Eine Reise nach Japan und Südkorea, Teil 2 – Südkorea
Obwohl zwischen Fukuoka in Japan und Busan in Südkorea nur knapp über 200 km liegen, sind es dich zwei recht unterschiedliche Länder. Die Menschen unterscheiden sich spürbar. So jedenfalls unser erster Eindruck. Die Südkoreaner wirken westlicher geprägt, die Gelassenheit und Rücksichtnahme sind nicht so ausgeprägt wie in Japan, eher wie in Deutschland, man hört erstmals wieder hupende Autos, wenn auch recht selten. Während in Japan die Menschen stärker auf die Gesellschaft ausgerichtet sind und sich entsprechend verhalten, fokussieren sich die Südkoreaner eher auf die Familie und sich selbst. Auch das Essen ist unterschiedlich ebenso wie Sprache und Schrift.
Unsere Route in Südkorea: Busan, Ulsan, Gyeong-ju, Seoul
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Tag 12 und 13 – Busan, die Metropole im Süden
Wir starten unseren Kurztrip im Land der Morgenstille, wie Südkorea auch genannt wird, ganz im Süden in Busan und bleiben zwei Nächte. Einen guten Überblick über die Stadt hat man vom Busan Tower aus. Der Turm liegt im Yongdusan-Park auf dem Drachenkopfberg. Man benötigt aber viel Fantasie, um in der Form des kleinen, gerade mal 69 Meter hohen Berges einen Drachenkopf zu erkennen. Der Turm entstand 1973 als Radio- und Fernsehturm, wurde 2021 umfassend renoviert.
Am Folgetag beginnen wir einen Besuch bei der jüngeren Geschichte des Landes, am UN Memorial Park. Er ist den gefallenen UN-Soldaten des Koreakrieges von 1950 bis 1953 gewidmet. Es ist der weltweit einzige UN-Friedhof. Damals unterstützen 16 Nationen den Süden militärisch unter US-Führung im Kampf gegen das kommunistische Nordkorea. Die meisten der Gefallenen stammen aus den USA, die damals das größte UN-Truppenkontigent stellten. 2320 Gräber befinden sich heute auf dem 1951 errichteten Friedhof, der seit 1959 unter UN-Verwaltung steht. Die gefallenen US-Soldaten wurden in ihrer Heimat beerdigt. 2006 kam die Wall of Remembrance hinzu, auf der die Namen aller 40896 getöteten UN-Soldaten eingraviert wurden.
Jeden Tag um zehn Uhr wird die UN-Flagge von Soldaten feierlich gehisst und um 16 Uhr wieder eingeholt. Es finden sich auch jüngere Gräber auf dem weiträumigen Gelände, hier sind inzwischen verstorbene Veteranen beerdigt, die bei ihren gefallenen Kameraden ihre letzte Ruhestätte finden wollten. Auch einige Ehefrauen damals gefallener Soldaten wurden auf ihren Wunsch hin inzwischen hier bestattet. Einmal im Jahr wird in Korea auch der Memorial Day zelebriert, ein Nationalfeiertag. Insgesamt dürften im dreijährigen Koreakrieg um die 4,5 Millionen Menschen getötet worden sein, vor allem Zivilisten.
Die Spaltung des Landes hält bis heute an, an der 243 Kilometer langen und vier Kilometer breiten Demarkationslinie gibt immer wieder vereinzelte Schusswechsel und Zwischenfälle, mehrere Hunderttausend Soldaten – manch Quelle spricht von einer Million – stehen sich gegenüber. Während sich Südkorea zu einer der bedeutendsten Volkswirtschaften entwickelte und seit Ende der 80er-Jahre eine stabile Demokratie ist, ist Nordkorea trotz einer einst besseren Ausgangslage ein unterentwickeltes Land, in dem viele dauerhaft unterernährt sind. Die Wirtschaft ist deutlich am Militär ausgerichtet. Das diktatorisch regierte Land ist gemessen am Bruttosozialprodukt mit weitem Abstand das Land mit den höchsten Militärausgaben weltweit.
