Der Bericht zu unsere Reise in den Osten Grönlands ist nun fertig und online gestellt. Neben der Reisereportage finden sich zahlreiche Bilder, die einen Eindruck von derRegion um den Nordost-Grönland-Nationalpark geben. Besucht wird er nur von etwa 1000 Menschen pro Jahr und bietet fantastische Landschaften, Gletscher- und Eiswelten, eine überraschend üppige Fauna und ist zugleich ein Paradies für geologisch Interessierte.
Schlagwort-Archive: Westeuropa
Reisereportage Island, die Westfjorde ist online
Etwa eine Woche waren wir auf den Westfjorden Islands unterwegs, bevor es weiter nach Ostgrönland ging. Diese Region hatten wir bei unserer letzten Islandreise ausgelassen (hier geht es zur damaligen Reise). Der Reisebericht ist nun online, mit zahlreichen Bildern. Und wer es genauer wissen will, der geht auf meinen Blog in FindPenguin mit einer Art Tagebuch. Viel Spaß beim Lesen.
Die Westfjorde Islands 2023
Die Westfjorde- eine selten bereiste Region Islands
Als wir 2016 Island erstmals bereisten, ließen wir die Westfjorde aus (hier geht es zur Reisereportage Island und das Hochland). Nun ergab sich die Gelegenheit aufgrund einer Grönlandreise – sie startet von Reykjavik aus – dies nachzuholen. So nehmen wir uns eine Woche Zeit für die selten bereiste Region, bevor es in den hohen Norden und die Arktis geht. Die Halbinsel ist durch eine etwa zehn Kilometer breite Felsenbrücke mit dem Rest des Landes verbunden. Zahlreiche tief ins Land reichende Fjorde zeichnen die nahezu baumlose Gegend aus, die Küstenlänge macht mit 2000 Kilometer Länge etwa ein Drittel der Küstenlänge ganz Islands aus, obwohl die Fläche der Westfjorde gerade mal ein Zwölftel der Insel beträgt. Das merk man schnell beim Fahren. Von unserem Domizil in Heydalur beträgt die Entfernung nach Isafjördur, dem größten Ort der Westfjorde gerade mal 20 Kilometer Luftlinie, die Fahrtstrecke aber 140 km. Wir sind im Heydalur Country Hotel untergebracht, ein im Nirgendwo liegender Reiterhof. Müssen entsprechend mehr Zeit für Fahrten einkalkulieren, zumal viele Fotostopps die Fahrzeit beträchtlich verlängern. Aber durch diese Landschaft zu touren, auch das ist schon ein Erlebnis.

Hier geht es zu einem ausführlichen Reisebericht auf meinem Blog auf FindPenguin mit den täglichen Berichten – hier, auf meiner Website findet sich eine kürzere Zusammenfassung.
Auf den Westfjordend leben 7000 Menschen. Davon 3000 in Isafjördur. Verlassene Gehöfte sind nicht selten. Dafür begegnen einem allerorten Schafe. Man lebt von der Landwirtschaft, dem Fischfang und in der kurzen Saison etwas vom Tourismus. Keine andere Region des Landes ist so von Abwanderung betroffen, aufgrund extremer Klimabedingungen. Das macht aber auch den Reiz für einen Besuch dieser Landschaft aus. Dabei ist die Region ein hervorragendes Ziel für Wanderer, Radfahrer oder Natur- und Vogelliebhaber. In den Fjorden finden sich heiße Quellen, Angelstellen, Wanderpfade und unzählige Fotomotive bei einem Licht, wie man es aus unseren Breiten nicht kennt. Auch Menschen begegnet man recht selten, schaffen es doch nur etwa zehn Prozent der Islandreisenden in diese Region

Auf dem Weg in die Fjorde via Djúpavik
Wir sind nach unserer Landung in Keflavik schnurstracks in Richtung der Westfjorde gefahren, am ersten Tag bis nach Drangsnes für eine Zwischenübernachtung. Von hier aus ging es am Folgetag über eine gute Piste erst mal nordwärts nach Djúpavík und ein Stück darüber hinaus. In dem Ort leben heute ganzjährig noch drei Menschen, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts waren es noch 300. 1934 entstand hier eine der damals fortschrittlichsten Heringsfariken weltweit und das mit 6000 m2 größte Betongebäude Islands. Nur blieb ab 1948 der Hering aus, was das Ende der Fabrik besiegelte. Pläne das Gebäude anderweitig zu nutzen scheiterten, so verfiel alles. 1982 war keiner mehr hier. Zwei Jahre später kam ein Ehepaar, renovierte das ehemalige Arbeiterinnenhaus und eröffnete ein Hotel. Sie unternehmen große Anstrengungen, um den weiteren Verfall der Fabrik zu verhindern. Machen im Sommer Kunstsaustellungen und nutzen es für kulturelle Veranstaltungen. Heute sind sieben Gebäude im Ort renoviert und bewohnbar, einige Menschen nutzen sie im Sommer.
Noch ein Stück die Piste weiter die Landschaft genossen, dann fahren wir wieder zurück, fast bis an unseren Ausgangspunkt heute Morgen, den wir vor etwas mehr als vier Stunden verlassen hatten. Weiter geht es zu unserem Domizil für die nächsten sechs Tage, vom Hof Heydalur aus wollen wir verschiedene Tagesausflüge machen oder einfach die warmen Quellen genießen.
Isafjördur, das Zentrum der Region
Wir machen uns auf dem Weg in das 140 Kilometer entfernte Isafjördur, dem Zentrum der Westfjorde. Nach einigen Kilometern entdecken wir einige Seehunde, die sich nahe dem Ufer auf Steinen im Wasser faul räkeln. Gut für einige schöne Bilder und eine halbstündige Pause.
Nach insgesamt zwei Stunden erreichen wir Isafjördur. Wer hier eine größere Stadt erwartet, liegt falsch. Auch wenn der Ort mit den etwa 3000 Einwohnern fast ein städtisches Flair verbreitet. Hier konzentrieren sich Handel, Verwaltung und Dienstleistungen der Westfjorde, alljährlich finden die Europameisterschaften im Schlammfußball statt. Passt zum derzeitigen Wetter. Es ist trüb und regnet immer wieder. Schon um 920 sollen Menschen an dem Ort gelebt haben, schützt eine Sandbank doch einen der besten natürlichen Häfen der Insel. Wir machen einen Stadtspaziergang, es ist derzeit recht wenig los, obwohl zwei Kreuzfahrtschiffe angelegt haben. Die haben diesen Ort auch entdeckt. Dennoch, man lebt vom Fischfang und dessen Verarbeitung, nur wenig vom Tourismus. So finden sich gerade mal fünf kleine Geschäfte mit Handwerkswaren für die Besucher, die zudem noch Artikel für den täglichen Bedarf für die Einwohner führen. Dafür finden sich mehrere große Supermärkte, Schule, Krankenhaus und einige Museen.
Ein paar Kilometer weiter liegt die ehemalige Fischereistation Ósvör, heute ein kleines Museum. Zu besichtigen ist eine originalgetreu wieder aufgebaute Fischerhütte – sie entspricht dem Stand von 1890, ein Salzhaus für den Klippfisch, die Trockenhütte und ein Platz, auf dem die Fische getrocknet wurden. Das Ruderboot mit dem sechs Männer auch auf Walfang gingen, liegt am Strand. Ständig bewohnt war dieser Ort nur von 1905 bis 1925.
Alles in den Gebäuden ist original, als wären die Männer gerade auf Fang. In einem dieser Häuser wohnten sechs Männer, sie teilten sich drei Betten sowie eine Frau. Sie bekochte die Männer, erhielt dafür zwei Prozent des Fangpreises als Lohn. Für die Saison von Januar bis Ende Juni mussten die Männer eine Truhe Lebensmittel mitbringen. Durch die Anlage führt ein alter Fischer in original mit Fischöl imprägnierter Fischerkleidung aus Schafhaut.

Auf dem Rückweg besuchen wir noch das Polarfuchszentrum in Sudavik. Thema ist das einzige in Island wild vorkommende Landsäugetier, eben der Polarfuchs. Schätzungsweise 7000 davon leben auf der Insel, davon der größte Teil auf den Westfjorden, werden immer noch gejagt. 1930 entsprach der Preis für ein Fell einem Jahresgehalt. Besonders wertvoll war der seltene Blaufuchs. In dem Zentrum zieht man auch allein aufgefundene Jungtiere auf – derzeit zwei, deren Eltern der Jagd zum Opfer fielen. Die einen schießen, die anderen päppeln sie auf. Nur in dem nördlichsten, unzugänglichen Zipfel, in Hornstrandir, sind sie geschützt. Noch heute halten die meisten Bezirksverwaltungen Fuchsjäger. Es gibt sogar eine Belohnung für erlegte Füchse und der Staat bezahlt eine Abschussprämie für jeden Fuchs.
Ruhetag in Heydalur
Wir haben heute einen Ruhetag eingelegt. Zumal der Wetterbericht nicht Gutes versprach. So kommt es auch. Es regnet immer wieder, ist windig und kühl. Gehört zu Island dazu.
Der Besitzer unseres Domizils, dem Hof Heydalur, ist aus Reykjavik zugereist und kümmert sich um die Aufforstung dieser Gegend. Für den eigenen Gemüseanbau nutzt er die natürliche Erdwärme. Den großen Stall hat er umgebaut und zu einem Gästehaus umfunktioniert. Insgesamt gibt es 19 Zimmer und drei Hütten. Eine davon haben wir in Beschlag genommen. Am Fluss gibt es zudem einen Zeltplatz. Warme Quellen sowie ein Pool im ehemaligen Gewächshaus sorgen für Entspannung. Gegessen wird im alten Heuschober, das meiste kommt aus eigenem Anbau, auch das Brot wird selbst gebacken. Besonders schmackhaft sind die selbst gezüchteten Forellen, das eigene Lamm und die Fischsuppe. Von hier aus lassen sich mehrere Wanderungen unternehmen oder auch kürzere oder längere Ausritte auf einem der hier lebenden Islandpferde. Die gehören zum Land wie Vulkane, Wasserfälle und Regen und nahezu jeder kann auch reiten. Alles in allem eine gute Wahl, auch wenn der Standort für die Besuche der Attraktionen der Westfjorde nicht optimal ist. Das kompensieren aber der Hof, das Essen und die Natur.
Einmal rund um die Fjorde
Es steht eine größere Rundfahrt auf dem Programm, zu drei Sehenswürdigkeiten in dieser Region: einem kilometerlangen roten Sandstrand im Süden, einem 1981 gestrandeten Schiffswrack und einem Naturschauspiel, den Wasserfall Dynjandi. Den Vogelfelsen mit den Papageientauchern lassen wir aus, ziehen die meisten Vögel doch Anfang August hinaus aufs Meer. Für den eventuellen Rest ist der Weg dann doch zu weit. Auch so haben wir eine Strecke von deutlich über 500 Kilometern und reine Fahrzeit von sieben bis acht Stunden vor uns. Etwa ein Drittel davon auf unbefestigten Straßen.
Schon die Fahrt über eine Hochebene auf einer guten Piste lohnt der Landschaft wegen. Natürlich kommt die Drohne zum Einsatz. Nach gut dreieinhalb Stunde erreichen wir unser erstes Ziel, Raudasandur, den roten Sandstand.
Je nach Lichteinfall erscheint er mal intensiv rot, orange, gelb oder beige. Er würde jedem Strand in der Karibik zur Ehre gereichen, wären da nicht die Temperaturen im Wasser wie an Land und die fehlenden Palmen. Zehn Kilometer lang und nicht der einzige schöne Sandstrand in dieser Gegend.
Die rote Farbe des Sandes kommt von der Schale der isländischen Kammmuschel und rund um Breiðafjörður am weit verbreitet ist. Bei guten Bedingungen leben über 100 Muscheln auf einem Quadratmeter. Sterben sie, zerbröseln die Wellen die Schalen und spülen die Reste an Land. So gesehen ist der Sandstrand eher ein Muschelstrand.Nahe gelegen an der Küste von Patreksfjörður findet sich das Wrack der Garðar B64. Gebaut 1912 in Norwegen, kam es 1950 nach Island und strandete 1981 hier an der Küste, rostet seitdem still vor sich hin. Früher diente es zum Walfang. Nachdem dieser eingeschränkt wurde, hat man es für den Fang von Heringen umgebaut. 1982 schließlich lief die Zeit für das Schiff ab, es war nicht mehr seetüchtig und wurde auf dem flachem Kiesstrand auf Grund gelaufen. Heute dient es als Touristenattraktion und Fotomotiv und nicht mehr dem Walfang.
Nach einer Essenspause geht es weiter nördlich, nach knapp einer Stunde haben wir den schönsten Wasserfall der Westfjorde erreicht, den Dynjandi. Er stürzt über mehrere Stufen rund 100 m in die Tiefe. Der Name bedeutet Dröhner, des lauten Geräusches des fallenden Wassers wegen. Im oberen Bereich scheint der Fall wie ein breiter und zugleich filigraner Vorhang zu Tal zu fallen. Der Dynjandi ist aber nur einer von mehreren Wasserfällen hier, oberhalb finden sich im Verlauf des Flusses eine ganze Reihe kleinere Fälle wie auch unterhalb. Es ist eine regelrechte Wasserfall-Inszenierung entlang des Flusses, wie sie es auf Island so nicht mehr gibt. Und Island strotzt vor fantastischen Wasserfällen.
Nach unserem Aufenthalt geht es dann rund 3 ½ Stunden zurück, ohne weitere Stopps. Morgen ist wieder ein Ruhetag angesagt.
Relaxen und Rückfahrt via Hólmavik
Wir halten uns nun zwei Tage auf dem Hof Heydalur auf, genießen die warmen Quellen, das Essen, die Ruhe. Machen kürzere Wanderungen. Morgen am Dienstag ist wieder ein Fahrtag angesagt, es geht zurück nach Reykjavik bevor wir nach Grönland aufbrechen.
Es geht zurück nach Reykjavik. Auf dem Weg machen wir zwei Stopps in und nahe Hólmavik. Wir besichtigen ein Museum der Zauberei und Magie, das sich mit der Hexenverfolgung auf Island befasst. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit Schwerpunkt zwischen 1654 und 1680 beherrschten Hexereiprozesse die Gerichtsversammlungen. In Island fanden dabei 21 Menschen den Tod auf dem Scheiterhaufen, darunter eine Frau. Hexerei war wohl eher Männersache. Der Besitz oder Gebrauch von magischen Runen und Symbolen reichte schon für ein Todesurteil aus.

