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Norwegen, Spitzbergen und die Arktis: Film als BluRay erhältlich

Der Film über die Reise ins südliche Norwegen und in die Arktis nach Spitzbergen ist nun als BluRay in meinem Shop erhältlich. Der 127-minütige Film beinhaltet eigentlich zwei komplette Reisen: Unterwegs im südlichen Teil von Norwegen geht der erste Teil von Olso aus nördlich über den Sognefjells und Lom bis zum weltbekannten Geirangerfjord. Wieder Richtung Süden machen wie uns auf nach Bergen, Norwegens zweitgrößte Stadt.

Im zweiten Teil des Filmes geht es hoch in den Norden, nach Spitzbergen. Hier erkunden wir die Region rund um die Siedlung bis wir uns mit dem Expeditionsschiff auf eine Tour in die arktische See rund um die Insel machen, mit wunderbaren Aufnahmen von Seevögeln, Walrossen und Eisbären.
 

Route Norwegen: Oslo, Skien, Telemark-Kanal, Heddal, Gaustatoppen, Rjukan-Bahnhof, Uvdal, Borgund, Sognefjells, Leirvassbu, Lom, Geiranger, Dalsnibba, Gamle Strynefjellsvegen, Trollhaugen, Bergen

Route Spitzbergen: Longyearbyen, Ny-Ålesund, St. Johnsfjorden, Smeerenburg, Virgohammna, Texas-Bar, Packeisgrenze, Phippsøya, Kræmerpynten, Andreeneset, Torrelneset, Alkefjellet, Kap Waldburg, Kap Lee, Gnålodden, Bamsebu, Kajaktouren im Eismeer

Hier gibt es einen kurzenTrailer auf YouTube mit Ausschnitten vom Film. Auf meinem Kanal finden sich weitere längere Filme mit deutschen Kommentaren.

Die Arktis – rund um Spitzbergen, Teil III

An Bord der MS Sea Spirit

Freitag, 1. Juli 2022: Früh morgens erstmal ein PCR-Test, ohne ihn und vollständige Impfung geht es nicht an Bord der MS Sea Spirit. Gegen 16 Uhr erfolgte die Einschiffung auf das Expeditionsschiff und die obligatorischen Sicherheitseinweisungen, was recht zügig vor sich ging. Obwohl wir mit den Tenderbooten, sogenannten Zodiacs zum Schiff gebracht werden mussten, war die Reede doch belegt. Kurz die Kabine bezogen, die recht großzügig ist und komfortabel mit ihren rund 20 Quadratmetern. Dies hier ist noch ein klassisches Schiff, viel mit Holz und Messing, es hat gerade mal fünf Decks. An Bord sind 68 Passagiere aus den unterschiedlichsten Ländern und 72 Crew-Mitglieder. Hinzu kommen noch einmal 13 Mitglieder des Expeditionsteams.

Gebaut wurde das Schiff 1991 in Italien und 2016 und 17 renoviert. Es kann maximal 114 Gäste an Bord nehmen. Gegessen wird in einem a la Card-Restaurant, darüber hinaus bietet es eine größere Lounge für Vorträge, die alle in Englisch mit deutscher Simultanübersetzung gehalten werden. Zudem finden sich eine Bücherei, Club Lounge, Outdoor-Bistro und sogar ein Jacuzzi an Bord. Die Länge ist knapp 91 m, die Breite etwas über 15 m und die maximale Geschwindigkeit 15 knoten. Normalerweise hat das Schiff eine offene Brücke, sprich jeder kann sie besuchen und sich mit dem Kapitän unterhalten. Das ist aufgrund von Corona derzeit jedoch nicht möglich.

Hier geht es zu Teil I,  der Reise durch Mittelnorwegen und die westlichen Fjorde und hier zum zweiten Teil, rund um Longyearbyen.

Ny-Ålesund und der St. Jonsfjorden

Wir sind über Nacht rund 110 Seemeilen nördlich gefahren und haben am Morgen Ny-Ålesund erreicht, die nördlichste Siedlung der Welt. Hier befinden sich in der ehemaligen Bergbausiedlung heute zwölf Forschungsstationen aus neun Ländern, auch aus Deutschland. Themen sind u. a. die Atmosphärenforschung, der Klimawandel und Umweltverschmutzung.

Der Ort hat auch eine interessante Geschichte, was Arktisexpeditionen angeht. Starteten hier doch drei Expeditionen, etwa von Amundsen und Nobile. Mit Luftschiffen versuchte man damals den geographischen Nordpol zu erreichen. Der magnetische Pol bewegt sich und liegt ohne weiteres hunderte Kilometer entfernt.

Der 35 m hohe Ankermast, an denen die Luftschiffe festgemachten, steht heute noch. Hin geht es aber nur mit einem bewaffneten Guide, denn es ist Eisbärenland. Am 11. Mai 1926 startete von hier aus das Luftschiff Norge, um den Nordpol mit Roald Amundsen als Leiter und 16 weiteren Männern an Bord zu erreichen. Umberto Nobile war Führer des Luftschiffes. Am 12. Mai um 1 Uhr 25 erreichten sie ihr Ziel, und warfen die norwegische, italienische und amerikanische Flagge über dem Pol ab.

Gleich am Ortseingang vom Anleger aus findet sich eine alte Schmalspurbahn, die Lok stammt aus Deutschland, gebaut 1909 in Berlin und 1977 hierher transportiert. Damals wurde die Kohle in großen Zügen von den Minen zum Hafen transportiert und mit dieser kleinen Lokomotive an den Anleger auf die Schiffe gebracht.

In dem Ort finden sich weiter ein Museum, ein Souvenirladen, Hotel – nur für Wissenschaftler und eine Briefpost. Die alten Gebäude stehen größtenteils noch und wurden renoviert. Übrigens lässt man hier alle Fahrzeuge und Häuser wie in Longyearbyen immer unverschlossen. So kann man – sollte ein Eisbär auftauchen, sich in ein Auto oder Haus retten.

Nach einen Sicherheitsbriefing an Bord was Eisbären und den Umgang auf den Zodiacs angeht erreichten wir am frühen Nachmittag den St. Jonsfjorden und machten mit den Zodiaks einen Landgang. Vor einer großen Felswand voll von Vogelnestern findet sich eine interessante Vegetation. Für das Pflanzenwachstum sorgt der Kot der Vögel, Guano.

Zudem lassen sich hier von Land aus die kalbenden Gletscher beobachten und besonders beeindruckend sind immer wieder die Geräusche, die Gletscher von sich geben. Manches klingt wie Donnerhall, anderes eher wie lautes Knirschen. Wenn man die abbrechenden Eismassen hört und lokalisiert, ist es jedoch für Aufnahmen meist zu spät. Licht ist halt viel schneller als Schall.

Bei der Rückfahrt zum Schiff ging es noch an einer Felswand direkt an Wasser vorbei, wo sich zahlreiche Papageientaucher finden. Der einzige Ort auf Svalbard, wo man diese prächtigen Vögel beobachten kann.

Bei einem Landgang eruieren die Guides als Allererstes, ob das Gelände weiträumig auch Eisbärenfrei ist. Herrscht Nebel und damit keine gute Sicht, gibt es keine Anlandung. Scheint es alles in Ordnung zu sein, sichern sieben oder acht Mitglieder der Expeditionscrew mit Signalwaffe und Gewehr das ganze Gelände an strategischen Punkten ab und überwachen das Areal kontinuierlich mit Ferngläsern. Bei Wanderungen wird ebenfalls erst das Gelände gesichert und die kleineren Gruppen müssen zusammenbleiben und werden von zwei bewaffneten Guides begleitet.

Smeerenburg und Virgohamna, ein selten besuchter Ort

Smeerenburg auf der Insel Danskoya ist unser Ziel am Sonntagmorgen. Es ist eine ehemalige Walfangstation. wir sind jedoch vor allem wegen einer Kolonie von Walrossen hier. Man kann so an die 50 Meter an sie heran, immer gegen den Wind und nur von einer Seite, um sie nicht zu stören. Zudem man hat leise zu sein, gut für die Filmaufnahmen, der O-Ton ist somit gesichert. Mehr zu den Walrossen zu einem späteren Zeitpunkt. Der Besuch hat sich gelohnt. Ansonsten sieht man hier nur viel altes Holz der verfallenen Gebäude und Grundrisse der Öfen, mit dem man das Öl aus dem Tran gewonnen hat.

Der Walfang begann auf Smeerenburg um 1606 und dauerte bis etwa 1750, dann gab es keine Wale und auch keine Walrosse mehr, die nach den Walfischen dran glauben mussten. Der Bartenwal war das Hauptziel, er ist recht langsam und damit leicht zu jagen. Sechs Männer auf einem kleinen Ruderboot verfolgten und harpunierten die Wale, dann zog man sie an Land, zerteilte sie und siedete den Tran. Ein blutiges Geschäft. Zu den Hochzeiten lebten und arbeiteten 200 Menschen hier, es war ein sehr hartes Geschäft, obwohl die Station nur im Sommer besetzt war. Entsprechend hoch war die Todesrate bei den Walfängern, so fand man allein in Smeerenburg 101 alte Gräber. Walfänger wollten dort beerdigt werden, wo sie starben.

Virgohamna, eine der wichtigsten archäologischen Stätten auf Spitzbergen

Mit dem Tenderboot ging es anschließend auf eine benachbarte Insel, nach Amsterdamya zu dem Ort Virgohamna. Dies ist der archäologisch wichtigste Ort auf Spitzbergen, nur mit einer selten erteilten Sondergenehmigung des Gouverneurs, darf man hier anlanden. Obwohl der Ort auf den ersten Blick eher wie ein alter Schrottplatz aussieht. Virgohamna spielte in der Erforschung des Nordpols ab dem Ende des 19. Jahrhunderts mit Luftschiffen eine sehr wichtige Rolle. Starteten von den acht Polarexpeditionen allein fünf von hier, die restlichen drei von Ny-Ålesund. Letztendlich scheiterten alle, das aber ist eine andere Geschichte.

Was man schnell mal als Schrott ansehen mag, ist der Grund, warum man eine Genehmigung des Gouverneurs benötigt, um hierher zu kommen. Alles was hier rum liegt ist streng geschützt, sind Überbleibsel der Polarexpeditionen. Das Holz und einige Grundrisse sowie mehrere Gräber sind aus der Walfangzeit zwischen 1606 und 1730, die Metalle, Reste eines großen Hangars, Keramik, Eisenhaufen, Fässer, Ziegel und vieles mehr stammen aus der Ära der Polarexpeditionen etwa von 1890 bis 1926. Gut geeignet war diese Bucht für Walfänger wie Polarreisende, weil Ausläufer des Golfstromes sie frei von Eis halten.

Grab eines Walfängers aus dem 17. Jahrhundert

Nachmittags gab es dann noch eine Fahrt mit den Tenderbooten die Gletscher in Hamilton Bukta entlang, die ließ ich jedoch aus. Denn für mich stand die erste Kajakausfahrt im offenen Meer an. Sechs Teilnehmer nutzen anstelle von Bootsfahrten oder einigen Landausflügen das Kajak, um in dieser einmaligen Umgebung unterwegs sein. Eine Zusammenfassung der insgesamt sechs Kajaktouren gibt es zu einem späteren Zeitpunkt. Nur so viel, eine Kajakfahrt im Eismeer ist schon etwas Besonderes.

Abends sind wir dann noch in einen schönen Fjord eingelaufen, und hier sahen wir sie zum ersten Mal live, wenn auch aus einiger Entfernung. Eine Eisbärenmama mit zwei Jungen. Dafür steht man schon eine Weile im eisigen Wind an Bord des Schiffes herum und das bald gegen Mitternacht. Auch wenn man ein Fernglas benötigt, es ist schon etwas Besonderes.

Am Monacobreen-Gletscher und der Texas-Bar

Am Montag ging es für mich und fünf weitere gleich wieder mit dem Kajak los, während die anderen Gäste eine Zodiac-Tour den Monacobreen-Gletscher entlang machten. Es ist einfach fantastisch, nah an der Gletscherzunge entlang zu fahren, so aus etwa 200 m Sicherheitsabstand, da der Gletscher immer wieder kalbt und größere Wellen erzeugen kann.

Nachmittags machten wir dann eine Wanderung von etwa zwei Stunden bei der Texas Bar, so der Name der Landestelle. Schwerpunkt dieser Tour war die Botanik, finden sich hier doch einige Pionierpflanzen und weiteres blühendes Gewächs. Was naturgemäß alles sehr klein ist und extrem langsam wächst. Deswegen sollte man auch aufpassen, wohin man tritt. Auch hier findet sich ein Vogelfelsen, der für den Dünger und die Nährstoffe sorgt.

Die Texas-Bar findet sich etwas erhöht nahe dem Strand. Es ist eine kleine, Eisbärensichere Trapperhütte etwa aus den 20er-Jahren. Auch heute gibt es noch zwei Trapper, die hier unterwegs sind und Rentiere und mit Sondergenehmigung auch Polarfüchse jagen dürfen.

