Summer in the North:Teil II – im Hochland
Hier geht es zum Teil I, auf der Ringstrasse
In Island unterwegs, Fortsetzung: Recht früh erreichten wir dann nach zusammen 238 km unser Ziel, die Unterkunft in Hofsstaðir. Wieder war uns das Glück holt. Wir bekamen ein kostenloses Upgrade für die Deluxe-Unterkünfte (nur zwei an der Zahl). Und zwar in einem kleinen, etwas abseits gelegenen restaurierten Hof aus dem 19. Jahrhundert. Quasi ein Museum. Wirklich schön. Auch hier wieder ein sehr schnelles Internet, mitten auf dem Land, weit und breit nichts außer ein paar Gebäuden. Also noch schnell was auf Facebook gepostet.
Hochlandpiste Kjölur und Thermalgebiet Hveravellir
Heute wurde der Geländewagen erstmals gefordert. Ging es doch über das Hochland zurück in den Süden. Rund 305 km, davon 220 km mehr oder weniger gute Piste mit Geschwindigkeiten (erlaubt) um die 80 km/h. Wenn möglich. Erste Station war das Thermalgebiet um Hveravellier, das zwischen den Gletschern Langjökull and Hofsjökull liegt. Rauchende Dampfsäulen, Blubbern, Zischen, quasi Schnellkochtöpfe finden sich zuhauf. Das Wetter ist leicht bewölkt und recht kühl, um die 7 °C, zudem herrscht ein starker, eiskalter Wind vor. Dennoch ergab sich eine kurze Wanderung. Hier findet sich auch ein geothermische Pool, sowohl heißes als auch kaltes Wasser fliesen hinein, was die Temperatur des Wassers gut regulierbar macht. Es hat eine hohe Fließgeschwindigkeit und ist damit immer sauber und soll erwiesenermaßen medizinisch heilsam sein. Um die 20 Personen finden gleichzeitig bequem Platz im Pool.
Weitere 45 km entfernt dann noch ein Abstecher in das farbenprächtige Liparitgebirge Kerlingarfjöll. Sicherlich einer der Höhepunkte der bisherigen Islandreise. Nach 6 km zu Fuß (einfach, musste auch wieder zurück) und rund 500 Höhenmeter hat man einen Blick auf das farbenprächtige Gebiet, wie es ihn wohl kaum sonst wo auf diesem Planeten noch einmal gibt. Der Marsch lohnt, ich denke die Bilder sprechen für sich.
Nach weiteren rund 50 km gelangten wir wieder an den Wasserfall Gullfoss, den wir zu Anfang schon besuchten und somit ausließen. Sprich, wir waren wieder in bewohntem Gebiet. Die Hochlandpiste ist je nach Witterung meist erst an Anfang Juli zu befahren, im September ist schon wieder Schluss.
Hochlandperle Landmannalaugar
Auch heute ging es rund 170 km durch das isländische Hochland. Es es bestätigt sich, viele landschaftliche Höhepunkte liegen im Inselinneren. Schwerer erreichbar, aber allemal wert. Unser Ziel war Landmannalaugar. Schon der Weg dahin übertrifft vieles, 80 km Piste, und zwar durch schwarze, bizarre Lavafelder mit einer wunderbaren kargen Vegetation. Zahlreiche Stopps verdoppelten schnell mal die Fahrzeit. Hinzu kamen sechs Flussdurchfahrten, auch nicht alltäglich.
In Landmannalaugar gibt es einen Infostand und eine große Wanderhütte, Zeltplätze, Toiletten, Duschen und Möglichkeiten, sich umzuziehen wenn man den natürlichen Pool ausprobieren möchten. Landmannalaugar ist Basislager für viele Wanderungen, auch mehrtägige Trecks sind möglich, hinkommen kann man auch mit dem öffentlichen Bus, einem geländetauglichen natürlich.
Wir nahmen uns eine etwa dreistündige Wanderung auf der markierten Strecke Laugavegur vor, durch das faszinierende Obsidian-Lavafeld sowie farbenprächtige Berge bis zu den Dampfquellen am farbenfrohen Berg Brennisteinsalda. Zurück folgten wir dem Pfad über die Lava durch die grüne Schlucht Grænagil. Das Wetter machte mit, erst abends dann in unserer Unterkunft in Hrauneyjar angekommen, ein paar Minuten vorher fing es an in Strömen zu regnen. Wir konnten das Auto nicht verlassen, wären komplett durchnässt worden.
Gletscherflusstal und Saga-Hof
Es steht der erste richtige Regentag an. So scheint es. Dennoch los, als erstes stand ein alter wikingerzeitlicher Hof Namens Stöng aus dem 11. Jahrhundert an, respektive dessen Grundmauern. Zerstört mutmaßlich 1104 durch einen Ausbruch des auch heute noch gefürchteten Hekla. Rechtzeitig hörte es übrigens auf zu regnen und fing wieder an, als wir im Auto saßen. Das passierte und nun noch zwei weitere Male. Stiegen wir aus, kam die Sonne, stiegen wir wieder ein, der Regen.
Nur ein paar Kilometer entfernt befindet sich ein originalgetreuer Nachbau des Hofes. Die Rekonstruktion besteht aus drei Gebäuden – darunter ein Langhaus – und wurde 1974 begonnen, anlässlich des 1100-jährigen Jubiläums der Besiedlung Islands.
