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Sizilien und Süditalien 2023

Fünf Wochen im Süden Italiens

Wir sind unterwegs, in Richtung Sizilien. Mit dem Auto geht es nach Genua, mit der Fähre weiter nach Palermo. Unser erstes Ziel ist ein Bed & Breakfast in Monreal nahe derHauptstadt Palermo, in dem wir eine Nacht bleiben. Es herrscht Berufsverkehr, für sechs Kilometer durch Palermo benötigen wir 90 Minuten. Die Verkehrsverhältnisse sind chaotisch – aus unserer Sicht. Also schnell anpassen und mitschwimmen. Drei bis vier Autoreihen auf zwei Spuren, dazwischen unzählige Roller und Mopeds links und rechts durch die Lücken, ab und zu mal auf der Gegenspur gefahren (rein wollte ja am Abend kaum einer), Kreuzungen spielen keine Rolle und werden immer blockiert.

Hier geht es zu einem ausführlichen Reisebericht auf meinem Blog auf FindPenguin mit täglichen Berichten – auf meiner Website findet sich eine kürzere Zusammenfassung.

Monreale, unser erster Besuch auf Sizilien ist mithin das wichtigste Kirchenbauwerk aus normannischer Zeit. Die Mosaiken in den Gebäuden sollen zu den bedeutendsten Kunstschätzen ganz Italiens gehören. Erbaut wurde die Anlage von Wilhelm II, für die Mosaiken beschäftigte er die besten griechischen Mosaizisten und Geld spielte keine Rolle.

Direkt neben den Dom liegt das Benediktinerkloster. Besonders prächtig ist der Kreuzgang mit seinen 228 Säulenpaaren, keines gleicht dem anderen. Zeit bleibt auch noch für den Besuch des Dommuseums und für den Aufstieg die 180 Stufen hoch auf das Dach des Doms. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick über Palermo.

Der Inselwesten

Wir fahren westlich nach Trapani. Unterwegs bleibt Zeit für einen längeren Stopp bei Segesta. Auf einem Hügel mitten im Grünen findet sich ein weniger besuchtes Ausgrabungsgelände mit den Resten eines gut erhaltenen dorischen Tempels und einem Theater einer einst mächtigen griechischen Stadt.

Kurz darauf erreichen wir unser Domizil nahe den Salinen von Trapania, wieder ein B&B, diesmal bleiben wir zwei Tage. Die Salinen liegen nahe unserer Unterkunft. Schon seit 3000 Jahren wird hier Meersalzgewonnen, im Mittelalter war es die wichtigste Einnahmequelle des westlichen Siziliens. Dabei hat sich der Abbau die letzten Jahrhunderte über kaum geändert, man gewinnt es in einzelnen Becken, in denen Meerwasser verdunstet.

Rund 18 km weiter liegt Enrice, hoch oben auf einem Kalkfelsen in 750 m Höhe nahe dem Meer. Steil fallen die Felsen zum Meer und Trapani hin ab. Kopfsteinpflaster, enge Gassen, schöne Innenhöfe, grüne Parks, zahlreiche Kirchen und sogar eine Kathedrale zeichnen den Ort aus, auch zwei alte Burgruinen finden sich. Die sind aber derzeit wegen Renovierung geschlossen. Enrice soll einer der schönsten Orte der Insel sein.

Das Tal der Tempel

Am Samstag geht es rund 200 Kilometer südöstlich nach Agrigento zum berühmten Tal der Tempel. Auf dem Weg findet sich die archäologische Stätte Selinunte, die Reste einer griechischen Siedlung mit Blick auf das Meer. Es muss einst eine sehr wohlhabende und größerer Stadt gewesen sein, um 650 v. Chr. von griechischen Kolonisten gegründet. Davon zeugen etwa die Überreste dreier Tempel im östlichen Bereich und eine Akropolis sowie eines Markplatzes. Vieles liegt noch unter der Erde. Restauriert hat man im östlichen Bereich um 1950 den Tempel der Hera, ein beeindruckendes Bauwerk.

Für das Tal der Tempel in Agrigento nehmen wir uns einen ganzen Tag Zeit. Der Concordia-Tempel zählt zu den am besten erhaltenen Tempeln der griechischen Antike,weihte  man ihn im 6. Jahrhundert doch in eine Kirche um. Das schützte vor weiteren Verfall, zudem diente er fortan nicht mehr als Steinbruch. Deswegen ist das Tal seit 1997 auch Weltkulturerbe der Unesco. Insgesamt finden sich neun monumentale Tempel. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts gehörten die archäologischen Stätten von Agrigent für viele zu einem festen Bestandteil einer Bildungsreise nach Süditalien. Auch Johann Wolfgang von Goethe schildert in seinem Werk Italienische Reise seinen Besuch hier.

Mitten im Park findet sich in einer Schlucht mit einem Bach zwischen Schilf der Giardio della Kolymbethra, ein fünf Hektar großes Gartenareal zwischen steilen Tuffwänden. Die Ursprünge des Gartens gehen auf die Zeit der Griechen zurück. Heute wird der Zitrushain von einer gemeinnützigen Organisation erhalten und gepflegt, hier wachsen Zitronen, Orangen, Mandarinen, Klementinen, Pampelmusen und Bitterorangen aber auch Oliven, Mandeln, Pistazien, Feigen und vieles mehr.

Piazza Armerina und Enna

Richtung Nordosten liegt Piazza Amerina, 120 km entfernt. Auf dem Weg liegt in der Mitte Siziliens die Stadt Enna, hier stehen die Überreste des einst größten normannischen Kastells Siziliens, dem Castello di Lombardi, auf etwa 1000 m Höhe gelegen.  Von der Burg sind noch Mauern vorhanden, einige Gebäude und sechs der ursprünglich 20 Türme. Den Bau schreiben Historiker Friedrich II im 12. Jahrhundert zu, auf den Ruinen einer ehemals arabischen Festung.

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40 Km weiter findet sich unser Tagesziel, auch hier bleiben wir zwei Tage. Hierher kommt man wegen der Villa Romana del Casale, entstanden wohl im 3. und 4. Jahrhundert. Berühmt ist das Gebäude wegen den wunderbar erhaltenen Bodenmosaiken, die wirklich einmalig sind. Auf über 3500 Quadratmetern Fläche erzählen sie Geschichten aus damaligen Zeiten, quasi ein Mikrokosmos des Lebens der Reichen. Sie sollen zu den schönsten Mosaiken der römischen Antike gehören. Dass sie so gut erhalten sind, dafür sorgte ein Erdrutsch, der Decken und Wände einstürzen ließ und die Mosaiken unter Schutt begrub und so konservierte.

Im Osten der Insel

Wir sind in Avola, 150 km weiter östlich. Übernachtet wird für fünf Tage im Chiuso Di Carlo Agritourismo. Agritourismo bedeutet, dass landwirtschaftliche Betriebe Zimmer und Ferienhäuser vermieten, als Nebenerwerb. Der Ort ist Ausgangspunkt für einige Rundtouren in die Berge sowie Besuche der nahegelegenen Städte Syracusa und Noto.

Auf dem Weg dorthin machten wir einen Halt in Caltagirone, der Keramikhauptstadt Siziliens. Rund um die Stadt findet sich hochwertiger Ton, mit dem die Gefäße hergestellt werden. Vieles ist auch heute noch Handarbeit, es findet sich dazwischen aber auch industriell hergestellte Ware. Keramiken begleiten einen durch die ganze Stadt, seien es Straßenschilder, Fresken im Mauerwerk, Straßenlaternen, ein Keramikmuseum, Bänke und natürlich unzählige Geschäfte, die Keramiken anbieten.

Zuerst machen wir uns von unserem Domizil in Avola auf nach Syrakus. Genauer gesagt, in die Altstadt Ortygia, auf einer durch zwei Brücken mit dem Land verbundenen Insel von etwa einem Kilometer Länge und 500 m Breite gelegen sowie zum archäologische Park der Stadt Syrakus. In der Altstadt herrscht quirliges buntes Treiben, natürlich chaotischer Verkehr, wunderbar restaurierte barocke Gebäude wetteifern mit verfallenen Bauwerken und viel Patina, zu finden sind zudem natürlich ein Dom, ein Kastell, zahlreiche Läden mit Kunst und Krempel und viele Restaurants und Cafés.

Besichtigt man den Dom, sieht man auch hier Reste der Antike. Er ist auf dem Fundament des Athena-Tempels erbaut, die dorischen Säulen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. hat man gleich mit in die Kathedrale integriert.

Nach dem Erdbeben von 1693 wurde die Stadt im Stil des Barocks wieder aufgebaut, zahlreiche prunkvolle Gebäude erinnern daran. Abseits der größeren Plätze herrscht sizilianische Enge. Schmale, dunkle Gassen trennen die mehrstöckigen Gebäude.

Am Inselende lohnt noch ein Besuch des von Friedrich II um 1239 erbaute Castello Maniace.

Später am Nachmittag sind wir zum etwa zwei Kilometer entfernten archäologischen Park der Neapolis gefahren. Hier findet sich das Teatro Greco von Syrakus aus dem 5. Jh. vor Christus, mit einem Durchmesser von knapp 140 m einst eines der größten griechischen Theater. Derzeit arbeiten gerade Bühnenarbeiter, die steinernen Sitzflächen sind durch Holzkonstruktionen abgedeckt, auch heutzutage wird das Theater wie einst noch genutzt.

Besonders beeindruckend sind zudem die Latomia del Paradiso, der Steinbruch, aus dem man den Kalkstein für den Bau des griechischen Theaters gewann. Dazu grub man riesige Höhlen, um den Kalkstein herauszuschneiden. Eine davon, die ist das Ohr des Dionysios, etwa 65 m lang und 23 m hoch.

Am Folgetag machen wir uns ins Landesinnere auf, abseits der touristischen Routen. Wollten einige kleinere Museen wie ein Puppenmuseum, eines zum Thema Volkskunde oder traditionelle Artefakte besuchen. Vorab, war ein Flop. Alle geschlossen, eines wurde zudem gerade renoviert. Einen kurzen Stopp und Bummel haben wir dennoch in Palazzo Acreide gemacht, einer leicht baufällige Barockstadt. Hier an diesem Ort entstand die erste Kolonie des antiken Syrakus im Binnenland. Deren Reste lassen sich in der archäologischen Zone nahe der Stadt besichtigen. Nur, vorläufig geschlossen.

Also weiter durch eine schöne hügelige Landschaft mit vielen Oliven und Zitrushainen über kurvenreiche und enge Straßen, nach Pantalica, eine Nekropole aus der Bronzezeit in der Schlucht des Anapo, mithin Siziliens größte Totenstadt aus dem 13. bis 10. Jhr. v. Chr. In die steilen Kalksteinwände haben die Menschen von über 3000 Jahren kleinere und größere Kammern geschlagen, in denen sie ihre Verblichenen beerdigten. In vielen der Kammern fanden sich Siedlungsreste und Grabbeigaben wie Waffen, Keramik und Haushaltsgegenstände sowie die Skelette der prägriechischen Sikuler, die von etwa 1250 v. Chr. bis zum 8. Jahrhundert v. Chr. hier lebten. Insgesamt sollen sich in der Schlucht 5000 Kammergräber finden.

Am 12. Tag unserer Reise sind wir in die nahegelegene Barockstadt Noto gefahren. Sie soll, so sagt man, mithin die schönste Barockstadt Siziliens sein. Das Erdbeben 1693 zerstörte das alte Noto komplett. Also plante man die Stadt neu und baute sie 14 km vom ursprünglichen Standort entfernt wieder auf.  Bevor das Val de Noto 2002 als Weltkulturerbe der Unseco geadelt wurde, war es weitestgehend unbekannt. Aber auch heute ist die Stadt nicht überlaufen. Um die Mittagszeit war sie eher wie ausgestorben, erst am späteren Nachmittag erwachte sie zu Leben.

Rund um den Ätna

Die nächsten vier Tage verbringen wir in etwa 1600 m Höhe in unserem Hotel, an der Flanke des Ätna, Europas größten und nach dem Stromboli zweitaktivsten Vulkan Europas. Hier oben liegt in geschützten Stellen noch Schnee, die Temperatur sinkt Abends auf etwas über Null Grad. Der Vulkan ist 3357 m hoch (Stand 2021), ändert seine Höhe aber stetig durch neue Ausbrüche. Die letzten fanden 2022 statt. Für die Griechen war der Vulkan Sitz ihres Feuergottes Hephaistos. Die Ausbrüche waren nicht mehr oder weniger als das sichtbare Zeichen seiner Schmiede, in der er, in Rauch und Funken gehüllt, Waffen für die Götter schmiedete. Seine Gehilfen, das waren die einäugigen Zyklopen.

Der Ätna gilt als gutmütiger Vulkan, da seine Ausbrüche üblicherweise keine Todesopfer fordern – so erzählt man es uns. Er gilt als gutmütiger Vulkan, kündigt seine Ausbrüche rechtzeitig an, so dass die Menschen aus der Gefahrenzone entkommen. Dennoch, ganz richtig ist das nicht. Gab es bei Ausbrüchen doch schon Todesopfer. Der Ätna gilt als der am besten überwachte und untersuchte Vulkan weltweit.

Am zweiten Tag hier haben wir uns einer geführten Jeeptour angeschlossen. Wir besuchen eine Lavahöhle, in der man in früheren Zeiten gepresstes Eis produziert hat, das bis nach Malta exportiert wurde. Und sehen uns verschiedene Lavaströme an, machen auch eine etwa 1 ½ Stunden lange Wanderung einen Seitenkrater hinauf. Hier bläst der Wind recht stark, die Böen sollen manchmal bis zu 100 km/h erreichen. Das entspricht Windstärke 10.

Abend schaffen wir es dann, einen Helikopterflug über den Ätna zu chartern. Wir steigen auf 3500 m hoch, umrunden die vier schneebedeckten Hauptkrater des Ätna mehrere Male, es ist einfach fantastisch. Einer der vier Schlunde dampft kräftig. Lava sieht man keine, die findet sich nur bei einer aktiven Eruption. Es ist einfach traumhaft, den Berg aus dieser Perspektive zu sehen.

Tag 16, wir machen uns auf nach Taormina. Wer nach Sizilien reist und in der Gegend ist, kommt an diesem Ort nicht vorbei. Es ist sicherlich bisher die schönste Stadt auf unserer Tour. Eine malerische Landschaft, schöne weite Plätze, enge Gassen, das alte römische Theater, Odeon und zahlreiche Geschäfte, von touristischer Massenware über regionale Lebensmittel, Kleider, Schuhe, Handwerk und was es sonst noch so gibt. Was hier in der Saison los ist, will man besser nicht erleben. Die Stadt liegt auf einem Hügel 200 m über dem Meer, eine Seilbahn führt hinunter zum Strand.

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Das Preisniveau hier in Taormina ist Übrigens deutlich höher, als was wir bisher erlebt haben. Egal um was es sich handelt. Mit mindestens 50 Prozent Aufschlag muss man rechnen.

Wir sind noch mal auf den Ätna hoch, diesmal mit der Seilbahn und weiter mit Geländebussen. Die Seilbahn führt von etwa 2000 m auf eine Höhe von 2500 m, weiter darf man nur mit Guides und den Bussen. Sie erreichen etwa 2750 m, dort kann man dann eine kleine Wanderung mit den Guides machen. Alternativ lassen sich Trekkingtouren buchen, dann kommt man etwas höher, dem Krater aber immer noch nicht nahe. Wir sind am höchsten Punkt immer noch um die 600 m unterhalb des Kraterrandes.