An der Texas Bar gibt es natürlich einen Wodka

Diese Bar ist von einem der bekannten norwegischen Trapper gebaut worden, von Hilmar Neuss. Er überwinterte hier über 38 Jahre, wollte Eisbären und Füchse vor allen in dieser Jahreszeit jagen. Dann hatten die Tiere ihr Winterfell, was dichter und schöner ist als das Sommerfell. Und damit deutlich mehr wert ist. Besonders wertvoll war der Blaufuchs, etwa genauso viel wie ein vielfach größeres Eisbärenfell. Um den Fuchs zu fangen, baute man steinerne Fallen, Schlagfallen. Dazu legte man einen Köter in die Falle, etwa ein Ei oder ein Stück eines Vogels. Ist der Fuchs rein und zog an dem Köter, fiel die Falle zusammen und erschlug ihn.

Reste einer alten Fuchsfalle

Abends fuhr das Schiff dann weiter gegen Norden, so dass wir den 80. Breitengrad gegen 21 Uhr überquerten. Hier gibt es eine flache Insel mit Walrosskolonien. Man darf aber nur bis 300 m heran, da es ein Naturschutzgebiet ist.

An der Packeisgrenze

Um 7.40 Uhr am Morgen haben wir die Packeisgrenze erreicht, fahren jetzt die nächsten Stunden an ihr entlang gen Osten. Crewmitglieder beobachten das Packeis, ob sich irgendwo Leben zeigt. Hier hat man recht gute Chancen, Robben und Eisbären zu sehen. Sahen wir aber nicht.

Die Packeisgrenze liegt auf 81°22.149‘. Von hier aus ginge es nur noch auf dem Packeis oder mit einem großen Eisbrecher Richtung Nordpol – aber nur im Sommer, sonst ist das Eis zu dick. Der Pol ist noch rund 500 nautische Seemeilen entfernt, etwa 900 Kilometer. Die Temperatur an Bord ist um die Null Grad, es scheint die Sonne. Erstmals seit wir Longyearbyen verlassen haben, bis dato hatten wir immer tiefhängende Wolken. Für uns ist das der nördlichste Punkt dieser Reise.

Die Seven Islands

Am späteren Nachmittag erreichten wir dann die südwärts gelegenen Seven Islands. Auf der Insel Philippsøya gingen wir an Land. Auch hierfür braucht man eine Genehmigung. Für uns ist es der nördlichste Punkt auf Spitzbergen. Zuerst wird wie üblich das Gelände sondiert, nahezu jede zweite Anlandung muss abgebrochen werden oder findet nicht statt, zu viele Eisbären sind in der Gegend. Heute jedoch nicht. Mitglieder der Expeditionscrew sichern verschiedene Taleingänge von erhöhten Punkten ab, zusätzliche Zodiacs liegen am Ufer, um im Notfall die Leute schnell abtransportieren zu können. Auch im Wasser fahren Crewmitglieder mit den Tenderbooten Patrouille, Eisbären können ja schließlich schwimmen.

Der Strand ist übersäht von Treibholz, ganze Stämme finden sich zuhauf. Das Holz wird von Sibirien bis hier her angetrieben. Mit ihm kommt das Plastik. Es ist üblich, dass die Besucher und Guides bei Landgängen angeschwemmte Plastikabfälle und Seile, in diesem Fall sogar ein ganzes Fischernetz aus Kunststoff einsammeln, an Bord mitnehmen und im Hafen entsorgen. Drei Sack voll kommen hier zusammen, daran sieht man auch, dass hier nur wenige Schiffe anlanden. Zudem steht hier eine alte Trapperhütte von 1936. Sie wird heute noch genutzt, etwa in Notfällen oder wenn der Gouverneur Kontrollfahrten macht.

Kraemerpynten und die Eisbären

Die ganze Nacht ging es Richtung Osten. Wir versuchen, einen besonderen Ort zu erreichen, die einsame Insel Kvitøya. Besonders insofern, als dass Expeditionsleiter Chris es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft hat, an diesem Ort anzulanden. Immer musste man umkehren, starker Winde wegen oder des Eises. Doch es scheint, dass wir von den Wetterprognosen her Glück haben könnten. Wir hatten es.  

So nah kommt man einer Eisbärenmama und ihrem Jungen selten

Morgens angesagt war erst eine Zodiactour bei Kraemerpynten entlang des Gletschers. Die Insel ist zu 99 Prozent mit Eis bedeckt, rund 40 x 20 km groß und die höchste Erhebung ist rund 400 m. Die Sonne schien, der Himmel war blau. Doch mit der Tour die Gletscher entlang wurde es nichts. Der Grund: drei Eisbären, eine Mama mit ihrem Kleinen und ein weiteres Einzeltier. Es ist einfach fantastisch, sie kamen zum Ufer, beobachteten uns, spielten und fraßen, wir konnten bis auf 100 m ran. So blieben wir über zwei Stunden bei den Eisbären, konnten wunderbare Aufnahmen machen, einfach fantastisch. Mehr dazu im nächsten Footprint. Dann tauchten auch noch Walrosse auf, einzelne räkelten sich auf Eisschollen, es war eigentlich nicht mehr zu toppen. Allein schon wegen diesem Morgen lohnte die ganze Reise. Nur ein Problem hatte ich, allein von diesem Morgen mehr aus 500 Aufnahmen…, darunter einige Serienaufnahmen.

Nanook – der große Wanderer

Es ist schon etwas Besonderes, Eisbären in der freien Natur zu beobachten. Wir hatten schon am dritten Tag das Glück, gleich eine Mama mit zwei Jungen zu beobachten – aus der Ferne vom Schiff aus. Am fünften Tag dann noch einmal eine Begegnung mit drei Tieren bei Sonnenschein auf dem Eis und aus der Nähe. Ein weibliches Tier mit Nachwuchs und ein einzelner Eisbär. Über zwei Stunden lang ließen sie sich studieren, kamen uns sogar bis an das Ufer entgegen, so dass nur 100 m zwischen uns lagen. Traumhaft.

Der Polarbär, Ursus maritimus oder wie die Inuit sagen, Nanook – der große Wanderer ist eines von den größenen Tieren hier auf Svalbard, neben Walrossen, Polarfüchse und Rentieren. Männchen werden um die 500 bis 700 kg schwer, Weibchen 200 bis 400 kg. Gejagt wurden sie auf Spitzbergen bis 1973, seitdem sind sie geschützt. Weltweit soll es noch um die 20.000 bis 25.000 Eisbären geben, in Kanada und Grönland bejagt man sie weiterhin legal, 1000 Tiere pro Jahr. Früher hatte man sogar fallenartige Selbstschussanlagen gebaut, um die Bären zu töten.

An Land erreichen die Bären eine Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h, deutlich mehr als normale Menschen. Im Wasser erreichen sie immer noch 10 km/h, als vergleich, wir sind mit den Kajaks ungefähr fünf bis sechs Kilometer schnell. Zudem sind sie sehr gute und ausdauernde Schwimmer. Forscher fanden heraus, dass ein GPS überwachter Bär an einem Stück 687 km im Meer in neun Tagen zurücklegte und dann an Land noch einmal 1800 km unterwegs war. Während dieser Zeit verlor er 30 Prozent seines Gewichts. Eine Ausnahme. Aber Schwimmeinlagen von 300 km am Stück sollen keine Ausnahme sein. Alt werden sie 25 Jahre, Weibchen leben länger als die männlichen Eisbären.

Interessant auch, es gibt Kreuzungen zwischen Eisbär und Grizzly-Bär, der Nachwuchs ist sogar fruchtbar. Während Eisbären reine Fleischfresser sind, leben Grizzlys zu 80 Prozent vegetarisch. Der Nachwuchs richtet sich nach der Mutter. War es eine Eisbärin, wird Fleisch gefressen, war es ein Grizzly, lebt er gerne vegetarisch.

Bei einem Landgang eruieren die Guides aus Sicherheitsgründen als Allererstes, ob das Gelände weiträumig auch Eisbärenfrei ist. Herrscht Nebel und damit keine gute Sicht, gibt es keine Anlandung. Oder wenn Eisbären gesichtet werden. Scheint alles in Ordnung, sichern sieben oder acht Mitglieder der Expeditionscrew mit Signalwaffe und Gewehr das ganze Gelände an strategischen Punkten ab und überwachen das Areal kontinuierlich mit Ferngläsern. Auch das Meer wird mit Zodiacs überwacht. Bei Wanderungen wird ebenfalls erst das Gelände gesichert und die kleineren Gruppen müssen zusammenbleiben und werden von zwei bewaffneten Guides begleitet. Dennoch gab es auch auf Spitzbergen schon Todesfälle im Zusammenhang mit Eisbären, etwa vor zwei Jahren auf dem Campingplatz in Longyearbyen. Ist aber überaus selten. Muss ein Eisbär erschossen werden, zieht das lange und unangenehme polizeiliche Ermittlungen nach sich.

Andreeneset, nur selten zu erreichen

Die Spur eines Eisbären

Nachmittags wollten wir dann im Westen bei Andreeneset anlanden. Jedoch wurde ein Polarbär gesichtet (Nummer 7), schlafend und 5 km von der Anlandestelle entfernt, also sollte es nur eine Zodiac-Tour geben. An einem Felsen im Meer tummelten sich gut und gerne 200 Walrosse auf engstem Raum. Weiter zu der ursprünglichen Anlandestelle, um wenigsten ein besonderes Denkmal von Wasser aus zu sehen. Die Crew hat es seit zehn Jahren wie viele andere nicht mehr geschafft, hier anzulanden. Nur wenige Besucher schafften es überhaupt. Das Wetter erlaubt es nur an etwa 20 Tagen im Jahr, wir haben heute blauen Himmel, Windstille, und dann liegt da ein Polarbär herum. Das Besondere an diesem Ort: In etwa 300 km Entfernung musste der Ballon von Andree, Strindberg und Fraenkel notlanden. Die drei Männer starteten im Oktober 1897 von Virgohamna aus, um den Nordpol zu erreichen. Sie schlugen sich auf driftenden Eis bis hierher durch. Doch auf der einsamen, abseits gelegenen Insel hatten sie keine Chance zu überleben und starben etwa nach drei Wochen. Suchaktionen fanden die Männer nicht. Entdeckt wurde die Absturzstelle 1930 zufällig, als eine Expedition nach Franz-Josef-Land aufbrach, um dort eine Wetterstation zu errichten. Die Gebeine wurden geborgen und in Stockholm beerdigt. Strindberg hatte eine Braut, die erst 18 Jahre später loslassen konnte und einen anderen Mann heiratete. Bei ihrem Tod 1947 verfügte sie, dass ihr Körper bei ihrem aktuellen Mann bestattet wird und ihr Herz bei dem in Stockholm bestatteten Verlobten Strindberg. So geschah es auch.

Doch der Expeditionsleiter entschied, nachdem sie das Gelände vom Boot aus sondiert hatten und mit der Drohne aus der Luft kontrollierten, dass man doch anlanden könnte, Boot für Boot und recht kurz. Also raus mit fünf bewaffneten Crew-Mitliedern, die das Gelände absicherten. Der Bär schlief noch und wir waren gegen den Wind, so dass er keine Witterung aufnehmen konnte. Also raus aus dem Boot und hin zu dem Denkmal. So gehören wir nun zu den wenigen Menschen, die an diesem Ort waren, der für Svalbard – Spitzbergen – eine besondere historische Bedeutung hat.

Am Gletscher Brasvellbreen bei Sonnenschein

Am Donnerstagmorgen lagen wir bei Sonnenschein vor dem Gletscher Brasvellbreen mit wunderbaren Ausblicken auf die Eismassen. Auch dieser Gletscher verändert sich deutlich durch die Klimaerwärmung, so fließt das Schmelzwasser heute unterirdisch ab, da sich viele Gletscherspalten gebildet haben. Früher vor einigen Jahren floss das Wasser oberirdisch ab, bildete an der Abbruchkanten wunderbare Wasserfälle. Die gibt es nicht mehr, dennoch lohnt der Blick.

Etwas später erreichten wir Torellneset, unseren nächsten Stopp. Für die meisten stand eine Zodiac-Tour an, während ich wieder ins Kajak stieg. Hier findet sich eine Walrosskolonie. Zahlreiche Tiere tummeln sich diesmal im Wasser, vor allem Jungtiere spielen in der Brandung. Ihnen kann man sich so auf 20 bis 30 Meter mit dem Kajak nähern. Wir beobachteten zwei Jungtiere in etwa 20 m Entfernung, die aber dann abtauchten und verschwunden waren. Also weiter gepaddelt. Auf einmal ein Schlag von hinten an unser Boot, sie sind direkt hinter uns beiden aufgetaucht und untersuchten und schubsen das Kajak. Alex aus den USA ist mein Paddelkollege. Ein seltenes und harmloses Erlebnis – sind halt neugierig, und die Tiere so aus der Nähe zu sehen ist schon etwas Besonderes. Anders wäre es bei einem ausgewachsenen Männchen, hier heißt es Abstand gewinnen. Dann wäre es tatsächlich gefährlich. Zu den Walrossen nachher mehr.