Der nächste Stopp war der nahe Busan gelegene buddhistische Haedong Yonggungsa-Tempel, der auf einer Klippe am Meer thront. Erbaut hat man ihn im Jahre 1376. Nach seiner Zerstörung während des siebenjährigen Imjin-Krieges zwischen Japan und Korea im Jahr 1592 wurde er 1930 rekonstruiert, das Hauptheiligtum 1970. Seinen aktuellen Namen erhielt er 1974, als der Mönch Jeongam von einem weiß gekleideten Buddha träumte, der auf einem Drachen in den Himmel flog.
Der Weg zum Tempel führt über eine von großen Steinlaternen gesäumte Treppe mit 108 Stufen. Jede der Stufen steht für eine weltliche Begierde im Sinne des Buddhismus.
Nach einem typisch koreanischen Mittagessen geht es zum Gamcheon Cultural Village, ein malerisches Viertel mit bunten Häusern und Kunstwerken. Gamcheon war einst ein Slum, gegründet von Flüchtlingen aus dem Koreakrieg. Nachdem 1950 Truppen aus Nordkorea fast das ganze Land erobert hatten, bis auf das kleine Gebiet im Südosten um Busan, kamen viele Flüchtlinge hier her. Sie erbauten ihre Häuser treppenförmig an den Ausläufern eines Küstenbergs. Im Laufe der Zeit verließen das Dorf, Häuser standen leer und verfielen. Das änderte sich ab 2009 dank einer Initiative von Bewohnern, Studenten, Künstlern und der Lokalregierung. Sie begannen das Dorf im Rahmen des Village Art Projects zu schmücken, luden Künstler ein und stellten ihnen leere Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung. Viele Gassen sind mit Wandmalereien und Skulpturen der Bewohner geschmückt.
In das Dorf mit seinen weniger als 9.000 Einwohnern kommen jährlich 160.000 Besucher. Es wird gern als Musterbeispiel für eine Stadterneuerung herangezogen. Eine Kooperative der Bewohner hat ein Sozialunternehmen gegründet, um die zahlreichen Souvenirläden, Cafés, Restaurants, das Hostel und den Parkplatz zu verwalten.
Die Entwicklung stößt aber nicht überall auf Gegenliebe. Zwar wissen alle, dass man ohne die vielen Besucher weiterhin arm wäre und immer mehr im Ort verfallen würde, aber negativ sei, dass die meisten älteren Bewohner das Dorf verlassen hätten und die Händler alle von außen kämen. Einheimische würden ihre Häuser vermieten oder verkaufen. Zudem würden viele von dem Touristenboom gar nicht profitieren. Das aber scheinen nur Einzelstimmen zu sein.
Weiter geht es zum Gukje Market, er befindet sich in überdachten Hallen und ist einer der ältesten Märkte in Busan. Er bietet eine enorme Vielfalt an Waren und kulinarische Köstlichkeiten. Auch ihn gründeten einst koreanischen Flüchtlinge, um mit dem Verkauf von geschmuggelten oder importierten Waren ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Daraus entwickelte sich der heutige Markt. Gukje bedeutet auf Koreanisch international.
Er ist in den über 60 Jahren seines Bestehens zu einem der größten Märkte Koreas angewachsen, die Gassen sind voll von Ständen, an denen alle mögliche gehandelt wird. Seien es Maschinen, Werkzeuge, Küchengeräte und Kleidung oder Lebensmittel.
Unser letzter Halte für den heutigen Tag ist der Jagalchi Fish Market, dem größten Fischmarkt in Korea. Es soll Busans farbenprächtigste Sehenswürdigkeit sein, und das nicht nur morgens, wenn die Fischer ihren Fang an Land bringen, sondern den ganzen Tag über. Er erstreckt sich über mehrere Hundert Meter entlang des Ufers und ist von kleinen Restaurants gesäumt. Wir haben schon einige Fischmärkte auf der Welt besucht, aber so einen noch nicht. Denn eigentlich alles Meeresgetier hier lebt noch und wird in Bassins und Becken aufbewahrt. Frischer geht es nicht. Zu finden ist alles, was hier im Meer lebt, von großen Kraken über Hummer bis hin zu Haien und Seegurken, Schnecken und Muscheln.