Im Norden der Insel

Am Freitag geht es rund 200 km nordwestlich für drei Tage nach Cefalù. Das Küstenstädtchen mit seinen etwas über 14.000 Einwohnern liegt am Fuß des 270 m hohen Rocca di Cefalù, zeichnet sich durch eine schöne Altstadt und seinen Sandstrand aus. Zudem finden sich hier diverse Kirchen, eine Kathedrale, archäologisches Museum und viele alte interessante und weniger interessante Gemäuer. Gegründet hatten die Stadt, wie so vieles auf Sizilien, die Griechen als Kephaloidion, die Römer machten später Chephaloedium daraus. Hier lebt man vor allem vom Tourismus und Dienstleistungen. Eine Rolle spielen zudem Landwirtschaft und die Fischerei. In der Altstadt finden sich zahlreiche Restaurants, Bars, die unvermeidbaren Souvenirshops mit den immer gleichen Waren aber auch nicht wenige Läden mit schöner, italienischer Handarbeit. Nahe Cefalù liegt auch Siziliens zweitgrößtes Naturschutzgebiet, die Region lockt mit hohen Bergen, urtümlichen Dörfern und einer malerischen Natur.

Es lohnt eine Wanderung auf den Rocca di Cefalù, finden sich oben auf dem Berg doch die Reste einer alten Burg, und auf halber Höhe die Reste eines megalithischen Baus – volkstümlich Tempel der Diana genannt. Hat aber nichts mit der römischen Göttin Diana zu tun. Denn der etwa 12 auf 7 m große Bau dürfte aus dem 9. bis 8. Jhr. vor Christi stammen, ist viel zu alt.

Der Grund hier hochzukommen, sind aber nicht unbedingt die alten Gemäuer, sondern vor allem die wunderbare Landschaft und insbesondere die immer wieder faszinierenden Ausblicke auf die Stadt Cefalù.

Es bleibt auch Zeit für eine Tour ins Hinterland von Cefalù. Unser Ziel ist der Ort Castelbuono und die gleichnamige Wehrburg der sizilianischen Adelsfamilie der Ventimiglia. Heute finden sich in ihr das Stadtmuseum mit Werken der modernen und zeitgenössischen Kunst, eine Abteilung mit sakralen Artefakten sowie eine schöne Kapelle.

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Einen Besuch lohnt zudem die Altstadt mit schönen Geschäften und sehenswerten Gemäuern. Heute am Sonntag ist richtig was los. Man macht sich schick, ist mit Kind und Kegel in der Stadt, auch viele Läden – vor allem mit süßen Sachen – haben geöffnet. Es herrscht ein richtiger Trubel, Kinder toben umher, die Sizilianer unterhalten sich lautstark und gestenreich. So wie ihre Mentalität eben ist. Schön zu beobachten. Übrigens ist hier in der Stadt die Stadtreinigung mit Eseln als Tragtiere unterwegs, einmalig.

Weiter geht es in die Bergwelt auf bald 1800 m auf kurvenreichen und immer schlechter werdenden Straßen durch ein paar heute fast ausgestorbene Ortschaften wie Petralia Sottana oder Petralia Soprana. Die Leute scheinen fast alle in Castelbuono zu sein. Die Straße ist irgendwann übersäht von 10 bis 20 Zentimeter tiefen Schlaglöchern. Die schöne Gegend entschädigt aber für die Fahrt.

Auf den Liparischen Inseln

Von Milazzo aus setzen wir mit der Fähre über nach , das Auto bleibt für die fünf Tage am Hafen stehen. Wir übernachten in der Inselhauptstadt Lipari. Hier lohnen der Burgberg mit der Kathedrale San Bartolomeo, im Süden die Bucht Marina Corta und im Norden Marina Lunga einen Besuch. Kann man alles problemlos zu Fuß machen. Der Fels mit der Burg ragt imposant über die Häuser der Stadt empor. Die massive und beeindruckende Festungsmauer ist umgeben von einen bunten Gassengewirr mit Läden, Restaurants, Wohnungen, die Wäsche flattert über die Köpfe hinweg. Überall stehen Blumentöpfe dekorativ in den gepflegten und sauberen Sträßchen. Alles strahlt eine wunderbare südländische Atmosphäre aus. Man ist derzeit unter sich, in der Saison natürlich erst am Abend. Dann haben die Tagestouristen die Insel wieder verlassen.

Eine Seefahrt, die ist lustig. Heute geht zur Insel Stromboli, mithin der aktivste Vulkan Europas. Nach einem Zwischenstopp auf der Insel Panarea und dem Besuch der Stadt San Vincenco auf der Vulkaninsel wollen wir am Nordhang des etwa 926 m über den Meeresspiegel herausragenden Vulkans shippern, bei Nacht, um die feuerroten Lavaströme zu beobachten.

Doch es kommt anders. Schon die etwa 45-minütige Überfahrt nach Panarea ist Anfangs in Küstennähe recht ruhig, wird dann aber etwas holprig, das offene Meer ist uns nicht gnädig gestimmt. Nach dem Landgang und einer 30-minütigen Fahrt Richtung Stromboli dreht der Kapitän dann um, bei diesem Wellengang wäre ein Aufenthalt an der Nordflanke absehbar nicht möglich gewesen. Hätte der Kapitän eigentlich schon am ersten Zwischenstopp feststellen müssen.

Am Folgetag fahren wir dann mit einem kleinen Boot auf die benachbarte Insel Vulcano. Der Tripp bei ruhigerem Wellengang dauert weniger als eine halbe Stunde. Für organisierte Ausflüge ist es noch zu früh, außerhalb der Saison.. Das Boot holte uns am späteren Nachmittag auch pünktlich gegen 17 Uhr wieder ab, quasi ein Taxi übers Meer.

Als wir ankommen ist nur wenig auf Vulcano los, auf der gesamten Insel leben nur etwa 550 Menschen. Zurzeit ist nahezu alles noch geschlossen, an vielen Stellen wird gebaut und renoviert für die kommende Saison. Generell sind die Liparischen Inseln vom Massentourismus verschont, gibt es doch auf keiner der sieben größeren Inseln einen Flughafen.

Warum wir herkommen, kann man schon beim Anlanden riechen, wie überall auf der Insel. Es riecht steilweise recht streng nach Schwefelwasserstoff, also faulen Eiern. Auch bei kräftigerem Wind. Der Grund dafür sind zahlreiche Fumarole, aus denen eben diese Gase aufsteigt. Ist Vulcano doch – wie der Name schon sagt – ein aktiver Vulkan.

Auf Vulcano gibt es Übrigens weder Quellen noch Bäche. Man sammelt Regenwasser, dass jedoch über den Sommer für die Touristen nicht ausreicht. Also bringt man das Trinkwasser mit dem Schiff.

 

An der Stiefelspitze unterwegs

Tag 25, Freitag: Mit der Fähre geht es zurück nach Milazzo, nach einer kurzen Fahrt haben wir Messina erreicht und mit einer Autofähre aufs Festland übergesetzt. Sprich, wir sind jetzt im südlichsten Zipfel des italienischen Stiefels unterwegs.

Den Nachmittag und Abend verbringen wir in Scilla, berühmt aus der Saga des Odysee. Die kalabrische Stadt liegt an der Meerenge von Messina mit Blick auf Sizilien und zeichnet sich vor  allen durch den 600 m langen Sandstrand , das auf einem großen Felsen liegende Castello Ruffo sowie dem alten Fischerviertel aus. Hier stehen die Häuser direkt am Wasser, sodass die Fischer ihre Boote quasi am Haus festmachen können.

Zwei Tage bleiben wir anschließend in Matera, rund 360 km entfernt. Parken müssen wir außerhalb der Altstadt, dazu geben wir Auto mit Schlüssel bei einem Parkunternehmen ab.  Unser B&B Al Vico, das ist schon etwas Besonderes, für hier aber fast normal. Es ist in der Altstadt mit Blick über das alte Zentrum in einer alten Grotte gelegen. Hier in unserer Höhle lebten die Menschen schon vor zig Hunderten wenn nicht tausenden Jahren. Nur nicht ganz so komfortabel.

Die meisten Grotten in den Felswänden sind nicht natürlich, sondern wurden in den relativ weichen Sand- und Tuffstein gehauen. Bald grub man ganze Wohnungen in den Berg und nutzte das gewonnene Material für den Bau der Fassaden und Häuser. So entstand im Laufe der Jahrtausende eine Höhlenstadt auf vielen Ebenen mit verschachtelten Höhlenwohnungen, engen Gassen und kleinen Plätzen, dazwischen zahlreiche Felsenkirchen – mithin über 150 in der Altstadt. 1270 kam in der, ich nenne es einfach Oberstadt für die Besseren, eine Kathedrale hinzu. Alles zusammen ein architektonisches Kunstwerk, das von der Unesco als Weltkulturerbe geadelt wurde. Jedoch nicht nur der Gebäude und Grotten, sondern der uralten, durchdachten Wasserversorgung mit Kanälen und Zisternen wegen.

Der historische Teil besteht aus zwei Stadtvierteln Sasso Barisano und Sasso Caveoso. Die Höhlensiedlungen hier sind ein außergewöhnliches Beispiel im mediterranen Raum. Besiedelt ist das Gebiet bereits seit der Jungsteinzeit, Matera gilt als einer der ältesten besiedelten Orte der Welt.

Es ist Ostersonntag, dennoch ist einiges hier los. Viele Läden haben geöffnet, etwas anders als in Deutschland. Hier entscheiden die Menschen selbst, wann sie ihre Läden öffnen oder nicht und nicht ein paar Bürokraten. Geöffnet wird dann, wenn etwas los ist, also auch am Ostersonntag.

In einer Grotte hausten früher – muss man so sagen, meist um die 15 bis 20 Menschen, bei Finsternis, Fenster gab es meist keine, die Tür war recht klein und mit Holzlatten verschlossen. Für Wasser sorgten offene Zisternen im Höhlenboden, die sich über Kanäle mit Regenwasser füllten. Kühl, feucht und stickig war es, die Wände isolierte man mit den Exkrementen der Tiere. Für etwas Wärme sorgte das Vieh, das mit in den Höhlen bei den Menschen lebte. So sah es sogar noch in den 50- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts hier aus. Abluftkamine oder Abzüge gab es kaum, darüber lagen ja andere Höhlen und darüber die Häuser der Reicheren. Sozialen Halt gab den Armen einzig die Nachbarschaft…

Mehr zu der einmaligen Geschichte der Stadt in meinem FindPenguin-Blog.

Wir sind 180 km weiter südlich, in Lecce. Die Stadt ist wieder eine ganz andere Welt, ein barockes Juwel im Landesteil Apulien gelegen. Obwohl es Ostermontag ist, sind die Museen, Kirchen und vieles mehr auch spät am Abend geöffnet. Die Menschen drängeln sich durch die Gassen, es herrscht ein südländisches Treiben. Welch Unterschied zu einem Feiertag in Deutschland.

Die Altstadt ist von einer Ringmauer mit vier Toren umgeben. In ihr finden sich zahlreiche barocke Gebäude, bestehend aus dem im Umland abgebauten sogenannten Kalkarenit, einem weichen Sandstein. Wegen des der Stadt eigenen barocco leccese wurde Lecce auch das Florenz des Rokokko genannt. An Sehenswürdigkeiten findet sich hier im Zentrum viel: Etwa das Kastell Karls V. aus dem 16. Jahrhundert – bereits seit Jahren wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, oder die wegen ihrer Fassade berühmte Basilika Santa Croce, viele wunderschöne Kirchen und ein großer Dom – was mussten die Menschen damals für diese kirchliche Pacht bluten, weiter lohnen mehrere Museen, zahlreiche Piazzas, ein römisches Amphitheater mitten in der Altstadt und vieles mehr einen Besuch.

Von Lecce aus machen wir nun einen Besuch in Gallipoli, etwa 40 km entfernt. Gegründet wurde die Stadt von den Griechen auf einer Insel 265 v. Chr. als Kallipolis, was Schöne Stadt bedeutet. Wir schlendern gemütlich durch die überschaubare Altstadt, die mit einer aus dem 19. Jahrhundert stammenden Brücke mit der Neustadt verbunden ist. Die ganze Altstadt ist umgeben von einer Stadtmauer und gegen Piraten und Invasoren geschützt von der mächtigen Bastion. Dieser Bereich ist touristisch geprägt, dennoch lohnend.

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Richtung Süden erreichten wir dann weitere 40 km später den südlichsten Punkt des italienischen Festlandes, den 47 m hohen Leuchtturm Faro di Leuca in Santa Maria di Leuca. Man kann auch hoch, aber angesichts der Warteschlange und deren Geschwindigkeit habe ich hochgerechnet, dass wir wohl bis zu zwei Stunden Wartezeit hätten. Also dankend verzichtet. Nahe gelegen lohnt der Besuch des Scalinate Monumentale, einer schönen Treppenanlage mit rund 280 Stufen.

Es ist Tag 30 der Reise, es geht wieder nordwärts. der erste Halt ist Polignano a Mare, wunderschön an der Küste gelegen. Die Stadt ist mithin einer der meistbesuchten Orte an der apulischen Küste, die Altstadt liegt spektakulär auf einer Klippe. Das historische Zentrum ist meist wunderbar restauriert, ein Gewirr von engen Gassen mit Läden, Restaurants und Kirchen laden zum Bummeln ein.

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Am Nachmittag erreichen wir Alberobello, hier übernachten wir zwei Tage in einem typischen Trullo. Das Gebäude ist etwa 400 Jahre alt, wurde vor vier Jahren modernisiert und zu einem B&B ausgebaut. Trulli, der Plural, sind weiß getünchte Gewölbebauten aus Trockenmauerwerk mit schuppenartigen dunklen Bruchsteindächer.

Ursprünglich standen sie in den Feldern und nicht in einem Ort, bieten durch die Bauweise aus massivem Naturstein mit dicken Wänden und kleinen Fenstern guten Schutz gegen die Sommerhitze. Einst lange Zeit dem Verfall überlassen erleben die ‚Arme-Leute-Häuser‘ eine Renaissance und Alberobello ist insofern einmalig, weil hier ein größeres geschlossenes Viertel mit derartigen Gebäuden erhalten blieb. Seit 1996 zählt es zum Weltkulturerbe der Unseco…

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Auch hier mehr in meinem FindPenguin-Blog.

Castel del Monte

Auf dem Weg zurück nach Deutschland machen wir einen Tag Stopp beim Castel del Monte, ein ´schwäbisches´ Wahrzeichen Italiens, stammt es doch vom Stauferkaiser Friedrich II, erbaut von 1240 bis 1250. Berühmt ist es durch seine Bauform. Es ist vom Grundriss her achteckig und an jeder der Ecken steht ein ebenfalls achteckiger Turm. Über die Funktion der Burg rätselt man noch heute. Es könnte einst ein Jagdschloss gewesen sein, ein astronomisches Zentrum oder es diente zur Aufbewahrung des Staatsschatzes. Auch die Deutung als steinerne Krone Apuliens, mit der der Kaiser seine Macht demonstrieren wollte, hat Anhänger. Gern bezeichnet man es auch als Wehrbau und Lieblingssitz Friedrich II. Nichts genaues weiß man nicht und wer etwas mehr wissen will, klickt hier auf dem Link zu meinem Blog.

Republik San Marino

Bevor es nach 34 Tagen heim Richtung Deutschland geht, machen wir noch drei Tage Stopp in San Marino. Es soll sich bei dem Zwergstaat, einer von sechs in Europa, um die vermutlich älteste Republik der Welt handeln. So gehe die Gründung auf das Jahr 301 zurück, durch den heiligen Marinus. San Marino ist vollständig von Italien umgeben. Hier leben rund 30.000 Einwohnern, mit einer Fläche von 60 Quadratkilometern ist es der fünftkleinste international anerkannte Staat der Welt. San Marino gehört nicht der Europäischen Union an, ist aber Mitglied im Europarat. Aber auch hier gilt der Euro. Das Land zählt zu den reichsten Ländern der Erde, soll keine Staatschulden haben.

Das historische Zentrum ist seit 2008 Weltkulturerbe der Unesco. Die abgelegene Lage auf einem Felsmassiv bewahrt der Stadt ihre Mittelalterliche Prägung. Der Stadtkern ist heute noch von drei Seiten her mit den Stadtmauern aus dem 11. bis 14. Jahrhundert umgeben. Auf engem Raum finden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten, denen wir uns die nächste Zeit widmen. Zu Fuß, denn gebucht habe ich ein kleines Hotel im Stadtkern. Hin mit dem Auto kommen wir durch eine Fußgängerzone mit Genehmigung der Behörden, die ich mir vorher besorgt habe.  Und logischerweise findet sich viel mehr über die Republik und die Reise in Form von Tagesberichten in meinem Blog. Deswegen endet hier die etwas über fünfwöchige Reise.