Anschließend landeten wir mit den Kajaks noch an, um kurz die Kolonie von Land aus zusehen, bevor es die drei Kilometer über offene See zum Schiff zurückging.

Die Brünnich´s Guillemont in Alkefjellet

Nachmittags in Alkefjellet gleich die nächste Kajak-Tour, so waren wir an diesem Tag bald fünf Stunden unterwegs. Diesmal ging es nah an der Küste entlang, nur wenige Meter entfernt an dem rund 100 m hohen Cliff. Es erinnert an eine Skyline einer Stadt mit Wolkenkratzer. Das war ein weiterer Höhepunkt dieser Tour. Hier brüten um die 60.000 Pare Dickschnabellummen, in kleinsten Nischen im steilen Fels. Rings um uns herum flattern und schwimmen tausende Vögel, teilweise nur einen Meter entfernt. Zu Starten von der Wasseroberfläche brauchen sie einen langen Anlauf, schon lustig die etwa 40 cm großen Vögel dabei aus nächster Nähe zu beobachten. Die Geräuschkulisse, einmalig. Auch der Geruch.

Die Brünnich´s Guillemont, wie die Vögel hier heißen, sind sehr schlechte Flieger, aber wunderbare Schwimmer. Deswegen verbringen sie ihr Leben lieber im Wasser als in der Luft. Schwimmend erinnern sie stark a Pinguine. Sie tauchen ohne Probleme 100 m tief, manche sogar 150 m bleiben dann bald zehn Minuten unter Wasser, werden bis zu 30 Jahre alt. Vor einigen Jahren hat die BBC dieser weltweit einmaligen Brutstätte eine eigene Dokumentation gewidmet. In einem Schneefeld sahen wir auch den ersten Polarfuchs, sind selten geworden. Aber sie halten sich gerne dort auf, wo Vögel brüten. Die Nahrung ist dann nicht weit.

Walrosse, Giganten der Arktis

Auf Spitzbergen findet sich das Atlantik-Walross, von dem es noch um die 20.000 Exemplare geben soll. Es gibt zudem das Pazifik-Walross mit einem Bestand von 200.000 Tieren. In Spitzbergen sind sie streng geschützt, in Kanada oder Grönland werden sie noch gejagt. Das Weibchen wird etwa 3 m lang, wiegt 1200 kg, das Männchen ist 3,60 m groß und bis zu 1900 kg schwer. Das Alter lässt sich anhand der Zähne bestimmen, sie werden in freier Wildbahn um die 30 bis 40 Jahre alt. Ihre langen Zähne dienen Revierkämpfen und zur Verteidigung etwa gegenüber Eisbären. Die greifen Walrosse normalerweise nicht an, da sie sich gemeinsam verteidigen.

Ein krankes Tier oder ein Jungtier, das abgesondert wurde, kann schon mal von einem Eisbären erlegt werden. Vor allem von Mollusken leben die Tiere, an einem Tag vertilgen sie um die 70 kg Muscheln, indem sie sie aussaugen. Manchmal erbeuten sie aber auch Seehunde oder Vögel. Im Wasser erreichen Walrosse Geschwindigkeiten von über 30 km/h und können bis zu 45 Minuten und bis 500 m tief tauchen. Üblicherweise bleiben sie aber nur um die fünf Minuten unter Wasser. Alle drei Jahre können sie ein Junges gebären, die Sterblichkeitsrate bei dem Nachwuchs liegt bei 25 Prozent.

Kapp Waldburg und Kapp Lee

Kapp Waldburg ist unser nächstes Ziel. Es geht wieder mit dem Kajak raus, die Küste entlang. Hier herrschte ein etwas höherer Wellengang, zum Teil mussten wir gegen eine stärkere Strömung ankämpfen. Und ja, es ist Salzwasser. Das Kajak tauchte in den Wellen unter, die Gischt spritzte manchmal ins Gesicht. Macht Spaß. Besonders die Anlandung, man surft manchmal kurz die Wellenkämme entlang, dann hieß es Full Speed um auf dem Kiesbett anzulanden. Hier findet sind etwa 100 bis 200 m vom Ufer entfernt ebenfalls ein Vogelfelsen, es ist schon irre, wie wenig sich die Vögel um Menschen kümmerten. Und es war ein Lärm, den die Vögel verursachten. Einfach schön. Man konnte bis auf wenige Meter an die Kittywakes, Trottellummen herankommen. Die um die 40 cm großen Vögel nisten in steilen Felsnischen und legen nur zwei Eier. Mehr Platz gibt es nicht im Nest. Hier sind sie scheinbar sicher vor dem Fuchs. Der streifte auf den Grünflächen herum, hält sich dort auf, wo er Nahrung erbeuten kann. Es ist der Zweite, den wir beobachten konnten. Er kann gut klettern, so dass er immer wieder Beute macht. Die Vögel attackieren den Fuchs nicht, kommt er zu nah fliegen sie einfach weg und überlassen Eier oder Brut dem Polarfuchs. Er ist kleiner als unser Rotfuchs, etwa 55 bis 75 cm und nur drei bis neun Kilogramm schwer. Und kann Temperaturen bis – 70 °C überstehen.

Rund drei Stunden später konnten wir an Kapp Lee anlanden. Seit rund 1600 diente dieser Platz als Schlachthaus. Hier wurden bald 400 Jahre unzählige Eisbären, Walrosse und Rentiere ausgenommen. Noch heute liegen unzählige Knochen herum. Von den alten Hütten finden sich noch Fundamente. Einige Trapperhütten aus dem 19. Jahrhundert stehen noch. Zudem finden sich alte Gräber von Walrossjägern.

Wir sind jedoch wegen einer Kolonie an Walrossen hier, die sich wunderbar von einer Anhöhe beobachten lassen. Auch mehrere Rentiere lassen sich blicken, in den rund zwei Stunden bleibt Zeit für schöne Beobachtungen und zahlreiche Fotos. Einige der Walrosse haben Übrigens eine rötliche Färbung, es scheint die Sonne und ist verhältnismäßig warm. Ist ihnen warm, wird die Fettschicht durchblutet und Wärme abzuführen, Das führt zu der Farbänderung. Sind sie immer Wasser oder ist es kälter sind sie braun, dann wird die dicke Fettschicht nicht mehr durchblutet, um keine Wärme zu verlieren.

Wanny Waldstad – die erste norwegische Trapperin

In Gnålodden, unserem nächsten Anlandepunkt, findet sich eine Trapperhütte aus den 30er-Jahren, die einen berühmten Besitzer hatte: Wanny Waldstad. Die Frau war die erste Taxifahrerin in Tromsøe und später die erste norwegische Trapperin auf Spitzbergen, von 1932 bis 1937. Sie überwinterte auch mehrere Jahre hier und war eine sehr erfolgreiche Jägerin. Später erwarb sie eine Farm auf dem Festland in Norwegen und reiste dann als durch die Lande, von ihrem Leben zu erzählen. Das endete im Alter von 66 Jahren bei einem Busunfall in Tromsøe.

Einen Vogelfelsen in der Nähe muss man erklimmen. Eine anstrengende Tour, bei ungewöhnlichen 10 °C, den Abhang hinauf bis zum Fuß des Felsens. Dafür hat man dann aber auch die Vögel aus der Nähe und einen wunderbaren Blick ins Tal.

Nachmittags gleich ins Kanu bei Samarinvågen (Kanutour Nr. 6). Es ging etwa 4,5 Kilometer in der Bucht zu einem fantastischen Gletscher, bei Windstille, glatter See und 10 °C. Wir haben schon bald fünf Tage Sonnenschein, seit wir die Packeisgrenze verlassen haben. Jetzt ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Mehr als ungewöhnlich, wie unsere Kajakguides Eloisas aus Argentinien und Eduardo aus Peru erzählen, und das bisher beste Wetter in dieser Saison. Traumhaft mit dem Kajak hier entlang zu paddeln. Deswegen macht man solche Reisen, und der Eisbären und Walrosse wegen, natürlich. Ein junger Buckelwal ließ sich in dieser Bucht auch noch blicken.

„Lets play with the icecubes”, war dann die Aufforderung Eloisas, mit den Kajaks in die treibenden Eisblöcke des kalbenden Gletscher zu paddeln. Was wir mit Elan auch taten, bevor wir zurück zum Schiff mussten. Der Zeit wegen im Tenderboot, denn es stand ja noch der Polarplunsch an. Sprich, der Sprung ins etwa 1° C warme Wasser vom Zodiak aus, was dann 14 Teilnehmer taten. So auch ich. Damit bin ich jetzt in der Antarktis und in der Arktis geschwommen und war auch in beiden Regionen mit dem Kajak unterwegs. So viele gibt es nicht, die das schafften.

Auf dem Weg zum nächsten Stopp zeigte sich in einer Bucht auch ein Buckelwal. Zwar aus einiger Entfernung, aber immerhin. Für einige gute Aufnahmen der hinteren Flosse beim Abtauchen reichte es.

Der Sprung ins kalte Wasser

Der Polarplunsch, sprich ein Sprung ins etwa 1° C warme Eismeer vom Zodiak aus. Das ist Tradition und gehört dazu, besonders für die sechs Kajaker. 14 wagten den Sprung ins eisige Wasser. So auch ich. Damit bin ich jetzt in der Antarktis und in der Arktis geschwommen und war auch in beiden Regionen mit dem Kajak unterwegs. So viele gibt es nicht, die das schafften.

Bamsebu, Schlachtplatz vergangener Zeiten

Zehn Tage sind wir schon in der Arktis unterwegs, es ist wieder Sonntag und wir haben Bamsebu im Süden von Spitzbergen erreicht. Hier finden sich noch die Reste einer 1930 gebauten Station, die zum Walfang (vorwiegend Belugas) genutzt wurde. Es steht noch das Hauptgebäude, das man als Wohnquartier nutzte. Am Strand, Unmengen an Walknochen der abgeschlachteten Tiere, die zu Haufen aufgeschüttet wurden. Auch die zerfallenen Reste alter Boote finden sich. Ein Platz, der einem die damaligen Grausamkeiten an den Tieren eindringlich vor Augen führt. 

Die zweite geplante Anlandung fiel wetterbedingt aus, es wurde windig und die Anlandestelle lag an einem Fjordeingang, zu hohe Wellen. Also direkt zurück nach Longyearbyen.

Lets play with the icecubes

Diese Aufforderung eines unsere Kajakguide sagt schon sehr viel. Es macht einfach Spaß, mit dem Kajak durch das Eismeer zu paddeln. Für die Kajaker, ursprünglich sieben, nach der zweiten Tour dann noch sechs, wurde jede Gelegenheit genutzt, mit den Kajaks unterwegs zu sein anstelle mit den Zodiacs. Manchmal führen wir ähnliche Strecken wie die Tenderboote, manchmal ganz andere. Manchmal landeten wir auch mit den Kajaks an, um etwas anzuschauen, manchmal ging es nur ums Paddeln. Bei Wind und bis zu einem Meter hohen Wellen, bei Nebel oder spiegelglatter Meeresoberfläche und blauem, sonnendurchflutetem Himmel entlang kalbender Gletscher und durch Eisfelder. So verbrachten wir sechs rund zehn Stunden allein im Kajak, legten knapp 40 km zurück.

Immer dabei, ein Begleitboot mit einem der beiden Kajakguides, die sich auf dem Wasser tourweise abwechselten. Vom Begleitboot wechselten wir in die Kajaks und auch wieder zurück, selbst bei Wellengang recht schnell Routine trotz des Höhenunterschiedes. Am Schiff ist es nicht möglich, selbst wenn wir dahin zurück paddelten. Es wurden auch Foto- und Filmaufnahmen von uns gemacht, einige seht ihr hier in diesem Post. Auch ich konnte einige Aufnahmen machen, mit der GoPro. Nur war sie bei diesen Lichtverhältnissen recht schnell überfordert, die Bilder mussten intensiv nachbearbeitet werden. Das eine oder andere Bild machte auch Elke vom Zodiak aus, wenn wir uns begegneten oder vom Ufer. Sogar eine Drohne kam zum Einsatz, der Fotograf hat eine Sonderlizenz. Man darf sie aber nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, wir haben sie bekommen. Vorschrift des Gouverneurs, der auch die Genehmigung erteilt. Er will den Drohneneinsatz auf Spitzbergen unter Kontrolle halten. Anziehen muss man einen Trockenanzug, den Spritzschutz für die Kajaköffnung und eine Rettungsweste, etwa zehn Minuten dauert es, bis alles am Mann respektive der Frau ist. Ausgebootet wurde immer als erstes, vor den Zodiac, so hatte man immer etwas mehr Zeit.

Besonders positiv und engagiert, die beiden Kajakguides, Eloisa aus Argentinien und Eduardo aus Peru, beides Meeresbiologen und enthusiastische Kajakfahrer. Das spürt man. Und machte es uns auch sehr angenehm. Für mich waren die Touren im Kajak auf offenem Meer, an Gletschern entlang oder Felswänden sicherlich einer der Höhepunkte dieser Tour.

