Unterwegs in Griechenland, die Peloponnes – Teil I

Stadion im antiken Messene

April 2020: Sonne, Strände, gemütliche Tavernen und Kultur, das verspricht Griechenland. Besonders letzteres findet sich auf der Halbinsel Peloponnes im Süden Griechenlands, gilt die Region doch als die Wiege der ersten Hochkultur in Europa und als Schauplatz heldenhafter Taten, als Geburtsstätte vieler Sagen, Mythen und Legenden. Genannt seien nur Herkules, die schöne Helena und Agamemnon oder die Ruinen von Korinth, Mykene und Sparta sowie die olympischen Stätten der Antike. Zudem darf man sich auf ursprüngliche Landschaften, unverbaute Küsten mit Sandstränden, gebirgige Regionen zum Wandern und Dörfer freuen, die ihren eigentümlichen Charme bewahrt haben.

Die Peloponnes ist eine Halbinsel ganz im Süden Griechenlands und durch den Kanal von Korinth vom Festland getrennt. Die Region ist weitaus weniger vom Tourismus geprägt als der Rest Griechenlands und eignet sich besonders für Individualtouristen.

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Teil I -Regionen um Korinth, Nafplion und  Mystras, hier geht es direkt zu Teil II, die Regionen um Pylos, Olympia und wieder Mykene

Der Kanal von Korinth und die Stadt

Samstag, 02. April: Verbunden ist die Peloponnes über eine schmale Landzunge, genannt Isthmus. Hier findet sich der von 1881 bis 1893 erbaute, bald 80 m tiefe und etwa sechs Kilometer lange Kanal von Korinth, der den Schiffen einen Umweg von 325 km erspart. Heute hat er an Bedeutung verloren, da maximal 17 m breite Schiffe den am Wasserspiegel rund 27 m breiten Kanal passieren können. Dennoch nutzen ihn etwa 11.000 Schiffe jährlich.  

Weiter ging es die zehn Kilometer bis zur heutigen Stadt Korinth. In dem kleinen Städtchen haben wir für eine Nacht eine Unterkunft, im Pegasus Rooms, direkt im Zentrum gelegen. Die Stadt liegt unmittelbar an den Überresten des antiken Korinth. Das war einst die drittgrößte Stadt Griechenlands, in der einst geschätzt 300.000 Einwohner gelebt haben sollen, während ihrer Blütezeit als Verkehrsknotenpunkt zwischen Europa und Asien. Mehr dazu später. Die Ruinen liegen zu Fuße eines Tafelberges, auf dem sich die Burg Akrokorinth befindet. Da die Ausgrabungsstätte hier aber schon um 15.30 dicht macht, blieb heute keine Zeit für eine Besichtigung. Die machen wir morgen früh. Dafür ging es in das Städtchen und zum Essen in die Taverne Marinos, ist eine Empfehlung wert.

In der Stadt Korinth

Das antike Korinth und Mykene, die Festung des Agamemmnon

Sonntag, 03. April: Am Morgen ging es erst die paar Meter zu den Ruinen des Paleo Korinthos, des antiken Korinth. Die Ruinenstadt prägen die noch stehenden sieben Säulen des ehemaligen Apollon-Tempels. Für das gesamte Gelände sollte man sich schon zwei Stunden Zeit nehmen, inklusive des sehenswerten Museums. Die Ruinen sind jedoch überwiegend römischen Ursprungs. Zerstörten die Römer einst doch die alte Handelsmetropole und bauten sie wieder neu auf.

Reich wurde die damalige Metropole durch den weltweiten Handel. So reichten die Handelsbeziehungen im 6. Jahrhundert vor Christi von Ägypten bis nach Spanien. Und berühmt war die Stadt einst besonders durch seine Keramiken und Metallerzeugnisse. Bekannt war Korinth damals zudem für seinen Reichtum, die lockeren Moralvorstellungen und den Luxus. So genoss Aphrodite, die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde hier besondere Verehrung. Sie soll den trojanischen Krieg ausgelöst haben, das ist aber eine andere Geschichte. In der Blütezeiten der Stadt sollen nach je Quelle 100.000 bis 300.000 Menschen gelebt haben, kaum vorstellbar für die damalige Zeit.

Die Maske des Agamemnon, laut Schliemann. Ist aber ein paar hundert Jahre zu alt, entstand lange vor dem Trojanischen Krieg

40 Kilometer entfernt auf dem Weg nach Nafplion lag dann unser nächstes Ziel, das legendäre Mykene, die Festung des Agamemnon. Die über 3000 Jahre alte Anlage mit ihren wuchtigen Zyklopenmauern und dem Löwentor ist Weltkulturerbe der Unesco und eine der großen, kulturhistorischen Attraktionen Griechenlands. Entdeckt hatte die Reste Heinrich Schliemann vor etwa 130 Jahren.