Tag 14 – Auf dem Weg nach Gyeongju
Es geht nordwärts mit dem Auto. Unterwegs machen wir einen Halt im Ulsan Daewangam Rock Park. Es regnet schon den ganzen Tag, recht kräftig. Dennoch unternehmen wir eine einstündige Wanderung. Der schön angelegte Weg führt durch eine von schwarzen Pinien, Kirschbäumen, Magnolien und Kamelien geprägten Landschaft am Meer entlang mit schönen Felsformationen, die durch Wind und Wasser geformt wurden. Am Ende des Wanderwegs findet sich eine Druckluftstation für die Wanderer. Damit lassen sich im Nu die Schuhe säubern und auch die gröbste Nässe aus den Hosen und Jacken blasen. Funktioniert wunderbar.
In Gyeongju kommen wir am frühen Nachmittag an. Deaneung-won, der Park der großen Tumuli ist das erste Ziel. Hier besichtigen wir ein älteres königliches Hügelgrab. Es folgt eine kurze Rast in einem traditionellen koreanischen Teehaus, bevor die Ruinen des Donggung-Palastes sowie den Wolji-Teich den Tag ausklingen lassen.
Im Park finden sich 23 Königsgräber aus der Ära der drei Königreiche von 57 v. Ch. bis 660 n. Chr. Unter grasbewachsenen Hügeln fanden sie ihre letzte Ruhestätte. Noch bis in die 70er-Jahre standen dazwischen Wohnhäuser, die man 1975 abriss, um die Gräber freizulegen. Im mit 23 Meter höchsten Grab, genannt Hwangnam Daechong, ein Doppelhügelgrab soll König Soji und seine Frau begraben liegen, das aber ist nicht ganz sicher. Es misst 120 m in seiner Länge und 80 m in seiner Breite. Bei Ausgrabungen wurden über 30.000 kostbare Grabbeigaben entdeckt. Die Grabkammer der weiblichen Person war reicher ausgestattet als die ihres Gemahls. Frauen scheinen während der Silla-Zeit einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert genossen zu haben als in späteren Zeiten. So sind aus dieser Epoche auch einige selbstständig regierende Königinnen überliefert.
Eines der bekanntesten Gräber ist Cheonmachong, der Hügel des himmlischen Pferdes und mit 13 Meter Höhe etwas kleiner. Es ist koreaweit das einzige von innen zu besichtigende Hügelgrab und stammt aus dem 5. oder 6. Jahrhundert. Wobei es innen eher wie in einem Museum ausgebaut ist. Musste es bei der Ausgrabung doch abgetragen werden und neu aufgebaut. Benannt hat man es nach den Pferdeartefakten, die sich hier fanden. Nicht bekannt ist, wer hier bestattet war. Rund 12.000 Grabbeigaben fand man auf dem Areal insgesamt, darunter eine Goldkrone und ein goldener Gürtel. Sie befinden sich fast alle in Gyeongju-Nationalmuseum, das wir anschließen besuchen und uns die Schätze aus diesen Gräbern anschauten.
Nach einer Pause in einem traditionellen koreanischen Teehaus geht es zu den Ruinen des Donggung-Palastes sowie dem Wolji-Teich. Beides war Teil des Palastkomplexes des alten Silla. Die Anlage soll im Auftrag von König Munmu im 674 n. Chr. Erbaut worden sein. 935 zerstörte ein Brand die fünf Pavillons, die Reste stürzten in den Teich. Im Zuge von archäologischen Untersuchungen legte man den See 1975 trocken, entdeckte dabei die Überreste der Gebäude. Daraufhin rekonstruierte man drei der Pavillions am Ufer des künstlichen Sees.
