Teil II – die Regionen um Pylos, Olympia und wieder Mykene. Hier geht es direkt zu Teil I mit den Regionen um Korinth, Nafplion und Mystras.
Der Palast des Nestor und die Hafenstadt Pylos
Samstag, 09. April: Heute ging es zum nächsten Etappenziel, der Hafenstadt Pylos, etwa 110 km von Mystrás entfernt. Die erste Stunde der Fahrt führte dabei durch eine schöne Bergwelt bis auf rund 1300 m Höhe, wie immer auf kurvenreichen Straßen. Auf denen man 90 km/h fahren dürfte, wenn es denn ginge. Wie auch auf engen Landstraßen. Selbst ein Profi-Rally-Fahrer hätte da aber Probleme. Dafür ist auf bestens ausgebauten, geraden Straßen außerhalb von Ortschaften immer wieder auch über längere Strecken nur 50 oder 70 km/h erlaubt. Man hat öfters den Eindruck, als wären Tempolimits nur ausgewürfelt. Die Konsequenz: Es hält sich eigentlich niemand an die Limits, auch innerhalb von Ortschaften nicht. 20 km/h schneller als erlaubt zu fahren ist normal, und auch dann wird man häufig noch überholt. Die wenigen Radaranlagen, die wir sahen, waren meist demoliert. Und bei den nicht demolierten bremste auch niemand. Auch wir irgendwann nicht mehr. Außer Betrieb – hoffen wir…
Unterwegs machten wir einen kurzen Stopp beim Palast des Nestor, aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. Zu sehen ist jedoch außer Fundamenten unter einer interessanten Dachkonstruktion mit Laufstegen aber kaum etwas. Laut Homers Illias war Nestor am Trojanischen Krieg beteiligt, führte 90 Schiffe an und war als Ratgeber von Agamemnon und Achilles tätig. Auch trat er als Schlichter im Streit zwischen den beiden auf. Er kehrte nach zehn Jahren wieder zurück. Gut gemacht sind die Erläuterungen, zudem gibt es an einem kleinen Bildschirm einen virtuellen Rundgang durch den ehemaligen Palast.
Am frühen Nachmittag erreichten wir dann Pylos, checkten ein und bummelten durch die hübsche Hafenstadt. Sie ist noch recht ursprünglich, das sieht man schon daran, dass es nur wenige Shops mit Touristenware gibt. Aber leider auch kaum welche mit heimischen Handwerk. Dafür zahlreiche Tavernen, Kaffees und Bars. Auch ok. Im Sommer muss hier einiges los sein.
Das antike Messene
Sonntag 10. April: Heute stand ein Highlight der Reise an, der Besuch des etwa 70 Kilometer von Pylos entfernten antiken Messene. Es ist sicherlich eine der beeindruckendsten Ausgrabungsstätten des Peleponnes. 369 v. Chr. gegründet, war es die Hauptstadt des antiken Staates Messenien. Die Stadt soll einst in nur 85 Tagen errichtet worden sein. Das ist Legende, nicht jedoch die fantastischen Reste monumentaler Gebäude wie das Theater, die Basilika aus späteren Zeiten, das Brunnenhaus mit 40 m Breite, die Agora (der römische Marktplatz), das Asklepieion (Sanatorium), der zweischiffige Tempel des Askilios mit Abmessungen von 66 x 72 m, ein Gymnasium, die Halle der Ringer und insbesondere das beeindruckende Stadion, das für 10.000 Besucher Platz bot. Messene wurde erst in den letzten Jahren intensiv erforscht und soll das umfangreichstes Ausgrabungsgebiet in Griechenland sein. So ändert sich immer wieder etwas, vieles liegt noch unter der Erde. Das kann man an vielen Stellen erahnen. Alles befindet sich in einer reizvollen Berglandschaft, liegt am Fuß des 798 m hohen Berges Ithome. Auf ihm stand die Akropolis, die Festung der Messener. Davon ist aber kaum mehr etwas vorhanden, so finden sich auf dem Berg nur noch Reste eines Zeus-Heiligtums. Und ein verlassenes Kloster, das ist aber aus jüngerer Zeit. Die Stadt wurde einmal von den Spartanern erobert, die Burg oben am Berg konnten sie jedoch nicht einnehmen.