Norwegen, Spitzbergen und die Arktis: Film als BluRay erhältlich

Der Film über die Reise ins südliche Norwegen und in die Arktis nach Spitzbergen ist nun als BluRay in meinem Shop erhältlich. Der 127-minütige Film beinhaltet eigentlich zwei komplette Reisen: Unterwegs im südlichen Teil von Norwegen geht der erste Teil von Olso aus nördlich über den Sognefjells und Lom bis zum weltbekannten Geirangerfjord. Wieder Richtung Süden machen wie uns auf nach Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt.

Im zweiten Teil des Filmes geht es hoch in den Norden, nach Spitzbergen. Hier erkunden wir die Region rund um die Siedlung bis wir uns mit dem Expeditionsschiff auf eine Tour in die arktische See rund um die Insel machen, mit wunderbaren Aufnahmen von Seevögeln, Walrossen und Eisbären.
 

Route Norwegen: Oslo, Skien, Telemark-Kanal, Heddal, Gaustatoppen, Rjukan-Bahnhof, Uvdal, Borgund, Sognefjells, Leirvassbu, Lom, Geiranger, Dalsnibba, Gamle Strynefjellsvegen, Trollhaugen, Bergen

Route Spitzbergen: Longyearbyen, Ny-Ålesund, St. Johnsfjorden, Smeerenburg, Virgohammna, Texas-Bar, Packeisgrenze, Phippsøya, Kræmerpynten, Andreeneset, Torrelneset, Alkefjellet, Kap Waldburg, Kap Lee, Gnålodden, Bamsebu, Kajaktouren im Eismeer

Hier gibt es einen kurzenTrailer auf YouTube mit Ausschnitten vom Film. Auf meinem Kanal finden sich weitere längere Filme mit deutschen Kommentaren.

Mittelnorwegen und die Arktis

Die Reiseberichte über Norwegen und die Arktis sind nun online. Sie sind in drei Teile untergliedert:

Mittelnorwegen und die westlichen Fjorde

Longyearbyen auf Spitzbergen (Svalbard)

Arktistour rund um Spitzbergen bis zur Packeisgrenze mit der MS Sea Spirit

Spannende Berichte und viele schöne Bilder etwa von Eisbären, Walrossen, faszinierenden Landschaften, von Kunst und Antikem sowie den Kajaktouren auf offener See erwarten euch.

Mittelnorwegen und die westlichen Fjorde – Teil I

Oslo – der Ausgangspunkt unserer Reise

Ausgangspunkt für unsere Tour nach Spitzbergen und durch Mitttelnorwegen sowie die westlichen Fjorde ist Oslo. Rund zwei Tage hatten wir für die Hauptstadt Norwegens. Ursprünglich waren vier Tage geplant, aber durch den Streik der SAS-Piloten – unsere Flüge nach Spitzbergen waren davon betroffen – mussten wir einiges anpassen und umbuchen.  Der erste Tag bei wunderbarem Sonnenschein, blauem Himmel, der zweite bei zeitweise stärkerem Platzregen. So wie das Wetter in Norwegen halt ist. Wechselhaft. Also am Tag 1 einen Bummel durch die Stadt gemacht, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mitgenommen. Sprich, als erstes ging es zur Oper. Das Opernhaus ist aus weißem Marmor gebaut, die eckige Fassade scheint sich aus dem Wasser zu erheben. Genial, man kann auf das riesige Dach steigen – oder mit eRollern auch befahren – was einige machten – und hat dann von oben einen wunderbaren Blick über Oslo und den Fjord. Auf dem Weg dorthin lag auch die Osloer Kathedrale und das Parlament sowie einige weitere Sehenswürdigkeiten.

Manches Mal waren auf dem Weg zur Oper Umwege angesagt, es waren einfach zu viele Menschen unterwegs. Menschenmassen. Zumal mehrere Kundgebungen für die sexuelle Selbstbestimmung und Menschenrechte stattfanden, überall Regenbogenfahnen und entsprechend gekleidete Teilnehmer. Eine freundliche Stimmung, wie man sie sich bei vielen Demos wünschen würde.

Hier geht es zu Teil II, rund um Longyearbyen auf Spitzbergen und der dritte Teil findet sich hier: an Bord der MS Sea Spirit rund um Spitzbergen bis an die Packeisgrenze.

Exkurs: Wie wir inzwischen erfahren haben, fand in der Nacht zum Samstag in Oslo in der Nähe einer Schwulenbar ein terroristischer Anschlag statt mit zwei Toten und 21 weiteren Verletzten, zehn davon schwer. Am Samstag war ursprünglich eine große Gay-Parade geplant, die aus Sicherheitsgründen verschoben wurde. Dennoch strömten am Samstag Tausende Menschen mit Regenbohnenfahnen durch die Innenstadt und riefen „Wir sind hier, wir sind queer, wir werden nicht verschwinden“. Die Menschen schwenkten die Regenbogenfahne und legten am Ort des Attentats Blumen nieder. Hier kamen wir auch vorbei, wussten aber noch nicht, was passiert war. Deswegen die vielen Menschen, die unterwegs waren.

Als wir zurück und nahe unserem zentral gelegenen Hotel waren, machten wir noch eine Stippvisite beim Königlichen Schloss. Es dient dem König als Residenz, wird für staatlichen Repräsentation verwendet und ist zugleich Gästehaus des Landes. Mit 173 Räumen gehört es zu den kleineren Residenzen Europas.

Am Sonntag waren dann in Anbetracht des Wetters Museen im Ortsteil Bygdøynes angesagt. Hin ging es mit dem Bus, wir ließen das Auto stehen. Das dortige Wikingermuseum mit drei originalen Schiffen ist derzeit leider geschlossen, aber es gibt in dieser Ecke Oslos noch das Fram-Museum, das Kon-Tiki- und das Maritime Museum. Reicht für einen guten halben Tag. Mindestens. Das dortige Folkloremuseum mit 130 Gebäuden ließen wir aus. 
Die Fram soll das stärkste, je aus Holz gebaute Schiff der Welt sein und wurde bei drei Polarexpeditionen von Fridtjof Nansen (1893-1896), Otto Sverdrup (1898-1902) und Roald Amundsen (1910-1912) eingesetzt. Gebaut 1892 ist das Schiff hier im Original mit kompletter Einrichtung und zahlreichen Infos zur Geschichte ausgestellt. Schon faszinierend.

Faszinierend und Geschichte pur, das ist auch das Kon-Tiki-Museum. Hier finden sich das originale Kon-Tiki-Floß aus Balsaholz und das Papyrus-Boot Ra II. Mit der Kon-Tiki überquerte Thor Heyerdahl 1947 den Pazifik auf dem Floß von Lima, Peru bis nach Polynesien. Er war 101 Tage unterwegs und legte etwa 7000 km zurück. Ziel war der Beweis, dass die Besiedlung Polynesiens von Südamerika aus erfolgen konnte, und zwar vor der Zeit der Inka.
Mit der Ra II, einen Papyrusboot – hier steht ein Nachbau im Museum, stach Heyerdahl im Mai 1970 von Marokko aus in See und erreichte nach 57 Tagen und 6.100 km Barbados. In dem Museum findet sich zudem einiges zu archäologische Ausgrabungen auf den Galapagosinseln, den Osterinsel und in Tucume. Gegen die zwei Museen fällt das maritime Museum naturgemäß etwas ab, dafür hat es ein Kaffee und es war weniger los.

Zurück ins Zentrum nahmen wir die Fähre. Von Anlegestelle am Nobel Peace Center bot sich ein kurze Abstecher zu der nahe gelegenen Ankershus Fortress an. Das integrierte Museum zur norwegischen Widerstandsbewegung und das Militärmuseum ließen wir jedoch aus. An Geschichte reicht es heute und das langsame Gehen geht doch ganz schön aufs Kreuz. Dafür schlenderten wir bei Regen lieber die Hafenpromenade entlang, bis wir ein typisches norwegisches Restaurant fanden. Auf das angebotene Walfleisch ließ sich leichten Herzens verzichten, aber ein Rentier als Filet musste daran glauben.

Skien und der Telemarkkanal

Wir sind in Skien, rund 160 km südwestlich von Oslo gelegen. Die Stadt ist Ausgangspunkt für Bootsfahrten auf dem insgesamt 105 km langen Telemarkkanal. Zwei Schiffe starten von hier im Wechsel, die MS Henrik Ibsen und MS Victoria. 18 Schleusen überwinden auf der Strecke einen Höhenunterschied von 72 m. Eine davon befindet sich in der Stadt.

Die manuell betätigte Vrangfoss-Schleuse ist die größte des Telemarkkanals. Die fünf Schleusenkammern überwinden 23 Höhenmeter, die Durchfahrt dauert rund 45 Minuten. Allein die Fahrt durch die Schleusen den Telemarkkanal entlang ist schon einen Besuch dieser Region wert. Aber auch hier, wir waren nahezu die einzigen Nicht-Norweger auf dem Schiff.  Die Vrangfoss-Schleusen sind Weltkulturerbe der Unesco, fertiggestellt wurde der Kanal 1892. 500 Arbeiter benötigten rund fünf Jahre dafür. Zugleich bietet eine Schifffahrt die Gelegenheit, die wunderbare Natur aber auch alte Schleusenwärtergebäude, Schmieden, Sägewerke, Lagerschuppen und Anlegestellen vom Bott aus an sich vorbei gleiten zu lassen. Wir machten eine kürzere Tour von etwa fünf Stunden bis Lunde sluse, zurück ging es in einer Stunde mit dem Bus. Fahren kann man auch bis Dalen, dann dauert die Fahrt aber rund zehn Stunden.

Am Samstag ging es weiter, wir entschieden bei dem wunderbaren Wetter den Telemarkkanal entlang zu fahren. Und stoppten passend mit dem Schiff an den zwei Schleusenanlagen Uttfoss und Vrangfoss, konnten so wunderbare Aufnahmen von der Schleusung machen, diesmal mit dem Schwesterschiff MS Victoria. Die MS Henrik Ibsen ist ja in Gegenrichtung unterwegs, also nach Skien.

Ich durfte sogar Aufnahmen stehend auf den Schleusentoren machen, wurde problemlos gestattet. In Deutschland unvorstellbar. Hier zählt die Eigenverantwortung doch noch etwas mehr als bei uns. Wir waren auch rechtzeitig vor der Einfahrt des Schiffes in Lunde, wo wir gestern von Bord gingen. Ich habe so insgesamt rund 90 Minuten Filmmaterial allein von diesen Fahrten, im Film dürfen es aber nicht mehr als drei/vier Minuten werden…

Wir haben jetzt zwei Tage in Skien verbracht. Es ist eine der ältesten Städte Norwegens, davon sieht man aber nicht mehr viel. Brannte die Innenstadt doch zweimal vollständig ab. Auch ist es ein Ort, an dem ausländische Touristen eher selten hinkommen. Jedenfalls derzeit.

Skien ist die Stadt des Dramatikers und Schriftstellers Hendrik Ibsens, der hier 1828 geboren wurde. In dessen Wohnhaus findet sich heute ein kleines Museum, das wir natürlich besuchten und quasi eine Privatführung bekamen. 1867 erschien Ibsens dramatisches Gedicht Peer Gynt. Vorlage dafür war ein norwegisches Feenmärchen von Peter Christen Asbjørnsen. 1874 arbeitete er das Werk zu einer Bühnenfassung um. Dafür schuf der Komponist Edvard Grieg die 26-teilige Schauspielmusik Peer Gynt. Und aus dieser schuf Grieg 1888 und 1891 seine beiden weltbekannten Peer-Gynt-Suiten.

In Skien findet sich zudem der Brekkenpark mit Freilichtmuseum. Hier kann man gemütlich zwischen alten Bauernhäusern und Speichern, teilweise aus dem 16. Jahrhundert, wandeln. Zudem gibt es ein modernes Museum. Und auch ein schön gelegenes Kaffee mit wunderbarem Blick über die Stadt. Hier fand am Donnerstagabend ein Jazz-Konzert statt, dessen Besuch wir uns nicht nehmen ließen. Von den ungefähr 200 Besuchern, dürften wir die einzigen nicht-Norweger gewesen sein. Zwar verstanden wir kein Wort von den Erzählungen der Interpretin, aber die Musik um so besser. Ein schöner Abend.

Stabkirche zu Heddal

Weiter ging es zu der größten Stabkirche Norwegens in Heddal, erbaut um 1250. Einige Baumaterialien stammen aus dem 9. Jahrhundert, dass manches auch älter sein könnte. Sie ist etwa 25 m lang und 17 m breit. Die größte Höhe beträgt 29 m und das Gebäude hat drei Turmspitzen. Sie ist heute noch als Kirche in Betrieb. Die Kirche wurde jedoch um 1600 innen umgebaut und um 1850 noch einmal renoviert. Um 1950 baute man sie in ihren ursprünglichen Zustand zurück, so dass sie jetzt wieder so aussieht wie einst. Im Inneren finden sich drei mittelalterliche Möbelstücke (Nachbauten, Originale sind in Oslo im Museum), die mit Motiven aus den Sagen von Siegfried dem Drachentöter verziert sind. Wagner und die Nibelungen lassen grüßen.

Einst gab es in Skandinavien mehr als 1000 derartige Kirchen, heute existieren noch 28, ausschließlich in Norwegen. Mehr Infos zu Stabkirchen gibt es, wenn wir die in Lom und Borgund besuchen etwas später in diesem Post. 

Rjukan und der Gaustatoppen

Unterwegs in Mittelnorwegen

Weiter Richtung Rujkan, unserem Tagesziel. Bei dem schönen Wetter und der wunderbaren Landschaft, bot es sich an, gleich mal die Drohne einzusetzen. Am Nachmittag erreichten wir dann unseren Campingplatz. Hier bezogen wir eine kleine Hütte für die nächsten zwei Tage.

Am kommenden  Morgen ging es hoch auf den 1883 m hohen Gaustatoppen, der von vielen als einer der schönsten Berge Norwegen bezeichnet wird. Vom Gipfel aus sieht man ein Sechstel ganz Norwegens, bis rein nach Schweden und auf der anderen Seite bis ans Meer. Bei entsprechender Sicht. Die wir nicht hatten, die Spitze lag im dichten Nebel. Aber anhand der Schautafeln konnte man es sich wenigstens vorstellen. Zudem es gab einen warmen Kaffee und die für hier typischen leckeren Waffeln.

Man kann den Berg in knapp drei Stunden von Stravsro auf 1173 m Höhe erwandern oder aber den bequemeren Weg nehmen, mit einem Zug und einer Schrägseilbahn. Die von der Nato 1954 erbaut wurden. Denn auf dem Berg befindet sich eine Jahrzehnte lang geheime Anlage des Militärbündnisses, die je nach Quelle Mitte der 90er-Jahre oder erst in den 2000ern stillgelegt wurde. Seitdem nutzen Touristen die Bahn. Erst führt ein kleiner Zug in einem dunklen Stollen etwa 840 m tief in den Berg hinein, dann folgt die Schrägseilbahn mitten im Berg mit einer Steigung von 39 Grad. Sie überwindet in 10 Minuten rund 1100 Höhenmeter. Schon die Fahrt in dem Relikt des kalten Krieges lohnt, auch wenn oben die Sicht nahezu Null war.