Die Arktis – eine extreme Region

Es ist eine extreme Region, die Arktis. Fast frei von Menschen. Eis, Wasser baumlose Landschaften, Vögel, Eisbären, Walrosse, Füchse, Wale und Rentiere bevölkern die Gegend. Jahrhunderte lang wurden sie gejagt und abgeschlachtet. Die Reste dieser Zeiten finden sich vielerorts. Aber auch Geschichte wurde hier geschrieben, in Sachen Polarexpeditionen. Mit dem Ziel, als erster Mensch am Nordpol zu sein oder ihn wenigstens überquert zu haben. Unser nördlichster Punkt, den wir auf dieser Expedition erreichten, die Packeisgrenze, lag nur noch 900 km vom Pol entfernt. Eigentlich ein Katzensprung. Doch ab hier ginge es nur noch auf dem Packeis bei extremen Bedingungen weiter. Bergbau spielte auf Spitzbergen lange Zeit eine wichtige Rolle, vor allem die Förderung von Kohle. Doch deren Zeit nähert sich dem Ende. Heute sind es Wissenschaftler und Touristen, die die Gegend am Leben halten.

Wunderbar auch die Crew der MS Spirit, die sehr flexibel reagierte und uns einige wunderbare Tage ermöglichten. Auch deren Kompetenz in Sachen Arktis ist unbestritten. Eines der Mitglieder der Expeditionscrew hat zum Beispiel der Grönlandeis auf einem Schlitten mit Skiern durchquert, was nur wenigen Menschen bis dato gelang. Und jeder hatte seine Kompetenz auf sich ergänzenden Gebieten. Sei es Geologie, Vogelkunde, Meeresbiologie, um nur einige Beispiel zu nennen. Und jeder war sehr polarerfahren.

Ganz besonders intensiv empfand ich die sechs Kajaktouren im Eismeer, bei Wind und Wellen, bei Nebel oder spiegelglatter Meeresoberfläche und blauem, sonnendurchflutetem Himmel entlang kalbender Gletscher und durch Eisfelder. Immerhin verbrachten wir sechs und die zwei Guides rund zehn Stunden im Kajak. Besonders engagiert die beiden Kajakguides, Eloisa aus Argentinien und Eduardo aus Peru, beides Meeresbiologen und enthusiastische Kajakfahrer.

Dreieinhalb Jahre nach der Antarktisreise nun die Arktis, in beiden Regionen gepaddelt und geschwommen, einfach Erlebnisse der besonderen Art. Die Natur, Tierwelt, aber auch der Einfluss des Menschen. Man lernt sehr viel dazu.

Mehr zu Norwegen und der Arktis

Teil II der Reise zeigt uns die Stadt und Umgebung von Longyearbyen auf Spitzbergen.

Im Teil I sind wir auf dem Festland in Oslo, Mittelnorwegen und den westlichen Fjorden unterwegs, konkret geht die Tour von Oslo zum Telemarkkanal, weiter nördlich zum Geirangerfjord und wieder südlich nach Bergen.

Wen es interessiert, hier geht es zu der Reisereportage mit dem Motorrad durch Schweden, Finnland und Norwegen ans Nordkap und zurück die Westküste Norwegens entlang nach Bergen.

Auch über eine Winterreise mit dem Postschiff von Hurtigruten die Küste Norwegens entlang gibt es eine Reportage, von Bergen bis ganz in den Norden nach Kirkenes und wieder zurück.

Die Arktis – Spitzbergen und Longyearbyen, Teil II

Angekommen auf Spitzbergen

Im Zentrum Longyearbyens

Wir sind am frühen Montagnachmittag am 27. Juni 2022 in der ‚Hauptstadt` Svalbards – so heißt Spitzbergen in Norwegen, in Longyearbyen angekommen. Gesprochen Lung-yer-bin. Man fühlt sich wie auf einem nördlichen Außenposten der Menschheit. Eine karge, baumlose, leicht bergige Landschaft, Schnee und Gletscher ringsherum, der Boden ist tiefgefroren, Tagestemperatur derzeit rund 5 Grad Celsius – Hochsommer. Die Gebäude und Lagerplätze verstärken den Eindruck noch. Die Stadt ist nur rund 1310 Kilometer vom Nordpol entfernt, mithin die nördlichste Siedlung der Welt. Derzeit scheint rund um die Uhr die Sonne, vom 26. Oktober bis 15. Februar bleibt sie dagegen vollständig unter dem Horizont, es herrscht fortwährend schwarze Nacht. 

Hier geht es zu Teil III, rund um Spitzbergen bis an die Packeisgrenze und hier zu der Reise durch Mittelnorwegen und die westlichen Fjorde, (Teil I)

Gegründet hat die Stadt der Amerikaner John Munroe Longyear 1906 als Bergarbeiterstadt, der reichen Kohlevorkommen wegen. Rund 2200 Menschen leben hier, auf der ganzen Insel 2700. Viele davon immer noch vom Bergbau, in Betrieb ist aber nur noch eine Grube nahe der Stadt gelegen. Ein Drittel der abgebauten Kohle verfeuert das einzige Kraftwerk der Insel, der Rest wird exportiert. Aus alten Zeiten übrig geblieben ist der Brauch, dass Besucher im Eingangsbereich ihre Schuhe ausziehen und die Häuser mit Socken oder Hausschuhen betreten. Der Grund: Früher waren die Minenarbeiter oft sehr staubig und dreckig. Schuhe aus, das gilt auch für Hotels oder Museen.

Das wichtigste Verkehrsmittel hier, der Schneescooter

Zunehmend wichtig ist seit den 1990er-Jahren die Forschung und der Tourismus. So kommen pro Jahr etwa 30.000 Besucher nach Spitzbergen, 20.000 sind mit Kreuzfahrtschiffen unterwegs. Ist überschaubar. In Norwegen nennt man die Insel Svalbard, was für Kühle Küste steht.

Zentrum der Forschungsaktivitäten ist der Svalbard Forskingpark, mit einer Universität, dem Polarinstitut und der EISCAT-Radaranlage. 32 und 42 m große Parabolspiegel dienen der Erforschung der Atmosphäre, der Nordlichter und des Ozons. Dann gibt es noch die Svalbard Satellite Station (SvalSat). Sie ist für die Kommunikation und Kontrolle von Satelliten mit polarer Umlaufbahn zuständig.

Global Seed Vault – der Saatguttresor. Hier lagern im Permafrostboden rund eine Million Samenproben von Nutzpflanzen.

Longyearbyen verfügt über eine moderne Infrastruktur, Geschäfte, Restaurants, Hotels, Schule, Kindergarten, auch Kino, Schwimmbad und Hafen. Das Straßennetz umfasst aber nur 40 km rund um den Ort herum, Schneemobil und Boote sind die Fortbewegungsmittel der Wahl.

Von der ursprünglichen Minenarbeit ist nicht mehr viel zu sehen, sprengte die deutsche Wehrmacht im zweiten Weltkrieg doch vieles. Alles was die Zerstörungsorgie überstanden hat, untersteht heute dem Denkmalschutz.

Ein Gerücht übrigens hält sich hartnäckig – in Reiseführern und besonders im Internet. Auch manch Reiseleiter erzählt die Story: das gesetzliche Sterbeverbot. Ein Gesetz von 1950 soll nämlich das Sterben hier verbieten. Der Grund: Der Permafrostboden, der ein Bestatten problematisch mache. Das aber ist Unfug. Longyearbyen war lange Zeit das Betriebsgelände einer Firma und es gab nur firmeneigene Unterkünfte.

Der Friedhof in Longyearbyen – auch heute finden noch Urnenbestattungen statt.

Hörte man auf zu arbeiten oder ging in Rente, verließ man die Stadt in Richtung Festland. Also wurde hier nicht gestorben, außer durch einen Unfall. Zudem gibt es hier keine Alters-oder Pflegeheime und das Krankenhaus ist klein. Stirbt ein Bewohner von Longyearbyen, wollen sie meist in der Heimatgemeinde auf dem Festland beerdigt werden. Leben doch die wenigsten mit ihrer Familie über Generationen in der Stadt. Will jemand dennoch hier beerdigt werden, so ist auch das möglich. Allerdings nur als Urnenbegräbnis. Zuletzt 2014 geschehen. So viel zu den vielen falschen Erzählungen.

Unfug ist auch die Behauptung, es gebe ein gesetzliches Gebot, eine Waffe zu tragen.Der gesunde Menschenverstand gebietet es jedoch, außerhalb der Stadt eben eine geeignete Waffe zu tragen. Es ist Eisbärenland, auch wenn Begegnungen recht selten sind. 2020 wurde ein Niederländer in Longyearbyen durch einen Eisbären auf dem Campingplatz getötet, das ist aber äußerst selten. Das Gesetz fordert nur, ein geeignetes Abschreckmittel außerhalb der Stadt mitzuführen. Etwa eine Signalpistole mit spezieller Munition. Wer ohne Gewehr in Spitzbergen außerhalb von Longyearbyen unterwegs ist, mag vielleicht lebensmüde sein. Er ist aber nicht illegal unterwegs.

Rings um die Stadt ist Eisbärenland. Nur können die auch das Schild lesen?

Auf Vogelpirsch rund um Longyearbyen

Mittwoch, 29. Juni: Heute ist einer der seltenen Tage auf Spitzbergen für diese Jahreszeit, wo es regnet. Generell fällt wenig Niederschlag auf der Insel, hier um Longyearbyen sind es nur etwa 200 mm pro Jahr. Und im Juni regnet es eigentlich nur an drei Tagen. Die Jahresmitteltemperaturen liegen bei – 7,5 °C, recht warm für diese Breitengrade, bedingt durch Ausläufer des Golfstromes. Am wärmsten ist es im Juli mit 5 °C, selten bis maximal 10 °C, am kältesten im Februar mit – 14 °C, im Einzelfall wurden aber auch schon – 30 °C gemessen.

Wir sind mit einem Guide unterwegs, um die Umgebung von Spitzbergen mit dem Auto zu erkunden. In erster Linie steht Vogelbeobachtung auf dem Programm, aber auch Rentiere kreuzen unseren Weg. Die hier sind kleiner und gedrungener als die vom skandinavischen Festland und leben wild. Halten sich aber gern in der Umgebung von Siedlungen auf, da darf nicht gejagt werden.

An Vögeln recht häufig sieht man die Dreizehenmöve und die Eiderenten. Seltener dagegen ist die Prachteiderente, von der wir auch ein Exemplar sahen. Sehr aggressiv sind die Küstenseeschwalben, die gehen gerne sofort auf Attacke. Hier heißt es in der Nähe des Autos zu bleiben. Auch einen einzelnen Papageientaucher entdecken wir, an ungewöhnlicher Stelle. Der Guide vermutet das er krank ist und meldet ihn und den Ort einer Behörde. Denn es besteht das Risiko, dass der Vogel an Vogelgrippe erkrankt ist. Am 24. Juni ist sie erstmals in der Arktis nachgewiesen worden. Forscher hatten schon damit gerechnet, dass das Virus auch in Spitzbergen ankommen würde, da einen großen Ausbruch im Frühjahr unter Gänsen in Schottland gab, und die ziehen zum Brüten nach Svalbard. Das Virus ist Vögel hoch ansteckend und tödlich. Man rechnet für die großen Vogelkolonien in Spitzbergen mit möglicherweise fatalen Folgen. Deswegen sollen Funde toter oder kranker Vögel gemeldet werden.

  • Prachteiderente
Permafrostboden, hier gut zu sehen

Zwischendurch führen wir noch am Global Seed Vault – dem Saatguttresor auf Spitzbergen vorbei. Rein kann man jedoch nicht und man sieht nur den gesicherten Eingang in des unterirdische Lagersystem. Dennoch ist dies ein sehr wichtiger Platz für die Zukunft der Menschheit. In Betrieb genommen 2008 lagern hier im Permafrostboden rund eine Million Samenproben von Nutzpflanzen aus aller Welt, in Plastikboxen verpackt, sicher vor dem Anstieg des Meeresspiegels, vor Erdbeben, Seuchen, radioaktiver Strahlung oder menschengemachter sowie Naturkatastrophen. Sie können helfen nach einer Katastrophe die Erde wieder zu kultivieren.

Zu guter Letzt fuhren wir noch zu einem Zelt des Veranstalters, wo wir uns aufwärmen konnten und der Guide ein paar Würste für uns grillte. Hier besuchte uns auch ein Skua, eine Raubmöwe mit der Hoffnung auf Beute. Der Guide kommt aus Westfahlen, hat in Tromsø und Longyearbyen Biologie studiert und schreibt gerade eine Publikation. Ideal, er konnte uns sehr viel über die Insel und Tierwelt erzählen und das auf Deutsch. Trotz des Regens ein interessanter Tag mit viel Informationen.