Etwas gruselig ist ein altes, originales Exponat eines nabrok, einer Leichenhose. Ich zitiere etwas gekürzt den alten Originaltext: „Zunächst muss der Zauberer mit einem noch lebenden Menschen einen Pakt schließen und die Erlaubnis bekommen, nach dessen Tod den Leichnam auszugraben und ihn von der Taille an abwärts zu häuten… Der Zauberer steigt in die Haut, die sofort eins mit seiner eigenen wird, und stiehlt sodann eine Münze von einer alten Witwe…. und bewahrt sie im Hodensack auf. Die Münze wird dann Geld von lebenden Personen einziehen, und der Hodensack wird niemals leer sein. Allerdings ist des Zauberers Seelenheil gefährdet, falls er sich nicht der Leichenhose entledigt, bevor er stirbt; denn dann wird er direkt nach seinem Tod von Läusen befallen werden. Der Zauberer muss deshalb jemanden finden, der bereit ist, sein Bein in das rechte Hosenbein zu stecken, bevor er selbst aus dem linken Hosenbein fährt. Die Leichenhose wird so weiterhin Generationen von Besitzern Geld einbringen.“
Etwa zehn Fahrminuten entfernt lässt sich ein weiteres Museum besuchen, dass sich mit Schafen auf Island auseinandersetzt. Sie waren jahrhundertelang für das Überleben der Menschen hier existenziell. Schon die ersten Siedler brachten Schafe mit, und nur dank ihres Fleisches und der Wolle konnten die Menschen überleben. In Island gibt es mehr Schafe als Menschen, die meisten streifen den ganzen Sommer lang frei herum. Meist sieht man drei Tiere, ein Mutterschaf mit zwei Lämmern. Wie es heißt, sind der größte Feind der Schafe – nach dem Metzger – schlechte Autofahrer. Vom Fuchs gerissen wird ein Lamm nur sehr selten. Dennoch Jagd man ihn zum Schutz der Schafe. Eher nur ein Vorwand wie der Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken.
Leitschafe sind eine Besonderheit, die es nur auf Island geben soll. Sie gelten als außergewöhnlich klug und entschlossen, lotsen auch mal eine Herde über Stock und Stein, sollen zudem besonders wetterfühlig. So können sie bei einem Sturm eine große Gruppe von Schafen durch ständiges Umkreisen zusammenhalten. Einige Leitschafe genießen hier eine große Berühmtheit, da sie beim Schafabtrieb im Unwetter eine große Anzahl Schafe und etliche Treiber aus Lebensgefahr gerettet haben sollen.
Weiter ging es dann nach Reykjavik, hier verbringen wir noch eine Nacht im Grand Hotel bevor es morgen Nachmittag auf die MS Sea Spirit geht, unser Expeditionsschiff für die Tour in den Osten Grönlands.
Fazit
Der Besuch der Westfjorde ist ein etwas anderes Island, zugleich sind sie der älteste Teil der Insel, entstanden vor etwa 16 Millionen Jahren. Die Berge und Fjorde wurden durch Eiszeiten und Gletscher geformt, anders als in den vulkanisch noch aktiven Zonen Islands. Das unterscheidet diese Region landschaftlich vom Rest der Insel. Ein großer Teil der Region ist der Natur überlassen, wie generell in Island. Ist das Land doch dünn besiedelt. Lange Fahrstrecken sind vorprogrammiert, ohne eigenes Fahrzeug geht es kaum. Oder aber mit dem Fahrrad und Zelt, auch das ist möglich. Man sollte zudem schon mit unbefestigten Straßen vertraut sein, will man die Hauptachse verlassen. Der Reiseführer von Lonely Planet hat die Westfjorde auf die Liste der zehn besten Regionen gesetzt, die man auf der Welt besuchen sollte, zudem erhielten sie die Auszeichnung als „European Destination of Excellence“. Mehr muss man nicht sagen.
Hier geht es zu dem Reisebericht über den Nord-Ost-Grönland-Nationalpark.
Quellen: eigene Erfahrungen, Internetrecherche, Bilder Werner Götz
Reisereportage Sizilien, Süditalien und San Marino ist online
Knapp fünf Wochen waren wir in Sizilien und dem Süden Italiens mit dem Auto unterwegs. Auf dem Rückweg nach Deutschland stand dann noch ein Stopp von mehreren Tagen in San Marino an. Der Reisebericht ist nun online, mit zahlreichen Bildern. Und wer es genauer wissen will, der geht auf meinen Blog in FindPenguin mit einer Art Tagebuch. Viel Spaß beim Lesen.
Sizilien und Süditalien 2023
Fünf Wochen im Süden Italiens
Wir sind unterwegs, in Richtung Sizilien. Mit dem Auto geht es nach Genua, mit der Fähre weiter nach Palermo. Unser erstes Ziel ist ein Bed & Breakfast in Monreal nahe derHauptstadt Palermo, in dem wir eine Nacht bleiben. Es herrscht Berufsverkehr, für sechs Kilometer durch Palermo benötigen wir 90 Minuten. Die Verkehrsverhältnisse sind chaotisch – aus unserer Sicht. Also schnell anpassen und mitschwimmen. Drei bis vier Autoreihen auf zwei Spuren, dazwischen unzählige Roller und Mopeds links und rechts durch die Lücken, ab und zu mal auf der Gegenspur gefahren (rein wollte ja am Abend kaum einer), Kreuzungen spielen keine Rolle und werden immer blockiert.
Hier geht es zu einem ausführlichen Reisebericht auf meinem Blog auf FindPenguin mit täglichen Berichten – auf meiner Website findet sich eine kürzere Zusammenfassung.
Monreale, unser erster Besuch auf Sizilien ist mithin das wichtigste Kirchenbauwerk aus normannischer Zeit. Die Mosaiken in den Gebäuden sollen zu den bedeutendsten Kunstschätzen ganz Italiens gehören. Erbaut wurde die Anlage von Wilhelm II, für die Mosaiken beschäftigte er die besten griechischen Mosaizisten und Geld spielte keine Rolle.
Direkt neben den Dom liegt das Benediktinerkloster. Besonders prächtig ist der Kreuzgang mit seinen 228 Säulenpaaren, keines gleicht dem anderen. Zeit bleibt auch noch für den Besuch des Dommuseums und für den Aufstieg die 180 Stufen hoch auf das Dach des Doms. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick über Palermo.
Der Inselwesten
Wir fahren westlich nach Trapani. Unterwegs bleibt Zeit für einen längeren Stopp bei Segesta. Auf einem Hügel mitten im Grünen findet sich ein weniger besuchtes Ausgrabungsgelände mit den Resten eines gut erhaltenen dorischen Tempels und einem Theater einer einst mächtigen griechischen Stadt.
Kurz darauf erreichen wir unser Domizil nahe den Salinen von Trapania, wieder ein B&B, diesmal bleiben wir zwei Tage. Die Salinen liegen nahe unserer Unterkunft. Schon seit 3000 Jahren wird hier Meersalzgewonnen, im Mittelalter war es die wichtigste Einnahmequelle des westlichen Siziliens. Dabei hat sich der Abbau die letzten Jahrhunderte über kaum geändert, man gewinnt es in einzelnen Becken, in denen Meerwasser verdunstet.
Rund 18 km weiter liegt Enrice, hoch oben auf einem Kalkfelsen in 750 m Höhe nahe dem Meer. Steil fallen die Felsen zum Meer und Trapani hin ab. Kopfsteinpflaster, enge Gassen, schöne Innenhöfe, grüne Parks, zahlreiche Kirchen und sogar eine Kathedrale zeichnen den Ort aus, auch zwei alte Burgruinen finden sich. Die sind aber derzeit wegen Renovierung geschlossen. Enrice soll einer der schönsten Orte der Insel sein.
Das Tal der Tempel
Am Samstag geht es rund 200 Kilometer südöstlich nach Agrigento zum berühmten Tal der Tempel. Auf dem Weg findet sich die archäologische Stätte Selinunte, die Reste einer griechischen Siedlung mit Blick auf das Meer. Es muss einst eine sehr wohlhabende und größerer Stadt gewesen sein, um 650 v. Chr. von griechischen Kolonisten gegründet. Davon zeugen etwa die Überreste dreier Tempel im östlichen Bereich und eine Akropolis sowie eines Markplatzes. Vieles liegt noch unter der Erde. Restauriert hat man im östlichen Bereich um 1950 den Tempel der Hera, ein beeindruckendes Bauwerk.
Für das Tal der Tempel in Agrigento nehmen wir uns einen ganzen Tag Zeit. Der Concordia-Tempel zählt zu den am besten erhaltenen Tempeln der griechischen Antike,weihte man ihn im 6. Jahrhundert doch in eine Kirche um. Das schützte vor weiteren Verfall, zudem diente er fortan nicht mehr als Steinbruch. Deswegen ist das Tal seit 1997 auch Weltkulturerbe der Unesco. Insgesamt finden sich neun monumentale Tempel. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts gehörten die archäologischen Stätten von Agrigent für viele zu einem festen Bestandteil einer Bildungsreise nach Süditalien. Auch Johann Wolfgang von Goethe schildert in seinem Werk Italienische Reise seinen Besuch hier.
Mitten im Park findet sich in einer Schlucht mit einem Bach zwischen Schilf der Giardio della Kolymbethra, ein fünf Hektar großes Gartenareal zwischen steilen Tuffwänden. Die Ursprünge des Gartens gehen auf die Zeit der Griechen zurück. Heute wird der Zitrushain von einer gemeinnützigen Organisation erhalten und gepflegt, hier wachsen Zitronen, Orangen, Mandarinen, Klementinen, Pampelmusen und Bitterorangen aber auch Oliven, Mandeln, Pistazien, Feigen und vieles mehr.
Piazza Armerina und Enna
Richtung Nordosten liegt Piazza Amerina, 120 km entfernt. Auf dem Weg liegt in der Mitte Siziliens die Stadt Enna, hier stehen die Überreste des einst größten normannischen Kastells Siziliens, dem Castello di Lombardi, auf etwa 1000 m Höhe gelegen. Von der Burg sind noch Mauern vorhanden, einige Gebäude und sechs der ursprünglich 20 Türme. Den Bau schreiben Historiker Friedrich II im 12. Jahrhundert zu, auf den Ruinen einer ehemals arabischen Festung.