Also wieder herunter und den Rjukan Bahnhof, heute eine Museumsanlage besucht. Die Bahnstrecke, Fahrzeuge und Fährschiffe sowie eine ganze Reihe von Gebäuden wie große Wasserkraftwerke aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts sind Weltkulturerbe der Unesco. In dem Bahnhof endet die 46 km lange Bahnstrecke, die Züge wurden auf Fähren rangiert und nach Mæl verschifft, dann ging es wieder auf Gleisen nach Skien. Transportiert wurden vor allem Chemikalien von Norsk Hydro.  In Betrieb genommen hat man die Anlage 1909, sie war bis 1991 in Betrieb. Zwei der alten Eisenbahnfähren lassen sich besichtigen: Die D/F Ammonia, die letzte dampfbetriebe Eisenbahnfähre der Welt, wird gerade restauriert und soll irgendwann wieder den Betrieb aufnehmen. Und die M/F Storegut, sie ist für gelegentliche Fahrten noch in Betrieb und nicht weniger interessant. Wir bekamen eine exklusive, sehr ausführliche Führung durch die Anlage und beide Schiffe von einer Museumsmitarbeiterin, die viel über die Geschichte, Land und Leute erzählte. Jedenfalls schloss das Museum gegen 17 Uhr, unsere Führung endete um 18 Uhr.

Bekannt ist diese Gegend zudem durch eine Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg, fand bei Rjukan doch ein den Zweiten Weltkrieg mit entscheidender Sabotageakt statt: sie sogenannte Norwegische Schwerwasser-Sabotage. Sie bestand aus verschiedenen Operationen sowohl des norwegischen Widerstands als auch der Alliierten. Ziel war, die Herstellung und den Transport Schweren Wassers im Kraftwerk Vermork, zum Bau der Atombombe erforderlich, nach Nazi-Deutschland zu verhindern. Diese Aktionen wurden nach dem Krieg verfilmt, u. a. mit Kirk Douglas.

Über Uvdal nach Borgund

Morgenstimmung, ganz nach Edvard Grieg

Heute war ein Fahrtag vorgesehen, etwa 300 km nach Borgund. Vorwiegend auf kleinen Seitenstraßen über Berge und Pässe. Hauptachsen vermeiden wir, soweit möglich. Das gibt auch die Möglichkeit, immer mal wieder die Drohne aufsteigen zu lassen. Nach rund 100 km entdecken wir ein braunes Schild mit dem Hinweis auf ein Freilichtmuseum und die Stabkirche Uvdal, nur ein kleiner Umweg. Also hin. Es hat sich gelohnt. Kaum etwas los, sind die alten landwirtschaftlichen Gebäude und vor allem die kleine Stabkirche Uvdal wirklich sehenswert. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert finden Erweiterungen statt und im 18. Und 19. Jahrhundert noch Umbauten. Dennoch bietet sie einen sehr guten Eindruck der alten Zeiten. Die Wandmalereien im Inneren stammen von 1770.

In dem Museum finden sich weitere zahlreiche landwirtschaftliche Gebäude wie Vorratshäuser, Getreidemagazin, Scheunen, ein Sommerwohnhaus reicher Bauern, ein Schulhaus, Trockenhaus für Getreide, eine Bachmühle und weiteres. Die meisten stammen aus dem 19. Jahrhundert, das älteste aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Nach dem Besuch des Freilichtmuseums Uvdal ging es über kurvenreiche Straßen und Pässe weiter, auch über eine stärker befahrene Teilstrecke bis nach Borgund. Hier war ich letzten September schon mal mit dem Motorrad. Ziel ist Stabkirche Nummer drei: Das Besondere, sie ist noch so erhalten wie man sie vor über 800 Jahren, um 1180 erbaut hatte. Es fanden keine Umbauten statt, geschützt mit Pech – das regelmäßig erneuert wird – und auf einem steinernen Sockel überstand sie die Zeiten. Ein einmaliges Dokument vergangener Zeiten.

Der Sognefjells und eine traumhafte Bergwelt

Unterwegs in 1400 m Höhe

Heute stand eine kürzere Fahrtstrecke (rund 150 km) zur Sognefjellshytta in den Bergen an. Da es sich aber um eine wunderbare Gegend handelt, erst lange kurvenreich an einem Fjord entlang und dann hoch in die Berge auf etwa 1400 m, dauerte die Fahrt doch einige Stunden. Die Sognefjellshytta war unser Domizil für die nächsten zwei Tage, gelegen in einer wunderbaren Bergwelt mit Seen, schneebedeckten Bergen und Gletschern – umgeben von mehreren Parks wie dem Jotunheimen-Nationalpark. Überall finden sich noch große und dicke Schneefelder aus dem letzten Winter. Und die Sonne scheint. Eine traumhafte Fahrt, und viele Gelegenheiten, für Fotos und um die Drohne außerhalb der Nationalparks aufsteigen zu lassen. Auch die Fahrt über Nordeuropas höchsten Pass – auf 1434 m gelegen, ein Traum. Die E 55 ist zugleich eine der schönsten norwegischen Landschaftsrouten, hier zeigen sich die mächtigsten Berge Norwegens von ihrer wildesten oder schönsten Seite, je nach Wetter. Das wechselt hier sehr schnell.

Abends von unserem Quartier gleich noch bei Sonnenschein eine kurze Wanderung gemacht, runde 4 km über steiniges und sumpfiges Gelände, über Schneefelder und um kleinere Seen herum. Inzwischen scheinte wieder die Sonne, es war verhältnismäßig warm für diese Höhen. Zahlreiche Fotomotive ließen den Weg deutlich länger werden. Aber seht selbst.

Runde 34 km waren am kommenden Vormittag es zur Leirvassbu Fjellstue. Hier findet sich eine Berghütte, quasi ein Zentrum für Bergsteiger, Ausgangspunkt für Gipfeltouren – zahlreiche 2000er-Berge tummeln sich hier, für Gletschertouren und -kurse, aber auch zum Angeln in den umliegenden Seen und Flüssen. Das ist im Nationalpark erlaubt, für den Eigenbedarf. Im Nationalpark Jotunheimen liegt zudem der höchste Berg Norwegens, der 2469 m hohe Galdhøpiggen. Diese Region hatte ich letzten September mit dem Motorrad entdeckt, aber viel zu wenig Zeit. Letztes Jahr bin ich von Geiranger nach Borgund in einem Tag durchgefahren (sind ja nur runde 300 km), diesmal mit dem Auto haben wir für diese Strecke sechs Tage.

Nachmittags haben wir dann einen gemütlichen Tag in der schönen Berghütte verbracht- gut, Hütte ist wohl etwas untertrieben. Das Wetter hatte umgeschlagen und es regnete immer wieder recht stark, dazwischen Sonnenschein. Zum Wandern hatten wir da keine Lust.

Via Lom zum Geiranger-Fjord

Unterwegs nach Lom. Viele Orte laden zu einem Stopp ein

Heute standen rund 150 km Fahrstrecke an. Auch die dauerten, ging es doch durch wunderbare Berglandschaften. Wie gehabt, bei diesem Wetter kommt natürlich die Drohne immer wieder zum Einsatz. es scheint die Sonne, der Himmel ist blau. Die Fahrt führt über Lom, der wichtigsten Stadt hier in der Region. Das merkt man sehr schnell am etwas chaotischen Verkehr, obwohl es eine Kleinstadt mit gerade mal 26.000 Einwohnern ist. Bald jedes zweite Fahrzeug ist ein Wohnmobil oder Caravan. Es ist Saison. Als ich im September letzten Jahres hier war, schien Lom eher ausgestorben, etwas übertrieben. Der Parkplatz vor der Stabkirche von Lom, randvoll. Im September stand neben mir ein einziges Fahrzeug. 


Viele Besucher kommen wegen der Stabkirche von Lom, doch uns sah sie nur von außen. Nach den Stabkirchen von Heddal, Uvdal und Borgund reichte es, zumal ich letztes Jahr auch die von Lom ausgiebig besucht hatte. Dennoch, immer wieder ein imposanter Anblick. Nur Soviel: Lom ist eine der größeren Stabkirchen Norwegens, wurde vermutlich in einer ersten Form um 1150 n. Chr. herum gebaut und im 17. Jahrhundert durch zwei Seitenschiffe ergänzt. Sie ist heute noch als Kirche in Benutzung. 
Anschließend stand ein kurzer Stadtbummel an, zudem hieß es die Vorräte in einem Supermarkt aufzufrischen. Es ging weiter, wieder durch wunderschöne Berglandschaften zu unserem nächsten Aufenthaltsort: Dalen Camping, fünf Kilometer und 400 Höhenmeter oberhalb von Geiranger gelegen, weg vom Trubel des touristischen Hotspots. Die Hütte hier, mithin die schönste. Kannte ich vom letzten Jahr und hatte sie im Februar schon fix gemacht. Diesmal bleiben wir drei Nächte.

Unser Domizil nahe Geiranger

Nach dem Bezug der norwegisch Hytten, sind wir noch den Berg runter nach Geiranger gefahren. Wie befürchtet, es lag ein großes Kreuzfahrtschiff im Fjord. Auf 220 Einwohner kommen jährlich rund 800.000 Besucher, vorwiegend im kurzen Sommer. Überraschender weise war nicht mal so viel los, wir fanden sogar sofort einen Parkplatz. Es war schon später und vermutlich Essenszeit an Bord. 

In Geiranger, der touristische Hotspot mithin

Die Berge liegen im Nebel, also runter in den Fjord nach Geiranger. Obwohl das Kreuzfahrtschiff abgelegt hat, brauchen wir eine Weile, um einen Parkplatz zu finden. Es ist halt Saison. Letztes Jahr schrieb ich noch: „Was hier in der Saison los ist, wenn Busse, Wohnmobile und Autos die engen Straßen teilen, will ich lieber nicht erleben.“. So kann man sich irren, wir erleben es gerade, wenn normale Pkw´s kilometerlang mit 20 bis 30 km/h die Straßen auf- und runterschleichen, obwohl es deutlich flotter ginge. Nur viele kennen ihre Fahrzeuge anscheinend nicht, die Straßen sind eng und kehren- sowie kurvenreich. Bei den Gespannen und Wohnmobilen sieht es anders aus, hier geht es häufig kaum schneller. Nur wenige lassen den Stau hinter sich vorbei, an den Parkbuchten und Ausweichstellen gäbe es genügend Möglichkeiten. Egal, damit hatten wir gerechnet, konnten durch die Arktisreise der Hauptsaison halt nicht ausweichen.

Also auf zu einem weiteren Bummel, diesmal mit offenen Läden durch den Ort, bei schönstem Wetter. Hier unten im Fjord. Oben in den Bergen ist weiterhin dichter Nebel, wir wollten eigentlich heute morgen auf den 1500 m hohen Dalsnibba. Erstmal gestrichen, nochmal Sicht Null wollen wir uns nicht antun. In Geiranger dann kurzfristig Tickets für eine 90-minütige Bootsfahrt durch den Fjord gebucht. Aus dieser Perspektive kannten wir ihn noch nicht.

Der Geirangerfjord ist umgeben von bis zu 1700 m hohen schneebedeckten Bergen, Wasserfällen und grünen Tälern und ist von der Unesco als Welterbe geschützt, weil kaum durch Menschen verändert. Die Region hat sich als nachhaltiges Reiseziel zertifizieren lassen. Dieses Gütesiegel bekommen Touristenziele, welche die lokale Natur, Kultur und Umwelt bewahren und aktiv etwas gegen überbordenden Tourismus unternehmen. Doch wie sich das bei diesen Fahrzeug- und Menschenmengen realisieren lassen soll, ist mir ein Rätsel. Ein Drittel des Zentrums am Fjord ist Camping- und Parkplatz. Die Gegend lebt halt ausschließlich vom Tourismus.

Hoch auf den Dalsnibba

Der Parkplatz auf dem Gipfel des Dalsnibba mit einem wunderbaren Blick auf den Geirangerfjord und die Bergwelt ringsum

Immer wieder schauen wir auf die Webcams des Dalsnibba, ob sich die Wolken verziehen. Nachmittags gegen 17 Uhr ist es dann so weit. Also hoch auf den Berg auf 1476 m, und es war bei weitem nicht mehr so viel los, wie befürchtet. Der Blick auf die schneebedeckten Berge ist einfach fantastisch. Wir hielten uns bald zwei Stunden oben auf, auch die Drohne kam wieder zum Einsatz. Dann zog es wieder zu, Wolkenfetzen trieben um uns herum. Wir hatten genau das richtige Fenster erwischt. Ich denke, die Aufnahmen sagen alles. Die Maut von etwa 25 Euro hoch auf den Berg ist jeden Cent wert.

Ein ruhiger Tag in Geiranger

Wir hatten ursprünglich überlegt, auf den kurvenreichen Straßen und durch wunderbare Berge die rund 70 km zum Trollstiegen zu fahren. Doch es ist Samstag und wir wollen den halben Tag nicht unbedingt hinter Wohnmobilen und Schleichern verbringen. Ich war letztes Jahr schon dort, ohne Verkehr. Behalten wir den Aufstieg am Trollstiegen so in Erinnerung.

Also ein ruhiger Tag, nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zum etwas oberhalb von Geiranger gelegenen Norsk Fjordsenter, dem Zentrum für die Verwaltung des Weltkulturerbes mit Kaffee, Shop und Museum zum Thema Fjorde. Dort habe ich auch eine vernünftige Internet-Verbindung, um die Post der letzten Tage hochzuladen. Von dort aus führt ein schöner Weg bergab ins Zentrum von Geiranger aus Cortenstahl und Edelstahl entlang wunderbarer brausender Wasserkaskaden. Dieser Weg ist sicherlich ein Höhepunkt von Geiranger. Unten angekommen ging es wieder hinauf (323 Stufen, etwa ). Fast alle anderen machen den Weg umgekehrt. Nur oben am Zentrum spart man sich die Parkplatzsuche. Nach Kaffee mit Waffeln – könnte mich daran gewöhnen – und dem Museumsbesuch ging es wieder hinauf zu unserer Hütte. Den restlichen Nachmittag relaxt, bei einem Gläschen Wein auf der Terrasse. Und wieder zusammengepackt. Morgen geht es weiter, weg von touristischen Hotspots ins ländliche Norwegen.

Über den Gamle Strynefjellsvegen

Eine traumhafte, kaum befahrene Strecke mit wenig Verkehr, der Gamle Strynefjellsvegen

Bis zu unserem nächsten Etappenziel Stryn sind es eigentlich nur rund 70 km. Dennoch brauchen wir über fünf Stunden. Bietet sich doch ein Abstecher über den Gamle Strynefjellsvegen an. Ein Umweg von etwa 100 km, fahren wir doch eine Schleife auf dem Weg nach Stryn. Zehn Jahre arbeiteten norwegische und schwedische Arbeiter an dieser Bergstraße, bis sie 1894 für den Verkehr freigegeben wurde. Sie galt als ingenieurtechnische Meisterleistung und war etwa 80 Jahre die wichtigste Ost-West-Verbindung in diesem Teil Norwegens. Sie ist bis heute gut zur Hälfte immer noch eine Lehmpiste. Bis in die 50er-Jahre hielten 200 Arbeiter im Winter die metertief eingeschneite Straße frei, per Hand mit Schaufeln.

Es geht an mehreren parallel verlaufenden Schmelzwasserflüssen mit Kaskaden und Wasserfällen vorbei, den Berg hinauf, kilometerweit über ein Hochplateau und an einem derzeit trostlosen Sommerskigebiet vorbei. Von Mai bis Mitte Juni soll hier einiges los sein, Skifahrer in Badehosen seien keine Seltenheit. Auch das Wetter macht bei der Fahrt mit. Weiter vorbei an milchig trüben, zum Teil noch zugefrorenen Bergseen geht es nach 27 wunderbaren Kilometern wieder auf die asphaltierte Hauptachse Richtung Stryn. Wir kommen bald danach an der Kreuzung vorbei, von der wir heute Morgen von Geiranger herkamen, fahren die drei Tunnel somit zum zweiten Mal und machen einen Stopp am Jostedalsbreen-Nationalparkzentrum. Hier schlägt das Wetter um, es fängt an zu regnen. Sind aber nur noch 20 km von unserem Campingplatz entfernt.

Erstmalig hat eine Hüttenbuchung auf der Reise nicht gleich funktioniert, man hat vergessen, uns einzutragen. Kein Problem, bekommen eine größere Hütte zum Preis der kleineren, die alle belegt sind. Und inmitten der Pampa auf der Gamle Strynefjellsvegen hielt hinter uns ein Auto aus Waiblingen. Die beiden wohnen in Hebsack. Hatten uns gut unterhalten und wollen uns nach der Reise mal treffen.