Nicht weit weg findet sich zudem ein weiter Wasserfall, der Hjalparfoss mit schönen Basaltsäulen. Auch den „nahmen“ wir mit. Dann verließen wir das regnerische Hochland, fuhren Richtung Süden etwa 80 km weit an die Küste. Schönstes Wetter erwartete uns. Zwei Städtchen mit Museen – Stokkseyri (Elfenmuseum) und Eyrarbakki (Heimatmuseum und Fischereimuseum) – besuchten wir noch, dann ging es zurück zu dem uns schon mehrmals bekannten Sel Guesthouse, drei Nächte verbrachten wir hier – eine Empfehlung. Auf dem Weg noch den wunderschönen Explosionskrater Kerið entdeckt, umrundet und einmal hinabgestiegen, das war es aber auch schon und auf Tacho standen 208 km mehr.
Auf Umwegen nach Reykjavik
Wir nähern uns dem Ende der Rundreise. Morgen geht es weiter nach Grönland. Den direkten Weg nach Reykjavik kennen wir, also fahren wir noch mal einen „kleinen“ Umweg (insgesamt 327 statt 150 km) über das Hochland. Haben ja noch den Geländewagen. Und genügend Zeit. Nach knapp 100 km auf der Hochlandpiste Kjölur erreichen wir die Gletscherzunge des Langjökull, Islands zweitgrößten Gletschers.
Man kann sogar auf ihn hinauffahren, wir aber stoppen direkt an der Zunge, sind hier gerade die einzigen. Von dem Gletscher weht ein eiskalter, fast stürmischer Wind herunter. Nur ein momentan verlassenes Camp mit Motorschlitten können wir ausmachen. Ein paar Hundert Meter vor dem Gletscher ist eine Station, von der aus Touren auf ihn mit riesigen, achträdrigen Trucks gemacht werden können.
Weiter geht es auf der Piste etwa 30 km bis zum Eingang einer alten Lavahöhle, einer von mehreren. Mitten in einem öden, ebenen Lavafeld ist einer dieser kilometerlangen Tunnel eingebrochen, hat somit zwei Öffnungen freigelegt. Erschlossen ist hier nichts, ohne Helmlampen, festes Schuhwerk und entsprechender Ausrüstung kommt man nur einige Dutzend Meter in die Höhlen hinein. Der Boden ist von großen, herabgestürzten Basaltblöcken übersäht, nach wenigen Metern ist es stockdunkel. Innen finden sich kleine Stalagmiten aus Eis.
„Aufgelesen“ haben wir einen weiteren Wasserfall (Hraunfossar), hier tritt an einer Bruchkante über mehrere Hundert Meter Grundwasser direkt aus dem Felsen, bis zu 500 l/s und strömt in einen darunter fließenden Fluss, der oberhalb zugleich einen Wasserfall ausbildet (Barnafoss). Dann fahren wir in Deildartunguhver zu den ergiebigsten isländischen Heißwasserquellen – wenn nicht der Welt. Sie schütten um die 160 l/s kochendes Wasser aus und weiter geht es nach Borganes, wo wir uns in einer sehr gut gemachten audiovisuellen Ausstellung mit der isländischen Besiedlungsgeschichte und einer wichtigen Sage befassen.
Jetzt geht es eigentlich auf den Weg nach Grönland (hier geht es zum Reisebericht). Der Vollständigkeit halber aber jetzt schon der letzte Tag auf Island:
Fahrt von Reykjavik zum Flughafen Keflavik
Vorgestern sind wir von Grönland zurückgekommen und haben den gestrigen Tag wieder in Reykjavik verbracht. Unter anderem waren wir im Nationalmuseum (an Anfang beschrieben), wo im Foyer der EM-Fußball aus dem Spiel Island gegen England ausgestellt ist. Heute haben wir uns kurzfristig noch mal einen Mietwagen genommen, da unser Rückflug erst in der Nacht um 1.15 Uhr startet und wir so den Tag auf dem Weg zum Flughafen nach Keflavik noch nutzen können. Als erstes waren wir noch an der Blauen Lagune, zum Baden sollte man jedoch den ganzen Tag einplanen, die Zeit hatten wir nicht. Der Eintritt kostet übrigens um die 40 €, pro Person.
Dann waren wir noch in einem Geothermiegebiet mit wundervollen großen Dampfquellen auf der Halbinsel Reykjanes und haben an anderer Stelle eine „Fußgängerbrücke“ über einen Grabenbruch überquert, die die eurasische Erdplatte mit der amerikanischen verbindet.
Weiter standen drei Museen auf dem Plan, das Iceland Museum of Rock’n Roll in Reykjanesbær, kann man mitnehmen, muss aber nicht. Man sollte jedoch etwas Ahnung von isländischen Künstlern haben. Sehr schön ist das Museum Duushus in Keflavik mit einer beeindruckenden Sammlung an Schiffsmodellen, einem heimatlichen Teil sowie diversen Gemälden. Lohnenswert ist auch die Viking World, ebenfalls in Reykjanesbær. Hier findet sich unter anderem ein Nachbau von Leif Erikssons Schiff, mit dem man erst vor einigen Jahren auf der alten Route des Wikingers ebenfalls den Atlantik überquerte. Mit einem Audioguide kann man sich zudem (auf Deutsch) die Geschichte der nordischen Götter erzählen lassen, während man eine Ausstellung darüber entlang wandelt. Und dann ging es zum Flughafen und wieder zurück.
Island, wir kommen wieder. Das nächste Mal im Winter, der Nordlichter und Hundeschlitten wegen. Auch wenn es dann meist dunkel ist, jetzt hatten wir ja die ganze Zeit über Mitternachtssonne. Zum Ausgleich.
Hier geht es zum Teil I der Reise, auf der Ringstrasse, und hier zum Reisebericht Grönland)
Quellen: eigene Erlebnisse, Erlingsson Naturreisen, Wikipedia, Internetrecherche