wie Wissenschaftler herausfanden. In der Folge entstand in dem Dorf an Alster, Bille und Elbe gelegen ein Welthafen und daraus eine Metropole. In dem Kaffeemuseum verbrachten wir über zwei Stunden, mit mussten auch ein paar Pfund Kaffee. Auf dem Moped hat es jetzt, nachdem die Lebensmittel aufgebraucht sind, auch wieder genügend Platz.
Anschließend sind wir durch den Stadtpark Planten un Blomen geschlendert, die Gewächshäuser der Uni haben jedoch geschlossen, Pandemiebedingt. Dann geht es verschiedene Einkaufsstraßen entlang Richtung Hotel, heute muss ja alles gepackt werden, da es Morgen zurück nach Stuttgart geht. Meine Frau mit dem Zug und ich mit dem Motorrad (hier geht es zum Reisebericht Skandinavien mit Nordkap).