Alles wurde von einer gigantischen Stadtmauer umgeben, deren Reste allein schon eine Sehenswürdigkeit sind. Sie hatte eine Länge von über 9 Kilometer, war etwa 2 bis 3 m dick und bis zu 10 m hoch. Bewehrt zudem mit zahlreichen Wachtürmen. Gebaut aus zehntausenden, tonnenschweren Quadern, so etwas konnten wirklich nur die riesigen Zyklopen errichten. Doch halt, wir befinden uns ja in römischen Zeiten. Da gab es die ja gar nicht mehr. Also waren es doch Menschen – oder eher Sklaven. Überall in den Bergen und Hügeln finden sich Reste davon, mal mehr oder weniger gut erhalten. Die Mauern unterbrach nur der Berg Ithome.
Messene ist ein Ort, den man wirklich einmal im Leben besuchen sollte – sofern man sich für Geschichte und alte Gemäuer interessiert. Das natürlich außerhalb der Saison, so wie wir. Dann ist auch nicht so viel los.
Der Tag der Festungen – Pylos, Methoni und Koroni
Montag, 11. April, Pylos: Heute ging es zuerst hoch zur Neo Kastro, der Festung der Stadt Pylos. Sie wurde von den Türken 1573 erbaut und welche Bedeutung sie einst für die Militärstrategen hatte, verrät die Größe der Festung mit ihren sechs Bastionen und einer weitläufigen Burgmauer. Wie bisher bei jeder Besichtigungstour einer Festung handelt es sich zugleich auch um eine mehr oder weniger lange Wanderung, diesmal auf der Burgmauer – sofern man schwindelfrei ist und durch die blühende Natur im Inneren. In jüngerer Zeit diente die Festung noch als Gefängnis, heute finden sich in den Kasematten Archive mit archäologischen Exponaten. Zwei Museen besuchten wir zudem auf dem Gelände, eines zur Unterwasserarchäologie und das archäologische Museum der Stadt Pylos.
Von etwas außerhalb wollte ich mit der Drohne noch einige Übersichtsaufnahmen von der Festung machen, jedoch herrschte heute den ganzen Tag über ein sehr starker, stürmischer Wind vor. Im sicheren Modus schafft die Drohne 36 km/h. Das reichte nicht um gegen den Wind anzufliegen. Erst mit dem Sportmodus mit deaktivierten Sicherheitsfunktionen, hohem Akkuverbrauch und ausschließlich manueller Steuerung konnte ich einige Aufnahmen machen. Dieser Modus schafft immerhin 68 km/h.
Rund zehn Kilometer von Pylos entfernt liegt Methoni. Der Ort lockt mit einem schönen Sandstrand – zum Baden ist es aber noch zu kalt, einer hübschen Patia – hier war der Wirt einer Taverne aber überfordert – und 30 Minuten auf einen Kaffee zu warten ist dann doch zu lang sowie natürlich einer großen Festung, diesmal aus venezianischer Zeit. Und die lohnt den Besuch allemal. Eigentlich hat hier jeder Küstenort seine eigene Festung, daran sieht man, wie gebeutelt die Menschen hier in den kriegerischen Zeiten waren. Die über Jahrhunderte andauerten. „Im August des Jahre 1500 belagerten 100.000 türkischen Soldaten die Festung mit ihren 7000 Mann Besatzung. Die widerstanden etwa einen Monat lang, dann fiel der wichtige Militärstützpunkt in die Hände der Osmanen.“ Nur, um einmal die Größe der Anlagen aufzuzeigen. 7000 Mann Besatzung…
Den schönen Turm zum Meer hin, den erbauten die Türken im 16. Jahrhundert, er diente als Leuchtturm und Gefängnis. 300 Jahre lang blieb die Festung in türkischer Hand, sie diente auch als Umschlagplatz für griechische Sklaven, die nach Ägypten verkauft wurden. 1828 eroberten schließlich die Franzosen die Festung.
Auch hier wollte ich noch Drohnenaufnahmen machen, nur der Wind war eher noch stärker geworden, ich ließ es also bleiben. Erst am Abend bei der Rückfahrt gelang es, da der Wind etwas weniger blies.