40 Km weiter findet sich unser Tagesziel, auch hier bleiben wir zwei Tage. Hierher kommt man wegen der Villa Romana del Casale, entstanden wohl im 3. und 4. Jahrhundert. Berühmt ist das Gebäude wegen den wunderbar erhaltenen Bodenmosaiken, die wirklich einmalig sind. Auf über 3500 Quadratmetern Fläche erzählen sie Geschichten aus damaligen Zeiten, quasi ein Mikrokosmos des Lebens der Reichen. Sie sollen zu den schönsten Mosaiken der römischen Antike gehören. Dass sie so gut erhalten sind, dafür sorgte ein Erdrutsch, der Decken und Wände einstürzen ließ und die Mosaiken unter Schutt begrub und so konservierte.
Im Osten der Insel
Wir sind in Avola, 150 km weiter östlich. Übernachtet wird für fünf Tage im Chiuso Di Carlo Agritourismo. Agritourismo bedeutet, dass landwirtschaftliche Betriebe Zimmer und Ferienhäuser vermieten, als Nebenerwerb. Der Ort ist Ausgangspunkt für einige Rundtouren in die Berge sowie Besuche der nahegelegenen Städte Syracusa und Noto.
Auf dem Weg dorthin machten wir einen Halt in Caltagirone, der Keramikhauptstadt Siziliens. Rund um die Stadt findet sich hochwertiger Ton, mit dem die Gefäße hergestellt werden. Vieles ist auch heute noch Handarbeit, es findet sich dazwischen aber auch industriell hergestellte Ware. Keramiken begleiten einen durch die ganze Stadt, seien es Straßenschilder, Fresken im Mauerwerk, Straßenlaternen, ein Keramikmuseum, Bänke und natürlich unzählige Geschäfte, die Keramiken anbieten.
Zuerst machen wir uns von unserem Domizil in Avola auf nach Syrakus. Genauer gesagt, in die Altstadt Ortygia, auf einer durch zwei Brücken mit dem Land verbundenen Insel von etwa einem Kilometer Länge und 500 m Breite gelegen sowie zum archäologische Park der Stadt Syrakus. In der Altstadt herrscht quirliges buntes Treiben, natürlich chaotischer Verkehr, wunderbar restaurierte barocke Gebäude wetteifern mit verfallenen Bauwerken und viel Patina, zu finden sind zudem natürlich ein Dom, ein Kastell, zahlreiche Läden mit Kunst und Krempel und viele Restaurants und Cafés.
Besichtigt man den Dom, sieht man auch hier Reste der Antike. Er ist auf dem Fundament des Athena-Tempels erbaut, die dorischen Säulen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. hat man gleich mit in die Kathedrale integriert.
Nach dem Erdbeben von 1693 wurde die Stadt im Stil des Barocks wieder aufgebaut, zahlreiche prunkvolle Gebäude erinnern daran. Abseits der größeren Plätze herrscht sizilianische Enge. Schmale, dunkle Gassen trennen die mehrstöckigen Gebäude.
Am Inselende lohnt noch ein Besuch des von Friedrich II um 1239 erbaute Castello Maniace.
Später am Nachmittag sind wir zum etwa zwei Kilometer entfernten archäologischen Park der Neapolis gefahren. Hier findet sich das Teatro Greco von Syrakus aus dem 5. Jh. vor Christus, mit einem Durchmesser von knapp 140 m einst eines der größten griechischen Theater. Derzeit arbeiten gerade Bühnenarbeiter, die steinernen Sitzflächen sind durch Holzkonstruktionen abgedeckt, auch heutzutage wird das Theater wie einst noch genutzt.
Besonders beeindruckend sind zudem die Latomia del Paradiso, der Steinbruch, aus dem man den Kalkstein für den Bau des griechischen Theaters gewann. Dazu grub man riesige Höhlen, um den Kalkstein herauszuschneiden. Eine davon, die ist das Ohr des Dionysios, etwa 65 m lang und 23 m hoch.
Am Folgetag machen wir uns ins Landesinnere auf, abseits der touristischen Routen. Wollten einige kleinere Museen wie ein Puppenmuseum, eines zum Thema Volkskunde oder traditionelle Artefakte besuchen. Vorab, war ein Flop. Alle geschlossen, eines wurde zudem gerade renoviert. Einen kurzen Stopp und Bummel haben wir dennoch in Palazzo Acreide gemacht, einer leicht baufällige Barockstadt. Hier an diesem Ort entstand die erste Kolonie des antiken Syrakus im Binnenland. Deren Reste lassen sich in der archäologischen Zone nahe der Stadt besichtigen. Nur, vorläufig geschlossen.
Also weiter durch eine schöne hügelige Landschaft mit vielen Oliven und Zitrushainen über kurvenreiche und enge Straßen, nach Pantalica, eine Nekropole aus der Bronzezeit in der Schlucht des Anapo, mithin Siziliens größte Totenstadt aus dem 13. bis 10. Jhr. v. Chr. In die steilen Kalksteinwände haben die Menschen von über 3000 Jahren kleinere und größere Kammern geschlagen, in denen sie ihre Verblichenen beerdigten. In vielen der Kammern fanden sich Siedlungsreste und Grabbeigaben wie Waffen, Keramik und Haushaltsgegenstände sowie die Skelette der prägriechischen Sikuler, die von etwa 1250 v. Chr. bis zum 8. Jahrhundert v. Chr. hier lebten. Insgesamt sollen sich in der Schlucht 5000 Kammergräber finden.
Am 12. Tag unserer Reise sind wir in die nahegelegene Barockstadt Noto gefahren. Sie soll, so sagt man, mithin die schönste Barockstadt Siziliens sein. Das Erdbeben 1693 zerstörte das alte Noto komplett. Also plante man die Stadt neu und baute sie 14 km vom ursprünglichen Standort entfernt wieder auf. Bevor das Val de Noto 2002 als Weltkulturerbe der Unseco geadelt wurde, war es weitestgehend unbekannt. Aber auch heute ist die Stadt nicht überlaufen. Um die Mittagszeit war sie eher wie ausgestorben, erst am späteren Nachmittag erwachte sie zu Leben.
Rund um den Ätna
Die nächsten vier Tage verbringen wir in etwa 1600 m Höhe in unserem Hotel, an der Flanke des Ätna, Europas größten und nach dem Stromboli zweitaktivsten Vulkan Europas. Hier oben liegt in geschützten Stellen noch Schnee, die Temperatur sinkt Abends auf etwas über Null Grad. Der Vulkan ist 3357 m hoch (Stand 2021), ändert seine Höhe aber stetig durch neue Ausbrüche. Die letzten fanden 2022 statt. Für die Griechen war der Vulkan Sitz ihres Feuergottes Hephaistos. Die Ausbrüche waren nicht mehr oder weniger als das sichtbare Zeichen seiner Schmiede, in der er, in Rauch und Funken gehüllt, Waffen für die Götter schmiedete. Seine Gehilfen, das waren die einäugigen Zyklopen.
Der Ätna gilt als gutmütiger Vulkan, da seine Ausbrüche üblicherweise keine Todesopfer fordern – so erzählt man es uns. Er gilt als gutmütiger Vulkan, kündigt seine Ausbrüche rechtzeitig an, so dass die Menschen aus der Gefahrenzone entkommen. Dennoch, ganz richtig ist das nicht. Gab es bei Ausbrüchen doch schon Todesopfer. Der Ätna gilt als der am besten überwachte und untersuchte Vulkan weltweit.
Am zweiten Tag hier haben wir uns einer geführten Jeeptour angeschlossen. Wir besuchen eine Lavahöhle, in der man in früheren Zeiten gepresstes Eis produziert hat, das bis nach Malta exportiert wurde. Und sehen uns verschiedene Lavaströme an, machen auch eine etwa 1 ½ Stunden lange Wanderung einen Seitenkrater hinauf. Hier bläst der Wind recht stark, die Böen sollen manchmal bis zu 100 km/h erreichen. Das entspricht Windstärke 10.
Abend schaffen wir es dann, einen Helikopterflug über den Ätna zu chartern. Wir steigen auf 3500 m hoch, umrunden die vier schneebedeckten Hauptkrater des Ätna mehrere Male, es ist einfach fantastisch. Einer der vier Schlunde dampft kräftig. Lava sieht man keine, die findet sich nur bei einer aktiven Eruption. Es ist einfach traumhaft, den Berg aus dieser Perspektive zu sehen.
Tag 16, wir machen uns auf nach Taormina. Wer nach Sizilien reist und in der Gegend ist, kommt an diesem Ort nicht vorbei. Es ist sicherlich bisher die schönste Stadt auf unserer Tour. Eine malerische Landschaft, schöne weite Plätze, enge Gassen, das alte römische Theater, Odeon und zahlreiche Geschäfte, von touristischer Massenware über regionale Lebensmittel, Kleider, Schuhe, Handwerk und was es sonst noch so gibt. Was hier in der Saison los ist, will man besser nicht erleben. Die Stadt liegt auf einem Hügel 200 m über dem Meer, eine Seilbahn führt hinunter zum Strand.
Das Preisniveau hier in Taormina ist Übrigens deutlich höher, als was wir bisher erlebt haben. Egal um was es sich handelt. Mit mindestens 50 Prozent Aufschlag muss man rechnen.
Wir sind noch mal auf den Ätna hoch, diesmal mit der Seilbahn und weiter mit Geländebussen. Die Seilbahn führt von etwa 2000 m auf eine Höhe von 2500 m, weiter darf man nur mit Guides und den Bussen. Sie erreichen etwa 2750 m, dort kann man dann eine kleine Wanderung mit den Guides machen. Alternativ lassen sich Trekkingtouren buchen, dann kommt man etwas höher, dem Krater aber immer noch nicht nahe. Wir sind am höchsten Punkt immer noch um die 600 m unterhalb des Kraterrandes.
Im Norden der Insel
Am Freitag geht es rund 200 km nordwestlich für drei Tage nach Cefalù. Das Küstenstädtchen mit seinen etwas über 14.000 Einwohnern liegt am Fuß des 270 m hohen Rocca di Cefalù, zeichnet sich durch eine schöne Altstadt und seinen Sandstrand aus. Zudem finden sich hier diverse Kirchen, eine Kathedrale, archäologisches Museum und viele alte interessante und weniger interessante Gemäuer. Gegründet hatten die Stadt, wie so vieles auf Sizilien, die Griechen als Kephaloidion, die Römer machten später Chephaloedium daraus. Hier lebt man vor allem vom Tourismus und Dienstleistungen. Eine Rolle spielen zudem Landwirtschaft und die Fischerei. In der Altstadt finden sich zahlreiche Restaurants, Bars, die unvermeidbaren Souvenirshops mit den immer gleichen Waren aber auch nicht wenige Läden mit schöner, italienischer Handarbeit. Nahe Cefalù liegt auch Siziliens zweitgrößtes Naturschutzgebiet, die Region lockt mit hohen Bergen, urtümlichen Dörfern und einer malerischen Natur.
Es lohnt eine Wanderung auf den Rocca di Cefalù, finden sich oben auf dem Berg doch die Reste einer alten Burg, und auf halber Höhe die Reste eines megalithischen Baus – volkstümlich Tempel der Diana genannt. Hat aber nichts mit der römischen Göttin Diana zu tun. Denn der etwa 12 auf 7 m große Bau dürfte aus dem 9. bis 8. Jhr. vor Christi stammen, ist viel zu alt.
Der Grund hier hochzukommen, sind aber nicht unbedingt die alten Gemäuer, sondern vor allem die wunderbare Landschaft und insbesondere die immer wieder faszinierenden Ausblicke auf die Stadt Cefalù.
Es bleibt auch Zeit für eine Tour ins Hinterland von Cefalù. Unser Ziel ist der Ort Castelbuono und die gleichnamige Wehrburg der sizilianischen Adelsfamilie der Ventimiglia. Heute finden sich in ihr das Stadtmuseum mit Werken der modernen und zeitgenössischen Kunst, eine Abteilung mit sakralen Artefakten sowie eine schöne Kapelle.