In der Bronzezeit war Mykene Königspalast, Festung und Haupstadt, hier herrschte u. a. eben der mächtige Agamemnon, in der griechischen Mythologie der Anführer der Griechen im Trojanischen Krieg und Herrscher von Mykene. Die schöne Helena war die Frau seines Bruders. Hier wurde von Schliemann auch die legendäre Goldmaske gefunden, die er Agamemnon zuordnete. Nach neueren Untersuchungen ist sie jedoch 300 Jahre zu alt, um zeitlich mit der Schlacht um Troja zu passen.

Besonders beeindruckend sind die Zyklopenmauern, die aus tonnenschweren, exakt angepassten Steinblöcken besteht. Wie musste man sich in der Bronzezeit vorgekommen sein, wenn man die Burg von der Ferne sah und dann die riesige Mauer. Die konnten natürlich nur Götter gebaut haben, oder eben die großen, einäugigen Zyklopen, die in den Diensten der Götter standen. Daher der Name.

Im nahegelegenen Dorf stand dann erst einmal eine Mittagspause an, mit gutem Essen und etwas Wein, dann ging es weiter nach Nafplio, wo wir uns drei Tage in einem nahegelegenen Hotel aufhalten werden. Unterwegs noch einen großen Kunst- und Antiquitätenshop entdeckt, den wir auf dem Rückweg auf jeden Fall ausgiebig besuchen werden und abends einen ersten Eindruck der Hafenstadt gewonnen. Und es ist klar, für die Stadt mit der wunderbaren Altstadt, den Geschäften und Restaurants sowie den zwei Festungen auf Bergen ringsherum müssen wir uns einiges an Zeit nehmen.

Tyrins, eine mykenischen Burg, das Stadion von Epidauros und die Stadt Náfplion

Montag, 04. April: Tiryns, eine mykenische Burg stand heute Morgen als Erstes auf dem Programm. Das Weltkulturerbe war einst eines der wichtigsten Zentren der Bronzezeit im östlichen Mittelmeer. Der steinige Klotz aus riesigen Felsbrocken fällt eigentlich erst auf, wenn man davorsteht. Und diese Mauern, auch die können nur die Gehilfen der Götter errichtet haben, die Zyklopen. Übrig geblieben von der Festung sind nur riesigen Mauern aus tonnenschweren Steinen, die Mauerdicke schwankt zwischen 4,5 und 8 Metern. Die Gesamtlänge der Mauern beträgt rund 725 m. Die heutige Form der Anlage stammt etwa aus dem Zeitraum um 1200 v. Chr. Ein Spaziergang um und durch die Anlage reicht aus, so halten wir uns nicht allzu lange auf.

Die Zyklopenmauer von Tiryns

Unser nächstes Ziel liegt eine halbe Fahrstunde entfernt, ein im Wesentlichen aus römischer Zeit stammendes Sanatorium und Heilbad sowie diverse heilige Stätten, in denen vor allem Asklepios, der Gott der Heilkunde und sein Vater Apollon verehrt wurde. Deswegen fährt man aber nicht nach Epídauros. Sondern wegen des Theaters, das den Patienten u. a. zur geistigen Heilung verhelfen sollte. Es gibt in Griechenland in Sachen Erhaltungszustand und Berühmtheit nichts Vergleichbares. Sprich, es ist nahezu vollständig erhalten, einzig von dem Bühnenhaus sind nur mehr die Fundamente Vorhanden. Es stammt etwa von 330 v. Chr. und war bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. mit Unterbrechungen in Betrieb. Und es fasst sage und schreibe 14.000 Besucher, wartet zudem mit einer wunderbaren Akustik auf. Auch heute noch ist das Theater in Betrieb, jeden Sommer findet seit 1952 hier das Athens & Epidaurus Festival statt.

Das Stadion von Epidauros für 14.000 Besucher

Es blieb noch Zeit, um auch die Ausgrabungen des Sanatoriums, der heiligen Anlagen und der zugehörigen Sportarena zu besuchen, bevor es nachmittags nach Nafpoli und der Festung Palamidi zurück ging.

Es ist eine gewaltige Anlage, mithin eine der größten, die wir jemals besuchten. Und sie thront auf einem Berg über der Stadt Nafplion in 230 m Höhe. Man kann von der Stadt aus hochsteigen, über 999 Stufen oder aber fahren. Haben wir bevorzugt. Die Rede ist von der Palamídi Festung. Zu Beginn des 18. Jahrhundert haben sie die Venezianer erbaut, die gesamte Anlage besteht aus acht Forts mit Namen antiker griechischer Helden. Eine Wanderung durch die Anlage lohnt, allein wegen den fantastischen Blicken auf die Stadt Nafplion und deren Umgebung. Und ja, ich rede bewusst von einer Wanderung, legten wir doch in den alten Gemäuern sage und schreibe fast sieben Kilometer zurück. Das Innere der meisten Forts holt sich die Natur wieder zurück, eine wunderbare Landschaft. Doch seht selbst.