Koroni: Die dritte Station an diesem Tag war die weitere 20 Kilometer entfernt liegend Küstenstadt Koroni. Der Besuch lohnt absolut, es dürfte die mithin hübscheste Stadt bei dieser Tour bis dato gewesen sein. Ein typisches, gemütlich-verschlafens griechisches Städtchen mit steil ansteigenden schmalen Gassen und einer Hafenpromenade mit Tavernen und Bars. Auch einige Handwerksläden finden sich. Der Tourismus kam erst in den letzten Jahren hierher. Und am Berg thront natürlich eine Festung aus byzantinischer Zeit, wie könnte es anders sein. Die aber unterscheidet sich deutlich von den anderen heute, denn es ist kein Museum, sondern eine noch immer bewohnte Anlage. Hier finden sich einige Wohnhäuser, Kirche mit Friedhof, eine Zitadelle und große Parkanlagen mit Olivenhainen und wild wuchender, derzeit blühender Natur. Also wieder einen Spaziergang gemacht, hoch hinauf in die Festung. Am beeindruckendsten ist das inmitten gelegene Nonnenkloster mit wunderbaren Kapellen, Gärten, Weinterrassen und faszinierendem Blick von Dach eines alten Turms (ohne Geländer, nur etwas für absolut schwindelfreie) auf die Küste und Stadt. Auch einen schönen Souvenirshop mit Produkten aus Griechenland und aus dem Kloster findet sich im Garten. Ihn betreiben die Nonnen. Also einen Orangelikör und Marmelade gekauft, zumal man keinen Eintritt begleicht. Auch hier legt man einige Meter zurück, in den drei Festungen heute erwanderten wir immerhin eine Strecke von über elf Kilometern.
Bassae, der Tempel des Apollon und die Stadt Olympia
Dienstag 12. April: Auf dem Weg zu den antiken Stätten Olympias liegt der Apollon-Tempel von Bassae, in einer einsamen, kargen Landschaft im Lykaéon-Massiv in 1130 m Höhe. Hier lohnt schon die Anfahrt auf den kurvenreichen und steilen Wegen die Serpentinen hinauf durch das Gebirge. Der Tempel gilt als einer der besterhaltenen in der Peloponnes und ist Weltkulturerbe. Zum Schutz ist er unter einem großen Zelt untergebracht, seit 2001 wird er saniert. Dazu versetzt man ihn um rund einem Meter, baut Säulenreihe für Säulenreihe und Stein für Stein ab und versetzt wieder auf. Nur so lässt sich das marode Fundament sanieren, um einem Einsturz vorzubeugen. In den 20 Jahren seit Beginn hat man erst einen kleineren Teil geschafft, eine Aufgabe von Jahrzehnten. Unterhalb des Tempels liegen einige Reste des antiken Dorfes. Einige Meter entfernt hat man eine größere Halle und einige Steingebäude aufgebaut, in denen Steinmetz- und Restaurierungsarbeiten stattfinden.
Am frühen Nachmittag dann die Stadt Olympia erreicht, morgen geht es zu der Ausgrabungsstätte. Hier merkt man, wie Olympia Menschen aus aller Welt anzieht. Zahlreiche Souvenierläden und Kunsthandwerksgeschäfte mit Krempel, Kitsch aber auch schönen Arbeiten, viele Tavernen, Bars und Kaffees, nahezu überall wo wir waren, wurde auch Deutsch gesprochen. Bisher die große Ausnahme.
Das antike Olympia, zum Ersten – Streik
Mittwoch, 13. April: Olympia. Heute blieb Zeit um Bildmaterial zu sichten und die Posts zu aktualisieren und für einen gemütlichen Stadtbummel– obwohl eigentlich das antike Olympia auf dem Programm stand. Der Grund ist ein ungeplanter Ruhetag. Am Morgen vor dem Eingang des antiken Olympia gestanden, wie viele andere auch – geschlossen. Heute wird gestreikt. Morgen sollte es eigentlich wieder über die Berge zurück nach Mykene gehen, da bliebe keine Zeit für die antike Stätte. Also kurz telefoniert, eine von den drei restlichen Übernachtungen bei Mykene (waren wir ja am Anfang schon) gecancelt und hier um eine Nacht verlängert. Wir sind ja flexibel. So steht Olympia Morgen auf dem Programm und es geht erst am Freitag wieder Richtung Athen. Die Zeit haben wir.