Kohle, das Lebenselixier vergangener Tage

Donnerstag, 30 Juni: Kohle ist der Grund für die Existenz Longyearbeans und der Exploration der Insel Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Qualität der Steinkohle ist sehr gut – sie besteht zu 98 Prozent aus reinem Kohlenstoff, so dass sich der Abbau im hohen Norden lohnt. Heute ist nur noch Mine 7 in Betrieb, etwa 30 Prozent der geförderten Kohle von rund 130.000 Tonnen wird für das inseleigene Kraftwerk benötigt, der Rest wird exportiert, vor allem nach Deutschland. Dort findet die Kohle etwa bei der Herstellung hochwertigen Stahles ihren Einsatz, etwa für Motorenblöcke von Automobilen. Die Mine soll aus Umweltschutzgründen jedoch im Laufe des Jahres 2023 geschlossen werden, so jedenfalls hat es die norwegische Regierung vor. Dann beheizt man das Kraftwerk, das neben Strom vor allem Wärme für die Häuser produziert mit Diesel. Ob das die Umwelt schont, ist sicher zu bezweifeln. Fotovoltaik macht so weit im Norden absolut keinen Sinn, Windenergie erzeugt keine Wärme, der Alternativen gibt es nicht viel.

Wir besuchten heute Morgen jedenfalls die 1971 in Betrieb genommene und 1996 geschlossene Grube Nr. 3. Wobei sie nur temporär außer Betrieb ist, würde man sie endgültig schließen, müsste alles rückgebaut und renaturiert werden. Das gilt für alle Minen nach dem zweiten Weltkrieg, alles davor steht unter Denkmalschutz.

Die rund 3-stündige Tour lohnt, und wir haben einen wunderbaren Guide, der voll engagiert ist und wirklich viel erzählen kann. Auch Geschichten aus der damaligen Zeit. Die Arbeit war extrem schwer, unter Tage herrscht Permafrost, in den Gängen so um die minus zwei Grad, die Schichten dauerten acht Stunden und man arbeitete mit schwerem Gerät (alles Handarbeit) in Flözen von um die 50 / 60 cm Höhe. Also den ganzen Tag liegend und kriechend. Ungefährlich war es auch nicht. Dennoch blieben nicht wenige ihr Leben lang dieser Arbeit treu, der sehr guten Bezahlung wegen, geringer Steuern und der – nicht selten fast familiären Kameradschaft unter den Bergleuten.

Schön auch, als das Bergwerk aufgelassen wurde, konnte man für die Mine 7 nichts verwenden, denn das aktuelle Bergwerk ist hoch automatisiert. Also beließ man alles wie es war, ließ alles liegen wie Werkzeug, Maschinen und Kleidung, nichts wurde abgebaut. Das gibt einen sehr guten Eindruck , wie hier in den 70er- bis 90er-Jahren gearbeitet wurde.

Am frühen Abend sind wir noch einmal mit einem Guide, diesmal eine junge Dame aus dem Ruhrgebiet, in der Gegend von Spitzbergen umhergefahren – auf ähnlichen Wegen wie gestern, ist das Straßen- und Pistennetz hier doch nur 40 km lang. Nur diesmal bei schönerem Wetter. Mehr Tiere als Gestern ließen sich aber auch nicht sehen, eine Herde Rentiere kreuzte unseren Weg und viele altbekannte Vogelarten. Von den Hügeln umher gab es eine gute Sicht auf Longyearbyen und wir fuhren auch an den alten Mienen 5 und 6 vorbei bis zur aktiven Grube 7. Wir besuchten noch die neue Kirche und auch den nahegelegenen Friedhof. Einige schöne Bilder entstanden dabei, mehr gibt es eigentlich nicht zu berichten.

Mehr zu Norwegen und der Arktis

Teil III der Reise führt uns rund um Spitzbergen und in die Arktis.

Im Teil I sind wir auf dem Festland im Südwesten Norwegens unterwegs, von Oslo über Geiranger nach Bergen.

Wen es interessiert, hier geht es zu der Reisereportage mit dem Motorrad durch Schweden, Finnland und Norwegen ans Nordkap und zurück die Westküste Norwegens entlang nach Bergen.

Auch über eine Winterreise mit dem Postschiff von Hurtigruten die Küste Norwegens entlang gibt es eine Reportage, von Bergen bis ganz in den Norden nach Kirkenes und wieder zurück.

 

 

Auf den niederländischen Antillen – Teil I: Aruba

One Happy Island – so tituliert sich Aruba selbst. Wir sind auf den niederländischen Antillen, auf der Insel Aruba, eine der drei ABC-Inseln (Aruba, Bonaire und Curacao), nahe vor Venezuelas Küste gelegen. Und auch nahe dem Äquator (rund 1400 km), jetzt im November sinken derzeit die Nachtemperaturen nicht unter 27 Grad Celsius. Tags sind es über 30 Grad. Teil Eins des Reiseberichtes über Aruba, hier geht es zum zweiten Teil über Curacao

Und hier geht es zu einer Bildergalerie mit den subjektiv schönsten Fotos von Aruba

Boardwalk Boutique Hotel und Palm Beach

Heute Morgen haben wir erst einmal unser Boutique-Hotel erkundet. Es ist etwas kleiner, wie der Name schon sagt, rund 50 unterschiedlich gestaltete und eingerichtete Appartements in einer wunderschönen grünen Anlage mit zwei Swimmingpools. Maximal zweigeschossige Gebäude. Eben kein Hotelblock direkt am Strand gelegen, sondern etwas Landestypisches, individuelles. Zwar in der zweiten Reihe, will man an den hoteleigenen Strand muss man halt fünf Minuten laufen. Die Gäste kommen vorwiegend aus den Niederlanden und den USA. Wie die meisten Besucher Arubas.

Anschließend sind wir vor an den Strand. Der Palm-Beach ist mit der bekannteste Arubas. Weißer feiner Sand, Palmen, Bars, große Hotelanlagen mit eigenen Casinos – es kommen viele Amerikaner hierher – und zahlreiche Wassersportmöglichkeiten locken natürlich viele Menschen an. Zugleich mach das ruhige Wasser den Palm-Beach zu einem gemütlichen Refugium zum Schwimmen und Schnorcheln. Dennoch ist es nicht zu voll.
Unser Spaziergang führte etwa drei Kilometer den Strand entlang. Irgendwann war es schlicht zu heiß, also zurück zu unserem Hotel und ab an den Pool. Abends dann wieder vor an den Strand und zu einem im Reiseführer empfohlenen Fischrestaurant gelaufen. Für mich gab es als Vorspeise erst mal Ceviche, sauer angemachter roher Fisch (eine meiner Leibspeisen) und ein ganzer frisch gefangener Red Snapper. Leider wird der Fisch hier frittiert, ist so üblich, Dennoch schmeckte er sehr gut. Dazu ein/zwei Gläschen Rotwein, Wasser und einen Irish Coffee. Sind direkt am Meer gesessen bei einen schönen Sonnenuntergang. Das Restaurant ist recht voll, ist ja bekannt. Und weiß das auch zu nutzen, was die Preise angeht. Zu zweit ist man mal schnell 150 Dollar los. Muss ja nicht jeden Abend sein. 
Nachdem was ich vorab gelesen hatte, soll der Palm Beach nach Sonnenuntergang so richtig zum Leben erwachen. Dem war aber nicht so. Einzelne Bars mit Musik, ok. Aber generell wenig los. Obwohl die Hotels gut gebucht sein sollen. Vielleicht sind viele beim Essen (Vollpension) oder sitzen in den Casinos. Wer weiß, uns soll es recht sein.

Der Arikok N.P und die Ayo Rock-Formationen

Wir haben uns einen Allrad-Jeep gemietet. Es geht zum Arikok Nationalpark. Dort ist, je nachdem wo man hinwill, Allrad gefordert. Unser erstes Ziel nach einem Kaffee im Besucherzentrum ist ein schöner Naturpool am Meer gelegen, der nur mit einem Geländefahrzeug angefahren werden darf. Ich bin schon tausende Kilometer Offroad an Pisten gefahren, aber diese kurze Strecke toppte alles Bisherige. Für die knapp zehn Kilometer vom Besucherzentrum hin und zurück benötigten wir über eine Stunde reine Fahrzeit. Durchschnittstempo: zehn Kilometer pro Stunde. Offroad im wahrsten Sinne des Wortes über felsige und teils steile Pisten – wenn denn die richtige überhaupt zu erkennen war. Stellenweise unter Schrittgeschwindigkeit und Abtasten, was der beste Weg ist und was überhaupt geht.

 

Am Ziel dann ab ins kühle Nass, ist eine der wenigen Stellen, wo man hier ins Wasser kann. Denn die Strömungen und Brandungen im offenen Meer im Nordosten sind lebensgefährlich. Hier beherrscht der wilde Atlantik die Küsten, Baden ist normalerweise nicht, außer eben an diesem geschützten Naturpool. Gut, ob sich das jetzt tatsächlich bei dieser Anfahrt lohnt, sei dahingestellt. Die meisten hier kommen mit Veranstaltern und offenen Geländewagen mit acht/zehn Plätzen her, in Verbindung mit den restlichen Sehenswürdigkeiten hier im Park. Nur wenige machen sich selbst auf den Weg oder befahren nur den Bereich mit geteerten Straßen. Insgesamt ist natürlich wenig los, wen wundert´s.

Wieder am Besucherzentrum zurück geht es auf besseren Straßen weiter, teils geteert, teils eine ordentliche Piste. Wir fahren gemütlich durch eine für die Karibik surreale Gegend. Eine staubige, trockene, mit Kakteen und Sukkulenten bewachsene wüstenartige, leicht hügelige Landschaft. An der Küste immer mal wieder weiße Traumstrände – ohne Palmen – Baden ist ob der Strömungen und Brandung nicht angesagt. „On your own Risk – not recommended“. So ein Ranger. 


Kurz später, nach ein paar Fotostopps, erreichen wir die Fontain Cave. Die ganze Gegend besteht aus Kalkstein, entsprechend wurden im Laufe der Jahrmillionen Höhlen mit Stalagtiten und Stalagmiten herausgewaschen. Die auch die Ureinwohner nutzen, schon vor über 1000 Jahren. In diese Höhle finden sich einige gut erhaltene Wandmalereien der hier einst lebenden Indianer. Und in den Nischen eine Schlange sowie im Dunkeln ein etwa zwanzig Zentimeter großer, recht giftig aussehender Tausendfüssler.
Nur ein paar Minuten später erreichen wir die Quadirikiri Cave. Besonders schön, in zwei größeren Hohlräumen fällt durch ein Loch in der Decke Licht und leuchtet sie aus. Hier leben viele Fledermäuse, die in der Dämmerung die Höhle verlassen. Es ist übrigens überall recht ruhig, hier sind kaum Besucher unterwegs.

Am Rückweg zum Hotel fahren wir an der Ayo Rock-Felsformation vorbei. Geschliffene Felsen türmen sich zu bemerkenswerten Formationen auf, manche sehen aus, als hätten Riesen mit großen Murmeln gespielt. Kein Wunder, dass die einst hier lebenden Arawak-Indianer diese Stätte als heilig ansahen. Davon zeugen jahrtausende alte Felszeichnungen. Zwischen den hoch aufragenden Steinfelsen sollen die Indianer ihre Riten vollzogen haben. Geologen zufolge entstanden die Felsgebilde im Lauf von Jahrmillionen durch Erosion. Zwischen den Tonnen schweren Steinbrocken wachsen meterhohe Kakteen und stacheliges Gestrüpp. Karibik pur…


Das Gelände ist frei zugänglich, teilweise führen Treppen zu imposanten Gebilden. Bis hoch müsste man aber etwas klettern. Dazu bleibt keine Zeit, weil die Sonne hier schnell untergeht, so gegen 18.30 Uhr. 

Vom Leuchtturm, Kite-Surfen, Straußen, Gold und Kirchen 

Ganz an der Nordwestspitze gelegen, das California-Lighthouse

Wir haben uns wieder ein Auto gemietet, diesmal einen normales Fahrzeug für die nächsten zwei Tage um die Insel weiter zu erkunden. Erstes Ziel ist ein Leuchtturm ganz an der Nordwestspitze gelegen, sprich vier Kilometer vom Hotel entfernt. Ja, die Insel ist recht klein. Zwischen 1914 und 1916 erbaut ist das Leuchtfeuer rund 30 m hoch. Und nein, wir sind nicht hoch gegangen, bei den 35 Grad Celsius, die es um diese Zeit schon hat. Das muss das nicht sein. Dafür habe ich die Drohne fliegen lassen, gibt noch bessere Bilder und strengt weniger an.
Den Namen hat das Bauwerk von dem vor der Küste 1891 gesunkenen Dampfschiff California. Umgeben ist der Turm von zahlreichen Sanddünen und er gilt als Sehenswürdigkeit und Wahrzeichen Arubas, ist ein beliebtes Ziel für die Autosafaris auf der Insel.