Einen Besuch lohnt zudem die Altstadt mit schönen Geschäften und sehenswerten Gemäuern. Heute am Sonntag ist richtig was los. Man macht sich schick, ist mit Kind und Kegel in der Stadt, auch viele Läden – vor allem mit süßen Sachen – haben geöffnet. Es herrscht ein richtiger Trubel, Kinder toben umher, die Sizilianer unterhalten sich lautstark und gestenreich. So wie ihre Mentalität eben ist. Schön zu beobachten. Übrigens ist hier in der Stadt die Stadtreinigung mit Eseln als Tragtiere unterwegs, einmalig.
Weiter geht es in die Bergwelt auf bald 1800 m auf kurvenreichen und immer schlechter werdenden Straßen durch ein paar heute fast ausgestorbene Ortschaften wie Petralia Sottana oder Petralia Soprana. Die Leute scheinen fast alle in Castelbuono zu sein. Die Straße ist irgendwann übersäht von 10 bis 20 Zentimeter tiefen Schlaglöchern. Die schöne Gegend entschädigt aber für die Fahrt.
Auf den Liparischen Inseln
Von Milazzo aus setzen wir mit der Fähre über nach , das Auto bleibt für die fünf Tage am Hafen stehen. Wir übernachten in der Inselhauptstadt Lipari. Hier lohnen der Burgberg mit der Kathedrale San Bartolomeo, im Süden die Bucht Marina Corta und im Norden Marina Lunga einen Besuch. Kann man alles problemlos zu Fuß machen. Der Fels mit der Burg ragt imposant über die Häuser der Stadt empor. Die massive und beeindruckende Festungsmauer ist umgeben von einen bunten Gassengewirr mit Läden, Restaurants, Wohnungen, die Wäsche flattert über die Köpfe hinweg. Überall stehen Blumentöpfe dekorativ in den gepflegten und sauberen Sträßchen. Alles strahlt eine wunderbare südländische Atmosphäre aus. Man ist derzeit unter sich, in der Saison natürlich erst am Abend. Dann haben die Tagestouristen die Insel wieder verlassen.
Eine Seefahrt, die ist lustig. Heute geht zur Insel Stromboli, mithin der aktivste Vulkan Europas. Nach einem Zwischenstopp auf der Insel Panarea und dem Besuch der Stadt San Vincenco auf der Vulkaninsel wollen wir am Nordhang des etwa 926 m über den Meeresspiegel herausragenden Vulkans shippern, bei Nacht, um die feuerroten Lavaströme zu beobachten.
Doch es kommt anders. Schon die etwa 45-minütige Überfahrt nach Panarea ist Anfangs in Küstennähe recht ruhig, wird dann aber etwas holprig, das offene Meer ist uns nicht gnädig gestimmt. Nach dem Landgang und einer 30-minütigen Fahrt Richtung Stromboli dreht der Kapitän dann um, bei diesem Wellengang wäre ein Aufenthalt an der Nordflanke absehbar nicht möglich gewesen. Hätte der Kapitän eigentlich schon am ersten Zwischenstopp feststellen müssen.
Am Folgetag fahren wir dann mit einem kleinen Boot auf die benachbarte Insel Vulcano. Der Tripp bei ruhigerem Wellengang dauert weniger als eine halbe Stunde. Für organisierte Ausflüge ist es noch zu früh, außerhalb der Saison.. Das Boot holte uns am späteren Nachmittag auch pünktlich gegen 17 Uhr wieder ab, quasi ein Taxi übers Meer.
Als wir ankommen ist nur wenig auf Vulcano los, auf der gesamten Insel leben nur etwa 550 Menschen. Zurzeit ist nahezu alles noch geschlossen, an vielen Stellen wird gebaut und renoviert für die kommende Saison. Generell sind die Liparischen Inseln vom Massentourismus verschont, gibt es doch auf keiner der sieben größeren Inseln einen Flughafen.
Warum wir herkommen, kann man schon beim Anlanden riechen, wie überall auf der Insel. Es riecht steilweise recht streng nach Schwefelwasserstoff, also faulen Eiern. Auch bei kräftigerem Wind. Der Grund dafür sind zahlreiche Fumarole, aus denen eben diese Gase aufsteigt. Ist Vulcano doch – wie der Name schon sagt – ein aktiver Vulkan.
Auf Vulcano gibt es Übrigens weder Quellen noch Bäche. Man sammelt Regenwasser, dass jedoch über den Sommer für die Touristen nicht ausreicht. Also bringt man das Trinkwasser mit dem Schiff.
An der Stiefelspitze unterwegs
Tag 25, Freitag: Mit der Fähre geht es zurück nach Milazzo, nach einer kurzen Fahrt haben wir Messina erreicht und mit einer Autofähre aufs Festland übergesetzt. Sprich, wir sind jetzt im südlichsten Zipfel des italienischen Stiefels unterwegs.
Den Nachmittag und Abend verbringen wir in Scilla, berühmt aus der Saga des Odysee. Die kalabrische Stadt liegt an der Meerenge von Messina mit Blick auf Sizilien und zeichnet sich vor allen durch den 600 m langen Sandstrand , das auf einem großen Felsen liegende Castello Ruffo sowie dem alten Fischerviertel aus. Hier stehen die Häuser direkt am Wasser, sodass die Fischer ihre Boote quasi am Haus festmachen können.
Zwei Tage bleiben wir anschließend in Matera, rund 360 km entfernt. Parken müssen wir außerhalb der Altstadt, dazu geben wir Auto mit Schlüssel bei einem Parkunternehmen ab. Unser B&B Al Vico, das ist schon etwas Besonderes, für hier aber fast normal. Es ist in der Altstadt mit Blick über das alte Zentrum in einer alten Grotte gelegen. Hier in unserer Höhle lebten die Menschen schon vor zig Hunderten wenn nicht tausenden Jahren. Nur nicht ganz so komfortabel.
Die meisten Grotten in den Felswänden sind nicht natürlich, sondern wurden in den relativ weichen Sand- und Tuffstein gehauen. Bald grub man ganze Wohnungen in den Berg und nutzte das gewonnene Material für den Bau der Fassaden und Häuser. So entstand im Laufe der Jahrtausende eine Höhlenstadt auf vielen Ebenen mit verschachtelten Höhlenwohnungen, engen Gassen und kleinen Plätzen, dazwischen zahlreiche Felsenkirchen – mithin über 150 in der Altstadt. 1270 kam in der, ich nenne es einfach Oberstadt für die Besseren, eine Kathedrale hinzu. Alles zusammen ein architektonisches Kunstwerk, das von der Unesco als Weltkulturerbe geadelt wurde. Jedoch nicht nur der Gebäude und Grotten, sondern der uralten, durchdachten Wasserversorgung mit Kanälen und Zisternen wegen.
Der historische Teil besteht aus zwei Stadtvierteln Sasso Barisano und Sasso Caveoso. Die Höhlensiedlungen hier sind ein außergewöhnliches Beispiel im mediterranen Raum. Besiedelt ist das Gebiet bereits seit der Jungsteinzeit, Matera gilt als einer der ältesten besiedelten Orte der Welt.
Es ist Ostersonntag, dennoch ist einiges hier los. Viele Läden haben geöffnet, etwas anders als in Deutschland. Hier entscheiden die Menschen selbst, wann sie ihre Läden öffnen oder nicht und nicht ein paar Bürokraten. Geöffnet wird dann, wenn etwas los ist, also auch am Ostersonntag.
In einer Grotte hausten früher – muss man so sagen, meist um die 15 bis 20 Menschen, bei Finsternis, Fenster gab es meist keine, die Tür war recht klein und mit Holzlatten verschlossen. Für Wasser sorgten offene Zisternen im Höhlenboden, die sich über Kanäle mit Regenwasser füllten. Kühl, feucht und stickig war es, die Wände isolierte man mit den Exkrementen der Tiere. Für etwas Wärme sorgte das Vieh, das mit in den Höhlen bei den Menschen lebte. So sah es sogar noch in den 50- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts hier aus. Abluftkamine oder Abzüge gab es kaum, darüber lagen ja andere Höhlen und darüber die Häuser der Reicheren. Sozialen Halt gab den Armen einzig die Nachbarschaft…
Mehr zu der einmaligen Geschichte der Stadt in meinem FindPenguin-Blog.
Wir sind 180 km weiter südlich, in Lecce. Die Stadt ist wieder eine ganz andere Welt, ein barockes Juwel im Landesteil Apulien gelegen. Obwohl es Ostermontag ist, sind die Museen, Kirchen und vieles mehr auch spät am Abend geöffnet. Die Menschen drängeln sich durch die Gassen, es herrscht ein südländisches Treiben. Welch Unterschied zu einem Feiertag in Deutschland.
Die Altstadt ist von einer Ringmauer mit vier Toren umgeben. In ihr finden sich zahlreiche barocke Gebäude, bestehend aus dem im Umland abgebauten sogenannten Kalkarenit, einem weichen Sandstein. Wegen des der Stadt eigenen barocco leccese wurde Lecce auch das Florenz des Rokokko genannt. An Sehenswürdigkeiten findet sich hier im Zentrum viel: Etwa das Kastell Karls V. aus dem 16. Jahrhundert – bereits seit Jahren wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, oder die wegen ihrer Fassade berühmte Basilika Santa Croce, viele wunderschöne Kirchen und ein großer Dom – was mussten die Menschen damals für diese kirchliche Pacht bluten, weiter lohnen mehrere Museen, zahlreiche Piazzas, ein römisches Amphitheater mitten in der Altstadt und vieles mehr einen Besuch.
Von Lecce aus machen wir nun einen Besuch in Gallipoli, etwa 40 km entfernt. Gegründet wurde die Stadt von den Griechen auf einer Insel 265 v. Chr. als Kallipolis, was Schöne Stadt bedeutet. Wir schlendern gemütlich durch die überschaubare Altstadt, die mit einer aus dem 19. Jahrhundert stammenden Brücke mit der Neustadt verbunden ist. Die ganze Altstadt ist umgeben von einer Stadtmauer und gegen Piraten und Invasoren geschützt von der mächtigen Bastion. Dieser Bereich ist touristisch geprägt, dennoch lohnend.