Das antike Olympia, zum Zweiten
Donnerstag, 14. April: Ein geistiges Zentrum der Antike, Sportstätte, heiliger Bezirk – das alte Olympia war vieles, aber sicherlich kein Vorbild für den modernen Hochleistungssport und die heutige funktionärsgetriebene Geldmaschinerie Olympia. Entstanden sein sollen die olympischen Spiele aus den zu Ehren des mythischen Königs Pelops veranstalteten Leichenfeiern, als kultische Handlung, anfangs eher nicht als sportlicher Wettkampf.
Dennoch, ein symbolträchtiger Ort und Touristenmagnet, und das zu Recht. Die ersten Spiele fanden 776 v. Chr. statt und wurden bis 393 n. Chr. abgehalten. Wobei man heute weiß, dass auch schon früher sportliche Wettkämpfe in diesem Areal stattfanden, die Besiedlungsgeschichte geht auf das Jahr 3000 v. Chr. zurück. Und bis auf zweimal wurden in diesen Tagen alle kriegerischen Handlungen eingestellt.
Anfangs gab es nur einen Wettlauf über die Distanz des Stadions (192,27 m), später dauerten die Spiele dann fünf Tage. Sie umfassten u.a. den Wettkampf der Knaben im Laufen, Ringen und Faustkampf, ein Wettreiten und Wagenrennen – das Areal für die Pferderennbahn von 600 x 200 m entdeckte Forscher des Deutschen Archäologischen Instituts erst 2008 durch geophysikalische Messungen, rund 100 Jahre, nachdem die Ausgrabungen begannen – weiter wurden Kurz- und Langstreckenläufe abgehalten und die Wettkämpfe der Sportler im Ringen, Boxen, dem Waffenlauf sowie der Pankration – eine spezielle Kampfkunst. Am fünften Tag fanden die Siegesfeiern und eine Prozession der Sieger zum Zeustempel statt. In ihm stand die sitzende Zeus-Statue des Phidias, eines der sieben antiken Weltwunder. Sie war aus Gold und Elfenbein gefertigt, der Thron aus Ebenholz und maß 13 m in der Höhe. Sie ließ sich aus antiken Münzfunden mit Abbildungen rekonstruieren, nur ihr Fundament konnte ausgegraben werden.
Das Stadion selber ist eingebettet von Graswällen, auf denen die Besucher saßen. Sitzplätze aus Stein (wie im Stadion von Messene) gab es nur für die Kampfrichter in Form einer Tribüne. Die Hänge boten Platz für 45.000 Zuschauer.
Auf dem Gelände finden sich neben dem Stadion und den Ruinen des Zeus-Tempels u.a noch Reste des Hera-Tempels – der Gemahlin und zugleich Schwester des obersten olympischen Gottes Zeus. Er stammt aus dem Ende des 7. Jhr. v. Chr., hier wird seit 1936 die Fackel für die olympischen Spiele der Neuzeit angezündet.
Weitere Gebäudereste sind die Werkstatt des Phidias, das Gymnasion, die Echohalle, das Philippeion – ein Rundbau den Alexander der Große vollenden ließ – diverse Schatzhäuser, das Leonidaion, ein 75 x 81 m großes Gästehaus umgeben von Säulenreihen und einem Wasserbecken im Zentrum, eine monumentale Brunnenanlage sowie weitere Tempel und Häuser. Vieles gibt es auch noch zu entdecken, so finden derzeit auch wieder Grabungen statt. Manches holt sich augenscheinlich inzwischen auch wieder die Natur zurück. Hier fehlt die Instandhaltung und vermutlich Kapazitäten wie Geld. Das antike Olympia, ein Ort, der für uns zu den Plätzen gehört, die man einmal im Leben besucht haben sollte. Wenn man sich dafür interessiert…
Nach der rund fünf Kilometer langen Wanderung über die Ausgrabungsstätte ging es in das archäologische Museum Olympias. Hier werden die Geschichte, Kunst und Kultur des Ortes wieder lebendig. Es finden sich etwa die Skulpturen und auch die restaurierten Giebel des Zeustempels, die allein einen ganzen Saal beanspruchen, darüber hinaus viele Statuetten aus Ton und Bronze – Weihegeschenke der Pilger, und auch einmalige Exponate wie die mit Sockel 12 m hohe Marmorstatuete der Siegesgöttin Nike, die Statuete des Hermes, sowie zahlreiche Helme, Brustpanzer und Schilde aus Bronze. Ausgestellt werden aber auch Alltagsgegenstände, Gläser und vieles mehr. Das Museum erweitert und erleichtert das Verständnis für die Geschichte und die Anlage. Und lässt einen ahnen, welch Prunk und Pracht hier einst Olympia herrschten.