Tag 16, von Gyengju nach Seoul
Wir widmen uns den Vormittag weiteren Sehenswürdigkeiten in Gyeongju. Die Stadt war fast 300 Jahre die Hauptstadt der gesamten koreanischen Halbinsel. Vieles hier ist Weltkulturerbe der Unesco. Mehr Tempel, Königsgräber und Palastruinen sollen in keiner anderen koreanischen Stadt zu finden sein – obwohl das Silla-Reich schon vor mehr als tausend Jahren unterging. Wir entscheiden uns bei den zahlreichen Möglichkeiten und der beschränkten Zeit für den die Seokguram-Höhle, den Bulguksa-Tempel sowie dem Cheomseongdae-Observatorium. Alles Weltkulturerbestätten.
Begonnen haben wir bei leichten Nieselregen und stürmischem Wetter mit der auf 750 m Höhe liegenden Seokguram-Grotte, eine menschengemachte Höhle aus Granit, quasi ein Grottenkloster. Sie stammt aus dem 8. Jahrhundert. Silla-Minister Kim Dae-Song hat das Grottenkloster zu Ehren seiner Eltern aus seinem vorherigen Leben errichten lassen. Sei er doch dank seiner Verdienste wiedergeboren worden. Die Grotte geriet während der Joseon-Dynastie ab 1392 in Vergessenheit, wurde 1909 wieder entdeckt. Nach einer Restauration von 1961 bis 1966 hat sie viel von ihrem ursprünglichen Charakter wiedergewonnen.
Seokguram besteht aus einer Vorkammer, dem Symbol des Irdischen, einem Korridor, dem Weg der Erleuchtung und der kuppelförmigen Haupthalle dem Himmel respektive Nirwana. Grimmig dreinblickende Wächtergottheiten stoppen jeden teuflischen Einfluss allein durch ihren Blick. Im Zentrum steht ein etwa 3,5 Meter großer Buddha. Betreten dürfen sie aber nur Betende, man kann den Buddha von außen durch eine Glasscheibe bestaunen, Bilder sind nicht gestattet.
Nicht weit entfernt liegt der Bulguksa-Tempel. Seine heutige Form erhielt er um 774. Das ganze Areal umfasst mehrere sehenswerte Gebäude. Der Besucherstrom von Gläubigen und Interessierten ist an einem Sonntag wie heute enorm. Über 800 Jahre blieb das Gebäude intakt, wurde dann 1593 in Kriegszeiten niedergebrannt. Es folgten Wiederaufbau und Plünderungen in regelmäßigen Abständen, bis 1970 ließ man das Areal verfallen. Erst dann besann man sich seines Erbes und begann mit der Restaurierung. Zwei der Steinpagoden, zwei steinerne Treppen und zwei vergoldete Buddha-Statuen stammen original aus der Anfangszeit und gehören heute zu den Nationalschätzen Südkoreas.
Bevor es zum Bahnhof für den Zug Richtung Seoul geht, schaffen wir noch eine kurze Visite beim Cheomseongdae-Observatorium, mithin soll es das älteste erhaltene Observatorium Ostasiens sein. Erbaut wurde es um 640 und die damaligen Menschen dürften es für die Beobachtung der Sterne genutzt haben, um Wettervorhersagen zu treffen. Sicher ist man sich aber nicht, es könnte astronomischen, astrologischen oder rituellen Zwecken gedient haben.
Jede Lage besteht aus 12 Steinen, die wahrscheinlich die Monate symbolisieren. Das ganze Observatorium ist aus 30 Steinlagen aufgebaut; eine für jeden Tag im Monat. Insgesamt besteht die Sternwarte aus 365 Steinen. Das entspricht genau einem Jahr.
Der Turm ist knapp über neun Meter hoch. Jede Seite der oberen quadratischen Steinschicht ist exakt nach den einzelnen Himmelsrichtungen ausgerichtet und die Steine formen zusammen das chinesische Zeichen Jing, eine der 28 chinesischen Sternkonstellationen, das Äquivalent zum westlichen Sternbild Zwilling.
Am frühen Nachmittag geht es mit dem KTX-Expresszug weiter nach Seoul, der Hauptstadt des Landes. Unser Hotel liegt im Herzen von Seouls Myeong-Dong, einem pulsierenden Einkaufs- und Unterhaltungsviertel mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Sehenswürdigkeiten.