Richtung Süden erreichten wir dann weitere 40 km später den südlichsten Punkt des italienischen Festlandes, den 47 m hohen Leuchtturm Faro di Leuca in Santa Maria di Leuca. Man kann auch hoch, aber angesichts der Warteschlange und deren Geschwindigkeit habe ich hochgerechnet, dass wir wohl bis zu zwei Stunden Wartezeit hätten. Also dankend verzichtet. Nahe gelegen lohnt der Besuch des Scalinate Monumentale, einer schönen Treppenanlage mit rund 280 Stufen.
Es ist Tag 30 der Reise, es geht wieder nordwärts. der erste Halt ist Polignano a Mare, wunderschön an der Küste gelegen. Die Stadt ist mithin einer der meistbesuchten Orte an der apulischen Küste, die Altstadt liegt spektakulär auf einer Klippe. Das historische Zentrum ist meist wunderbar restauriert, ein Gewirr von engen Gassen mit Läden, Restaurants und Kirchen laden zum Bummeln ein.

Am Nachmittag erreichen wir Alberobello, hier übernachten wir zwei Tage in einem typischen Trullo. Das Gebäude ist etwa 400 Jahre alt, wurde vor vier Jahren modernisiert und zu einem B&B ausgebaut. Trulli, der Plural, sind weiß getünchte Gewölbebauten aus Trockenmauerwerk mit schuppenartigen dunklen Bruchsteindächer.
Ursprünglich standen sie in den Feldern und nicht in einem Ort, bieten durch die Bauweise aus massivem Naturstein mit dicken Wänden und kleinen Fenstern guten Schutz gegen die Sommerhitze. Einst lange Zeit dem Verfall überlassen erleben die ‚Arme-Leute-Häuser‘ eine Renaissance und Alberobello ist insofern einmalig, weil hier ein größeres geschlossenes Viertel mit derartigen Gebäuden erhalten blieb. Seit 1996 zählt es zum Weltkulturerbe der Unseco…
Auch hier mehr in meinem FindPenguin-Blog.
Castel del Monte
Auf dem Weg zurück nach Deutschland machen wir einen Tag Stopp beim Castel del Monte, ein ´schwäbisches´ Wahrzeichen Italiens, stammt es doch vom Stauferkaiser Friedrich II, erbaut von 1240 bis 1250. Berühmt ist es durch seine Bauform. Es ist vom Grundriss her achteckig und an jeder der Ecken steht ein ebenfalls achteckiger Turm. Über die Funktion der Burg rätselt man noch heute. Es könnte einst ein Jagdschloss gewesen sein, ein astronomisches Zentrum oder es diente zur Aufbewahrung des Staatsschatzes. Auch die Deutung als steinerne Krone Apuliens, mit der der Kaiser seine Macht demonstrieren wollte, hat Anhänger. Gern bezeichnet man es auch als Wehrbau und Lieblingssitz Friedrich II. Nichts genaues weiß man nicht und wer etwas mehr wissen will, klickt hier auf dem Link zu meinem Blog.
Republik San Marino
Bevor es nach 34 Tagen heim Richtung Deutschland geht, machen wir noch drei Tage Stopp in San Marino. Es soll sich bei dem Zwergstaat, einer von sechs in Europa, um die vermutlich älteste Republik der Welt handeln. So gehe die Gründung auf das Jahr 301 zurück, durch den heiligen Marinus. San Marino ist vollständig von Italien umgeben. Hier leben rund 30.000 Einwohnern, mit einer Fläche von 60 Quadratkilometern ist es der fünftkleinste international anerkannte Staat der Welt. San Marino gehört nicht der Europäischen Union an, ist aber Mitglied im Europarat. Aber auch hier gilt der Euro. Das Land zählt zu den reichsten Ländern der Erde, soll keine Staatschulden haben.
Das historische Zentrum ist seit 2008 Weltkulturerbe der Unesco. Die abgelegene Lage auf einem Felsmassiv bewahrt der Stadt ihre Mittelalterliche Prägung. Der Stadtkern ist heute noch von drei Seiten her mit den Stadtmauern aus dem 11. bis 14. Jahrhundert umgeben. Auf engem Raum finden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten, denen wir uns die nächste Zeit widmen. Zu Fuß, denn gebucht habe ich ein kleines Hotel im Stadtkern. Hin mit dem Auto kommen wir durch eine Fußgängerzone mit Genehmigung der Behörden, die ich mir vorher besorgt habe. Und logischerweise findet sich viel mehr über die Republik und die Reise in Form von Tagesberichten in meinem Blog. Deswegen endet hier die etwas über fünfwöchige Reise.
Norwegen, Spitzbergen und die Arktis: Film als BluRay erhältlich
Der Film über die Reise ins südliche Norwegen und in die Arktis nach Spitzbergen ist nun als BluRay in meinem Shop erhältlich. Der 127-minütige Film beinhaltet eigentlich zwei komplette Reisen: Unterwegs im südlichen Teil von Norwegen geht der erste Teil von Olso aus nördlich über den Sognefjells und Lom bis zum weltbekannten Geirangerfjord. Wieder Richtung Süden machen wie uns auf nach Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt.
Route Norwegen: Oslo, Skien, Telemark-Kanal, Heddal, Gaustatoppen, Rjukan-Bahnhof, Uvdal, Borgund, Sognefjells, Leirvassbu, Lom, Geiranger, Dalsnibba, Gamle Strynefjellsvegen, Trollhaugen, Bergen
Hier gibt es einen kurzenTrailer auf YouTube mit Ausschnitten vom Film. Auf meinem Kanal finden sich weitere längere Filme mit deutschen Kommentaren.
Mittelnorwegen und die Arktis
Die Reiseberichte über Norwegen und die Arktis sind nun online. Sie sind in drei Teile untergliedert:
Mittelnorwegen und die westlichen Fjorde
Longyearbyen auf Spitzbergen (Svalbard)
Arktistour rund um Spitzbergen bis zur Packeisgrenze mit der MS Sea Spirit
Spannende Berichte und viele schöne Bilder etwa von Eisbären, Walrossen, faszinierenden Landschaften, von Kunst und Antikem sowie den Kajaktouren auf offener See erwarten euch.
Mittelnorwegen und die westlichen Fjorde – Teil I
Oslo – der Ausgangspunkt unserer Reise
Ausgangspunkt für unsere Tour nach Spitzbergen und durch Mitttelnorwegen sowie die westlichen Fjorde ist Oslo. Rund zwei Tage hatten wir für die Hauptstadt Norwegens. Ursprünglich waren vier Tage geplant, aber durch den Streik der SAS-Piloten – unsere Flüge nach Spitzbergen waren davon betroffen – mussten wir einiges anpassen und umbuchen. Der erste Tag bei wunderbarem Sonnenschein, blauem Himmel, der zweite bei zeitweise stärkerem Platzregen. So wie das Wetter in Norwegen halt ist. Wechselhaft. Also am Tag 1 einen Bummel durch die Stadt gemacht, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mitgenommen. Sprich, als erstes ging es zur Oper. Das Opernhaus ist aus weißem Marmor gebaut, die eckige Fassade scheint sich aus dem Wasser zu erheben. Genial, man kann auf das riesige Dach steigen – oder mit eRollern auch befahren – was einige machten – und hat dann von oben einen wunderbaren Blick über Oslo und den Fjord. Auf dem Weg dorthin lag auch die Osloer Kathedrale und das Parlament sowie einige weitere Sehenswürdigkeiten.
Manches Mal waren auf dem Weg zur Oper Umwege angesagt, es waren einfach zu viele Menschen unterwegs. Menschenmassen. Zumal mehrere Kundgebungen für die sexuelle Selbstbestimmung und Menschenrechte stattfanden, überall Regenbogenfahnen und entsprechend gekleidete Teilnehmer. Eine freundliche Stimmung, wie man sie sich bei vielen Demos wünschen würde.
Hier geht es zu Teil II, rund um Longyearbyen auf Spitzbergen und der dritte Teil findet sich hier: an Bord der MS Sea Spirit rund um Spitzbergen bis an die Packeisgrenze.
Exkurs: Wie wir inzwischen erfahren haben, fand in der Nacht zum Samstag in Oslo in der Nähe einer Schwulenbar ein terroristischer Anschlag statt mit zwei Toten und 21 weiteren Verletzten, zehn davon schwer. Am Samstag war ursprünglich eine große Gay-Parade geplant, die aus Sicherheitsgründen verschoben wurde. Dennoch strömten am Samstag Tausende Menschen mit Regenbohnenfahnen durch die Innenstadt und riefen „Wir sind hier, wir sind queer, wir werden nicht verschwinden“. Die Menschen schwenkten die Regenbogenfahne und legten am Ort des Attentats Blumen nieder. Hier kamen wir auch vorbei, wussten aber noch nicht, was passiert war. Deswegen die vielen Menschen, die unterwegs waren.
Als wir zurück und nahe unserem zentral gelegenen Hotel waren, machten wir noch eine Stippvisite beim Königlichen Schloss. Es dient dem König als Residenz, wird für staatlichen Repräsentation verwendet und ist zugleich Gästehaus des Landes. Mit 173 Räumen gehört es zu den kleineren Residenzen Europas.
Am Sonntag waren dann in Anbetracht des Wetters Museen im Ortsteil Bygdøynes angesagt. Hin ging es mit dem Bus, wir ließen das Auto stehen. Das dortige Wikingermuseum mit drei originalen Schiffen ist derzeit leider geschlossen, aber es gibt in dieser Ecke Oslos noch das Fram-Museum, das Kon-Tiki- und das Maritime Museum. Reicht für einen guten halben Tag. Mindestens. Das dortige Folkloremuseum mit 130 Gebäuden ließen wir aus.
Die Fram soll das stärkste, je aus Holz gebaute Schiff der Welt sein und wurde bei drei Polarexpeditionen von Fridtjof Nansen (1893-1896), Otto Sverdrup (1898-1902) und Roald Amundsen (1910-1912) eingesetzt. Gebaut 1892 ist das Schiff hier im Original mit kompletter Einrichtung und zahlreichen Infos zur Geschichte ausgestellt. Schon faszinierend.
Faszinierend und Geschichte pur, das ist auch das Kon-Tiki-Museum. Hier finden sich das originale Kon-Tiki-Floß aus Balsaholz und das Papyrus-Boot Ra II. Mit der Kon-Tiki überquerte Thor Heyerdahl 1947 den Pazifik auf dem Floß von Lima, Peru bis nach Polynesien. Er war 101 Tage unterwegs und legte etwa 7000 km zurück. Ziel war der Beweis, dass die Besiedlung Polynesiens von Südamerika aus erfolgen konnte, und zwar vor der Zeit der Inka.
Mit der Ra II, einen Papyrusboot – hier steht ein Nachbau im Museum, stach Heyerdahl im Mai 1970 von Marokko aus in See und erreichte nach 57 Tagen und 6.100 km Barbados. In dem Museum findet sich zudem einiges zu archäologische Ausgrabungen auf den Galapagosinseln, den Osterinsel und in Tucume. Gegen die zwei Museen fällt das maritime Museum naturgemäß etwas ab, dafür hat es ein Kaffee und es war weniger los.
Zurück ins Zentrum nahmen wir die Fähre. Von Anlegestelle am Nobel Peace Center bot sich ein kurze Abstecher zu der nahe gelegenen Ankershus Fortress an. Das integrierte Museum zur norwegischen Widerstandsbewegung und das Militärmuseum ließen wir jedoch aus. An Geschichte reicht es heute und das langsame Gehen geht doch ganz schön aufs Kreuz. Dafür schlenderten wir bei Regen lieber die Hafenpromenade entlang, bis wir ein typisches norwegisches Restaurant fanden. Auf das angebotene Walfleisch ließ sich leichten Herzens verzichten, aber ein Rentier als Filet musste daran glauben.
Skien und der Telemarkkanal
Wir sind in Skien, rund 160 km südwestlich von Oslo gelegen. Die Stadt ist Ausgangspunkt für Bootsfahrten auf dem insgesamt 105 km langen Telemarkkanal. Zwei Schiffe starten von hier im Wechsel, die MS Henrik Ibsen und MS Victoria. 18 Schleusen überwinden auf der Strecke einen Höhenunterschied von 72 m. Eine davon befindet sich in der Stadt.
Die manuell betätigte Vrangfoss-Schleuse ist die größte des Telemarkkanals. Die fünf Schleusenkammern überwinden 23 Höhenmeter, die Durchfahrt dauert rund 45 Minuten. Allein die Fahrt durch die Schleusen den Telemarkkanal entlang ist schon einen Besuch dieser Region wert. Aber auch hier, wir waren nahezu die einzigen Nicht-Norweger auf dem Schiff. Die Vrangfoss-Schleusen sind Weltkulturerbe der Unesco, fertiggestellt wurde der Kanal 1892. 500 Arbeiter benötigten rund fünf Jahre dafür. Zugleich bietet eine Schifffahrt die Gelegenheit, die wunderbare Natur aber auch alte Schleusenwärtergebäude, Schmieden, Sägewerke, Lagerschuppen und Anlegestellen vom Bott aus an sich vorbei gleiten zu lassen. Wir machten eine kürzere Tour von etwa fünf Stunden bis Lunde sluse, zurück ging es in einer Stunde mit dem Bus. Fahren kann man auch bis Dalen, dann dauert die Fahrt aber rund zehn Stunden.
Am Samstag ging es weiter, wir entschieden bei dem wunderbaren Wetter den Telemarkkanal entlang zu fahren. Und stoppten passend mit dem Schiff an den zwei Schleusenanlagen Uttfoss und Vrangfoss, konnten so wunderbare Aufnahmen von der Schleusung machen, diesmal mit dem Schwesterschiff MS Victoria. Die MS Henrik Ibsen ist ja in Gegenrichtung unterwegs, also nach Skien.
Ich durfte sogar Aufnahmen stehend auf den Schleusentoren machen, wurde problemlos gestattet. In Deutschland unvorstellbar. Hier zählt die Eigenverantwortung doch noch etwas mehr als bei uns. Wir waren auch rechtzeitig vor der Einfahrt des Schiffes in Lunde, wo wir gestern von Bord gingen. Ich habe so insgesamt rund 90 Minuten Filmmaterial allein von diesen Fahrten, im Film dürfen es aber nicht mehr als drei/vier Minuten werden…
Wir haben jetzt zwei Tage in Skien verbracht. Es ist eine der ältesten Städte Norwegens, davon sieht man aber nicht mehr viel. Brannte die Innenstadt doch zweimal vollständig ab. Auch ist es ein Ort, an dem ausländische Touristen eher selten hinkommen. Jedenfalls derzeit.
Skien ist die Stadt des Dramatikers und Schriftstellers Hendrik Ibsens, der hier 1828 geboren wurde. In dessen Wohnhaus findet sich heute ein kleines Museum, das wir natürlich besuchten und quasi eine Privatführung bekamen. 1867 erschien Ibsens dramatisches Gedicht Peer Gynt. Vorlage dafür war ein norwegisches Feenmärchen von Peter Christen Asbjørnsen. 1874 arbeitete er das Werk zu einer Bühnenfassung um. Dafür schuf der Komponist Edvard Grieg die 26-teilige Schauspielmusik Peer Gynt. Und aus dieser schuf Grieg 1888 und 1891 seine beiden weltbekannten Peer-Gynt-Suiten.
In Skien findet sich zudem der Brekkenpark mit Freilichtmuseum. Hier kann man gemütlich zwischen alten Bauernhäusern und Speichern, teilweise aus dem 16. Jahrhundert, wandeln. Zudem gibt es ein modernes Museum. Und auch ein schön gelegenes Kaffee mit wunderbarem Blick über die Stadt. Hier fand am Donnerstagabend ein Jazz-Konzert statt, dessen Besuch wir uns nicht nehmen ließen. Von den ungefähr 200 Besuchern, dürften wir die einzigen nicht-Norweger gewesen sein. Zwar verstanden wir kein Wort von den Erzählungen der Interpretin, aber die Musik um so besser. Ein schöner Abend.
Stabkirche zu Heddal
Weiter ging es zu der größten Stabkirche Norwegens in Heddal, erbaut um 1250. Einige Baumaterialien stammen aus dem 9. Jahrhundert, dass manches auch älter sein könnte. Sie ist etwa 25 m lang und 17 m breit. Die größte Höhe beträgt 29 m und das Gebäude hat drei Turmspitzen. Sie ist heute noch als Kirche in Betrieb. Die Kirche wurde jedoch um 1600 innen umgebaut und um 1850 noch einmal renoviert. Um 1950 baute man sie in ihren ursprünglichen Zustand zurück, so dass sie jetzt wieder so aussieht wie einst. Im Inneren finden sich drei mittelalterliche Möbelstücke (Nachbauten, Originale sind in Oslo im Museum), die mit Motiven aus den Sagen von Siegfried dem Drachentöter verziert sind. Wagner und die Nibelungen lassen grüßen.
Einst gab es in Skandinavien mehr als 1000 derartige Kirchen, heute existieren noch 28, ausschließlich in Norwegen. Mehr Infos zu Stabkirchen gibt es, wenn wir die in Lom und Borgund besuchen etwas später in diesem Post.
Rjukan und der Gaustatoppen