Über die Berge nach Mykene
Freitag, 15. April: Heute ging es rund 220 Kilometer zurück nach Mykene, wo wir am Anfang der Peloponnes-Tour schon einmal waren. Dabei führte die erste Etappe wieder kurvenreich durch die Berge Arkadiens und über die sehenswerten Bergdörfer Dimitsana, Stemnitsa und Karitena.
Auf rund 1000 m Höhe liegt der 600-Seelen-Ort Dimitsana. Hier leben vorwiegend ältere Menschen, die Jungen zogen der Arbeit wegen nach Tripoli oder Athen und kommen in der Urlaubszeit in ihr Heimatdorf zurück. So ist es eigentlich in allen Bergdörfern hier in der Gegend. Die Dörfer schmiegen sich wunderbar an die Berghänge, holprige enge Gassen, schöne, massive Steinhäuser, Tavernen und ein paar Läden machen den Ort aus. Touristen verirren sich zunehmend, aber dennoch selten hier her. Eine abgeschiedene Welt.
Dimitsana wurde selbst von den Türken nie beachtet und erobert, deswegen spielte der Ort eine wichtige kulturelle Rolle in der Geschichte. Hier wurde Jahrhunderte lang, während der Besetzung, die verbotene griechische Sprache und Kultur unterrichtet. Die Schüler kamen dazu aus allen Teilen Griechenlands in den Ort.
Zehn Kilometer entfernt liegt Stemnitsa, bekannt durch kunstvolle Gold- und Silberarbeiten. Als wir ankamen, nahezu ausgestorben. Nur noch rund 100 Einwohner leben das ganze Jahr über hier, einst waren es 4000. Seit 1978 erlebt das Dorf jedoch eine kleine Renaissance, als ein inzwischen verstorbener Goldschmied zurückkehrte und eine Gold- und Silberschmiedeschule gründete. In zwei Jahren lernen derzeit jährlich rund 25 Schüler das Handwerk. In den Sommermonaten spielt auch der Tourismus eine Rolle, gut besucht heißt es dann. Zumal die Temperaturen ein paar Grad niedriger sind als auf der übrigen Peleponnes.
Von einer mächtigen Bergfestung aus dem 12. Jahrhundert überragt wird Karítena. Die ist aber schon geraume Zeit geschlossen, wegen archäologischer Ausgrabungen und Sanierungsarbeiten. Der Ort liegt auf keiner der gängigen touristischen Routen einer Arkadien-Rundfahrt, entsprechend wenig gibt es hier. Karítena ist der Geburtsort des Theodor Kolokotronis, der die Griechen nach Jahrhunderten türkischer Herrschaft erfolgreich in die Unabhängigkeit führte und die Burg damals als wichtigen Stützpunkt der Befreiungsarmee ausbaute. Hier trafen wir in einer Taverne Vater und Sohn aus Israel, die mit je einer Tenere 700 – ich fahre selber so ein Motorrad – eine Woche in der Peloponnes unterwegs sind. Es entwickelte sich schnell ein nettes, längeres Gespräch, es könnte nun in absehbarer Zeit eine weitere Israelreise anstehen.
Runter die Berge ging es dann aufgrund der fortgeschrittenen Zeit erstmals auf die mautpflichtige Autobahn Richtung Mykene. Hervorragend ausgebaut kommt man dann doch zügiger voran als auf den Landstraßen. Die Mautkosten, für rund 70/80 km, knapp über vier Euro.
Das antike Nemea, das Heraion, Argos und die Lárissa-Feste
Samstag, 16. April (Teil I): Das antike Nemea stand heute Morgen als erstes auf dem Programm. Bei der Hinfahrt hatten wir es ausgelassen. Es war einer der vier Austragungsorte für die panhellenischen Spiele. Dabei handelte es sich um sportliche Wettbewerbe zu Ehren der griechischen Götter. Sie fanden in Nemea, Korinth, Delphi und in Olympia statt. Ursprünglich waren es Wettkämpfe unter Kriegern in voller Montur, später traten die Kämpfer nackt an, einzige Ausnahme war der Waffenlauf. Auch die olympischen Spiele gehörten zu den panhellenischen Spielen. Besichtigen kann man heute den Zeus Tempel, den man teils restauriert hat, das Stadion und ein sehenswertes Museum. In Nemea wurde die Spiele von 573 v. Chr. an abgehalten.