Der Weg nach Bergen

Einer dieser trüben Montage, die man so liebt. Es regnete und war kühl. Heute war ein Fahrtag angesagt, es ging etwa 300 km inklusive einer Fährüberfahrt nach Bergen. Es ist unsere letzte Destination, bevor wir Norwegen mit der Fähre wieder verlassen. Eigentlich ging es durch schöne Berglandschaften und entlang mehrere Fjorde, eine Landschaft, die für Norwegen eben typisch ist. Aber bei Regen sieht alles immer ganz anders aus. Also ein ereignisloser Tag, bis wir am Nachmittag an unserem Hotel mitten in Bergen ankamen.

Auch der Regen hat seine schöne Seiten. Immer dann, wenn die Sonne mal durchkommt

Eingecheckt, das Auto in ein nahegelegenes Parkhaus gestellt und noch einen Bummel durch Bryggen und den alten Hafenbereich der Stadt gemacht. Es regnete immer wieder kräftig, so dass erstmals unsere Regenkleidung in Norwegen gefordert war. Bergen ist die zweitgrößte Stadt Norwegen mit rund 265.000 Einwohnern. Wir hatten jetzt noch etwas mehr als zwei Tage, bevor wir diese Region verließen.

Auf den Spuren von Edvard Grieg

Es regnete am Stück. Nichts Ungewöhnliches für Bergen in dieser Jahreszeit. Durchschnittlich fällt n dieser Jahreszeit an 25 Tagen Regen. Jährlich kommen durchschnittlich 2250 mm Niederschlag zusammen, mithin ist Bergen die regenreichste Stadt des ansonsten an Regen sowieso nicht armen Norwegen. Also ab ins Museum, so dachten auch viele andere. Aber egal, das Museum von Edvard Grieg, nage Bergen in Troldhaugen gelegen, ist immer einen Besuch wert. Hier lässt sich das Haus und Garten besichtigen, in dem der norwegische Komponist 22 Jahre lebte und auch starb. Edvard Grieg ist Komponist vieler bekannter Werke, hierzulande ein Nationalheld und gegen Ende des 19. Jahrhunderts der meistgespielte weltweit. Sein bekanntestes Werk dürften wohl die Peer-Gynt-Suiten sein. Das Haus und die Einrichtung sind in dem Zustand zu seinem Tod im Jahr 1907, seitdem nicht verändert worden. Nahe dem Haus mit wunderbaren Blick auf den See findet sich die kleine Gartenhütte, in der er viele seiner Werke komponierte. In einer Felswand direkt am See finden sich zudem die Urnengräber von Edvard und Nina Grieg. Wir hatten für diesen Tag noch Karten für ein Klavierkonzert mit Stücken von Grieg bekommen, das in der auf dem Museumsgelände befindlichen Konzerthalle gegeben wurde. Insofern ein gelungener Tag, wir verbrachten nahezu vier Stunden allein hier.

Nachmittags dann noch etwas relaxt, und als der Regen etwas nachließ noch mal zu einem Bummel in die Stadt gelaufen, unser Hotel liegt ja zentral, und am Fischmarkt etwas gegessen.

Hoch auf den Floyen

Bergen ist in Norwegen die zweitgrößte Stadt nach Oslo. Am besten sieht man das von einem erhöhten Standpunkt aus wie von rund 400 m hohen Floyen. Eine Standseitbahn fährt hinauf, also hin zu der Talstation fast im Zentrum der Stadt gelegen. Nach zwei Tagen Regen und dichten Nebel in den Bergen kamen aber viele auf die Idee. Eine lange Schlange stand schon vor der Kasse. Also schnell online die Karten besorgt und daran vorbei. Vor der Bahn aber hieß es warten, obwohl es für diese Menschenmengen recht zügig voran ging. Nur dann nicht in der modernen Bahn. An einem Zwischenhalt hat vermutlich ein Türsensor gesponnen, eine halbe Stunde ging nichts. Die Fahrt dauert eigentlich nur wenige Minuten. Endlich oben angekommen entschädigt der Blick auf die Stadt für das Warten. Hier sagen Bilder mehr als Worte.

Der Floyen lädt auch für kürzere und längere Wanderungen ein, eine kürzere zu einem See machten wir. Hier ließ sich Kanu fahren, übrigens kostenlos. Generell bietet der Floyen für Familien mit Kindern sehr viel. Im Wald und an der Station wunderbare Spielplätze, für die Kleinsten aber auch für etwas Größeren im Wald verteilt. Mehrere wunderschön angelegte Abenteuerspielplätze. Entsprechend viel war los. Sobald man aber etwas von der Bergstation weg ist, verteilt es sich. An der Bergstation findet sich noch ein gehobenes Restaurant – hier war ich Mitte der 2000er-Jahre schon mal geschäftlich eingeladen. Zudem ein Kaffee, ein Souvenirshop und noch ein paar Stände.

Wieder unten machten wir noch einen Bummel durch Bergen, in einem Teil, den wir noch nicht gesehen hatten. Die letzten Tage hatten wir schon einige Ecken erkundet, besonders schön ist das alte Viertel im Zentrum. Hat man die Innenstadt Bergens erreicht, zeigt die Stadt den Charme und Flair einer Kleinstadt. Der Grund dafür ist das alte Stadtviertel Bryggen (die Bilder hatte ich schon gepostet). Es entstand um 1343 als Handelsniederlassung der Hanse, später wurde die Niederlassung der Hansestadt Lübeck zugeordnet. 1702 brannte ein Großteil ab, wurde aber wieder aufgebaut. Ein weiterer Brand 1955 zerstörte große Teile. Übrig blieben 62 Gebäude, selbst die sollten damals abgerissen werden. Was aber nicht geschah.  

Heute ist das Viertel Welterbestätte der Unesco und zahlreiche Handwerksläden, Galerien, ein Museum, Restaurants und Touristenshops bieten hier ihre Waren feil. Mithin prägt die hanseatische Landungsbrücke das Erscheinungsbild des Stadtzentrums und ist ein auffälliges Überbleibsel aus der Zeit, als Bergen das Handelszentrum Norwegens und dem Rest von Europa war.

Blick auf Bergen vom 400 m hohen Flohen aus

Am Folgetag hatten wir noch den Morgen in Bergen, bevor es weiter ging. Das Wetter war wunderbar, blauer Himmel und Sonne. Nur mussten wir der Stadt den Rücken kehren. Bis zur Abfahrt blieb nach einem ausgiebigen Frühstück  noch etwa eine Stunde Zeit. So gingen wir noch ins maritime Museum, nur eines von vielen in dieser Stadt. Das bekannteste ist sicherlich der Kode 1-Museumskomplex. Hier findet sich unter anderem die weltweit drittgrößte Sammlung an Munch-Gemälden. Für diesen Museumskomplex sollte man mindestens einen halben Tag einplanen. Später vielleicht einmal. So blieb das kleine, aber feine Schifffahrtsmuseum mit einem interessanten Film über die Brandbestattungen hochrangiger Wikinger inklusive ganzer Schiffe.

Mehr zu Norwegen und der Arktis

Teil II der Reise zeigt uns die Stadt und Umgebung von Longyearbyen auf Spitzbergen (Svalbard).

Im Teil III sind wir auf der MS Sea Spirit unterwegs rund um Spitzbergen bis zur Packeisgrenze.

Wen es interessiert, hier geht es zu der Reisereportage mit dem Motorrad durch Schweden, Finnland und Norwegen ans Nordkap und zurück die Westküste Norwegens entlang nach Bergen.

Auch über eine Winterreise mit dem Postschiff von Hurtigruten die Küste Norwegens entlang gibt es eine Reportage, von Bergen bis ganz in den Norden nach Kirkenes und wieder zurück.

Mit dem Motorrad in Slowenien

Acht Tage unterwegs in Slowenien mit dem Motorrad von zwei Stationen aus. Einmal von Lesce im Norden ging es mehrmals durch die Julischen Alpen  und die Soća entlang. Auf der Fahrt gen Süden wurde ein Stopp in Ljubjana eingelegt, Tagesziel war dannPostojna. Von hier aus wurden die weltbekannten Höhlen von Postojna besucht und die Höhlenburg Predjana, weitere Touren führten dann durch die Karstlandschaft, an Sloweniens Küste und bis nach Kroatien. Viel Spaß beim Lesen.

 

Slowenien mit dem Motorrad 2022

Prolog: Am Sonntag ging es nahezu ausschließlich die Autobahn entlang via Ulm, Augsburg, München und Salzburg und durch den Karawankentunnel nach Slowenien. Mein Ziel war der Ort Lesce, hier bleibeich die ersten vier Tage. Lesce liegt etwa 30 km hinter der österreichischen Grenze. Summa summarum waren es rund 640 km in etwas über sechs Stunden inkl. zweier Tankstopps und einer kurzen Essenspause. Muss man halt durch.   

Hier geht es zu einer Bildergalerie mit den subjektiv schönsten Bildern

Montag, der 16. Mai – Julische Alpen und Soća

 

Meine erste Tagestour am Montag durch die Julischen Alpen und die Soča entlang führte mich Anfangs erst mal nach Italien. Stand als erstes doch die Passfahrt über den Paso del Predil auf dem Programm. Davor noch ein erster Stopp am Lago del Predil. Mit der Drohne gelangen wunderbare Eindrücke der Landschaft hier.
Kaum auf dem Moped, schon wieder ein Stopp. Diesmal ist es ein altes österreichisches Festungswerk, das mich aufhält, die Batterie Predilsattel. Sie diente der Überwachung der italienischen Grenze, ist noch recht gut erhalten, wurde im zweiten Weltkrieg nicht zerstört.
Kurz darauf bin ich auf dem 1156 m hohen Pass und wieder in Slowenien. Kurvenreich geht es kurz bergab, wieder liegt etwas im, respektive am Weg, also Anhalten. Es ist ein weiteres altes österreichisches Festungsbauwerk, das Fort Predel. Während der napoleonischen Kriege spielte es eine wichtige Rolle, so liest man. Auch hier kam die Drohne zum Einsatz, so hat man einen wunderbaren Überblick über die Ruinen und die ganze Gegend.
Kurz darauf wollte ich hoch auf die Mangartstraße, die höchste Straße Sloweniens, die bis auf 2500 m führt. Doch die war noch gesperrt. Also weiter Richung Soča-Tal, kurz darauf ein Halt an der Flitscher Klause. Ein weiteres Sperrwerk, wie die anderen beiden vorher eine der österreichisch-ungarisch alpinen Festungen. Das reicht aber dann aber auch an alten Gemäuern, schließlich ist man ja zum Mopedfahren hier. Also weiter den Fluss Soça entlang Richtung Süden. Der ist nicht nur bei Kanuten und Raftern bekannt und beliebt, sondern auch bei Motorradfahrern. Die Straße am Fluss jedenfalls. So finden sich in jedem Ort immer wieder Pensionen, Gaststätten und kleinere Hotels mit ‚Biker Welcome‘. Auch heute sind nicht wenige unterwegs, meist in Gruppen von fünf bis zehn Fahrern. Ich will nicht wissen, was in der Hochsaison dann abgeht. 

Die engen weichen langsam langgezogenen Kurven, jetzt kann man sogar wieder in den sechsten Gang schalten und die erlaubten 90 km/h auch fahren. So macht das Fahren Spaß, aber auch die engen Serpentinen haben etwas. Über Kolbarit geht es nach Tolmino, mein Ziel ist eigentlich Nova Gorica. Eigentlich. Nur bin ich ob der Stops schon etwas in Verzug, zudem ziehen am Himmel dunkle Wolken auf. Für Nachmittags ist Regen angekündigt. Und ich habe noch einen Pass vor mir, das eigentlich fahrerische Highlight mit 50 Spitzkehren, davon bald die Hälfte mit einem Belag aus Pflastersteinen. Besser, wenn die trocken sind. Also wieder Richtung Norden, wieder die Soča entlang, diesmal stromaufwärts. 
Bei Kolbarit findet sich der Kozjak-Bach, der in die Soča mündet. Hier stürzt der Bach über sechs Wasserfälle vom Berg Krnčica (2142m) herab und fließt durch mehrere Klammen. Zwei der Wasserfälle sind erreichbar, nach einer halbstündigen Wanderung. Doch in Motorradstiefeln, und die Wolken werden immer dunkler…
Die Drohne schafft das doch in wenigen Minuten. So ist es, damit sind wenigstens Aufnahmen der Wasserfälle im Kasten.

Bei Bovec verlasse ich die mir bekannte Route und biege nach Osten ab. Weiter entlang der Soča. Es geht hinauf auf den Vršič, den höchsten Gebirgspass Sloweniens. Die Straße hinauf, die hat Gott extra für Motorradfahrer geschaffen. Genau 50 Spitzkehren sind es auf den beiden Seiten des Passes zusammen gezählt, und unzählige enge, 90 Grad-Kurven. Es geht hinauf auf 1611 m und wieder hinunter. Ein paar Autos sind auch auf der Passstraße unterwegs, machen aber schnell Platz, lassen einen gern vorbei. Ein kurzer Stopp an einem Aussichtspunkt, dann ist der Pass schon erreicht. Kein Problem, sofern man Spitzkehren beherrscht. Oben am Pass steht ein kleiner Souvenirshop, Kaffe gibt es aber keinen. Dafür bekomme ich von anderen Motorradfahrern die Antwort auf meine nichtgestellte Frage, warum ich eigentlich nahezu der Einzige war, der den Pass von Bovec aus fährt. Andersrum, sprich mir entgegen, sah es anders aus. Da waren und sind einige unterwegs. Der Grund, die Spitzkehren mit Kopfsteinpflaster finden sich nur auf der Seite von Kranskja Gora aus und sie lassen sich bergauf deutlich besser fahren, so heißt es… Zumal nicht jeder Stein im Pflaster dort ist, wo er sein sollte und Sand von den Felshängen auch noch zu finden ist. Vorab, auch bergab stellten die – noch trockenen Pflasterstein-Spitzkehren auch kein Problem dar.

Am Gipfel des Vršič

Also runter den Berg mit zahlreichen Kurven. Macht Spass, man muss ja nicht rasen. Resumee der Passfahrt auf den Vršič: es könnte stimmen, dass es sich um die schönste Passstrecke Sloweniens handelt. Gut, kenne bisher ja nur zwei. und da ist der erste Platz sicher. 
Unten angekommen in Kozorog, ein wunderbares Gartenlokal und Hotel direkt am Jasna -See gelegen. Ein Kaffee mit Kuchen ist die Belohnung. Es ist trocken geblieben, auch wenn es in der Ferne donnert. Genau aus der Richtung Lesce. In die ich muss. Natürlich erwischt mich doch noch eine dicke Regenwolke, kurz vor meinem Hotel. Egal, war ein wunderbarer Tag und die Klamotten sind ja Nordkap erprobt.

Dienstag, 17. Mai, Julische Alpen, Burg Bled und Bohinjska jezero

In aller Frühe ging es wieder in Richtung der Julischen Alpen, in den Triglavski Narodni Nationalpark. Hier finden sich einige wunderbare Straßen mit fantastischen Ausblicken, vielen Kurven und Kehren und auch der höchste Gipfel der Julischen Alpen und ganz Sloweniens, der Triglav – absolut lohnenswert seien die Strecken, so sagt man jedenfalls. Zum Besichtigen gebe es auch einiges. Tja, was soll ich sagen, könnte stimmen, oder auch nicht.