Weiter Richtung Rujkan, unserem Tagesziel. Bei dem schönen Wetter und der wunderbaren Landschaft, bot es sich an, gleich mal die Drohne einzusetzen. Am Nachmittag erreichten wir dann unseren Campingplatz. Hier bezogen wir eine kleine Hütte für die nächsten zwei Tage.
Am kommenden Morgen ging es hoch auf den 1883 m hohen Gaustatoppen, der von vielen als einer der schönsten Berge Norwegen bezeichnet wird. Vom Gipfel aus sieht man ein Sechstel ganz Norwegens, bis rein nach Schweden und auf der anderen Seite bis ans Meer. Bei entsprechender Sicht. Die wir nicht hatten, die Spitze lag im dichten Nebel. Aber anhand der Schautafeln konnte man es sich wenigstens vorstellen. Zudem es gab einen warmen Kaffee und die für hier typischen leckeren Waffeln.
Man kann den Berg in knapp drei Stunden von Stravsro auf 1173 m Höhe erwandern oder aber den bequemeren Weg nehmen, mit einem Zug und einer Schrägseilbahn. Die von der Nato 1954 erbaut wurden. Denn auf dem Berg befindet sich eine Jahrzehnte lang geheime Anlage des Militärbündnisses, die je nach Quelle Mitte der 90er-Jahre oder erst in den 2000ern stillgelegt wurde. Seitdem nutzen Touristen die Bahn. Erst führt ein kleiner Zug in einem dunklen Stollen etwa 840 m tief in den Berg hinein, dann folgt die Schrägseilbahn mitten im Berg mit einer Steigung von 39 Grad. Sie überwindet in 10 Minuten rund 1100 Höhenmeter. Schon die Fahrt in dem Relikt des kalten Krieges lohnt, auch wenn oben die Sicht nahezu Null war.
Also wieder herunter und den Rjukan Bahnhof, heute eine Museumsanlage besucht. Die Bahnstrecke, Fahrzeuge und Fährschiffe sowie eine ganze Reihe von Gebäuden wie große Wasserkraftwerke aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts sind Weltkulturerbe der Unesco. In dem Bahnhof endet die 46 km lange Bahnstrecke, die Züge wurden auf Fähren rangiert und nach Mæl verschifft, dann ging es wieder auf Gleisen nach Skien. Transportiert wurden vor allem Chemikalien von Norsk Hydro. In Betrieb genommen hat man die Anlage 1909, sie war bis 1991 in Betrieb. Zwei der alten Eisenbahnfähren lassen sich besichtigen: Die D/F Ammonia, die letzte dampfbetriebe Eisenbahnfähre der Welt, wird gerade restauriert und soll irgendwann wieder den Betrieb aufnehmen. Und die M/F Storegut, sie ist für gelegentliche Fahrten noch in Betrieb und nicht weniger interessant. Wir bekamen eine exklusive, sehr ausführliche Führung durch die Anlage und beide Schiffe von einer Museumsmitarbeiterin, die viel über die Geschichte, Land und Leute erzählte. Jedenfalls schloss das Museum gegen 17 Uhr, unsere Führung endete um 18 Uhr.
Bekannt ist diese Gegend zudem durch eine Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg, fand bei Rjukan doch ein den Zweiten Weltkrieg mit entscheidender Sabotageakt statt: sie sogenannte Norwegische Schwerwasser-Sabotage. Sie bestand aus verschiedenen Operationen sowohl des norwegischen Widerstands als auch der Alliierten. Ziel war, die Herstellung und den Transport Schweren Wassers im Kraftwerk Vermork, zum Bau der Atombombe erforderlich, nach Nazi-Deutschland zu verhindern. Diese Aktionen wurden nach dem Krieg verfilmt, u. a. mit Kirk Douglas.
Über Uvdal nach Borgund