Dann ging es zu einem nahe gelegenen Strand, der bekannt für seine Kite-Surfer ist. Sie ist sich ihres Könnens bewusst und surft recht nah am Strand, lächelt dabei sogar in die Kamera. Es macht Spaß zuzuschauen und man kann sich vorstellen, wieviel Freude es macht, wenn man das Kitesurfen so beherrscht, wie die junge Frau und einige andere hier am Palm Beach. Der Wind ist recht kräftig, muss er auch sein, um solche Kunststücke zu vollführen.

 

Beim Kitesurfen steht der Sportler auf einem Board, ähnlich einem kleinen Surfbrett und wird von einem Lenkdrachen gezogen. Entsprechender Wind vorausgesetzt nimmt man dabei ganz schön Fahrt auf und kann auch meterhohe Luftsprünge machen. Wir beobachten das eine ganze Weile bis es einfach zu heiß ist. Schatten ist hier vorne am Wasser Mangelware.

Als nächstes steht eine Straußenfarm auf dem Programm. Sie dient ausschließlich touristischen Zwecken, rund 80 der imponierenden Vögel leben hier und einige Emus. Wir sind die einzigen, entsprechend wenig motiviert ist der Guide. Trotz eines Eintrittes von 14 USD pro Person. Er rasselt sein Programm runter, nach 20 Minuten ist alles gezeigt. Schade, denn die Tiere und Anlage sind wirklich sehenswert. So nah kommt man ihnen selten und sie sind schon wirklich groß. So bis um die 2,70 m.


Weiter geht es mit dem Auto zur nahe gelegenen Natural Bridge, oder dem, was übrig ist. Bis sie 2005 kollabierte, war sie eine der größten Naturbrücken der Welt, 30 m lang, acht Meter über dem Meeresspiegel, sie konnte sogar mit einem Auto befahren werden. Doch das war einmal, und die Brücke heute lohnt nicht mehr. Dafür ist dort ein kleines Touristenzentrum mit Café und Shop. Der Weg hin führt über eine Piste, ist aber auch mit normalen Fahrzeugen befahrbar. 

Ebenfalls nahe gelegen – eigentlich ist hier alles nahe beieinander – sind einige Ruinen einer alten Goldmühle, war das edle Metall doch in früheren Zeiten das wichtigste Gut der Insel. Hier hatte man im 19. Jahrhundert während des Aruba-Goldrausches das Erz der Minen verarbeitet.

Dann ab zu den Felsformationen von Casibari. Schöne Wege – zum Teil im Schatten – führen durch den Park mit den besonderen Steinformationen. Gegenüber denen bei Ayo fallen sie aber deutlich ab. Dafür können sie bequemer erklommen werden, auf Stufen. Und es gibt einen Shop und kühle Getränke.

Zu guter Letzt noch ein Besuch bei Arubas ältester Kirche, der Alto Vista Kapelle, respektive dessen Neubaus aus 1952. Sie basiert auf einen Vorgängerbau von 1750, man hat sie auf den Ruinen der alten Kirche Saint Ann aufgebaut. An Karfreitag findet eine Wallfahrt vom 11 Kilometer entfernten Oranjestad statt und einmal die Woche eine heilige Messe.

Oranjestad – Arubas Hot Spot

Am Tag 6 geht es erstmal in die Hauptstadt Arubas, nach Oranjestad. 1796 gründeten die Niederländer hier das Fort Zoutman, und schufen die Grundlage für die Stadt mit ihren knapp 30.000 Einwohnern. Das Fort ist ein sehenswertes Museum, jedoch „bis auf Weiteres“ geschlossen. Also sind wir durch den Hafen gebummelt und nach Downtown marschiert. Hier finden sich noch zahlreiche schöne, farbige Gebäude aus der Kolonialzeit.

Oranjestad´s Wilhelminastraat

Zwei Sachen fielen uns besonders auf. In der Einkaufsstraße Wilhelminastraat sind an fast allen Laternen Lautsprecher angebracht, die laut Musik aller Coleur abstimmen. Karibische Rhythmen genauso wie Pop und Rock. Dazwischen haben einige Läden noch ihre eigene Musik platziert. Dauerberieselung pur. Und die andere, mindestens jeder dritte Laden war geschlossen, for rent, for sale. Corona hat hier gewaltig zugeschlagen und viele Existenzen vernichtet. Aruba erwirtschaftet rund 70 Prozent des Bruttosozialproduktes allein durch Tourismus. Wenn der einbricht wie geschehen, dann gute Nacht. Die meisten Besucher kommen übrigens aus den USA, dann folgen Lateinamerikaner, die Niederländer an vierter Stelle, die Deutschen fallen unter Sonstige.
Die Terminals im Hafen für die Kreuzfahrschiffe sind mit einer Straßenbahn mit Downtown verbunden. Obwohl es nur zehn Minuten zu Fuß sind. Entlang der Strecke ballen sich die Luxusläden mit all den bekannten Namen. Kunsthandwerksläden sind selten, nur vereinzelt zu finden. Besonders lohnenswert ist der Mop Mopa im Market Place gelegen. Die spezielle Handwerkskunst hat es sogar in die Unesco-Liste des schutzbedürftigen immateriellen Kulturerbes geschafft. 


Was auffällt ist die Freundlichkeit der meisten Menschen. Nicht nur im Service und bei kurzen Gesprächen, sondern auch im Straßenverkehr. Hier herrscht eine sehr defensive Fahrweise, man lässt einen einfahren, wartet, alles sehr rücksichtsvoll.

 

Von Aloe, Gold und Schmetterlingen

Aloe vera, Basis für viele Produkte und inzwischen bald Kult

Einst war Aruba der Welt größte Exporteur von Aloe. Eingeführt wurde die Pflanze 1840, bald darauf sollen zwei Drittel der Insel mit Aloe Vera-Pflanzen bedeckt gewesen sein. Das ist natürlich Geschichte. Erfahren kann man das alles und viel mehr bei einem Besuch der Aruba Aloe Factory, gegründet 1890 und eines der ältesten, heute noch bestehenden, Unternehmen auf der Insel. Besichtigung des Museums, der Produktion und Plantage inklusive Führung sind kostenlos. Natürlich gibt es einen Laden, in dem die Körper-, Sonnen- und Hautpflegeprodukte eingekauft werden können. Was wir auch taten.

Weiter geht es zu den Ruinen der Balashi Gold Mills, einer alten Goldmühle. Gelegen in malerischer Umgebung an einem See, von dornigen Büschen umwuchert, dazwischen große Kakteen, hier lässt sich wunderbar wandeln und sich auch zahlreiche Fotomotive finden. Gold war einst der wichtigste Wirtschaftsfaktor auf der Insel, und zwar von 1825 bis 1915. Bis es vom Öl abgelöst wurde, dessen Ende dann um 2009 kam. Seitdem ist es der Tourismus. Insgesamt wurden auf Aruba in den 90 Jahren 1700 Kilogramm Gold gewonnen.

Die Butterfly Farm ist wieder in der Palm Beach Region gelegen, nahe unserem Hotel. Gelegenheit für eine wunderbare Begegnung mit den filigranen Wesen in in all ihrer Schönheit und Vielfalt. Dazu wurde ein tropischer Garten angelegt, in dem es von farbenprächtigen Schmetterlingen nur so wimmelt. Hier lässt sich der Lebenszyklus dieser Tiere vom Ei zur Raupe zur Puppe bis zum Schmetterling beobachten. Die Führungen vermitteln einem mit reichlich Wissenswertem über deren Lebenszykus.


Es bleibt viel Zeit, um wunderbare Aufnahmen der Tiere zu machen, wie sie in freier Natur kaum möglich sind. Morgens kann man sogar beobachten, wie Schmetterlinge aus ihren Kokons schlüpfen und die ersten Flugversuche unternehmen. Der Eintritt von 16 USD gilt übrigens für die gesamte Dauer des Urlaubs, leider waren wir am vorletzten Tag dort.

Ein Tag zum Entspannen

Morgens haben wir das Auto zurückgebracht, zu einem nahe gelegenen Hotel am Palm Beach. Von dort aus ging es die rund zwei Kilometer am Strand entlang, Richtung Boardwalk Hotel und das bei wunderbarem Wetter. Angekommen am hoteleigenen Bereich des Strandes haben wir hier den restlichen Tag verbracht. Morgen, also am Donnerstag geht es weiter nach Curacao. Dann ist eine Woche schon wieder vorbei. 
Unser Hotel hat eine Vereinbarung mit einem Restaurant beim Ritz Charlton, das für Essen und Getränke sorgt. Die Mitarbeiter flitzen auf Segways den Strand entlang und sorgen für das Wohlbefinden der Gäste. Überaus freundlich und kompetent. Sommer, Sonne, Strand und Palmen… Was will man mehr. So lässt sich´s leben.

Hier geht es zum zweiten Teil des Reiseberichtes über die elf Tage auf Curacao

Quelle: eigene Erfahrungen und Internetrecherche

Auf den niederländischen Antillen – Teil II: Curacao

Von Aruba nach Curacao – ein Inselhopfer

Donnerstag, der 18. November, Tag 7. Es geht weiter zu dem knapp über 100 km entfernten Curacao in einer kleinen Propellermaschine mit gerade mal 16 Plätzen. Der Flug dauert etwas über 30 min., von Hotel zu Hotel brauchen wir rund vier Stunden.
Curacao ist wie Aruba innenpolitisch ein unabhängiger Staat im niederländischen Königreich und mit 160.000 Bewohnern etwas größer als Aruba (107.000 Bewohner). Auch die Insel selbst ist größer. Hier lebt man auch nicht fast ausschließlich vom Tourismus, der Erdölbereich spielt eine ebenso wichtige Rolle. Auch hat es einen Namen als Offshore-Finanzplatz, steht seit 2010 in den USA aber nicht mehr auf der schwarzen Liste der Steuerparadiese.
Wir habe uns für die elf Tage gleich von Anfang an einen Mietwagen genommen, vom Flughafen geht es zu unserem Domizil, dem Coral Estate Luxury Resort in Willibrordus, rund 20 km vom Flughafen entfernt.

Hier geht es zu Teil Eins mit dem Bericht über Aruba, und hier zu den subjektiv schönsten Bildern Curacaos.

Das erste was uns auffällt, die Insel ist viel grüner als Aruba. Und das zweite, der Fahrstil ist ein anderer. Fahrt man tempomäßig vorschriftsgerecht, hängen einem die schweren SUV und Vans auf der Stoßstange und überholen – auch bei Gegenverkehr. Also schnell etwas an die übliche Fahrweise angepasst um kein Verkehrshindernis darzustellen. Einfädeln lassen ist auch nicht mehr, also alles eher wie in Deutschland. Nicht mehr so relaxt und rücksichtsvoll wie in Aruba.
Die Hotelanlage liegt direkt am Wasser, etwas oberhalb an einer Steilküste stehen private Villen mit traumhafter Sicht. Die eine oder andere wird gerade neu erbaut, die Preise liegen bei 1 bis 2 Millionen Dollar. Auch Appartements in der Hotelanlage gibt es zu kaufen, für rund 500.000 Dollar. Dennoch, die Preise etwa im Restaurant sind niedriger als in Aruba, die Lage ist traumhaft. Auch wenn der Strand eher zum Schnorcheln geeignet ist, das Riff mit all den Fischen, Seeanemonen und Korallen beginnt direkt am Ufer.

Grote Knip, eine von zahlreichen Badebuchten

Willemstad, wie eine holländische Metropole

Wir sind in Willemstad, der Hautpstadt Curacaos. Hier leben 125.000 Menschen, mithin die große Mehrheit aller Inselbewohner. Die Stadt ist niederländisch geprägt und sehr farbenfroh. Aushängeschild der Stadt ist die farbenfrohe Handelskade. Die Kolonialbauten gehören wie die Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe und zeugen von der florierenden Geschichte Willemstads in vergangenen Zeiten als Handelsmetropole und Posten der Niederländischen Westindien-Kompanie.

Farbenfroh, die Handelskade

Für uns noch spannender ist aber die 1888 erbaute Königin Emma-Brücke, auch Swinging Old Lady genannt. Die weltweit einzigartige Pontonbrücke – so heißt es jedenfalls und mir ist auch nichts Vergleichbares bekannt – schwimmt auf 16 Pontons und wird über einen Drehpunkt auf der einen und einem Bootsantrieb auf der anderen Seite weggeschwenkt und geöffnet, wenn ein Schiff in den dahinter liegenden Hafen will. Er wird Schottegat genannt und es soll sich um den siebtgrößten Naturhafen der Welt handeln. Die Brücke wird auch geöffnet, wenn noch Fußgänger darauf sind. Sollen zwar runter, hält sich aber niemand dran. Wir auch nicht.