Reste einer Gräueltat

Ein erstes kurzes Teilstück durch Wald und Wiesen ist vielversprechend. Nach kurzer Fahrt im Park findet sich am Weg eine Ruine mit einem Mahnmal. Das macht neugierig. Eine traurige Geschichte verbirgt sich dahinter. Als Vergeltung für den Tod zweier Soldaten durch Partisanen brannten deutsche Soldaten im September 1944 alle Häuser des Weilers nieder und töteten die 24 Bewohner. Das jüngste Opfer war elf Monate alt, das älteste 89 Jahre.
Nachdenklich geht es weiter. Etwas weiter durch den Wald findet sich ein altes Sägewerk, das auch eine Inspektion lohnt. Kurz darauf erreiche ich Mojstrane, hier beginnt die Strecke zum 2864 m hohen Triglav. Doch was sehe ich, ein Schild mit der Aufschrift ‚Zufahrt gesperrt‘. Und zwar von Montag bis Freitag, jeweils von 9 bis 17 Uhr. Das verstehe, wer will. Früh morgens und abends ist die Strecke frei und auch das ganze Wochenende über. Hilft nichts, also weiter zu einer Rundtour auf das Hochplateau Pokljuka. Nach einer halben Stunde bin ich am Ausgangspunkt, und was sehe ich? Ein Schild, dass die Strasse komplett gesperrt ist, kein Hinweis warum, keine Umleitung, nichts. Auch online kein Hinweis, nichts. An der Kommunikation müssen die Nationalparkbehörden hier noch arbeiten.
Nicht weit weg liegt die Stadt Bleg mit einer sehenswerten Burg. Die dürfte ja wohl offen sein. Also dort hin, und ja, man kann sie besuchen. Es ist schon Mittag, also bietet sich erstmal ein Cappuchino und ein Stück Kuchen an, bevor ich mit der Besichtigung beginne.
Die auf einem weißen Felsen hoch über einem smaragdfarbenen See thronende Burg geht auf das Jahr 1004 zurück und ist eine der ältesten Sloweniens. Ihre heutige Form und Aussehen erhielt sie durch die Renovierung nach einem Erdbeben im Jahr 1511. Charakteristisch für die Burg ist die Doppelstruktur: innen der befestigte zentrale Teil für die feudalen Herren, außen der Teil mit Mauern und Räumlichkeiten für die Diener. Auf der Burg gibt es u. a. ein Kaffee mit einer wunderschönen Terrasse mit Blick über die Bergwelt und den See, allein dafür lohnen die 13 € Eintritt. Weiter finden sich ein gehobenes Restaurant, ein Museum und ein Weinverkauf im alten Weinkeller sowie eine Buchdruckermanufaktur. Und zwei Souvenirshops. Der Besuch lohnt.

Wieder auf dem Moped fahre ich einem Hinweisschild Richtung Pokljuka nach, der Hochebene im Nationalpark, die ich morgens nicht erreichte. Nach einigen Irrungen und Wirrungen erreiche ich tatsächlich wieder den Nationalpark, nur nicht die Hochebene. Dafür geht es durch dunkle Wälder, Bärenland. Ich sehe aber keinen der Gesellen, sie scheuen Menschen und Fahrzeuge sowieso. Dennoch, die Berge hoch und runter, wie Achterbahnfahren, nur dass man selbst steuert. Wieder den Berg runter geht es einen Fluss entlang zum See Bohinjska jezero.

Auf dem Wasser zahlreichen Kanufahrer, StandUp-Paddler und auch Badende. Man sollte seine Badesachen dabei haben, liegen im Hotel. Zumal das Wetter mitspielt: Sonne und 28 Grad, nur die Wetterapp prognostizierte für heute eine Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent. Tatsächlich hatte es mal ganz kurz oben auf den Bergen geregnet, das war es aber dann schon.

Weiter ging es Richtung Süden wieder hoch auf die Berge, bin bald allein unterwegs. Oben gibt es größere Skigebiete, jedenfalls im Winter. Durch weite Waldstrecken komme ich dann auf eine wunderschöne Hochebene, die tiefstehende Sonne und die Landschaft ist Balsam für die Seele. Hier kann ich auch mal die Drohne aufsteigen lassen, in den Nationalparks ist es ja verboten. Im Tal unten hat mich dann die Realität wieder. Stadtverkehr, Lastwagen, Ampeln, es geht im Stopp an Go vorwärts. Also ab auf die Autobahn und zurück nach Lesce in mein Hotel. Alles in allem wieder ein gelungener Tag, trotz der Streckensperrungen im Nationalpark. Ich weiß ja nicht, was ich versäumt habe. Am Ende kamen rund 280 Kilometer auf dem Tacho hinzu.

Mittwoch 18. Mai, Begunje, Bohinjska und ein Absturz

Heute Morgen machte ich mich erst mal zu einer nahegelegenen Ruine, der Burg von Begunje auf. Ich bin hier fast der Einzige. Nur auf dem kleinen, schattigen Parkplatz steht noch ein niederländischer Camper, das junge Paar übernachtet hier. Das alte Gemäuer lässt sich wunderbar erkunden, bis hoch in den Bergfried. Nur ein kleiner Teil ist abgesperrt, wegen Steinschlaggefahr durch sehr hohe, freistehende Mauern. In dunklen Räumen sieht man eine Fledermäuse umherflattern.

Die Burg Kamen, so der deutsche Name, wurde auf einem Felsvorsprung im 12. Jahrhundert von den Ortenburger Grafen erbaut und diente als wichtiger Stützpunkt auf dem alten Frachtweg über den Bergpass Preval nach Kärnten. Ihre größte Ausdehnung hatte sie im 15. Jahrhundert, zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlor sie endgültig ihre Schutz- und Verteidigungsfunktion. Fenster und Türen wurden zur Renovierung des Schlosses Katzenstein verwendet, die Dachziegel sollen heute die Pfarrkirche St. Ulrich in Begunje decken. Den Verfall stoppte man erst ab 1959.
Eine gute Gelegenheit und Location, um die Drohne einzusetzen. Doch beim Rückflug zum Landeplatz passierte es. Im Rückflugmodus (in diesem Fall mal nicht manuell, sondern im automatischen Modus) „übersieht“ die Drohne einen hohen Baum, respektive einen Ast. Eigentlich dürfte sie gar nicht so nah daran vorbeifliegen, dafür sorgen Antikollisionssensoren – theoretisch. Der Ast aber bringt die Drohne zum Absturz. Sie sendet weiterhin das Bild, liegt irgendwo in der Pampa. Also per GPS den Standort lokalisiert und auf den Weg gemacht. Sie müsste im Innenbereich der Ruine abgestürzt sein, da steht auch ein hoher Baum, direkt an einem steilen Abhang. Wo Burgen halt so stehen. Hier, beim Baum müsste sie laut GPS auch liegen. Doch nichts ist zu finden. Noch mal das Bild von der Drohne genauer betrachtet, da sind doch Zapfen zu erkennen. Kiefernzapfen. Ich stehe unter einer Kiefer. Hängt sie etwa irgendwo im Baum? Der ist gut und gerne 20/25 m hoch, absolut nichts zu sehen. Da ich keine Chance habe und wenigstens den Chip mit den Aufnahmen retten möchte – eine neue Drohne, die Mavik 3 liegt ja schon zuhause – starte ich kurzerhand die Motoren. Sie starten auch, doch werden sofort wieder gestoppt, da die Propeller blockieren. Aber ich konnte oben im Baum etwas hören. Nach einigen Versuchen ließ sie sich lokalisieren, aber immer noch nicht sehen. Zu hoch. Sie hängt ganz oben in der Spitze des Baumes. Genial. Mit Steinwürfen erreiche ich etwa die halbe Höhe. Aussichtslos. Aber man hat ja nichts zu verlieren, also immer mal wieder den Motor gestartet, der sofort blockiert. Dennoch, kurz drehen die Propeller. Mal sehen, ob sie das Geäst der Kiefer nicht klein kriegen und die Drohne dadurch freikommt. Oder das Akku vorher leer ist. Es hat noch 15 % Kapazität.
Tatsächlich, nach dem vielleicht zehnten/fünfzehnten Versuch tut sich etwas, auf einmal kommt sie frei, fällt im Geäst etwa 15 m tiefer, bleibt dann wieder hängen. Aber diesmal in etwa sechs Meter Höhe. Schon besser. Praktischerweise ist genau hier ein Geländer zum Abhang, wo sonst eigentlich nichts groß gesichert ist. Also rauf und ich bekomme den untersten Ast des Baumes zu fassen, schüttle kräftig so dass auch die darüber wackeln und ja, die Drohne fällt die letzten Meter auf den Boden. Nicht den Abhang hinunter. Der Chip ist gerettet. Nur der Chip? Nein. Die Drohne nahm keinen Schaden, nicht mal ein Propeller ist beschädigt. Gut, hätte ich ja einige dabei, aus Erfahrung.  Robust sind die Dinger von DJI schon. Auch wenn beim Kollisionsschutz und den Automatikfunktionen eindeutig Nachholbedarf besteht.

Also etwas später als gedacht geht es mit dem Moped weiter, heute frei Schnauze. Einfach mal losfahren, weg von den Städten Richtung Julische Alpen, nur kleine Seitenstraßen gewählt, hoch in die Berge. Einfach treiben lassen und schauen, wohin mich das Motorrad respektive die Straße und Abzweigungen so führen und was es da zu entdecken gibt. Teilweise wusste ich gar nicht wo ich bin. Einige kleine Dörfer durchfahren, zahlreiche kurvenreiche Strecken mitgenommen, auch einen Pass, irgendwann kommt mir ein Ort bekannt vor. War ich gestern schon, aber aus der anderen Richtung. Also weiter, eine Rast gemacht, dabei einen landestypischen Eintopf genossen, noch zweimal die Drohne aufsteigen lassen und am späten Nachmittag im Hotel gewesen. Morgen geht es ja weiter, über Ljubljana in den Süden des Landes. So waren es heute gerade mal 120 km, was auch reicht. Tja ohne die Drohne hätte es ja kaum was zu erzählen gegeben. Und die Region um die Julischen Alpen sind immer einen Besuch wert, auch ohne Motorrad.

Donnerstag 19. Mai, Ljubjana und fahrt nach Postojna

Knapp eine Stunde dauerte die Fahrt auf der Autobahn am Morgen nach Ljubjana, der Hauptstadt Sloweniens. Sie ist wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes, dennoch überschaubar mit ihren rund 290.000 Einwohnern. Es ist eine der kleinsten Hauptstädte Europas, was nicht schlecht ist. Und, so mein Eindruck, sie ist sehr lebhaft und grün. Im Zentrum herrscht südländisches Flair, unzählige Restaurants und Kaffee haben ihre Sitzplätze im Freien entlang des Flusses Ljubljanica. Ich halte mich im Zentrum und der Altstadt auf, schaue mir den Marktplatz an, wandele die berühmte Drachenbrücke entlang, die aber etwas enttäuscht und schlendere über den zentralen Platz der Stadt, den Prešernov Trg. Hier steht die dominante Franziskanerkirche und besonders beeindruckend ist die dreiteilige Tromostovje-Brücke. Fotomotive zuhauf. Nach zwei Stunden mache ich mich wieder auf den Weg zum Motorrad und hoch zur Burg, es ist heute in der Motorradkluft einfach zu heiß, um länger durch die Stadt zu bummeln.

Das Schloss ist schnell erreicht, es liegt direkt an der Altstadt auf einem Hügel. Das Laibacher Schloss, so der deutsche Name ist Wahrzeichen Ljubjanas und thront geradezu über der Innenstadt, entsprechend wunderbar ist der Blick auf die Hauptstadt Sloweniens. Irgendwann gebe ich aber mit der Besichtigung auf, es ist einfach zu heiß. Lieber genieße ich noch einen Kaffee und mache mich dann auf den Weg zu meinem nächsten Domizil – wieder für vier Tage, einem Campingplatz nahe Postojna. Hier habe ich eine Hütte reserviert. Die Fahrt dauert nur gute 30 Minuten, dann bin ich am Ziel. Auch heute kamen nur runde 100 km mit dem Moped zustande. Hier kostet der Liter Super übrigens um die 1,55 €. Da sieht man, wer in Deutschland beim Benzin der größte Preistreiber ist, der Staat.

Mein Domizil auf einem Campingplatz nahe Potojna

Freitag, 20. Mai, die Höhle von Postojna und die Höhlenburg Predjama

Nur rund vier Kilometer vom Campingplatz entfernt befindet sich eine der größten Touristenattraktionen Sloweniens, die Höhle von Postojna. Ich habe mit gestern schon online ein Ticket besorgt, da die Höhlengänge nur stündlich stattfinden und einiges los sein könnte. Liegen die Besuchszahlen doch bei fährlich um die 500.000 bis 600.000 Menschen. Es war dann doch nicht so voll, bin ja noch recht früh im Jahr hier. Die allersten Besucher stammen von 1213, darauf deuten Wandmalereien hin, die man zeitlich einordnen konnte. Sprich, die Höhle ist schon sehr lange bekannt, jedoch nicht in ihren Ausmaßen.
Erforscht sind 24, besuchen kann man bei der normalen Tour rund 5 Kilometer, wobei man etwa 3,5 davon in einem Zug zurücklegt. Ich habe schon sehr viele Höhlen besucht, diese jedoch gehört sicherlich mit zu den Sehenswertesten, für mich bis dato nur mit der Mammoth Cave in den USA vergleichbar. Das System besteht aus drei Hauptebenen, in der untersten fließt heute noch der Fluss Pivka, der dieses System schuf. Prächtige Tropfsteinskulpturen wechseln sich mit großen Hallen ab, wie der weiße Saal, der Spaghetti-Saal und der rote Saal. Der Name ist dabei Programm. Manche der Stalagtiten sind reinweiß, manche gelblich oder rötlich. Im größten Saal, der Konzerthalle, sollen zehntausend Menschen passen. Es gibt Führungen in Englisch, Italienisch, Slowenisch und Deutsch, ebenfalls zu jeder Stunde. In der Höhle verlaufen sich die Gruppen aber. Bevor es mit dem Zug wieder rausgeht, darf natürlich ein Souvenirshop nicht fehlen. Und außerhalb gibt es mehrere Kaffees, Restaurants ein großes Hotel, einen Parkt und ein Vivarium, das sich mit der Tierwelt in der Höhle befasst. 
Eines davon ist der Grottenolm, in einem Aquarium am Ende der Tour kann man einige sehen. Die bis zu 30 cm großen Schwanzlurche sind weiß, blind und können um die 100 Jahre alt werden. Und kommen bis zu zwölf Jahre ohne Nahrung aus. Insgesamt finden sich in den Höhlen um die 150 verschiedene Tierarten. Doch lassen wir nun die Bilder sprechen.

Wenige Kilometer weiter findet sich hier ein weiteres Highlight, die Höhlenburg Predjama, zu deutsch Lueg. Mithin die größte und am besten erhaltene Höhlenburg überhaupt und auch hier gilt, ich habe schon zahlreiche Burgen gesehen und besucht, aber diese ist etwas Besonderes. Wurde sie doch in eine 123 Meter hohen, senkrechten Felsenwand auf halber Höhe in eine Höhle gebaut. Kein Wunder, dass sie über 800 Jahre uneinnehmbar war, wenn man die Zeit bis heute rechnet, stamm sie doch aus dem 12. Jahrhundert. Die heutige Form stammt aus dem Jahr 1570. Hinter der Höhlenburg befinden sich geheime Höhlengänge, so dass man sich auch bei einer beispielsweise über ein Jahr lang andauernden Belagerung problemlos versorgen konnte. So geschehen als man den Raubritter Erasmus von Predjama (von Luegg) ergreifen wollte, der hier residierte. Er verspottete seine Belagerer sogar, indem er Nahrungsmittel wie gebratenes Schweinefleisch von der Burg warf. Und für klares, sauberes Wasser sorgte der Berg selber. Was ihm letztendlich doch nicht half, durch den Verrat eines seiner Diener soll er 1484 dann doch getötet worden sein. So erzählt man sich, dass er während eines Ganges zum Abort mit Steinkugelgeschossen erschlagen worden sein soll. Vermutlich aber nur eine Legende, die für die Touristen aufrechterhalten wird.
Unterhalb der Burg findet sich das zweitgrößte Höhlensystem Sloweniens, mit einer Ganglänge von immerhin 14 Kilometern, die Höhle unter der Burg genannt.
Man zählt die Burg zu den zehn faszinierendsten der Welt und sie ist auch im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnet, eben als der Welt größte Höhlenburg. Doch komfortabel war das Leben hier nicht, der musste der Sicherheit weichen. Natürlich bietet sich so eine Burg auch für Filme an. So war sie Schauplatz mehrerer Dokumentar- und Spielfilme.