Seit dem Sommer 1996 finden wieder Nemeische Spiele im Stadion statt. Alle zwei Jahre treffen sich Jugendliche, um die Spiele nach alten Regeln abzuhalten. Es gibt keine Rekorde, keine Medaillen und keine Preisgelder. Die Sportler treten barfuß an und in einer weißen Tunika. Zuletzt kamen 8000 Besucher zu den Spielen, die von Prominenten wie Nicolas Cage und Mikis Theodorakis unterstützt werden. Die „Society of the Revival of the Nemean Games“ zählt inzwischen 1800 Mitglieder.
Knapp zehn Kilometer entfernt findet sich das Heraion, mithin das größte und bedeutendste Hera-Heiligtum. Der Kult um die Gemahlin des Zeus wurde sehr aufwändig betrieben. Bei den jährlich stattfindenden Festivitäten wurde die Vermählung von Zeus und Hera nachvollzogen. Sie dauerten wie eine richtige Hochzeit drei Tage. Begleitet wurden die Festlichkeiten von sportlichen Wettkämpfen und kulturellen Handlungen. Hundert, damals besonders verehrte Kühe sollen der obersten Göttin geopfert worden sein. Erhalten ist nicht mehr viel, ein Spaziergang lohnt aber auch schon wegen den schönen Ausblicken ins Tal.
Wir sind in Argos, genauer bei den Ruinen des antiken Argos. Am Rande der lauten und hektischen Stadt Argos mit 27.000 Einwohnern finden sich am Fuße des Lárissa-Berges u. a. Reste des Theaters, römische Thermen und ein Odeon. Das Theater fasste etwa 20.000 Zuschauer und ist aus dem Felsen des Berghanges geschlagen. Es soll größer als das von Athen oder Epidauros gewesen sein und wurde Ende des 4. Jhr. v. Chr. erbaut. Es ist recht gut erhalten, auch wenn die Natur langsam wieder Besitz davon ergreift.
Direkt davor finden sich Reste römischen Thermen, besonders beeindruckend sind die Reste einer zehn Meter hohen Ziegelmauer. Da kann man sich die Dimensionen der Anlage recht gut vorstellen, zudem Schautafeln mit Rekonstruktionen der ehemaligen Gebäude alles recht gut veranschaulichen. Die Thermen dienten einst nicht nur hygienischen Zwecken, sondern waren im ganzen römischen Reich Treffpunkt für geschäftliche und politische Gespräche.
Nahe findet sich noch die Überbleibsel des Odeon mit Platz für 1800 Besucher, hier fanden wohl politische Versammlungen statt und es diente als Kleinkunstbühne. 14 der ehemals 35 Sitzreihen sind noch vorhanden, alles war einst überdacht.
Zu guter Letzt fuhren wir mit dem Auto noch hoch auf dem Lárissa-Berg, finden sich hier doch die Reste einer einst beeindruckenden Festung und auch der grandiose Blick über die Stadt und die argolische Ebene lohnt. Die Burg basiert auf Bauten der Byzantiner aus dem zehnten Jahrhundert, im 13. und 14. Jahrhundert bauten die Herzöge von Athen die Festung weiter aus. Anschließend legten die Venzianer noch Hand an.
Das war es dann auch, zurück ins Hotel und noch ein kurzer Bummel durch Mykéne – wir waren glaube ich die einzigen Touristen und vieles war noch zu, ein Gläschen Wein und gut gegessen. Morgen geht es zurück nach Athen und Deutschland. 15 tage Peleponnes, es hätten gerne noch einige Tage mehr sein können, den Norden der Halbinsel ließen wir aus. Aber auch so lohnt ein Besuch, viel Geschichte und Kultur, nette Menschen, Griechenland ist immer wieder eine Reise wert.
Ende Teil II des Reiseberichtes Peloponnes, hier geht es zum ersten Teil mit den Regionen um Korinth, Mykene, Nafplion und Mystras.
Quellen: eigene Erfahrungen ergänzt um Internetrecherchen