Weltweit ein Unikat, die Königin Emma-Brücke

Ist es ein kleineres Schiff, schwenkt die Brücke nur ein kleines Stück auf, ist es ein größeres, wird die Brücke ganz an das andere Ufer geschwenkt und bleibt schon mal 40 Minuten offen. Dann kann man die kostenfreie Fähre nutzen. An den Handelskaskaden kann man sich gemütlich in ein Café oder Restaurant direkt am Ufer setzen und das Schauspiel gemütlich beobachten. Einfach wunderbar.
Eine weitere Hauptattraktionen existiert derzeit leider nicht mehr, der schwimmende Markt mit Händlern aus Venezuela, die hier Obst, Gemüse, frischen Fisch und mehr anboten. Seit der Wirtschaftskrise und den Unruhen in Venezuela kommen die Händler kaum mehr her. Heute finden sich noch einige Stände mit Souvenirs und ein paar Gemüsestände lokaler Anbieter an dieser Stelle.


Dafür haben wir uns noch das Marinemuseum angeschaut und mit der dunklen Geschichte der Insel befasst – Curacao war Umschlagplatz für den Sklavenhandel aus Afrika nach Amerika. Selbst die Ureinwohner Curacaos wurden alle von den Spaniern nach Europa verschleppt und versklavt.

Salinen und Flamingos

Auf der Rückfahrt von Willemstadt zum Hotel wurde erst einmal in einem Supermarkt eingekauft, bevor wir an den Jan Kok-Salinen vorbei kamen. Hier finden Flamingo ideale Bedingungen vor. Vom Ufer aus und einem kurzen Steg lassen sich wunderbare Fotos machen. In der Karibik sind derartige Plätze recht selten, insofern ist dieser Ort eine der wichtigsten Brutstätten für Flamingo-Kolonien.

Unterwasser, zum Ersten

Der heutige Tag, sprich Samstag ist ganz dem Relaxen verschrieben. Sprich ausschlafen, gut frühstücken – das Essen hier am Coral Beach ist übrigens vorzüglich, egal ob Frühstück oder a la card am Abend. Danach ging es an den Strand. Der nicht an den in Aruba rankommt, aber wir geben uns auch damit zufrieden. Auf jeden Fall kann man hier wunderbar schnorcheln, was ich auch gemacht habe. Und zum ersten Mal unter Wasser fotografiert und gefilmt, was nicht ganz ohne ist beim Schnorcheln mit Seegang. Dennoch sind einige schöne Aufnahmen entstanden.

Der Christoffel-Nationalpark und Shete Boka

Heute morgen geht es erstmals in den weniger bewohnten Westen der Insel, zum Christoffel-Nationalpark. Er ist mit 2300 Hektar der größte Park auf Curacao und schützt die Tier- sowie Pflanzenwelt rund um den Sint-Christoffelberg, mit 372 Metern die höchste Erhebung der Insel. Auf ihn kann man auch hoch wandern, Kondition und Trittsicherheit vorausgesetzt. Man darf aber nur bis spätestens 10 Uhr loslaufen, anschließend ist es wegen der Hitze verboten ihn zu besteigen.
Der Park lässt sich aber auch einfacher erkunden, auf einer einspurigen Ringstraße von 12 Kilometer Länge mit dem Auto. Stopps gibt es an schönen Aussichtspunkten, an alten Ruinen, einem Stollen in dem Kupfer abgebaut wurde und an kürzeren und längeren Wanderwegen. Die längeren ließen wir ob der Temperatur aber aus.

Nur wenige Kilometer entfernt direkt an der Küste liegt der kleinere Nationalpark Shete Boka. Die Wörter stammen aus dem Papiamentu und bedeuten etwa sieben kleine Buchten. Der rund zehn Kilometer lange Küstenabschnitt zeichnet sich durch seine ständig den Gezeiten ausgesetzten Kalkstein-Kliffs aus. Besonders spektakulär ist die Grotte Boka Tabla. Eine in den Fels gehauene Treppe führt in eine zum Meer hin offene, kleine Höhle, in der sich die hereinrollenden Wellen beobachten und auch belauschen lassen.
Vier Buchten lassen sich besuchen. Komplett zu Fuß in zwei etwa einstündigen Wanderungen in sengender Sonne oder etwas weniger anstrengend teilweise mit dem Auto abkürzen. Was einem einen restlichen Fußmarsch in der Hitze und Schwüle aber nicht erspart – lohnt aber.
Die Gegend ist trocken, wird von Sträuchern und Kakteen dominiert. Überall wuseln kleinere und größere Echsen auf dem scharfkantigen, ausgewaschenen Boden herum. Manchmal muss man aufpassen, nicht auf eine zu treten. Aber die Spaziergänge lohnen.
Baden ist in den malerischen Buchten nicht erlaubt, sollte angesichts der tobenden Wellen eigentlich selbstverständlich sein. In der Bucht Boka Pistol lassen sich mit viel Glück Schildkröten bei der Eiablage beobachten. Hier donnern die lärmenden Wellen an die Küste und bilden bis zu zehn Meter hohe Springwellen aus. Eigentlich ist das der interessantere Park von beiden.

Von Kliffspringern, Sklaven und Korallen

Weiter geht es im Westen der Insel, nächster Stopp ist ein Restaurant in Playa Forti, direkt auf einer Klippe gelegen. Der Flüssigkeitsmangel macht sich bemerkbar, die zwei Flaschen für unterwegs sind bereits leer. Quasi fast von der Terrasse aus kann man den Sprung in das zehn Meter tiefer liegende Meer machen, was auch immer wieder einige tun. Reizt gewaltig, aber wir wollen weiter. 
Unser nächstes Ziel ist das nahe gelegene Landhaus Kenepa mit dem Museo Tula. Zeitweise schufteten auf dieser Plantage 400 Sklaven, hier begann 1795 der größte Sklavenaufstand Curacaos, angeführt von dem Sklaven Tula, heute ein Nationalheld. Ihm ist das Museum gewidmet und auch ein Gedenktag, der 17. August. Um diesen Termin herum finden zahlreichen Aktivitäten und Sonderausstellungen im Museo Tula statt. Damals hat man ihn nach der Niederschlagung des Aufstandes hingerichtet, entsprechend hat Kenepa für Curacao einen enormen kulturellen und geschichtlichen Wert. Und was stellen wir fest: Es ist geschlossen, und zwar schon länger. Auf den Wegen wächst bereits Gras, Büsche machen sich breit, es scheint langsam zu verfallen. Wohl auch eine Folge von Corona und den ausbleibenden Besuchern.
Gut, nahe bei dem Landhaus ist die Playa Lagun, an dem sich das Schnorcheln lohnen soll. Hier gibt es zwei intakte Riffe. Nur ist Sonntag, und da sind auch viele Einheimische an den Stränden. Egal. Wir finden einen Platz. Und das Schnorcheln lohnt, hier finden sich besonders viele schöne Korallen.

Viel Korallenriffe scheinen hier noch intakt, ein Paradies für Schnorcheln und Tauchen

Palmen, Sand und türkisfarbenes Meer

Heute morgen sind wir erstmal zum Grote Knip gefahren, etwa 18 km vom Hotel entfernt. Vermutlich ist das der meist fotografierte Strand Curacaos. Wir waren schon gestern am Sonntag in der Nähe, nur Wochenenden sollte man meiden. Denn der Strand wird nicht nur von Touristen gern besucht, sondern auch von zahlreichen Einheimischen. Die kommen halt vorwiegend am Wochenende. Müssen ja arbeiten.
Grote Knip ist ein Idealtypus von einem karibischen Strand mit feinem weißen Sand, Palmen und türkisfarbenem Wasser. Zumal lässt sich hier wunderbar Schnorcheln und auch das Klippenspringen gehört dazu. Für geübte Schwimmer ist in etwa zehn Minuten ein der Bucht vorgelagertes Riff zu erreichen. Wir sind eigentlich nur mal hingefahren um zu sehen ob es sich lohnt. Und ja, es lohnt. Wir kommen wieder für einen ganzen Badetag. Und ja, auch die Klippe habe ich mir vorgenommen.
In der Nähe habe ich dann einen idealen Ort gefunden, um die Drohne steigen zu lassen. Direkt an der Felsenkante, ein ehemaliger, im Verfall befindlicher Aussichtspunkt mit Resten eines Sonnenschutzes. So konnte ich die Bilder von Grote Knip noch mit Luftaufnahmen ergänzen und auch die grüne Landschaft einfangen.

Von den Hato Caves bis Sint Michiel

Um die Mittagszeit ging es dann zu einer anderer Ecke der Insel, in die Nähe zum Flughafen. Was auffällt, besonders in den weniger bewohnten Gegenden, dass der Coronavirus in Sachen Tourismus auch hier zugeschlagen haben muss. Nicht wenige Restaurants, ganzen Ferienanlagen, Museen, manches geschlossen und dem Zerfall preisgegeben. Nicht selten auch zu lesen, for sale. Selbst in der Hauptstadt Willemstad hat es sichtbare Leerstände mitten im Zentrum. Curacao ist zwar nicht so abhängig von Tourismus, wer aber davon lebt, den trifft es natürlich.
Unser Ziel waren die Hato Höhlen. Sie entstanden vor Millionen von Jahren unter Wasser. Eine Zeit lang lagen sie dann auf Meereshöhe – für die Hebung sorgt die Plattentektonik – bis sie heute rund 60 Meter über dem Meeresspiegel liegen. So wurden sie unter Wasser geformt, aber auch durch die Kraft der Wellen und seit etwa 300.000 Jahren durch Auswaschungen. Zudem bildet das durchsickernde Regenwasser wunderbare Stalaktiten und Stalagmiten. Die wachsen hier durchschnittlich nur einen Zentimeter pro hundert Jahre aufgrund der geringen Regenmengen.

Die Hate-Caves, im Inneren rund 95 % Luftfeuchtigkeit und 32 Grad Celsius


In der Höhle leben rund 300 kleine Langohrfledermäuse, die durch ein Loch in der Decke einer Höhlenkammer ein- und ausfliegen. Auch sie ließen sich gut beobachten. Diese Art hier lebt vegetarisch, sie verspeisen nur Früchte. Die Temperatur in der Höhle beträgt rund 32 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit 95 %. Fotografieren ist verboten, da wir aber nur zu Viert bei der Führung waren, durften wir an zwei Stellen einige Aufnahmen machen.

Zum Abendessen sind wir anschließend in ein kleines Fischerdorf gefahren, nach Boca Sint Michiel. Das noch ursprünglich ist, und wir fanden gleich ein schönes kleines Restaurant direkt am Strand.

Fort Beekenburg

Es soll mit mit das besterhaltene Fort in der Karibik sein, das 1703 errichtete Fort Beekenburg. Ursprünglich zur Abwehr von Piraten errichtet, widerstand es später auch englischen und französischen Angriffen. Es ist frei zugänglich und man kann das mit wunderbaren Kakteen bewachsene Gelände durchstöbern. Überall stehen oder liegen noch alte Kanonen herum, der Zahn der Zeit nagt an ihnen. Auch der Turm ist offen, er ist über eine recht steile Leiter zu erklimmen. Dafür hat man dann einen wunderbaren Blick über die Carcasbaai, die das Fort zu verteidigen wusste.
Direkt an der Festung liegen zwei Marineschiffe, das größere jedenfalls scheint ausgemustert zu sein.

Blue Curacao und farbenfrohe Bilder

Von Fort Beekenburg haben wir uns zu einer Institution der Insel aufgemacht, zum Landhuis Chobolobo. In der ehemaligen Stadtvilla wird seit 1946 der weltbekannte Likör Blue Curacao von Senior & Co hergestellt, nach dem Originalrezept von 1896. Zum Einsatz kommt immer noch der über 100 Jahre alte Originalkessel. Der Likör entstand eigentlich aus einem Malheur. Wollten die Spanier einst doch Valencia-Orangen hier anbauen, heraus kamen aber nur schrumpelige, bittere Minifrüchte. Der Legende nach experimentierte später der alte Herr Senior mit den Früchten herum und er begann aus den harten Schalen Alkohol herzustellen. Irgendwann kam ein schmackhafter, farbloser Orangenlikör heraus. Durch eine Reaktion mit dem Kupferkessel entstand aber auch ein mal ein blau gefärbter Likör. Das gefiel dem Herrn Senior, also fügte er fortan blaue Lebensmittelfarbe hinzu.
In dem Landhuis Chobolobo kann man kostenfrei eine Führung mitmachen und darf drei Likörvarianten probieren. Und natürlich hinterher im Shop auch kaufen. Haben wir. Den mit Schokolade. Denn den originalen Blue Curacao nach dem alten Rezept gibt es nur hier, er lässt sich auch online nicht erwerben. Man kann ihn aber auch in einem angeschlossenen Kaffee (oder ist es eine Bar?) gleich genießen, etwa pur, als Drink oder versteckt im Kaffee. Wie wir.

Auf dem Rückweg zu unserem Hotel haben wir noch am Landhuis Jan Kok vorbei geschaut. Hier befindet sich die Galerie Nena Sanchez mit Bildern und Skulpturen der über die Insel hinaus bekannten Künstlerin. Einige ihrer Werke haben wir als Wandbemalung schon in Willemstad entdeckt. Die ehemalige Miss Curacao ließ sich von den Farben der Insel inspirieren und malte farbenfrohe und fröhliche Bilder. Sie ist 2017 verstorben, ihre ältere Schwester führt nun die Galerie fort und verwaltet ihr Erbe. 