Samstag 21. Mai, ein Tag Fahrspaß

Heute habe ich mal einen ganzen Fahrtag mit dem Motorrad eingelegt, nach den Besichtigungen der letzten zwei Tage. Außerdem ist es einfach zu warm, um in der Motorradkombi rumzulaufen. Ich habe zwar eine speziell für heiße Regionen, damals für meine Wüstentouren in Namibia und Südafrika angeschafft, doch die ist zu Hause. So geht es erst schöne Landstraßen entlang, dann über die Berge durch endlose, dunkle Wälder durch Bärenland auf Schotterpisten, weiter durch ein Region mit Weinanbau. Schöne Dörfer, ein Schloß, eine Burg und eine weitere Höhle – sogar Weltnaturerbe, lasse ich links liegen. Kann man sich ja mal für einen späteren Besuch mit Auto oder Wohnmobil merken. Summa summarum ging es über kurvenreiche Landstraßen, viele Kilometer auf Schotter und am Schluß recht zackig auf gut ausgebauten Straßen mit langgezogenen Kurven. Meist war kaum Verkehr. Zusammen kamen rund 270 km Fahrspaß.

Sonntag 22 Mai, Sloweniens Küste und Kroatien

290 km sind es heute geworden. Hatte ich eigentlich gar nicht vor. Aber vielleicht ist es keine so gute Idee an einem Wochenende bei Sonnenschein an die Küste zu fahren. Machen viele andere auch. Der erste Versuch war die Stadt Koper mit Sloweniens einzigen Seehafen. Schon von weitem dominiert die Hafenanlage mit mächtigen Kränen und Containerplätzen. Auf dem Wasser dümpeln große Frachtschiffe vor sich hin. Die schöne Altstadt liegt direkt daneben. Einmal umrundet und weiter, diese Menschenmassen will,ich mir nicht antun.
Also weiter nach Izola, schon der Weg die Küste entlang, Stop and Go. Einmal,durch das Küstenstädtchen gefahren, auch hier einfach zuviel los, also weiter nach Piran. Soll auch der schönste der drei Küstenorte sein. Dort ist etwas weniger los und direkt im Zentrum nahe dem Strand gibt es Motorradparkplätze. Also einen Stopp gemacht und etwas durch die Gegend geschlendert. Und für einen Cappucchino und ein Blaubeereis hat es auch gereicht.

Wieder los gleich Richtung Landesinnere, der Küstenstreifen Sloweniens umfasst gerade mal etwa 50 km. Bei der Anfahrt heute morgen war ich nur einige Kilometer vom italienischen Triest entfernt und jetzt ist es nicht weit zur kroatischen Grenze. Es geht an Weinstöcken und Olivenhainen entlang auf kleinen Sträßchen, teils geteert, teils auf Schotter. Die Dörfer abseits der größeren Routen scheinen ausgestorben. Auf einmal, mitten in der Pampa, ist die Straße gesperrt. Der letzte Abzweig liegt gut acht Kilometer zurück, also umgedreht und eine Umfahrung gesucht. Denn eigentlich wollte ich hier weiter. Mein Navi führt mich dann über teils abenteuerliche Pisten, mit meinen bescheidenen Offroad-Kenntnissen komme ich fast an meine Grenzen. Schmale, sehr steile Pisten mit Haarnadelkurven, grober Schotter oder Steine, meterhohes Gras, und das kilometerlang. Aber irgendwann ist es geschafft, ohne Sturz. Mit der Zeit wird man immer sicherer, was gefährlich ist. Denn jede kleinste Unaufmerksamkeit wird sofort bestraft. Derartige Strecken begleiten mich den Tag immer wieder, bei manchen hat man den Eindruck, dass hier schon jahrelang niemand mehr entlang gefahren ist, wahrscheinlich nicht mal gelaufen. So komme ich aber an einzelne Gehöfte, die wirklich noch in der Vergangenheit stehengeblieben sind. Die auch nur über solche Wege erreichbar sind.

Irgendwann stehe ich vor der kroatischen Grenze. Gut, dass ich den Pass dabei habe, denn Kroatien gehört zwar zur EU, aber nicht zum Schengenbereich. Ist also Schengen-Außengrenze. Und es wird kontrolliert. Auf der kroatischen Seite geht es kilometerweit durch eine Bergwelt, dann eine größere Stadt und später durch Wälder und auf einer wunderbaren Hochebene entlang, die an eine Heidelandschaft erinnert. Nur fast überall sind gerade mal 40 km/h erlaubt. Ätzend. Denn die Straßen sind gut. Kurz fahre ich auf kroatischer Seite an der Grenze zu Slowenien entlang, ein meterhoher Zaun mit Nato-Stacheldraht sichert die Grenze. Auf einer kleinen Seitenstraße sehe ich auch eine kleine Flüchtlingsgruppe auf dem Weg in den Schengenbereich.
Nach etwa einer Stunde verlasse ich Kroatien wieder, nehme die letzen 40 Kilometer dann eine schnellere Verbindung nach Postojna. Bin ja schon den ganzen Tag unterwegs und muss morgen zurück nach Winnenden.

Nicht alle Straßen in Slowenien sind geteert

 

Epilog, Montag 23. Mai. Heute ging es zurück nach Winnenden. 750 km Autobahn. Morgens um 8.30 Uhr losgefahren, war ich mit zwei Tankpausen schon gegen 16 Uhr in Winnenden. Meist freie Autobahnen, und das am Montag. Trocken blieb es auch, trotz angekündigtem Regen. Auch wenn es stellenweise nass war. Es war ein schöner Urlaub, Wetter, Straßen und das Land mit den Menschen haben gepasst. Und zu sehen gibt es auch vieles, nicht nur für Motorradfahrer.

 

Die Peloponnes – eine Reise ins antike Griechenland

Sonne, Strände, gemütliche Tavernen und Kultur, das verspricht Griechenland. Besonders letzteres findet sich auf der Halbinsel Peloponnes im Süden Griechenlands, gilt die Region doch als die Wiege der ersten Hochkultur in Europa und als Schauplatz heldenhafter Taten, als Geburtsstätte vieler Sagen, Mythen und Legenden. Genannt seien nur Herkules, die schöne Helena und Agamemnon oder die Ruinen von Korinth, Mykene und Sparta sowie die olympischen Stätten der Antike. Zudem darf man sich auf ursprüngliche Landschaften, unverbaute Küsten mit Sandstränden, gebirgige Regionen zum Wandern und Dörfer freuen, die ihren eigentümlichen Charme bewahrt haben. Die Reisereportage ist nun online mit vielen Bildern. Viel Spass beim Stöbern und Ideen holen.

 

Unterwegs in Griechenland, die Peloponnes – Teil II

 

Teil II – die Regionen um Pylos, Olympia und wieder Mykene. Hier geht es direkt zu Teil I mit den Regionen um Korinth, Nafplion und  Mystras

Der Palast des Nestor und die Hafenstadt Pylos

Samstag, 09. April: Heute ging es zum nächsten Etappenziel, der Hafenstadt Pylos, etwa 110 km von Mystrás entfernt. Die erste Stunde der Fahrt führte dabei durch eine schöne Bergwelt bis auf rund 1300 m Höhe, wie immer auf kurvenreichen Straßen. Auf denen man 90 km/h fahren dürfte, wenn es denn ginge. Wie auch auf engen Landstraßen. Selbst ein Profi-Rally-Fahrer hätte da aber Probleme. Dafür ist auf bestens ausgebauten, geraden Straßen außerhalb von Ortschaften immer wieder auch über längere Strecken nur 50 oder 70 km/h erlaubt. Man hat öfters den Eindruck, als wären Tempolimits nur ausgewürfelt. Die Konsequenz: Es hält sich eigentlich niemand an die Limits, auch innerhalb von Ortschaften nicht. 20 km/h schneller als erlaubt zu fahren ist normal, und auch dann wird man häufig noch überholt. Die wenigen Radaranlagen, die wir sahen, waren meist demoliert. Und bei den nicht demolierten bremste auch niemand. Auch wir irgendwann nicht mehr. Außer Betrieb – hoffen wir…

Unterwegs machten wir einen kurzen Stopp beim Palast des Nestor, aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. Zu sehen ist jedoch außer Fundamenten unter einer interessanten Dachkonstruktion mit Laufstegen aber kaum etwas. Laut Homers Illias war Nestor am Trojanischen Krieg beteiligt, führte 90 Schiffe an und war als Ratgeber von Agamemnon und Achilles tätig. Auch trat er als Schlichter im Streit zwischen den beiden auf. Er kehrte nach zehn Jahren wieder zurück. Gut gemacht sind die Erläuterungen, zudem gibt es an einem kleinen Bildschirm einen virtuellen Rundgang durch den ehemaligen Palast.

Am frühen Nachmittag erreichten wir dann Pylos, checkten ein und bummelten durch die hübsche Hafenstadt. Sie ist noch recht ursprünglich, das sieht man schon daran, dass es nur wenige Shops mit Touristenware gibt. Aber leider auch kaum welche mit heimischen Handwerk. Dafür zahlreiche Tavernen, Kaffees und Bars. Auch ok. Im Sommer muss hier einiges los sein.

Das antike Messene

Sonntag 10. April: Heute stand ein Highlight der Reise an, der Besuch des etwa 70 Kilometer von Pylos entfernten antiken Messene. Es ist sicherlich eine der beeindruckendsten Ausgrabungsstätten des Peleponnes. 369 v. Chr. gegründet, war es die Hauptstadt des antiken Staates Messenien. Die Stadt soll einst in nur 85 Tagen errichtet worden sein. Das ist Legende, nicht jedoch die fantastischen Reste monumentaler Gebäude wie das Theater, die Basilika aus späteren Zeiten, das Brunnenhaus mit 40 m Breite, die Agora (der römische Marktplatz), das Asklepieion (Sanatorium), der zweischiffige Tempel des Askilios mit Abmessungen von 66 x 72 m, ein Gymnasium, die Halle der Ringer und insbesondere das beeindruckende Stadion, das für 10.000 Besucher Platz bot. Messene wurde erst in den letzten Jahren intensiv erforscht und soll das umfangreichstes Ausgrabungsgebiet in Griechenland sein. So ändert sich immer wieder etwas, vieles liegt noch unter der Erde. Das kann man an vielen Stellen erahnen. Alles befindet sich in einer reizvollen Berglandschaft, liegt am Fuß des 798 m hohen Berges Ithome. Auf ihm stand die Akropolis, die Festung der Messener. Davon ist aber kaum mehr etwas vorhanden, so finden sich auf dem Berg nur noch Reste eines Zeus-Heiligtums. Und ein verlassenes Kloster, das ist aber aus jüngerer Zeit. Die Stadt wurde einmal von den Spartanern erobert, die Burg oben am Berg konnten sie jedoch nicht einnehmen.

Das Stadion von Messene

Alles wurde von einer gigantischen Stadtmauer umgeben, deren Reste allein schon eine Sehenswürdigkeit sind. Sie hatte eine Länge von über 9 Kilometer, war etwa 2 bis 3 m dick und bis zu 10 m hoch. Bewehrt zudem mit zahlreichen Wachtürmen. Gebaut aus zehntausenden, tonnenschweren Quadern, so etwas konnten wirklich nur die riesigen Zyklopen errichten. Doch halt, wir befinden uns ja in römischen Zeiten. Da gab es die ja gar nicht mehr. Also waren es doch Menschen – oder eher Sklaven. Überall in den Bergen und Hügeln finden sich Reste davon, mal mehr oder weniger gut erhalten. Die Mauern unterbrach nur der Berg Ithome.

Reste der einstigen Mauer um Messene

Messene ist ein Ort, den man wirklich einmal im Leben besuchen sollte – sofern man sich für Geschichte und alte Gemäuer interessiert. Das natürlich außerhalb der Saison, so wie wir. Dann ist auch nicht so viel los.

 

Der Tag der Festungen – Pylos, Methoni und Koroni

Montag, 11. April, Pylos: Heute ging es zuerst hoch zur Neo Kastro, der Festung der Stadt Pylos. Sie wurde von den Türken 1573 erbaut und welche Bedeutung sie einst für die Militärstrategen hatte, verrät die Größe der Festung mit ihren sechs Bastionen und einer weitläufigen Burgmauer. Wie bisher bei jeder Besichtigungstour einer Festung handelt es sich zugleich auch um eine mehr oder weniger lange Wanderung, diesmal auf der Burgmauer  – sofern man schwindelfrei ist und durch die blühende Natur im Inneren. In jüngerer Zeit diente die Festung noch als Gefängnis, heute finden sich in den Kasematten Archive mit archäologischen Exponaten. Zwei Museen besuchten wir zudem auf dem Gelände, eines zur Unterwasserarchäologie und das archäologische Museum der Stadt Pylos.

Von etwas außerhalb wollte ich mit der Drohne noch einige Übersichtsaufnahmen von der Festung machen, jedoch herrschte heute den ganzen Tag über ein sehr starker, stürmischer Wind vor. Im sicheren Modus schafft die Drohne 36 km/h. Das reichte nicht um gegen den Wind anzufliegen. Erst mit dem Sportmodus mit deaktivierten Sicherheitsfunktionen, hohem Akkuverbrauch und ausschließlich manueller Steuerung konnte ich einige Aufnahmen machen. Dieser Modus schafft immerhin 68 km/h.

Die Festung von Pylos

 

Rund zehn Kilometer von Pylos entfernt liegt Methoni. Der Ort lockt mit einem schönen Sandstrand – zum Baden ist es aber noch zu kalt, einer hübschen Patia – hier war der Wirt einer Taverne aber überfordert – und 30 Minuten auf einen Kaffee zu warten ist dann doch zu lang sowie natürlich einer großen Festung, diesmal aus venezianischer Zeit. Und die lohnt den Besuch allemal. Eigentlich hat hier jeder Küstenort seine eigene Festung, daran sieht man, wie gebeutelt die Menschen hier in den kriegerischen Zeiten waren. Die über Jahrhunderte andauerten. „Im August des Jahre 1500 belagerten 100.000 türkischen Soldaten die Festung mit ihren 7000 Mann Besatzung. Die widerstanden etwa einen Monat lang, dann fiel der wichtige Militärstützpunkt in die Hände der Osmanen.“ Nur, um einmal die Größe der Anlagen aufzuzeigen. 7000 Mann Besatzung…

Den schönen Turm zum Meer hin, den erbauten die Türken im 16. Jahrhundert, er diente als Leuchtturm und Gefängnis. 300 Jahre lang blieb die Festung in türkischer Hand, sie diente auch als Umschlagplatz für griechische Sklaven, die nach Ägypten verkauft wurden. 1828 eroberten schließlich die Franzosen die Festung.

Auch hier wollte ich noch Drohnenaufnahmen machen, nur der Wind war eher noch stärker geworden, ich ließ es also bleiben. Erst am Abend bei der Rückfahrt gelang es, da der Wind etwas weniger blies.

7000 Venezianer sollen einst hier stationiert gewesen sein

 

Blick auf den Hafen von Koroni von der Festung aus

Koroni: Die dritte Station an diesem Tag war die weitere 20 Kilometer entfernt liegend Küstenstadt Koroni. Der Besuch lohnt absolut, es dürfte die mithin hübscheste Stadt bei dieser Tour bis dato gewesen sein. Ein typisches, gemütlich-verschlafens griechisches Städtchen mit steil ansteigenden schmalen Gassen und einer Hafenpromenade mit Tavernen und Bars. Auch einige Handwerksläden finden sich. Der Tourismus kam erst in den letzten Jahren hierher. Und am Berg thront natürlich eine Festung aus byzantinischer Zeit, wie könnte es anders sein. Die aber unterscheidet sich deutlich von den anderen heute, denn es ist kein Museum, sondern eine noch immer bewohnte Anlage. Hier finden sich einige Wohnhäuser, Kirche mit Friedhof, eine Zitadelle und große Parkanlagen mit Olivenhainen und wild wuchender, derzeit blühender Natur. Also wieder einen Spaziergang gemacht, hoch hinauf in die Festung. Am beeindruckendsten ist das inmitten gelegene Nonnenkloster mit wunderbaren Kapellen, Gärten, Weinterrassen und faszinierendem Blick von Dach eines alten Turms (ohne Geländer, nur etwas für absolut schwindelfreie) auf die Küste und Stadt. Auch einen schönen Souvenirshop mit Produkten aus Griechenland und aus dem Kloster findet sich im Garten. Ihn betreiben die Nonnen. Also einen Orangelikör und Marmelade gekauft, zumal man keinen Eintritt begleicht. Auch hier legt man einige Meter zurück, in den drei Festungen heute erwanderten wir immerhin eine Strecke von über elf Kilometern.