Heute war ein Fahrtag vorgesehen, etwa 300 km nach Borgund. Vorwiegend auf kleinen Seitenstraßen über Berge und Pässe. Hauptachsen vermeiden wir, soweit möglich. Das gibt auch die Möglichkeit, immer mal wieder die Drohne aufsteigen zu lassen. Nach rund 100 km entdecken wir ein braunes Schild mit dem Hinweis auf ein Freilichtmuseum und die Stabkirche Uvdal, nur ein kleiner Umweg. Also hin. Es hat sich gelohnt. Kaum etwas los, sind die alten landwirtschaftlichen Gebäude und vor allem die kleine Stabkirche Uvdal wirklich sehenswert. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert finden Erweiterungen statt und im 18. Und 19. Jahrhundert noch Umbauten. Dennoch bietet sie einen sehr guten Eindruck der alten Zeiten. Die Wandmalereien im Inneren stammen von 1770.
In dem Museum finden sich weitere zahlreiche landwirtschaftliche Gebäude wie Vorratshäuser, Getreidemagazin, Scheunen, ein Sommerwohnhaus reicher Bauern, ein Schulhaus, Trockenhaus für Getreide, eine Bachmühle und weiteres. Die meisten stammen aus dem 19. Jahrhundert, das älteste aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Nach dem Besuch des Freilichtmuseums Uvdal ging es über kurvenreiche Straßen und Pässe weiter, auch über eine stärker befahrene Teilstrecke bis nach Borgund. Hier war ich letzten September schon mal mit dem Motorrad. Ziel ist Stabkirche Nummer drei: Das Besondere, sie ist noch so erhalten wie man sie vor über 800 Jahren, um 1180 erbaut hatte. Es fanden keine Umbauten statt, geschützt mit Pech – das regelmäßig erneuert wird – und auf einem steinernen Sockel überstand sie die Zeiten. Ein einmaliges Dokument vergangener Zeiten.
Der Sognefjells und eine traumhafte Bergwelt

Heute stand eine kürzere Fahrtstrecke (rund 150 km) zur Sognefjellshytta in den Bergen an. Da es sich aber um eine wunderbare Gegend handelt, erst lange kurvenreich an einem Fjord entlang und dann hoch in die Berge auf etwa 1400 m, dauerte die Fahrt doch einige Stunden. Die Sognefjellshytta war unser Domizil für die nächsten zwei Tage, gelegen in einer wunderbaren Bergwelt mit Seen, schneebedeckten Bergen und Gletschern – umgeben von mehreren Parks wie dem Jotunheimen-Nationalpark. Überall finden sich noch große und dicke Schneefelder aus dem letzten Winter. Und die Sonne scheint. Eine traumhafte Fahrt, und viele Gelegenheiten, für Fotos und um die Drohne außerhalb der Nationalparks aufsteigen zu lassen. Auch die Fahrt über Nordeuropas höchsten Pass – auf 1434 m gelegen, ein Traum. Die E 55 ist zugleich eine der schönsten norwegischen Landschaftsrouten, hier zeigen sich die mächtigsten Berge Norwegens von ihrer wildesten oder schönsten Seite, je nach Wetter. Das wechselt hier sehr schnell.
Abends von unserem Quartier gleich noch bei Sonnenschein eine kurze Wanderung gemacht, runde 4 km über steiniges und sumpfiges Gelände, über Schneefelder und um kleinere Seen herum. Inzwischen scheinte wieder die Sonne, es war verhältnismäßig warm für diese Höhen. Zahlreiche Fotomotive ließen den Weg deutlich länger werden. Aber seht selbst.
Runde 34 km waren am kommenden Vormittag es zur Leirvassbu Fjellstue. Hier findet sich eine Berghütte, quasi ein Zentrum für Bergsteiger, Ausgangspunkt für Gipfeltouren – zahlreiche 2000er-Berge tummeln sich hier, für Gletschertouren und -kurse, aber auch zum Angeln in den umliegenden Seen und Flüssen. Das ist im Nationalpark erlaubt, für den Eigenbedarf. Im Nationalpark Jotunheimen liegt zudem der höchste Berg Norwegens, der 2469 m hohe Galdhøpiggen. Diese Region hatte ich letzten September mit dem Motorrad entdeckt, aber viel zu wenig Zeit. Letztes Jahr bin ich von Geiranger nach Borgund in einem Tag durchgefahren (sind ja nur runde 300 km), diesmal mit dem Auto haben wir für diese Strecke sechs Tage.
Nachmittags haben wir dann einen gemütlichen Tag in der schönen Berghütte verbracht- gut, Hütte ist wohl etwas untertrieben. Das Wetter hatte umgeschlagen und es regnete immer wieder recht stark, dazwischen Sonnenschein. Zum Wandern hatten wir da keine Lust.
Via Lom zum Geiranger-Fjord

Heute standen rund 150 km Fahrstrecke an. Auch die dauerten, ging es doch durch wunderbare Berglandschaften. Wie gehabt, bei diesem Wetter kommt natürlich die Drohne immer wieder zum Einsatz. es scheint die Sonne, der Himmel ist blau. Die Fahrt führt über Lom, der wichtigsten Stadt hier in der Region. Das merkt man sehr schnell am etwas chaotischen Verkehr, obwohl es eine Kleinstadt mit gerade mal 26.000 Einwohnern ist. Bald jedes zweite Fahrzeug ist ein Wohnmobil oder Caravan. Es ist Saison. Als ich im September letzten Jahres hier war, schien Lom eher ausgestorben, etwas übertrieben. Der Parkplatz vor der Stabkirche von Lom, randvoll. Im September stand neben mir ein einziges Fahrzeug.
Viele Besucher kommen wegen der Stabkirche von Lom, doch uns sah sie nur von außen. Nach den Stabkirchen von Heddal, Uvdal und Borgund reichte es, zumal ich letztes Jahr auch die von Lom ausgiebig besucht hatte. Dennoch, immer wieder ein imposanter Anblick. Nur Soviel: Lom ist eine der größeren Stabkirchen Norwegens, wurde vermutlich in einer ersten Form um 1150 n. Chr. herum gebaut und im 17. Jahrhundert durch zwei Seitenschiffe ergänzt. Sie ist heute noch als Kirche in Benutzung.
Anschließend stand ein kurzer Stadtbummel an, zudem hieß es die Vorräte in einem Supermarkt aufzufrischen. Es ging weiter, wieder durch wunderschöne Berglandschaften zu unserem nächsten Aufenthaltsort: Dalen Camping, fünf Kilometer und 400 Höhenmeter oberhalb von Geiranger gelegen, weg vom Trubel des touristischen Hotspots. Die Hütte hier, mithin die schönste. Kannte ich vom letzten Jahr und hatte sie im Februar schon fix gemacht. Diesmal bleiben wir drei Nächte.

Nach dem Bezug der norwegisch Hytten, sind wir noch den Berg runter nach Geiranger gefahren. Wie befürchtet, es lag ein großes Kreuzfahrtschiff im Fjord. Auf 220 Einwohner kommen jährlich rund 800.000 Besucher, vorwiegend im kurzen Sommer. Überraschender weise war nicht mal so viel los, wir fanden sogar sofort einen Parkplatz. Es war schon später und vermutlich Essenszeit an Bord.
In Geiranger, der touristische Hotspot mithin
Die Berge liegen im Nebel, also runter in den Fjord nach Geiranger. Obwohl das Kreuzfahrtschiff abgelegt hat, brauchen wir eine Weile, um einen Parkplatz zu finden. Es ist halt Saison. Letztes Jahr schrieb ich noch: „Was hier in der Saison los ist, wenn Busse, Wohnmobile und Autos die engen Straßen teilen, will ich lieber nicht erleben.“. So kann man sich irren, wir erleben es gerade, wenn normale Pkw´s kilometerlang mit 20 bis 30 km/h die Straßen auf- und runterschleichen, obwohl es deutlich flotter ginge. Nur viele kennen ihre Fahrzeuge anscheinend nicht, die Straßen sind eng und kehren- sowie kurvenreich. Bei den Gespannen und Wohnmobilen sieht es anders aus, hier geht es häufig kaum schneller. Nur wenige lassen den Stau hinter sich vorbei, an den Parkbuchten und Ausweichstellen gäbe es genügend Möglichkeiten. Egal, damit hatten wir gerechnet, konnten durch die Arktisreise der Hauptsaison halt nicht ausweichen.
Also auf zu einem weiteren Bummel, diesmal mit offenen Läden durch den Ort, bei schönstem Wetter. Hier unten im Fjord. Oben in den Bergen ist weiterhin dichter Nebel, wir wollten eigentlich heute morgen auf den 1500 m hohen Dalsnibba. Erstmal gestrichen, nochmal Sicht Null wollen wir uns nicht antun. In Geiranger dann kurzfristig Tickets für eine 90-minütige Bootsfahrt durch den Fjord gebucht. Aus dieser Perspektive kannten wir ihn noch nicht.
Der Geirangerfjord ist umgeben von bis zu 1700 m hohen schneebedeckten Bergen, Wasserfällen und grünen Tälern und ist von der Unesco als Welterbe geschützt, weil kaum durch Menschen verändert. Die Region hat sich als nachhaltiges Reiseziel zertifizieren lassen. Dieses Gütesiegel bekommen Touristenziele, welche die lokale Natur, Kultur und Umwelt bewahren und aktiv etwas gegen überbordenden Tourismus unternehmen. Doch wie sich das bei diesen Fahrzeug- und Menschenmengen realisieren lassen soll, ist mir ein Rätsel. Ein Drittel des Zentrums am Fjord ist Camping- und Parkplatz. Die Gegend lebt halt ausschließlich vom Tourismus.
Hoch auf den Dalsnibba