Zu guter Letzt sind wir noch zu einem nahe gelegenen Top-Strand Curacaos gefahren, dem Play Porto Mari. Da fällt es jetzt schwer, wohin es Morgen geht, drei Strände in der Nähe zur Auswahl… und den vom Hotel natürlich. Morgen ist relaxen angesagt.

Playa Kalki und Playa Piscada

Am Mittwoch sind wir ziemlich ans westliche Ende der Insel gefahren. Mit Playa Kalki gibt es hier einen kleinen Strand, der zwar weniger Sand denn Kiesel aus Korallen bietet, aber gut zum Schnorcheln sein soll. Und ja, er ist es. Nicht weit weg liegt der Playa Piscada. Hier verkaufen Fischer am frühen Nachmittag traditionell direkt am Strand ihren Fang und nehmen die Fische auch gleich aus. Und schon immer werfen sie die Fischabfälle wieder ins Wasser. Das lockt natürlich zahlreiche Fische an, die die Reste ihrer Artgenossen gerne verspeisen. Und auch Karett-Schildkröten, die sich daran ebenfalls laben. Eine gute Chance die Tiere im Wasser beobachten zu können. Also hin. Und ja, es waren einige da. Einfach einmalig. 

Die Tiefsee ruft

Sicherlich einer der Höhepunkte dieser Reise. Und ein Ort, an dem weniger Menschen waren als auf dem Mount Everest. Mithin der zweite derartige Ort für mich. Der erste war bei den Korowai in West Papua und der zweite, jetzt, ist die Tiefsee. Sie fängt ab 200 m an, kein Licht gelangt mehr in diese Tiefen.
Hinunter geht es in einem Mini-U-Boot, der Substation. Nur einen Meter breit ist die Kapsel, 2,70 m lang, bietet aber Platz für fünf Personen. An Platzangst darf man nicht leiden, übergewichtig auch nicht sein. Sonst passt man gar nicht durch die Luke.

Die Substation, ein Mini-U-Boot für Forschung und Touristische Zwecke, einmalig.

Eingesetzt wird das U-Boot für touristische Fahrten und die Forschung. Mehrere neue Fischarten und Muscheln hat man auf diesen Fahrten seit 2010 bereits entdeckt, so Tico Christiaan, mein Pilot. Ich hatte das Glück als einziger Gast – mit Tico natürlich – an Bord zu sein. 
Der Aufwand ist schon enorm. Zuerst eine längere Einführung. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass Tico ausfällt, muss ich in der Lage sein das Boot per Joystick und Druckluft wieder an die Oberfläche zu bringen. Und auch die Kommunikation mit dem Sicherheitsoffizier muss dann bedient werden, der an der Station die Fahrt überwacht. Dabei sind dann noch ein Begleitboot und ein Taucher, der von außen nahe der Oberfläche Bilder von uns macht. Reichen würde das Atemgas für eine Woche zu zweit. Wasser und Nahrung ist auch an Bord. Sprich, sieben Tage würde man bis zu einer Bergung überleben. Wenn alle drei Sicherheitssysteme versagen würden. Mehr als unwahrscheinlich, aber Sicherheit geht eben vor. Das Boot hat übrigens schon über tausend Fahrten gemacht, ohne Probleme und ist vom Germanischen Lloyd zertifiziert. Gebaut wurde das U-Boot in Vancouver, Kostenpunkt 2,6 Millionen Dollar.


Nach den Aufnahmen nahe der Oberfläche durch den Taucher geht es in die Tiefe. Für normale Sporttaucher endet ein Tauchgang bei 40 m. In 140 Meter Tiefe macht Tico kurz das Licht aus. Das ist die Tiefe, wo sich das letzte bläuliche Schimmern im ewigen Dunkel verliert. Es geht weiter hinab. Eigentlich eine öde Sandwüste hier unten, ab und an ein Fisch, alles wirkt durch die gläserne Halbkugel und die Lichtbrechung unter Wasser sehr klein. Wie eine Miniaturwelt. Ich sehe schwarze Korallen, riesige Hornkorallen und zwei Meter große Schwämme. Auch einige Skorpionfische, ein Oktopus und eine Muräne lassen sich blicken. Zwischendurch geht es an einem alten, gesunkenen Ruderboot vorbei. Generell hat der Mensch auch hier seine Spuren hinterlassen. Immer mal wieder sieht man Plastikflaschen oder Büchsen und weiteren Unrat. Eine Plastikflasche kann ich mit dem Greifer fassen, sie wird später wieder an die Oberfläche gebracht.
Es ist eng und stickig, man liegt auf dem Bauch, kann sich kaum bewegen. Egal, einfach faszinierend. Alle paar Minuten gibt Tico dem Sicherheitsoffizier Daten durch: Sauerstoffgehalt, Trimmung, Position, Tiefe, Alarmmeldungen (keine) und verschiedenes mehr. Dazwischen erklärt er die Tierwelt hier und allerlei über die Tiefsee und das Leben in der Dunkelheit.
Wir erreichen die tiefste Stelle, mehr geht heute nicht da die Stromversorgung mit den 40 Akkumulatoren nachlässt. Die sind gut für maximal sieben Stunden Tauchfahrt, es ist heute aber nicht die erste. Und sie halten nur neun Monate, müssen dann komplett ausgetauscht werden. Wir sind auf 854 Fuß Tiefe, rund 261 m. Ausgelegt ist das U-Boot bis 450 m, zugelassen bis 1000 Fuß, 305 m.
Es geht langsam wieder hoch, zu dem Höhepunkt dieser Fahrt, dem Wrack eines vor 20 Jahren versenkten Frachters, der Stella Maris. Er misst 98 Meter Länge und hat 18 Meter Breite. Eigentlich sollte er für Taucher als Tauchspot und für Korallen und Fische als künstliches Riff dienen und in etwa 30 Meter Tiefe liegen. Nur überlegte er sich es anders und rollte einen Unterwasser-Hang hinunter. Liegt deshalb jetzt auf der Seite in einer Tiefe von rund 140 m. Also unerreichbar für Taucher, nicht aber für ein U-Boot.

Ein Clip auf YouTube mit der Vorbeifahrt am Wrack der Stella Maris.

Es ist schon faszinierend, an dem Frachter vorbei zu gleiten, die Schraube starrt in den Himmel, Aufbauten wie Winden und Masten kreuz und quer durcheinander. Alles erobert die Natur zurück, sprich Pflanzen und Tiere, der Rost bildet bizarre Skulpturen. Ein einmaliger Erlebnis.


Wieder hoch geht es an einer Riffkante entlang, und je höher wir kommen, desto mehr nimmt die Tierwelt zu. Zahlreiche bunte Fische die um Korallen herum schwimmen oder große Fischschwärme lassen sich beobachten. Bis zu einer Wassertiefe von etwa 50 Metern tobt noch das Leben, darunter war es deutlich ruhiger, lebensfeindlicher. Eine eigene Welt. Man fühlt sich wie ein Entdecker, wenn man es natürlich auch nicht ist. Nach zwei Stunden war alles wieder vorbei. Der Rücken dankt´s, der Rest nicht. Jedenfalls ist es ein einmaliges Erlebnis.

Den Fischen auf der Spur

Strandtage bieten sich natürlich zum Schnorcheln an.Und es ist immer wieder einfach fantastisch. Etwas weiter draußen im Meer an der Steilkante, wo die Insel zur Tiefsee abfällt, habe ich wunderbare Riffe entdeckt. Zwar muss man für die Aufnahmen dort tiefer tauchen, aber die acht bis zehn Meter schaffe ich auch beim Schnorcheln – ohne ärztliche Freigabe. Hier konnte ich wieder einige wunderbare Videoszenen mit Nahaufnahmen von Fischen machen, ganzen Schwärmen folgen – teilweise mehrere Minuten und schöne Korallen einfangen. Erwischt habe ich auch zwei Flötenfische. Zudem fielen einige Fotos ab, auch wenn heute der Fokus auf Videoaufnahmen lag. War heute eigentlich der beste Schnorcheltag.

Das Auge Curacaos

Abgelegen, ganz im westlichen Teil Curacaos und erst nach einigen Kilometern Piste erreichbar ist das Watamula Hole, ein Loch im Boden nahe der Klippen, in dem das Meereswasser rauscht – man nennt es das Auge Curacaos. Hier an der Küste zeigt sich die raue karibische See, das Meer ist keineswegs zahm und lädt nicht zum Baden ein. Kräftige Wellen wogen an die Klippen, die Gischt spritzt meterhoch in die Luft. Der Boden ist sehr scharfkantig, gutes Schuhwerk ist geboten. Zieht sich das Wasser zurück, hört man ein sanftes Rauschen, man vergleicht es mit dem Atem eines Riesen. Der Legende nach ist es der Atem von Mama Baranka, der Mutter Erde. Sie schläft seelenruhing, während um sie herum das Meer tobt.

Das Auge Curacaos aus der Luft…

Der Name des mystischen Ortes kommt übrigens von einer Mühle, die einst hier stand. Watamula bedeutet auf Papiamentu schlicht Windmühle.

…und etwas näher

Das Resumee

Aruba und Curacao, zwei nahe beieinander liegende Inseln, beide gehören zum niederländischen Reich, sind dennoch sehr unterschiedlich. Die kleinere Arbuba lebt fast ausschließlich vom Tourismus, gefühlt ist die halbe Insel von feinen, weißen Sandstränden umgeben. Ein Paradies für alle Arten von Wassersport, hier leben sehr nette Menschen, gastfreundlich, geprägt von der Kolonialgeschichte. Das Essen ist vorzüglich, das Preisniveau hoch. Karibik pur. Ideal für Menschen, die sich vor allem an und im Wasser aufhalten wollen. Die Insel selber bietet auch einige Sehenswürdigkeiten, deswegen kommt man aber nicht hier her.

Palm Beach, Aruba


Curacao ist größer, etwas weniger vom Tourismus abhängig. Ist man mit dem Auto auf der Insel unterwegs, fällt schon der erste Unterschied auf. In Aruba fährt man defensiv, hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, ist rücksichtsvoll, alles sehr relaxt. Curacao ist dagegen eher wie Deutschland. An die Geschwindigkeit hält sich hier kaum jemand, es wird gehupt und überholt – auch bei Gegenverkehr, einfädeln lassen gibt es nicht, Ellbogen ist erforderlich.
Was auch auf den ersten Blick auffällt, die Insel ist viel grüner, überzogen mit Buschwerk und Sukkulenten. Landschaftlich bietet Curacao mehr, Nationalparks mit „Bergen“, viele Steilküsten, es gibt einfach viel mehr mögliche Aktivitäten an Land. Und die Menschen sind auch recht freundlich (außer auf der Straße). Auch gibt es wunderbare karibische Strände, die sind jedoch meist in den Steilküsten eingebettet, also deutlich kleiner. Und besonders an den Wochenenden recht voll. Es geht enger zu als in Aruba. Auch zahlt man immer wieder einige Dollar um an die Strände zu kommen, als Tourist, ohne zu wissen was einen erwartet. Das Essen ist meist ebenfalls vorzüglich und etwas günstiger als in Aruba. Auch Curacaos Hauptstadt Willemstad ist attraktiver als Oranjestad auf Aruba, bietet schlicht viel mehr zum Shoppen und museal.

Unterwasserwelt – Curacao


Für mich das Besondere, Schnorcheln und Tauchen. Hier auf Curacao braucht man eigentlich nur vom Strand los schwimmen und ist sofort an wunderbaren Riffen um die Unterwasserwelt zu erkunden. Auf Aruba ist meist ein Boot erforderlich, dass einen herausbringt. Dafür sind auf Aruba andere Wassersportarten einfacher zu realisieren.
Egal, Aruba und Curacao sind beide eine Reise wert. Relaxen, Erholen, Baden, Wassersport, dafür steht Aruba, Sightseeing, Erkundungstouren und besonders Schnorcheln, dafür steht Curacao. So jedenfalls unsere Erfahrung in drei Wochen, natürlich sehr subjektiv.

Hier geht es zu Teil Eins mit dem Bericht über Aruba

Quelle: eigene Erfahrungen, Intenetrecherche, Bilder alle eigene, Ausnahme U-Boot Außenaufnahmen durch Substation-Crew

Die Kuba-Reise als BluRay oder DVD

Die quer durch das land führende Kubareise ist jetzt in meinem Shop zu erhalten. Der 82-minütige Film zeigt die Reise beginnend in Havanna und führt den Zuschaer dann bis in das ursprüngliche Kuba nach Baracoa ganz im Osten. Viel Informatives erwartet den Zuschauer. Den Film gibt es als DVD oder hochauflösend als BluRay.

Hier gibt es einen kurzenTrailer auf YouTube mit Ausschnitten vom Film. Auf meinem Kanal finden sich fünf weitere längere Ausschnitte jedoch mit englischen statt deutschen Kommentaren.