Bassae, der Tempel des Apollon und die Stadt Olympia

Dienstag 12. April: Auf dem Weg zu den antiken Stätten Olympias liegt der Apollon-Tempel von Bassae, in einer einsamen, kargen Landschaft im Lykaéon-Massiv in 1130 m Höhe. Hier lohnt schon die Anfahrt auf den kurvenreichen und steilen Wegen die Serpentinen hinauf durch das Gebirge. Der Tempel gilt als einer der besterhaltenen in der Peloponnes und ist Weltkulturerbe. Zum Schutz ist er unter einem großen Zelt untergebracht, seit 2001 wird er saniert. Dazu versetzt man ihn um rund einem Meter, baut Säulenreihe für Säulenreihe und Stein für Stein ab und versetzt wieder auf. Nur so lässt sich das marode Fundament sanieren, um einem Einsturz vorzubeugen. In den 20 Jahren seit Beginn hat man erst einen kleineren Teil geschafft, eine Aufgabe von Jahrzehnten. Unterhalb des Tempels liegen einige Reste des antiken Dorfes. Einige Meter entfernt hat man eine größere Halle und einige Steingebäude aufgebaut, in denen Steinmetz- und Restaurierungsarbeiten stattfinden.

Am frühen Nachmittag dann die Stadt Olympia erreicht, morgen geht es zu der Ausgrabungsstätte. Hier merkt man, wie Olympia Menschen aus aller Welt anzieht. Zahlreiche Souvenierläden und Kunsthandwerksgeschäfte mit Krempel, Kitsch aber auch schönen Arbeiten, viele Tavernen, Bars und Kaffees, nahezu überall wo wir waren, wurde auch Deutsch gesprochen. Bisher die große Ausnahme.

Das antike Olympia, zum Ersten – Streik

Mittwoch, 13. April: Olympia. Heute blieb Zeit um Bildmaterial zu sichten und die Posts zu aktualisieren und für einen gemütlichen Stadtbummel– obwohl eigentlich das antike Olympia auf dem Programm stand. Der Grund ist ein ungeplanter Ruhetag. Am Morgen vor dem Eingang des antiken Olympia gestanden, wie viele andere auch – geschlossen. Heute wird gestreikt. Morgen sollte es eigentlich wieder über die Berge zurück nach Mykene gehen, da bliebe keine Zeit für die antike Stätte. Also kurz telefoniert, eine von den drei restlichen Übernachtungen bei Mykene (waren wir ja am Anfang schon) gecancelt und hier um eine Nacht verlängert. Wir sind ja flexibel. So steht Olympia Morgen auf dem Programm und es geht erst am Freitag wieder Richtung Athen. Die Zeit haben wir. 

Das antike Olympia, zum Zweiten

Donnerstag, 14. April: Ein geistiges Zentrum der Antike, Sportstätte, heiliger Bezirk – das alte Olympia war vieles, aber sicherlich kein Vorbild für den modernen Hochleistungssport und die heutige funktionärsgetriebene Geldmaschinerie Olympia. Entstanden sein sollen die olympischen Spiele aus den zu Ehren des mythischen Königs Pelops veranstalteten Leichenfeiern, als kultische Handlung, anfangs eher nicht als sportlicher Wettkampf.

Dennoch, ein symbolträchtiger Ort und Touristenmagnet, und das zu Recht. Die ersten Spiele fanden 776 v. Chr. statt und wurden bis 393 n. Chr. abgehalten. Wobei man heute weiß, dass auch schon früher sportliche Wettkämpfe in diesem Areal stattfanden, die Besiedlungsgeschichte geht auf das Jahr 3000 v. Chr. zurück. Und bis auf zweimal wurden in diesen Tagen alle kriegerischen Handlungen eingestellt.

Anfangs gab es nur einen Wettlauf über die Distanz des Stadions (192,27 m), später dauerten die Spiele dann fünf Tage. Sie umfassten u.a. den Wettkampf der Knaben im Laufen, Ringen und Faustkampf, ein Wettreiten und Wagenrennen – das Areal für die Pferderennbahn von 600 x 200 m entdeckte Forscher des Deutschen Archäologischen Instituts erst 2008 durch geophysikalische Messungen, rund 100 Jahre, nachdem die Ausgrabungen begannen – weiter wurden Kurz- und Langstreckenläufe abgehalten und die Wettkämpfe der Sportler im Ringen, Boxen, dem Waffenlauf sowie der Pankration – eine spezielle Kampfkunst. Am fünften Tag fanden die Siegesfeiern und eine Prozession der Sieger zum Zeustempel statt. In ihm stand die sitzende Zeus-Statue des Phidias, eines der sieben antiken Weltwunder. Sie war aus Gold und Elfenbein gefertigt, der Thron aus Ebenholz und maß 13 m in der Höhe. Sie ließ sich aus antiken Münzfunden mit Abbildungen rekonstruieren, nur ihr Fundament konnte ausgegraben werden.

Das Stadion selber ist eingebettet von Graswällen, auf denen die Besucher saßen. Sitzplätze aus Stein (wie im Stadion von Messene) gab es nur für die Kampfrichter in Form einer Tribüne. Die Hänge boten Platz für 45.000 Zuschauer.

Der Eingang zum Stadion

Auf dem Gelände finden sich neben dem Stadion und den Ruinen des Zeus-Tempels u.a noch Reste des Hera-Tempels – der Gemahlin und zugleich Schwester des obersten olympischen Gottes Zeus. Er stammt aus dem Ende des 7. Jhr. v. Chr., hier wird seit 1936 die Fackel für die olympischen Spiele der Neuzeit angezündet.

Weitere Gebäudereste sind die Werkstatt des Phidias, das Gymnasion, die Echohalle, das Philippeion – ein Rundbau den Alexander der Große vollenden ließ – diverse Schatzhäuser, das Leonidaion, ein 75 x 81 m großes Gästehaus umgeben von Säulenreihen und einem Wasserbecken im Zentrum, eine monumentale Brunnenanlage sowie weitere Tempel und Häuser. Vieles gibt es auch noch zu entdecken, so finden derzeit auch wieder Grabungen statt. Manches holt sich augenscheinlich inzwischen auch wieder die Natur zurück. Hier fehlt die Instandhaltung und vermutlich Kapazitäten wie Geld. Das antike Olympia, ein Ort, der für uns zu den Plätzen gehört, die man einmal im Leben besucht haben sollte. Wenn man sich dafür interessiert…

Nach der rund fünf Kilometer langen Wanderung über die Ausgrabungsstätte ging es in das archäologische Museum Olympias. Hier werden die Geschichte, Kunst und Kultur des Ortes wieder lebendig. Es finden sich etwa die Skulpturen und auch die restaurierten Giebel des Zeustempels, die allein einen ganzen Saal beanspruchen, darüber hinaus viele Statuetten aus Ton und Bronze – Weihegeschenke der Pilger, und auch einmalige Exponate wie die mit Sockel 12 m hohe Marmorstatuete der Siegesgöttin Nike, die Statuete des Hermes, sowie zahlreiche Helme, Brustpanzer und Schilde aus Bronze. Ausgestellt werden aber auch Alltagsgegenstände, Gläser und vieles mehr. Das Museum erweitert und erleichtert das Verständnis für die Geschichte und die Anlage. Und lässt einen ahnen, welch Prunk und Pracht hier einst Olympia herrschten.

 

Über die Berge nach Mykene

Freitag, 15. April: Heute ging es rund 220 Kilometer zurück nach Mykene, wo wir am Anfang der Peloponnes-Tour schon einmal waren. Dabei führte die erste Etappe wieder kurvenreich durch die Berge Arkadiens und über die sehenswerten Bergdörfer Dimitsana, Stemnitsa und Karitena.

Auf rund 1000 m Höhe liegt der 600-Seelen-Ort Dimitsana. Hier leben vorwiegend ältere Menschen, die Jungen zogen der Arbeit wegen nach Tripoli oder Athen und kommen in der Urlaubszeit in ihr Heimatdorf zurück. So ist es eigentlich in allen Bergdörfern hier in der Gegend. Die Dörfer schmiegen sich wunderbar an die Berghänge, holprige enge Gassen, schöne, massive Steinhäuser, Tavernen und ein paar Läden machen den Ort aus. Touristen verirren sich zunehmend, aber dennoch selten hier her. Eine abgeschiedene Welt.

Dimitsana wurde selbst von den Türken nie beachtet und erobert, deswegen spielte der Ort eine wichtige kulturelle Rolle in der Geschichte. Hier wurde Jahrhunderte lang, während der Besetzung, die verbotene griechische Sprache und Kultur unterrichtet. Die Schüler kamen dazu aus allen Teilen Griechenlands in den Ort.

Zehn Kilometer entfernt liegt Stemnitsa, bekannt durch kunstvolle Gold- und Silberarbeiten. Als wir ankamen, nahezu ausgestorben. Nur noch rund 100 Einwohner leben das ganze Jahr über hier, einst waren es 4000. Seit 1978 erlebt das Dorf jedoch eine kleine Renaissance, als ein inzwischen verstorbener Goldschmied zurückkehrte und eine Gold- und Silberschmiedeschule gründete. In zwei Jahren lernen derzeit jährlich rund 25 Schüler das Handwerk. In den Sommermonaten spielt auch der Tourismus eine Rolle, gut besucht heißt es dann. Zumal die Temperaturen ein paar Grad niedriger sind als auf der übrigen Peleponnes.

Von einer mächtigen Bergfestung aus dem 12. Jahrhundert überragt wird Karítena. Die ist aber schon geraume Zeit geschlossen, wegen archäologischer Ausgrabungen und Sanierungsarbeiten. Der Ort liegt auf keiner der gängigen touristischen Routen einer Arkadien-Rundfahrt, entsprechend wenig gibt es hier. Karítena ist der Geburtsort des Theodor Kolokotronis, der die Griechen nach Jahrhunderten türkischer Herrschaft erfolgreich in die Unabhängigkeit führte und die Burg damals als wichtigen Stützpunkt der Befreiungsarmee ausbaute. Hier trafen wir in einer Taverne Vater und Sohn aus Israel, die mit je einer Tenere 700 – ich fahre selber so ein Motorrad – eine Woche in der Peloponnes unterwegs sind. Es entwickelte sich schnell ein nettes, längeres Gespräch, es könnte nun in absehbarer Zeit eine weitere Israelreise anstehen.

Runter die Berge ging es dann aufgrund der fortgeschrittenen Zeit erstmals auf die mautpflichtige Autobahn Richtung Mykene. Hervorragend ausgebaut kommt man dann doch zügiger voran als auf den Landstraßen. Die Mautkosten, für rund 70/80 km, knapp über vier Euro.

Das antike Nemea, das Heraion, Argos und die Lárissa-Feste

Der Zeus-Tempel von Nemea

Samstag, 16. April (Teil I): Das antike Nemea stand heute Morgen als erstes auf dem Programm. Bei der Hinfahrt hatten wir es ausgelassen. Es war einer der vier Austragungsorte für die panhellenischen Spiele. Dabei handelte es sich um sportliche Wettbewerbe zu Ehren der griechischen Götter. Sie fanden in Nemea, Korinth, Delphi und in Olympia statt. Ursprünglich waren es Wettkämpfe unter Kriegern in voller Montur, später traten die Kämpfer nackt an, einzige Ausnahme war der Waffenlauf. Auch die olympischen Spiele gehörten zu den panhellenischen Spielen. Besichtigen kann man heute den Zeus Tempel, den man teils restauriert hat, das Stadion und ein sehenswertes Museum. In Nemea wurde die Spiele von 573 v. Chr. an abgehalten.

 

Seit dem Sommer 1996 finden wieder Nemeische Spiele im Stadion statt. Alle zwei Jahre treffen sich Jugendliche, um die Spiele nach alten Regeln abzuhalten. Es gibt keine Rekorde, keine Medaillen und keine Preisgelder. Die Sportler treten barfuß an und in einer weißen Tunika. Zuletzt kamen 8000 Besucher zu den Spielen, die von Prominenten wie Nicolas Cage und Mikis Theodorakis unterstützt werden. Die „Society of the Revival of the Nemean Games“ zählt inzwischen 1800 Mitglieder.

Knapp zehn Kilometer entfernt findet sich das Heraion, mithin das größte und bedeutendste Hera-Heiligtum. Der Kult um die Gemahlin des Zeus wurde sehr aufwändig betrieben. Bei den jährlich stattfindenden Festivitäten wurde die Vermählung von Zeus und Hera nachvollzogen. Sie dauerten wie eine richtige Hochzeit drei Tage. Begleitet wurden die Festlichkeiten von sportlichen Wettkämpfen und kulturellen Handlungen. Hundert, damals besonders verehrte Kühe sollen der obersten Göttin geopfert worden sein. Erhalten ist nicht mehr viel, ein Spaziergang lohnt aber auch schon wegen den schönen Ausblicken ins Tal.

 

Wir sind in Argos, genauer bei den Ruinen des antiken Argos. Am Rande der lauten und hektischen Stadt Argos mit 27.000 Einwohnern finden sich am Fuße des Lárissa-Berges u. a. Reste des Theaters, römische Thermen und ein Odeon. Das Theater fasste etwa 20.000 Zuschauer und ist aus dem Felsen des Berghanges geschlagen. Es soll größer als das von Athen oder Epidauros gewesen sein und wurde Ende des 4. Jhr. v. Chr. erbaut. Es ist recht gut erhalten, auch wenn die Natur langsam wieder Besitz davon ergreift.

Direkt davor finden sich Reste römischen Thermen, besonders beeindruckend sind die Reste einer zehn Meter hohen Ziegelmauer. Da kann man sich die Dimensionen der Anlage recht gut vorstellen, zudem Schautafeln mit Rekonstruktionen der ehemaligen Gebäude alles recht gut veranschaulichen. Die Thermen dienten einst nicht nur hygienischen Zwecken, sondern waren im ganzen römischen Reich Treffpunkt für geschäftliche und politische Gespräche.

Nahe findet sich noch die Überbleibsel des Odeon mit Platz für 1800 Besucher, hier fanden wohl politische Versammlungen statt und es diente als Kleinkunstbühne. 14 der ehemals 35 Sitzreihen sind noch vorhanden, alles war einst überdacht.

Zu guter Letzt fuhren wir mit dem Auto noch hoch auf dem Lárissa-Berg, finden sich hier doch die Reste einer einst beeindruckenden Festung und auch der grandiose Blick über die Stadt und die argolische Ebene lohnt. Die Burg basiert auf Bauten der Byzantiner aus dem zehnten Jahrhundert, im 13. und 14. Jahrhundert bauten die Herzöge von Athen die Festung weiter aus. Anschließend legten die Venzianer noch Hand an.

Die Festung auf dem Lárissa-Berg

Das war es dann auch, zurück ins Hotel und noch ein kurzer Bummel durch Mykéne – wir waren glaube ich die einzigen Touristen und vieles war noch zu, ein Gläschen Wein und gut gegessen. Morgen geht es zurück nach Athen und Deutschland. 15 tage Peleponnes, es hätten gerne noch einige Tage mehr sein können, den Norden der Halbinsel ließen wir aus. Aber auch so lohnt ein Besuch, viel Geschichte und Kultur, nette Menschen, Griechenland ist immer wieder eine Reise wert.

Ende Teil II  des Reiseberichtes Peloponnes, hier geht es zum ersten Teil  mit den Regionen um Korinth, Mykene, Nafplion und Mystras.

Quellen: eigene Erfahrungen ergänzt um Internetrecherchen