Abend sind wir noch zum nahe gelegene Seoul Plaza marschiert, haben den Deoksugung-Palast im Zentrum besichtigt, einen von fünf und gut koreanisch gegessen. Anders als bei den anderen Königspalästen aus der Joseon-Zeit gibt es innerhalb der Deoksugung- Palastanlage neben den traditionellen Holzbauten auch Gebäude im westlichen Stil. Die Anlage erinnert viele Koreaner an die schwierige Lage, in der sich das Joseon-Reich zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand. Damals musste sich das Reich gegen die feindlichen Überfälle der großen imperialen Mächte erwehren und ums Überleben kämpfen. König Gojong verkündigte 1897 daraufhin den Beginn des koreanischen Kaiserreichs und wählte den Palast als Sitz des Kaisers.
Der Seoul Plaza ist ein zentraler Platz vor dem Rathaus von Seoul und wird gern von jungen Pärchen und Familien in Beschlag genommen. Zahlreiche bequeme Sitzmöglichkeiten, eine Freilichtbibliothek und Spielgeräte für die kleinen sorgen für den Zulauf.
Tag 17, ein Bummel zu Seouls Sehenswürdigkeiten
Wir beginnen denheutigen Tag mit der Besichtigung des Gwanghawamun-Platz, dem pulsierende Herzen der Stadt. Es ist zum einen ein historischen Platz, der seit Jahrhunderten ein zentraler Punkt der koreanischen Geschichte ist. Zugleich handelt es sich um einen modernen städtischen Raum für Einheimische und Besucher gleichermaßen. Häufiger finden hier auch politische Demonstrationen statt.
Nahe gelegen liegt der Palast Gyeongbokgung, der von 1395 bis 1592 sowie von 1868 bis 1910 Sitz der koreanischen Herrscher war und an dessen Stelle in der Kolonialzeit die Residenz des japanischen Generalgouverneurs stand. Der Name bedeutet „Palast der strahlenden Glückseligkeit“. Mit seinen 330 Gebäuden soll es sich um den größten und wohl schönsten der fünf Paläste Seouls handeln. Viele alte Gebäude wurden während der japanischen Besatzung von 1910 bis 1945 abgerissen oder signifikant verändert. 1990 begann man, Teile der ehemaligen Anlage originalgetreu wieder herzustellen. Einst zählte der Palast über 7000 Räume. Nicht missen sollte man die Zeremonie des Wachswechsels der königlichen Garde. Gekleidet in den Uniformen des 15. Jahrhundert zeigt man den Besuchern viermal am Tag, wie ein Wachwechsel zu damaligen Zeiten wohl vonstatten gegangen sein dürfte.
Der malerische Stadtteil Bukchon, übersetzt Nordstadt ist unser nächstes Ziel. Hier finden sich noch rund 860 traditionelle koreanischen Häuser. Man wird in die Vergangenheit Koreas zurückversetzt. Die Häuser mit den geschwungenen Dächern und mit Ziegelornamenten verzierten Fassaden bilden einen surrealen Kontrast zum nur wenige Gehminuten entfernten modernen Seoul. Die meisten Gebäude stammen aus den 1930er-Jahren und sind bewohnt.
Kurze Zeit später finden wir uns in der lebhaften Insadong-Allee wieder, die für ihre Vielfalt an koreanischen Antiquitäten und traditionellen Gegenständen bekannt ist. Das aber ist weltweit bekannt, dementsprechend viel ist los und das Preisniveau ist auch nicht gerade niedrig. Dennoch, hier finden sich unzählige schöne Läden und auch Kleinstgalerien mit schöner koreanischer Kunst. In den Seitengassen siedelten sich viele kleine Restaurants und abends packen Straßenmusiker ihre Instrumente aus. So lange bleiben wir aber nicht.