Immer wieder schauen wir auf die Webcams des Dalsnibba, ob sich die Wolken verziehen. Nachmittags gegen 17 Uhr ist es dann so weit. Also hoch auf den Berg auf 1476 m, und es war bei weitem nicht mehr so viel los, wie befürchtet. Der Blick auf die schneebedeckten Berge ist einfach fantastisch. Wir hielten uns bald zwei Stunden oben auf, auch die Drohne kam wieder zum Einsatz. Dann zog es wieder zu, Wolkenfetzen trieben um uns herum. Wir hatten genau das richtige Fenster erwischt. Ich denke, die Aufnahmen sagen alles. Die Maut von etwa 25 Euro hoch auf den Berg ist jeden Cent wert.
Ein ruhiger Tag in Geiranger
Wir hatten ursprünglich überlegt, auf den kurvenreichen Straßen und durch wunderbare Berge die rund 70 km zum Trollstiegen zu fahren. Doch es ist Samstag und wir wollen den halben Tag nicht unbedingt hinter Wohnmobilen und Schleichern verbringen. Ich war letztes Jahr schon dort, ohne Verkehr. Behalten wir den Aufstieg am Trollstiegen so in Erinnerung.
Also ein ruhiger Tag, nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zum etwas oberhalb von Geiranger gelegenen Norsk Fjordsenter, dem Zentrum für die Verwaltung des Weltkulturerbes mit Kaffee, Shop und Museum zum Thema Fjorde. Dort habe ich auch eine vernünftige Internet-Verbindung, um die Post der letzten Tage hochzuladen. Von dort aus führt ein schöner Weg bergab ins Zentrum von Geiranger aus Cortenstahl und Edelstahl entlang wunderbarer brausender Wasserkaskaden. Dieser Weg ist sicherlich ein Höhepunkt von Geiranger. Unten angekommen ging es wieder hinauf (323 Stufen, etwa ). Fast alle anderen machen den Weg umgekehrt. Nur oben am Zentrum spart man sich die Parkplatzsuche. Nach Kaffee mit Waffeln – könnte mich daran gewöhnen – und dem Museumsbesuch ging es wieder hinauf zu unserer Hütte. Den restlichen Nachmittag relaxt, bei einem Gläschen Wein auf der Terrasse. Und wieder zusammengepackt. Morgen geht es weiter, weg von touristischen Hotspots ins ländliche Norwegen.
Über den Gamle Strynefjellsvegen

Bis zu unserem nächsten Etappenziel Stryn sind es eigentlich nur rund 70 km. Dennoch brauchen wir über fünf Stunden. Bietet sich doch ein Abstecher über den Gamle Strynefjellsvegen an. Ein Umweg von etwa 100 km, fahren wir doch eine Schleife auf dem Weg nach Stryn. Zehn Jahre arbeiteten norwegische und schwedische Arbeiter an dieser Bergstraße, bis sie 1894 für den Verkehr freigegeben wurde. Sie galt als ingenieurtechnische Meisterleistung und war etwa 80 Jahre die wichtigste Ost-West-Verbindung in diesem Teil Norwegens. Sie ist bis heute gut zur Hälfte immer noch eine Lehmpiste. Bis in die 50er-Jahre hielten 200 Arbeiter im Winter die metertief eingeschneite Straße frei, per Hand mit Schaufeln.
Es geht an mehreren parallel verlaufenden Schmelzwasserflüssen mit Kaskaden und Wasserfällen vorbei, den Berg hinauf, kilometerweit über ein Hochplateau und an einem derzeit trostlosen Sommerskigebiet vorbei. Von Mai bis Mitte Juni soll hier einiges los sein, Skifahrer in Badehosen seien keine Seltenheit. Auch das Wetter macht bei der Fahrt mit. Weiter vorbei an milchig trüben, zum Teil noch zugefrorenen Bergseen geht es nach 27 wunderbaren Kilometern wieder auf die asphaltierte Hauptachse Richtung Stryn. Wir kommen bald danach an der Kreuzung vorbei, von der wir heute Morgen von Geiranger herkamen, fahren die drei Tunnel somit zum zweiten Mal und machen einen Stopp am Jostedalsbreen-Nationalparkzentrum. Hier schlägt das Wetter um, es fängt an zu regnen. Sind aber nur noch 20 km von unserem Campingplatz entfernt.
Erstmalig hat eine Hüttenbuchung auf der Reise nicht gleich funktioniert, man hat vergessen, uns einzutragen. Kein Problem, bekommen eine größere Hütte zum Preis der kleineren, die alle belegt sind. Und inmitten der Pampa auf der Gamle Strynefjellsvegen hielt hinter uns ein Auto aus Waiblingen. Die beiden wohnen in Hebsack. Hatten uns gut unterhalten und wollen uns nach der Reise mal treffen.
Der Weg nach Bergen
Einer dieser trüben Montage, die man so liebt. Es regnete und war kühl. Heute war ein Fahrtag angesagt, es ging etwa 300 km inklusive einer Fährüberfahrt nach Bergen. Es ist unsere letzte Destination, bevor wir Norwegen mit der Fähre wieder verlassen. Eigentlich ging es durch schöne Berglandschaften und entlang mehrere Fjorde, eine Landschaft, die für Norwegen eben typisch ist. Aber bei Regen sieht alles immer ganz anders aus. Also ein ereignisloser Tag, bis wir am Nachmittag an unserem Hotel mitten in Bergen ankamen.

Eingecheckt, das Auto in ein nahegelegenes Parkhaus gestellt und noch einen Bummel durch Bryggen und den alten Hafenbereich der Stadt gemacht. Es regnete immer wieder kräftig, so dass erstmals unsere Regenkleidung in Norwegen gefordert war. Bergen ist die zweitgrößte Stadt Norwegen mit rund 265.000 Einwohnern. Wir hatten jetzt noch etwas mehr als zwei Tage, bevor wir diese Region verließen.
Auf den Spuren von Edvard Grieg
Es regnete am Stück. Nichts Ungewöhnliches für Bergen in dieser Jahreszeit. Durchschnittlich fällt n dieser Jahreszeit an 25 Tagen Regen. Jährlich kommen durchschnittlich 2250 mm Niederschlag zusammen, mithin ist Bergen die regenreichste Stadt des ansonsten an Regen sowieso nicht armen Norwegen. Also ab ins Museum, so dachten auch viele andere. Aber egal, das Museum von Edvard Grieg, nage Bergen in Troldhaugen gelegen, ist immer einen Besuch wert. Hier lässt sich das Haus und Garten besichtigen, in dem der norwegische Komponist 22 Jahre lebte und auch starb. Edvard Grieg ist Komponist vieler bekannter Werke, hierzulande ein Nationalheld und gegen Ende des 19. Jahrhunderts der meistgespielte weltweit. Sein bekanntestes Werk dürften wohl die Peer-Gynt-Suiten sein. Das Haus und die Einrichtung sind in dem Zustand zu seinem Tod im Jahr 1907, seitdem nicht verändert worden. Nahe dem Haus mit wunderbaren Blick auf den See findet sich die kleine Gartenhütte, in der er viele seiner Werke komponierte. In einer Felswand direkt am See finden sich zudem die Urnengräber von Edvard und Nina Grieg. Wir hatten für diesen Tag noch Karten für ein Klavierkonzert mit Stücken von Grieg bekommen, das in der auf dem Museumsgelände befindlichen Konzerthalle gegeben wurde. Insofern ein gelungener Tag, wir verbrachten nahezu vier Stunden allein hier.
Nachmittags dann noch etwas relaxt, und als der Regen etwas nachließ noch mal zu einem Bummel in die Stadt gelaufen, unser Hotel liegt ja zentral, und am Fischmarkt etwas gegessen.
Hoch auf den Floyen
Bergen ist in Norwegen die zweitgrößte Stadt nach Oslo. Am besten sieht man das von einem erhöhten Standpunkt aus wie von rund 400 m hohen Floyen. Eine Standseitbahn fährt hinauf, also hin zu der Talstation fast im Zentrum der Stadt gelegen. Nach zwei Tagen Regen und dichten Nebel in den Bergen kamen aber viele auf die Idee. Eine lange Schlange stand schon vor der Kasse. Also schnell online die Karten besorgt und daran vorbei. Vor der Bahn aber hieß es warten, obwohl es für diese Menschenmengen recht zügig voran ging. Nur dann nicht in der modernen Bahn. An einem Zwischenhalt hat vermutlich ein Türsensor gesponnen, eine halbe Stunde ging nichts. Die Fahrt dauert eigentlich nur wenige Minuten. Endlich oben angekommen entschädigt der Blick auf die Stadt für das Warten. Hier sagen Bilder mehr als Worte.
Der Floyen lädt auch für kürzere und längere Wanderungen ein, eine kürzere zu einem See machten wir. Hier ließ sich Kanu fahren, übrigens kostenlos. Generell bietet der Floyen für Familien mit Kindern sehr viel. Im Wald und an der Station wunderbare Spielplätze, für die Kleinsten aber auch für etwas Größeren im Wald verteilt. Mehrere wunderschön angelegte Abenteuerspielplätze. Entsprechend viel war los. Sobald man aber etwas von der Bergstation weg ist, verteilt es sich. An der Bergstation findet sich noch ein gehobenes Restaurant – hier war ich Mitte der 2000er-Jahre schon mal geschäftlich eingeladen. Zudem ein Kaffee, ein Souvenirshop und noch ein paar Stände.
Wieder unten machten wir noch einen Bummel durch Bergen, in einem Teil, den wir noch nicht gesehen hatten. Die letzten Tage hatten wir schon einige Ecken erkundet, besonders schön ist das alte Viertel im Zentrum. Hat man die Innenstadt Bergens erreicht, zeigt die Stadt den Charme und Flair einer Kleinstadt. Der Grund dafür ist das alte Stadtviertel Bryggen (die Bilder hatte ich schon gepostet). Es entstand um 1343 als Handelsniederlassung der Hanse, später wurde die Niederlassung der Hansestadt Lübeck zugeordnet. 1702 brannte ein Großteil ab, wurde aber wieder aufgebaut. Ein weiterer Brand 1955 zerstörte große Teile. Übrig blieben 62 Gebäude, selbst die sollten damals abgerissen werden. Was aber nicht geschah.
Heute ist das Viertel Welterbestätte der Unesco und zahlreiche Handwerksläden, Galerien, ein Museum, Restaurants und Touristenshops bieten hier ihre Waren feil. Mithin prägt die hanseatische Landungsbrücke das Erscheinungsbild des Stadtzentrums und ist ein auffälliges Überbleibsel aus der Zeit, als Bergen das Handelszentrum Norwegens und dem Rest von Europa war.

Am Folgetag hatten wir noch den Morgen in Bergen, bevor es weiter ging. Das Wetter war wunderbar, blauer Himmel und Sonne. Nur mussten wir der Stadt den Rücken kehren. Bis zur Abfahrt blieb nach einem ausgiebigen Frühstück noch etwa eine Stunde Zeit. So gingen wir noch ins maritime Museum, nur eines von vielen in dieser Stadt. Das bekannteste ist sicherlich der Kode 1-Museumskomplex. Hier findet sich unter anderem die weltweit drittgrößte Sammlung an Munch-Gemälden. Für diesen Museumskomplex sollte man mindestens einen halben Tag einplanen. Später vielleicht einmal. So blieb das kleine, aber feine Schifffahrtsmuseum mit einem interessanten Film über die Brandbestattungen hochrangiger Wikinger inklusive ganzer Schiffe.
Mehr zu Norwegen und der Arktis
Teil II der Reise zeigt uns die Stadt und Umgebung von Longyearbyen auf Spitzbergen (Svalbard).
Im Teil III sind wir auf der MS Sea Spirit unterwegs rund um Spitzbergen bis zur Packeisgrenze.
Wen es interessiert, hier geht es zu der Reisereportage mit dem Motorrad durch Schweden, Finnland und Norwegen ans Nordkap und zurück die Westküste Norwegens entlang nach Bergen.
Auch über eine Winterreise mit dem Postschiff von Hurtigruten die Küste Norwegens entlang gibt es eine Reportage, von Bergen bis ganz in den Norden nach Kirkenes und wieder zurück.