Wieder auf Meereshöhe folgte ein Bummel durch die Stadt Náfplion. Mithin das Touristenzentrum in der Region. Selbst Kreuzfahrtschiffe machen hier Halt. Das macht der Stadt aber keinen Abbruch, findet sich hier doch eine Dichte an Tavernen, Bars, und Kneipen sowie Handwerksläden (keine Chinaware) wie sonst nicht auf der Peloponnes. Sei es in der wunderbaren Altstadt oder an der Hafenpromenade. Die Abende der drei Tage, die wir hier verbringen, sind immer der Altstadt gewidmet. Zum Bummeln und gut Essen (und etwas trinken). Dass Nàfplion eine Touristenhochburg ist – immer relativ betrachtet – merkt man auch am höheren Preisniveau. Wir haben zu zweit für gut Essen, Trinken, mit Espresso und Nachtisch im Schnitt 40 bis 45 Euro liegen gelassen.

Náfplion war übrigens die erste Hauptstadt Griechenlands von 1829 bis 1834, während des griechischen Freiheitskampfes. 1832 fand in einem Vorort die vierte Nationalversammlung statt, die Prinz Otto von Wittelsbach zum König von Griechenland wählte.

Die Vulkaninsel Methana

Dienstag, 05. April: Wir fuhren kurvenreich die Küste gen Süden entlang, bis zu unseren Tagesziel, die Halbinsel Méthana. Sie ist nur durch eine schmale Landbrücke mit der Peloponnes verbunden, rund 80 Kilometer von Nafplíon entfernt. Noch ist die Vulkaninsel ein Geheimtipp, nur wenige Besucher kommen hier her. Wir jedenfalls waren an diesem Tag bei unserer Wanderung durch wunderbare Vulkanlandschaften hoch zu einem Krater die einzigen. Die Insel besteht aus 25 Vulkanschloten, die meisten sind jedoch durch Erosion und Baumbewuchs überdeckt. Einen jedoch kann man besteigen. Eine kurze, aber lohnenswerte Tour. Dieser Vulkan war vor 2000 Jahren das letzte Mal aktiv, auf bis zu 100 m türmen sich die skurillen Felsformationen auf. Eine wunderbare Landschaft, und es blieb Zeit, hier mal die Drohne aufsteigen zu lassen.

Anschließend ging es noch zu einem Kaffee in den Hauptort Méthana, ein 1000-Seelen-Kaff. Am Ortseingang versprühen Schwefelquellen einen stechenden Geruch nach faulen Eiern. Gemütlich an einem Strandkaffee gesessen und die Meeresbrise genossen, bevor es wieder zum Hotel zurück ging. Mal ein Tag ohne Ruinen, dennoch mit vielen Steinen.

Fahrt nach Mystras

Fahrt durch die Berge

Mittwoch, 06. April: Nach den drei Tagen in Nafplíon ging es weiter zum nächsten Etappenziel, nach Mystras, nahe Sparta gelegen. Wir fuhren einen größeren Umweg über das Kloster Eleónis in den Bergen gelegen. Es ging erst kurvenreich die Küste entlang und dann über viele Serpentinen in die Berge. Hier kommt man nicht allzu schnell voran. Nach rund zwei Stunden haben wir das Kloster erreicht. Die im 15. und 16. Jahrhundert errichteten Gebäude kleben förmlich an einer senkrechten Felswand. Leider ist es geschlossen, es gibt keine festen Öffnungszeiten. Vom Haupteingang aus ist es nicht zu sehen, man kann es ausschließlich aus der Ferne vom Tal aus betrachten. Oder aber man setzt die Drohne ein. So hat man wenigstens einen Blick auf die ungewöhnliche Lage, und das aus der Nähe.

Das Kloster Elonis

Dennoch, die Fahrt durch die baumlose Berglandschaft über die landschaftlich herrliche Strecke lohnt. Kurz darauf kommen wir in ein wunderbares kleines Bergdorf namens Kosmás. Das allein wäre die Tour wert gewesen. Riesige, alte Platanen spenden auf dem Dorfplatz Schatten, ringsherum Tavernen und einzelne Läden und natürlich eine überdimensionierte Kirche. Lohnt für einen etwas längeren Stopp und auch um etwas zu Essen. Es ist kaum etwas los.