Einen atemberaubenden Blick auf die Stadt hat man dann vom N Seoul Tower aus, eingeweiht 1975. Bei Tageslicht liegt er aber gern innerhalb der für solche Städte üblichen Dunstglocke. Nicht jedoch heute. Nachts erleuchtete der Tower von überall in der Stadt sichtbar in vier Farben. Rot bedeutete starke Smog und schlechte Luft, man solle daheimbleiben. Es folgen die Farben gelb und grün, blau heißt dann besonders saubere Luft. Vorab, abends leuchtete der Tower während unserer Anwesenheit blau. Der Tower steht auf dem Namsam-Berg, deswegen das N im Namen. Er ist rund 236 Meter hoch, die Plattform befindet sich auf etwas über 130 Meter Höhe. Von hier aus sieht man gut die Dimensionen der Stadt mit ihren rund zehn Millionen Einwohnern.
Zu guter Letzt hielten wir uns noch auf dem geschäftigem Namdaemun-Markt in der Nähe des Hotels auf. Es soll sich um den größten koreanischen Markt handeln der weit über die Stadtgrenzen Seouls bekannt ist. Was man hier nicht findet, findet man nirgendwo in Korea, so heißt es. Es sollen um die 10.000 Läden sein, andere Quellen sprechen von 6.000, das spielt aber keine Rolle. Alles ist in verschiedene Zonen entsprechend dem Warensortiment aufgeteilt, um sich zurecht zu finden. Falls nicht, helfen Englisch sprechende Mitarbeitern in rote Kleidung, die sich auf dem Markt finden. Die Ursprünge des Marktes sollen bis ins Jahr 1414 zurück reichen.
Historiker glauben, dass der Markt während der Regierungszeit von König Taejong, dem dritten König der Joseon-Dynastie, Anfang des 15. Jahrhunderts gegründet wurde. In den 1600er Jahren wurde der Namdaemun-Markt zu einer Drehscheibe für den Verkauf einer breiten Palette von Waren, darunter Stoffe, Töpferwaren und Möbel. In vielerlei Hinsicht bleibt der Markt der dynamische und vielfältige Ort, der er seit Jahrhunderten ist.
Tag 18, Ein letzter Tag in Seoul
Das Dongdaemun Design Plaza ist eine von Seouls Architekturikonen. Das Gebäude sieht mit seiner kühlen, silbernen Aluminiumhaut und der amorphen Struktur eher aus wie ein Raumschiff. Es gibt weder gerade Linien noch Winkel. In Inneren finden sich ein Museum, Ausstellungsflächen, Designlabor, Läden und Cafés. Auch die Umgebung des Gebäudes und des Platzes bietet einiges Sehenswertes. Man kann das Gebäude quasi erwandern. Erbaut hat man es von 2009 bis 2014, geplant wurde die Anlage von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid.
Weiter geht es mit einem kurzen, etwa einstündigen Spaziergang die Seoul Wall Fortress entlang. Der Weg entlang der Stadtmauer bietet gute Blicke auf das moderne Seoul und gleichzeitig den in die Vergangenheit. Die Stadtmauer von Seoul oder Hanyangdoseong ist eine Verteidigungsmauer, die zunächst von König Taejo der Joseon-Dynastie zur Verteidigung des Stadtzentrums der Joseon-Hauptstadt Hanseongbu errichtet wurde. Ihre Länge betrug einst etwa über 18 Kilometer, davon sind 12,7 noch erhalten. Seit 1963 ist sie eine Historischen Stätte Südkoreas und inzwischen eine Touristenattraktion in der Nähe des Stadtzentrums. Errichtet wurde sie ursprünglichen im späten 14. Jahrhundert und bestand einst aus großen runden Steinen, die durch Lehm zusammengehalten wurden. Im 15. Jahrhundert hat man sie renoviert und modernisiert und dann wieder im Jahr 1704.
Am Ende des Weges kommen wir zur Iwha Mural Village, auch als Monddorf oder „daldongne“ bekannt. Wie auch das Gamcheon Cultural Village in Busan war der Ort dem Untergang geweiht, da es als Slum und heruntergekommene Gegend galt. 2006 wurden im Rahmen eines Kunst in der Stadt-Projekts von 70 Künstlern sehr schöne Wandmalereien aufgebracht, um das Viertel wiederzubeleben. Das gelang. Seitdem kamen viele Besucher hierher, mit allen positiven, aber auch negativen Begleiterscheinungen. Nur hat anscheinend auch hier niemand die meist älteren Bürger gefragt, ob sie es auch wollen. 2016 hatten einige Anwohner genug, zumal ihre Beschwerden ignoriert wurden und übermalten zwei der beliebtesten Wandgemälde. Inzwischen scheint es sich aber beruhigt zu haben und es kamen sogar einige neue Gemälde hinzu. Das Problem ist halt, das sich eine Minderheit der Besucher nicht an gängige Regeln hält. So soll man sich leise unterhalten und Rücksicht auf die Anwohner nehmen. Und die Hauptsaison meiden.
Mit der Welt der traditionellen koreanischen Kräutermedizin befassen wir uns dann im Yangnyeongsi Herb Medicine Museum. Gegründet hat man das Museum, um die Geschichte und das Wissen der traditionellen koreanischen Medizin zu bewahren und weiterzugeben. Passenderweise befindet sich das Museum gegenüber dem Seouler Yangnyeong-Markt, einem bekannten Märkte für orientalische Medizin in Korea. Hier sollen um die 70 Prozent aller orientalischen Kräuter und Medizinarien des Landes vertrieben werden.
Es folgt ein Besuch des Jegidong Market, wo vor allem Lebensmittel aller Art gehandelt werden. Als sich die Nation von den Folgen des Koreakrieges zu erholen begann, versammelten sich Bauern aus der nördlichen Region um den alten Bahnhof Seongdong auf brachliegendem Ackerland, um ihre Produkte und Waren zu verkaufen. Das war der Beginn dieses Marktes. Man hat in jüngerer Zeit einige Renovierungsarbeiten durchgeführt, um die veraltete Marktumgebung in ein modernes Einkaufserlebnis umzuwandeln, dabei aber versucht, den Charme des Viertels zu bewahren. Auch Handwerksarbeiten werden hier gehandelt.
Die Zeit reichte anschließend noch für einen Besuch des Cheonggyecheon Stream. Der Cheonggyecheon ist ein etwa elf Kilometer langer, kleiner Fluss, der durch das Stadtzentrum von Seoul fließt. 1950 hatte man ihn überbaut und im Rahmen eines Stadterneuerungsprojekts baute man die darüber laufende Hochstraße wieder ab und legte ihn frei. Von den Menschen in den umliegenden Gebäuden wird er gern während der Mittagspause genutzt, zudem finden hier kulturelle Veranstaltungen statt.
Das Resumee
Damit endet die Reise durch Japan und Südkorea. Beide Länder sind doch recht unterschiedlich was die Menschen und Kultur angeht und in manchen dennoch recht ähnlich.
In Japan sind die Menschen deutlich zurückhaltender und nehmen mehr Rücksicht auf den anderen, in Südkorea steht mehr das eigene ich im Vordergrund. Das merkt man auch in deutlichen Unterschieden im Straßenverkehr oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Südkorea ist da Deutschland sehr ähnlich. Beides sind sichere und angenehme Reiseländer und auch sehr sauber. Müll oder Graffiti sieht man nicht, die Infrastruktur ist sehr gut ausgebaut. Beide eint stark der respektvolle Umgang untereinander, wenn hier auch spürbare Unterschiede in der Art vorhanden sind. Auch die Küche ist unterschiedlich. In Japan lieben vor allem saisonale Produkte, Meerestiere, Sushi, Reis, Nudeln und Miso-Suppe, wobei meist nur gedämpft, geschmort oder gekocht wird. Dagegen bevorzugen die Südkoreaner Kimchi – fermentierter Chinakohl oder Rettich, frittiertes Hähnchen mit Bier, generell BBQ, wobei das Fleisch am Tisch gegrillt wird. Und die südkoreanische Küche ist schärfer als die von Japan. Aber beide eint eines, sie sind Länder, in die sich das Reisen lohnt.
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