Später, am Nachmittag, erreichen wir nach rund 170 Kilometern unser Ziel, das Mazaraki Guesthouse, nahe Mystrás gelegen. Die bisher schönste Unterkunft liegt wunderbar an einem Berghang mit Blick ins Tal, mit tollem Garten, wunderbaren Steinhäusern und stilvoll eingerichteten Suiten. Selbst einen offenen Kamin gibt es in unserem Zimmer.

Die Höhle von Pirgos Dirou und die Türme von Váthia

Donnerstag, 07. April: Wir sind im Süden etwa 70 Kilometer von Mystrás, in der Höhle von Pirgos Dirou. „Eine bizarre Welt aus Stalagtiten und Stalagmiten, scheinbar endlose Tunnel in gelben und braunen Farbtönen, die im spiegelglatten Wasser glitzern. In Kähnen geht es durch die märchenhafte Unterwelt der Máni“, so jedenfalls wird es beschrieben. Doch mit der Kahnfahrt war es nichts. Findet derzeit nicht statt. Dafür fanden wir eine große Baustelle vor, alles wird an den Außenanlagen gerade neu gemacht. Einzig den eigentlichen Ausgang der Höhle kann man per Fuß erkunden, aber auch das lohnt. In den Höhlen hier wurden viele Artefakte aus der Jungsteinzeit gefunden. Die lassen sich in einem Museum oberhalb der Höhle besichtigen. Wenn es denn geöffnet wäre.

Weiter gen Süden erreichen wir nach etwa 30 Minuten das größtenteils verlassene Dorf Váthia. Es liegt auf einem Hügel inmitten der Landschaft des Kap Matapan und dürfte eines der beeindruckensten Dörfer auf der Peloponnes sein. Dicht gedrängt stehen die meist im Verfall befindlichen Wohntürme der Mani. Sie sind Sinnbild der Manioten und dienten seit dem 17. Jahrhundert als Fluchtburgen, waren die Menschen hier doch seit altersher für ihre blutigen Fehden bekannt -schon wegen Marginalien. Die Türme sind über den ganzen Landstrich verteilt und für Griechenland einzigartig. Sie sind bis zu 20 m hoch, haben bis zu sieben Stockwerke und äußerst massiv gebaut, die Wandstärke beträgt gern 1,5 m. Schießscharten sind auch vorhanden und der Eingang befindet sich nicht selten in drei Meter Höhe, zu betreten über ein Nebengebäude. Relikte einer archaischen Zeit, die so lange noch gar nicht her ist. Heute sanieren Privatleute wieder einzelne Gebäude, wenn auch der Verfall noch lange nicht gestoppt ist.

Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher in das Hafenstädtchen Gíthio für einen kurzen Stopp, etwas zum Essen und etwas Shopping (Oliven und Olivenöl).

Die mittelalterliche Ruinenstadt Mystras

Freitag 08. April: Diesmal waren es nur fünf Kilometer, dafür aber über 200 Höhenmeter, die wir in einer antiken Stätte zurücklegten. Eigentlich eine Wanderung durch Ruinen und wunderbare, blühende Landschaft. Die Reste der mittelalterlichen Stadt Mystrás liegen am steilen Hang eines Berges, hoch oben thront die vor 800 Jahren von den Venezianern erbaute Festung. Von dem ehemaligen Reichtum der Stadt zeugen zahlreiche byzantinischen Kirchen (die noch gut erhalten sind), Klöster, ein Palast, zahlreiche Ruinen herrschaftlicher Häuser und natürlich die Festung. Einst wohnten hier 41.000 Menschen, kaum vorstellbar. Beherrscht wurde die Stadt von den Byzantinern, Türken, Venezianern, wieder Türken und schlussendlich von den Griechen. Und seine Entstehung verdankt es einem Franzosen. Während des griechischen Freiheitskampfes von 1821 bis 1829 wurde die Stadt endgültig zerstört. Mit der Gründung des im Tal liegenden modernen Sparti durch König Otto verließen auch die letzten Bewohner die Ruinenstadt. Seit 1989 ist alles hier Weltkulturerbe der Unesco. Zu Recht. Hier entlang zu wandeln ist einfach wunderbar, man kann die Fantasie walten lassen. Immer wieder finden sich neue Perspektiven, wunderbare Ausblicke, schöne Details. Auch in den Kirchen faszinieren die Reste der Wandmalereien. Fotomotive zuhauf.

Am Berghang gelegen, die Ruinenstadt Mystras mit der Festung obenauf

 

 

Ende Teil I des Reiseberichtes Peloponnes, hier geht es zum zweiten Teil  mit den Regionen um Pylos, Olympia und wieder Mykene

Quellen: eigene Erfahrungen ergänzt um Internetrecherchen

 

 

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